Wolfgang Prinz

Wolfgang Prinz

Wolfgang Prinz (* 1942) ist ein deutscher Psychologe und Kognitionswissenschaftler von bedeutender öffentlicher Wirksamkeit.

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Werdegang

Nach seinem Studium der Psychologie, Philosophie und Zoologie an der Universität Münster, das er 1966 mit dem Diplom in Psychologie abschloss, war Wolfgang Prinz bis 1975 als wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Kognitionspsychologie am Psychologischen Institut der Ruhr-Universität Bochum tätig, wo er 1970 auch zum Dr. phil. promoviert wurde.

Von 1975 bis 1990 wirkte er als Ordentlicher Professor für Psychologie an der Universität Bielefeld und war dort von 1982-1989 gleichzeitig Wissenschaftlicher Direktor am Zentrum für interdisziplinäre Forschung.

Von 1990 bis 1998 war er Direktor am Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung in München, das am 1. Januar 2004 als Arbeitsbereich Psychologie in das Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften Leipzig München eingegliedert wurde; in dieser Zeit wirkte er von 1990 bis 1998 auch als Ordentlicher Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Von 1997 bis 2000 war er Vorsitzender der Geisteswissenschaftlichen Sektion der Max-Planck-Gesellschaft und ist seit 2004 Direktor am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig.

Forschung

Die Forschungsschwerpunkte von Prinz liegen in den Bereichen Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Wille, Handlung, Selbst und Bewusstsein.

Für seine Arbeiten erhielt er 1993 den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Willensfreiheit

Nach Prinz existiert Willensfreiheit nicht als naturwissenschaftliche Entität, sondern in dem Sinne eines kulturellen Konstruktes, nämlich als das Produkt menschlicher Interaktion.[1]

Mit dieser ebenso entschiedenen wie kontraintuitiven Negierung der Willensfreiheit hat Prinz wie einige Hirnforscher weithin Aufsehen erregt und Beachtung gefunden. In deterministisch-kausaler Deutung statistischer Ergebnisse der berühmten korrelativen Experimente von Benjamin Libet hat er seine Ansicht gegen Libets eigene eher vorsichtige Interpretation seiner Arbeiten in die griffige Formel gefasst:

Wir tun nicht, was wir wollen, sondern wir wollen, was wir tun.[2]

Allerdings kommt Prinz zu seiner Ansicht real aus einem anderen Grund. In seinem Selbstverständnis als naturwissenschaftlich forschender Psychologe vertritt er nämlich a priori einen mindestens methodischen oder prinzipiellen, wenn nicht sogar weltanschaulichen oder ontologischen Determinismus, wenn er in weithin üblicher szientistischer Gleichsetzung von Wissenschaft mit Naturwissenschaft erklärt:

Die Idee eines freien menschlichen Willens ist mit wissenschaftlichen Überlegungen prinzipiell nicht zu vereinbaren. Wissenschaft geht davon aus, dass alles, was geschieht, seine Ursachen hat und dass man diese Ursachen finden kann.[3]

Allerdings wehrt sich Prinz gegen das Missverständnis, der freie Wille sei deshalb nicht real. Das ist er durchaus, als soziales und kulturelles Phänomen. „Wir gehen so miteinander um, als könnte jeder frei entscheiden, und im Rahmen dieser sozialen Praxis sind wir willensfreie Akteure.[4] Nur ist es nicht möglich, diese soziale und kulturelle Realität mit hirnphysiologischen Argumenten zu erfassen. „Wenn wir uns fragen, warum sich Menschen unterschiedlich entscheiden, hilft ein Blick in deren Hirne nicht viel weiter. Wie gesagt, ich teile die Prämisse nicht, dass menschliches Verhalten durch Hirnforschung erklärt werden kann. Hirnprozesse können einen interessanten Beitrag leisten, mehr aber nicht.[5]

Einzelnachweise

  1. Vgl. seine Äußerungen bei den Münchner Wissenschaftstagen 2007 (Video-Mitschnitt)
  2. Der Mensch ist nicht frei (Interview) in: Das Magazin 2/2003 S. 19
  3. Ebd.; bemerkenswert für einen Wissenschaftler, der als Psychologe forscht, ist dabei das ausdrücklich persönliche Bekenntnis von W.Prinz: "Für mich ist unverständlich, dass jemand, der empirische Wissenschaft betreibt, glauben kann, dass freies, also nicht-determiniertes Handeln denkbar ist." – Das gesamte Interview in Das Magazin 2/2003 S. 18-20 steht hier () online; s.a. seine Thesen () zum Kongress Neuro2004 () des Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen(), die Prinz dort in einem eigenen Referat sowie zusätzlich auch in dieser Podiumsdiskussion () vertreten konnte.
  4. Interview in DIE ZEIT Nr. 24, 10. Juni 2010, S. 37.
  5. Interview in Die Zeit 24/2010 vom 10. Juni 2010, S. 37.

Weblinks


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