Bempflinger Vertrag

Bempflinger Vertrag

Bempflinger Vertrag bezeichnet einen mündlichen Erbvergleich aus dem Jahre 1089/1090 zwischen den beiden Brüdern und Grafen Kuno von Wülflingen († 1092) und Liutold von Achalm († 1098) einerseits und ihrem Neffen Graf Werner IV. von Grüningen andererseits. Namensgeber für den Vertrag ist die Ortschaft Bempflingen im heutigen Baden-Württemberg.

Zeitgenössischer Bildausschnitt im Kloster Zwiefalten (um 1140)

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

1089 stifteten die beiden Grafen von Achalm - Kuno und Liutold - das Kloster Zwiefalten auf der Schwäbischen Alb. Beide waren päpstliche Parteigänger und sind erbrechtlich kinderlos geblieben. Mit der Hälfte ihres umfangreichen Besitzes schufen sie sich in Zwiefalten eine standesgemäße Rückzugs- und Begräbnisstätte (Eigenkloster). Die andere Hälfte wurde ihrem Neffen Werner IV. von Grüningen, dem Sohn ihrer Schwester Willibirg von Achalm und des Grafen Werner III. von Grüningen/Hessengau, zugesprochen. Durch den Bempflinger Vertrag sollte ein späterer Anspruch des Neffen (und dessen Erben) auf Besitzungen des Klosters vermieden werden. Ohne diesen Vertrag wäre Werner von Grüningen vermutlich Haupterbe gewesen.

Urkundliche Erwähnung

Erstmals wird der Bempflinger Vertrag in der Zwiefalter Chronik (1135-1138) der beiden Mönche Ortlieb und Berthold erwähnt, die mit der schriftlichen Fixierung eine rechtliche Sicherheit für das Kloster schaffen wollten. Wie korrekt die Chronik das fast 50 Jahre zurückliegende Ereignis inhaltlich wiedergibt, ist schwer einzuschätzen.

Rekonstruierter Bergfried der Burg Achalm, Namensgeber der Grafen von Achalm.
Die Burg fiel im Erbvergleich an Werner IV. von Maden

Vertragsinhalt

In der Chronik werden für den Bempflinger Vertrag mehrere Personen als anwesende Zeugen genannt. Insgesamt sind 54 Orte im Gebiet Südwestdeutschland, Chur und Elsaß betroffen, die ganz oder teilweise entweder Werner von Grüningen oder dem Kloster Zwiefalten zugesprochen werden.

Beispiele:

  • Ein Viertel des Ortes Dietikon und der dortigen Landkirche fällt an Zwiefalten: „In eodem pago tradidit... quartam villae Dietinchovin appellatae et unam salicam terram et quartam partem eiusdem loci ecclesiae.“ [1]
  • Kirchen- und Ortsteile in Dettingen, Metzingen und Eningen fallen zur Hälfte an Werner von Grüningen: „Quapropter eidem Wernhero nepoti suo tradiderunt dimidiam ecclesiae partem apud Tetingin et eandem villam dimidiam ... Ad haec quoque tradiderunt ei dimidiam partem villae quae Metzingin dicitur cum dimidia parte ecclesiae nec non dimidiam ecclesiae partem apud Eningin cum una terra salica in eadem villa ...“. [2]

Anwesende Zeugen (u.a.)

Betroffene Orte (u.a.)

Bempflingen, Bernhausen, Dettingen an der Erms, Dietikon, Metzingen, Eningen unter Achalm, Kohlberg (Württemberg), Neuhausen an der Erms, Reutlingen, Wittlingen (Bad Urach).

Der Bempflinger Vertrag bedeutet heute für viele Orte die früheste historische Erwähnung ihrer Existenz.

Siehe auch

Literatur

  • Stefan Schipperges: Der Bempflinger Vertrag von 1089/90. Esslingen am Neckar 1990.
  • Hendrik Weingarten: Herrschaft und Landnutzung. Zur mittelalterlichen Wirtschaftsgeschichte Kloster Zwiefaltens.. Thorbecke, Ostfildern 2006, ISBN 3-7995-5257-X.
  • Die Zwiefalter Chroniken Ortliebs und Bertholds, hrsg. von E. König und K. O. Müller, Schwäbische Chroniken der Stauferzeit 2, Stuttgart 1941

Weblinks

Einzelnachweise

  1. ''Die Zwiefalter Chroniken Ortliebs und Bertholds, hrsg. von E. König und K. O. Müller, Schwäbische Chroniken der Stauferzeit 2, Stuttgart 1941, c. 6, S. 36
  2. ''Die Zwiefalter Chroniken Ortliebs und Bertholds, hrsg. von E. König und K. O. Müller, Schwäbische Chroniken der Stauferzeit 2, Stuttgart 1941, c. 7, S. 38.

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