- Wörbzig
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Wörbzig ist ein Dorf in Sachsen-Anhalt. Die ehemals selbständige Gemeinde wurde zum 1. Januar 2004 nach Gröbzig eingemeindet. Mit Gröbzig kam Wörbzig am 1. September 2010 zur Stadt Südliches Anhalt.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Geographische Lage
Wörbzig liegt im Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt rund 6 km südwestlich der Kreisstadt Köthen (Anhalt) und 35 km nordöstlich von Halle (Saale). Wörbzig hat eine Fläche von rund 9 km² und 432 Einwohner (2004).
Nachbarorte
Südlich von Wörbzig liegt Gröbzig, westlich Dohndorf, nördlich Löbnitz a.d. Linde, südwestlich Pfaffendorf. Östlich liegen Klein- und Groß-Wülknitz. Dohndorf, Löbnitz, Klein- und Groß-Wülknitz sind Ortsteile der Stadt Köthen.
Geschichte
Erstmals wurde die Siedlung Wrbizke 1149 erwähnt, was so viel heißt wie kleines Weidicht (ein mit vielen Weidenbäumen oder Weidenbüschen bewachsener Ort). 1156 hielt Albrecht der Bär hier ein „Landgericht“ ab, an dem auch Eike von Repgow als Schöffe teilnahm.
Lange Zeit war Wörbzig Mittelpunkt einer kleinen Grafschaft, bis es 1252 durch Heinrich II. in das Fürstentum Anhalt eingegliedert wurde. Bekannt wurde der Ort unter anderem durch sein großflächig angelegtes Rittergut im Südwesten der Gemeinde, welches heute noch zum Teil gut erhalten ist. Von 1621 bis 1796 war es im Besitz der Familie von Wietersheim.
Im Jahre 1869 hielt sich der preußische König Wilhelm I. in Wörbzig auf. Er frühstückte täglich, während eines dreitägigen Manövers bei Pilsenhöhe, zusammen mit den Rittergutsbesitzer Carl Nette und dessen Familie.
Am 7. Dezember 1922 besuchte Reichspräsident Friedrich Ebert Wörbzig und das Rittergut.
Am 15. April 1945 besetzten US-amerikanische Soldaten das Dorf, bis sie die Kontrolle später an die sowjetische Besatzungsmacht abgaben.
Einwohnerentwicklung
- 1879 - 705 Einwohner
- 1900 - 651 Einwohner
- 1905 - 679 Einwohner
- 1910 - 661 Einwohner
- 1919 - 597 Einwohner
- 1925 - 672 Einwohner
- 1933 - 672 Einwohner
- 1937 - 617 Einwohner
- 1939 - 617 Einwohner
- 1969 - 703 Einwohner
- 1971 - 701 Einwohner
- 1972 - 697 Einwohner
- 2002 - 434 Einwohner
- 2007 - 405 Einwohner
Politik
Bürgermeister
Die Bürgermeister (ab 2004 Ortsbürgermeister) seit ca. 1865:
- 18??–1868: Ferdinand Laute
- 1868–1903: Gottfried Elze
- 1903–19??: Albert Schmidt
- 19??–19??: Karl Schmidt
- 19??–193?: Karl Rudolph
- 193?–1945: Oskar Hoffmann
- 1945–1947: Albert Bieler
- 1947–194?: Karl Repert
- 194?–194?: Karl Zöge
- 194?–194?: Franz Büchner
- 194?–195?: Friedrich Schmidt
- 195?–195?: Karl Elicki
- 195?–1958: Fritz Müller
- 1958–1962: Herbert Scheel (1960 durch Heribert Wohlrab vertreten)
- 1962–1967: Fritz Windt
- 1967–1983: Lucie Keitel
- 1983–1983: Erhard Herse
- 1984–1987: Bianca Auschner (1984–1985 durch Raymond Schulz vertreten)
- 1987–1988: Thomas Hoffmann
- 1989–1990: Thomas Pertzsch
- 1990–1992: Werner Müller
- 1992–2005: Horst-Hermann Hennig
- 2005–2010: Hubert Schüppel
- 2010-2010: Sascha Ziesemeier
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Kirche
Der Kirchenpatron Heinrich von Beltzigk hat die Kirche St. Mariä 1514- 20 in die heutige Form umbauen lassen. 1807- 08 erhielt sie einen neuen Turm.
Pastoren
Die Pastoren seit 1564:
- 1564-1572: Friedrich Schirmer
- 1572-1574: Adam Calovius
- 1574-1585: Mattheus Kneufler
- 1585-1596: Stephanus Reuter
- 1596-1626: Michael Völgner
- 1627-1681: Hartmann Seidenstücker
- 1681-1700: Christoph Stübner (1680 Substitut)
- 1700-1734: Christoph Johann Below
- 1735-1757: Elias Mehlhardt
- 1757-1805: Friedrich Adam Elias Mehlhardt (Sohn des vorigen Pastors.)
- 1806-1840: Johann Karl Wilhelm Mühlenbein
- 1841-1852: Johann Wilhelm Laue
- 1852-1878: Karl Eschebach
- 1878-1897: August Hugk (Seit 1875 Pfarrverwalter.)
- 1897-1909: Dr. phil. Friedrich Heine
- 1909-1929: Hermann Mörchen
- 1929-1931: Vakanz
- 1931-1950: Lic. theol. Fritz Schröter (Von 1938 bis 1945 suspendiert und gleichzeitig Leiter des Predigerseminars der bekennenden Kirche in Ostpreußen.)
- 1950-1950: Fritz Jahn (Pfarrverwalter)
- 1951-1958: Gerhard Bankewitz
- 1959-1972: Horst Wagner
- 1972-1972: Johannes Hiller
- 1973-1982: Dieter Pretzsch
- 1982-1989: Vakanz
- 1989-1999: Martin Günther
- 1999-2000: Vakanz
- seit 2000: Tobias Wessel
Friedhöfe
Bis 1859 wurden die Toten auf dem Kirchhof, die letzte Erweiterung war 1824, bestattet.
1840 legte sich der Rittergutsbesitzer Carl Nette östlich des Dorfes, am Feldweg in Richtung Pilsenhöhe, einen privaten Friedhof än. Den größten Teil seines privaten Friedhofes überliess er 1859 der Wörbziger Kirche. Auf diesen, nun kirchlichen, Friedhofsteil fand am Sonntag den 3. Juli 1859 die erste Beisetzung statt. Um 1920 wurde der Friedhof in westlicher Richtung erweitert.
Auf dem Friedhof der Familie Nette wurden die folgenden Personen bestattet:
- Georg Carl Friedrich Franz Hermann Nette, Sohn des Carl Nette (* 10. März 1839; † 14. Januar 1840)
- Carl Georg Franz Hermann Nette, Sohn des Carl Nette (* 2. Januar 1844; † 16. August 1846)
- Georg Carl Nette, Rittergutsbesitzer (* 26. August 1813; † 11. Juni 1873)
- Henriette Amalie Auguste Nette, geborene Wendenburg, Ehefrau des Carl Nette (* 24. November 1816; † 20. November 1896)
- Johanne Bertha Marie Helene Hertwig, geborene Nette, Tochter des Carl Nette (* 4. Juli 1852; † 27. Januar 1905)
- Johanne Therese Elise Hannah Nette, geborene Peltz, erste Ehefrau des Alexander Nette (* 13. Mai 1861; † 4. Juni 1905)
- Ludwig Leopold Carl Georg Nette, Rittergutsbesitzer (* 20. Juni 1842; † 5. Oktober 1907)
- Sophie Marie Nette, geborene Säuberlich, Ehefrau des Georg Nette (* 20. Dezember 1852; † 27. September 1930)
- Georg Franz Ernst Alexander Nette, Sohn des Carl Nette (* 5. Februar 1855; † 3. November 1945)
Friedrich Waldemar Hertwig, Ehemann der Helene Hertwig (* 8. Mai 1849; † 8. November 1905) erhielt, vermutlich im Jahr 1906, auf dem Friedhof der Familie Nette ein symbolisches Grab.
Sport
- Fußballverein TSV 06 Wörbzig
Wirtschaft und Infrastruktur
Das Rittergut Nette im Süden der Gemeinde bot vor und zu DDR-Zeiten (hier zunächst in Verwaltung der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD), später Volkseigenes Gut, dann Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) den meisten Einwohnern der Gemeinde einen Arbeitsplatz. Damals war Wörbzig durch landwirtschaftliche Produktion und Viehhaltung geprägt. Der Betrieb wurde nach der Wende geschlossen.
Heute sind in Wörbzig vor allem mittelständische Betriebe zur Versorgung der Bevölkerung angesiedelt sowie ein Kieswerk nahe dem Rittergut (geplanter Betrieb bis ca. 2050) und eine Windkraftanlage zur Stromversorgung umliegender Gemeinden.
Die Schule in Wörbzig wurde 2000 wegen zu geringer Schülerzahl geschlossen.
Persönlichkeiten
- Der Pädagoge Gotthilf Sebastian Rötger hielt 1769 seine erste Probepredigt in Wörbzig.
- Die Wörbzigerin Elisabeth Zündel, die Tochter des „Hochfürstlich Anhalt-Bernburgischen Commissarius und Gerichts-Directors bei dem Herrn von Wietersheim zu Wörpzig“, heiratete 1714 den Autor Christian Friedrich Hunold.
- Antoinette Louise Emilie Cautius (* 18. März 1769 in Hamburg-Altona; † 20. Januar 1840 in Wörbzig), Tochter des Johann Bernhard Basedow.
- Der Mediziner Dietrich Arndt ist ein gebürtiger Wörbziger.
- Professor Friedrich Wilhelm Schmidt (* 2. Dezember 1893 in Bern; † 12. März 1945 in Wörbzig), Theologe.
- Robert Richter (* 18. Dezember 1903 in Wörbzig; † 16. September 2000 in Wörbzig), Windmüller und Schriftsteller (Vom Winde erschlagen, 1998 erschienen), er war von 1998 bis zu seinem Tode der älteste lebende deutsche Schriftsteller.
Einzelnachweise
- Ortschronist M. Pfeiffer
Weblinks
51.71960555555611.895194444444Koordinaten: 51° 43′ N, 11° 54′ OKategorien:- Südliches Anhalt
- Ort im Landkreis Anhalt-Bitterfeld
- Ehemalige Gemeinde (Landkreis Anhalt-Bitterfeld)
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