Wundergeschwulst

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Ein Teratom (von griech. teras, teratos „Schreckbild, Ungeheuer“ und -om „Geschwulst, Schwellung“, früher auch Wundergeschwulst) ist eine angeborene, oft organähnliche Mischgeschwulst der Keimzellen.

Ein Teratom ist ein Keimzelltumor, der aus Anteilen eines [1], zweier oder, typischerweise, dreier Keimblätter besteht [2], Gewebe enthält, die an der Stelle seiner Manifestation sonst nicht vorkommen und nicht aus einer Metaplasie hervorgegangen ist.[3]

Meist liegt es in einer gekapselten Form vor, die verschiedene differenzierte Gewebearten enthält, beispielsweise Haut, Haare, Zähne, Muskel- und Nervengewebe. Wenn es ausdifferenziertes Gewebe aller Keimblätter enthält, wird es als adultes oder reifes Teratom bezeichnet; unreife oder embryonale Teratome enthalten dagegen wenig differenziertes epitheliales oder mesenchymales Gewebe. Wesentlich ist neuerdings die Abgrenzung von präpubertär manifesten Teratomen gegen diese, die postpubertär auftreten. Präpubertale Teratome zeigen ein benignes (gutartiges) Verhalten, während letztere morphologisch zwar ähnlich erscheinen aber als maligne (bösartig) betrachtet werden müssen – ungeachtet der Ausbildung reifer oder unreifer Gewebe.

Teratom des Ovars mit Hautgewebe

Inhaltsverzeichnis

Vorkommen

Typische Orte der Entstehung sind die Eierstöcke (meist gutartig) oder Hoden (dort meist bösartigTeratokarzinom), hier geht man von einer schlechteren Heilungsprognose aus. Weitere Lokalisation sind: Steißbein (Steißbeinteratom), Zentralnervensystem, Halsweichteile, Mediastinum, Baucheingeweide (Pankreas, Darm), Retroperitonealraum.

Teratome machen 58 % der benignen Ovarialtumoren aus. 15 % der Tumoren sind bilateral. Mehr als 80 % der reifen Teratome treten während der reproduktiven Phase auf. Selten sind sie bei Kindern oder nach der Menopause.

Pathologie

Pathogenese

Teratome kommen vor allem in den Keimdrüsen vor. Daher werden sie zu den Keimzelltumoren gezählt. Analysen der Chromosomen der in den Keimdrüsen vorkommenden Teratomen legen die Vermutung nahe, dass es sich bei diesen Teratomen um Tumore handelt, die durch Jungfernzeugung aus unbefruchteten Keimzellen entstanden sind. Manche der gutartigen Teratome können so gut ausdifferenziertes Gewebe enthalten, dass die Abgrenzung von parasitären Doppelfehlbildungen schwierig ist.

Bei den Teratomen, die nicht in den Keimdrüsen vorkommen wird die Keimversprengungstherorie zu Pathogenese herangezogen. Dabei wird vermutet, dass in der Embryonalentwicklung Keimmaterial liegen bleibt und sich nicht weiter entwickeln konnte.

Histologie

Teratome bestehen aus Geweben aller drei Keimblätter, die manchmal organartig angeordnet sein können. Trotz fehlender Befruchtung beginnen diese sich chaotisch zu teilen und bilden Stammzellen, die denen eines Embryos nicht unähnlich sind. Aus diesen Stammzellen bildet sich Gewebe, das für die Umgebung völlig untypisch ist (Haare, Zähne, Haut – aber auch, in Ansätzen, Leber-, Nieren- oder gar Herzmuskelzellen). Das Dermoid bzw. die Dermoidzyste als reifes Teratom enthält in ihrer Wandung Material der Haut (Talgdrüsen, Plattenepithel und Haarfollikel).

Histologisch dominiert in fast allen Fällen ektodermales Gewebe einschließlich verhornter Epidermis, Talg- und Schweißdrüsen, Haarfollikel und neuroektodermale Elemente. Mesodermale Anteile umfassen glatte Muskulatur, Knochen, Zähne, Knorpel und Fettgewebe.

Morphologie

Makroskopisch sind reife Teratome leicht erkennbar. Ein zystischer Hohlraum ist gefüllt mit gelbem talgartigem Material durchmischt mit Haaren. Die Zystenauskleidung gleicht Haut. Eine oder mehrere polypoide Formationen bestehend aus Fettgewebe ragen in das Zystenlumen (sogenannter Kopfhöcker). Zähne, Knochen, Knorpel, Schilddrüsengewebe oder Hirngewebe können in manchen Fällen makroskopisch beobachtet werden.

Vom Entoderm abgeleitet sind respiratorisches und gastrointestinales Gewebe, Schilddrüse, Speicheldrüse und selten Retina, Pankreas, Thymus, Nebenniere, Hypophyse, Niere, Lunge, Mamma und Prostata. In der Zystenwand lässt sich oft eine lipogranulomatöse Entzündung als Reaktion auf Zysteninhalt nachweisen. Eine maligne Entartung einzelner Gewebsbestandteile kommt nur in 2 % aller Dermoidzysten vor. Am häufigsten sind Plattenepithelkarzinome oder Adenokarzinome.

Teratome die aus nur einer Gewebeart bestehen werden auch monodermale Teratome genannt, dies sind z. B.

Lediglich 3 % der Teratome bei Frauen sind unreife Teratome mit potentiell malignem Verlauf. Bei Männern sind Teratome ausschließlich bösartig. Unreife Teratome sind solide oder solid-zystisch, haben eine weiche fleischige Schnittfläche mit Einblutungen und Nekrosen. Histologisch lässt sich embryonales, meist neuroektodermales Gewebe nachweisen. In der Regel ist auch unreifes Gewebe vom fetalen Typ und reifes Gewebe vom adulten Typ aus allen drei Keimblättern beigemischt.

Sehr selten sind fetiforme Teratome, die aus einer Zyste bestehen, die Strukturen ähnlich einem missgebildeten Fetus (Homunculus) enthält.

Symptomatik

Die Patienten sind je nach Lokalisation des Teratoms oft asymptomatisch. Gelegentlich bemerken die Betroffenen eine Zunahme des Bauchumfanges, eine Vorwölbung am Unterbauch, oder klagen über Bauchschmerzen.

Diagnostik

Wenn Zähne vorhanden sind, lässt sich die Diagnose radiologisch (Projektionsradiographie, Computertomographie CT) leicht stellen.

Therapie

Teratome werden operativ entfernt. Unreife Teratome (oder Teratom beim Mann) werden zusätzlich chemotherapeutisch behandelt. Durch Cisplatin-basierte Chemotherapien sind, je nach Lokalisation, ausnehmend gute Heilungsraten erreichbar.

Operative Therapie im Kindesalter

Die vollständige chirurgische Entfernung in sano (R0-Situation) gilt als adäquate Therapie reifer Teratome [5], auch unreife Teratome des Kindesalters extrakranieller Lokalisation können nach Marina et al. chirurgisch hinreichend behandelt werden.[6]

Chemotherapie

Der Meilenstein für die erfolgreiche Behandlung von Keimzelltumoren wurde in den 1970er Jahren mit der Einführung Cisplatin-basierter Chemotherapien gesetzt. Cisplatin gilt als das wirksamste Agens zur Behandlung von Keimzelltumoren, wenngleich angesichts der kumulativen Nephro- und Ototoxizität Versuche unternommen wurden, Cisplatin durch Carboplatin zu ersetzen.

Komplikationen

Mögliche Komplikationen sind die Verdrehung des Tumors mit Infarzierung, Perforation, Einblutung in den Bauchraum und Autoamputation des Tumors. Eine plötzliche Ruptur kann zum akuten Abdomen führen. Eine Entleerung von Zysteninhalt kann außerdem eine granulomatöse Peritonitis verursachen.

Besonderheiten

Da der Tumor Stammzellen bildet – aus denen sich dann die Haare, Zähne usw. differenzieren – ist der Tumor für Entwicklungsbiologen von hohem Interesse, da er die Möglichkeit bietet, Stammzellen zu gewinnen.

Syndrom des „wachsenden Teratomes“ (GTS)

Mikroskopisch kleine Teratom-Herde können lokal wachsen und zu einer Komprimierung der umgebenden Strukturen führen; diese Beobachtung wurde von Logothetis 1982 als „Syndrom des wachsenden Teratomes“ bezeichnet.[7] Die klinische Definition eines GTS erfordert

  • einen nicht-seminomatösen (testikulären) Keimzelltumor mit teratomatösem Anteil in der Vorgeschichte
  • erhöhte Spiegel der Serum-Tumormarker AFP, bHCG und / oder LDH mit radiologischem Nachweis einer Metastasierung
  • die Normalisierung der Serum-Tumormarker nach Chemotherapie
  • die Vergrößerung der Metastase(n) bei normwertigen Tumormarkern
  • den Nachweis eines reifen Teratoms in der / den Metastase(n).

Teratome mit bösartiger Transformation

In seltenen Fällen können reife oder unreife Teratome eine bösartige (maligne) Transformation (TMT) durchlaufen. Teratome mit einer "malignen Transformation" im herkömmlichen Sinne stellen eine gut umschriebene Einheit dar, deren Namensgebung sich auf die bösartige Umwandlung einer somatisch teratomatösen Komponente innerhalb eines nicht-seminomatösen Keimzelltumors zu einer von einem somatischem Malignom ununterscheidbaren Histologie bezieht. Beispiele dieser histologisch umgewandelten Zelltypen sind unter anderem

  • Rhabdomyosarkome (RMS)
  • primitive neuroektodermale Tumore (PNET)
  • enterische Adenokarzinome
  • Leukämien

Siehe auch

Quellen

  1. Ulbright, 2005, Mod Pathol, 18 Suppl 2, 61-79
  2. Forrester and Merz, 2006, Paediatr Perinat Epidemiol, 20, 54–58
  3. Ng et al., 1999, Cancer, 86, 1198-202
  4. Riede, Schäfer:Allgemeine und spezielle Pathologie, 1993 Thieme ISDN 3136833039
  5. Gobel et al., 1998, Med Pediatr Oncol, 31, 8-15
  6. Marina et al., 1999, J Clin Oncol, 17, 2137-43
  7. Logothetis et al., 1982, Cancer, 50, 1629-35

Weblinks


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