- Yuri Manin
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Yuri Manin (russisch Юрий Иванович Манин / Juri Iwanowitsch Manin; * 16. Februar 1937 in Simferopol, heute Ukraine) ist Mathematiker und emeritiertes wissenschaftliches Mitglied und Direktor am Max-Planck-Institut für Mathematik in Bonn. Seine Hauptarbeitsgebiete sind Zahlentheorie, Diophantische Geometrie, mathematische Physik und algebraische Geometrie.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Manin studierte an der Universität Moskau Physik und Mathematik und graduierte dort 1958, hatte aber vorher schon seine erste Arbeit veröffentlicht. Danach war er am Steklow-Institut für Mathematik in Moskau, wo er 1960 bei Igor Schafarewitsch promovierte. Ab 1963 war er dort leitender Wissenschaftler (Principal Researcher). 1965 bis 1992 war er auch Professor für Algebra an der Universität Moskau. 1966 hielt er einen Vortrag auf dem ICM in Moskau über Rationale Flächen und Galoiskohomologie. 1991/92 war er an der Columbia University und 1992 bis 1993 am MIT, blieb aber (in absentia) Mitglied des Steklow-Instituts, das er auch regelmäßig besucht. Seit 1992 ist er wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für Mathematik in Bonn, wo er 1993 bis 2005 auch Direktor war (er ist dort heute emeritiert). Seit 2002 ist er Board of Trustees-Professor an der Northwestern University in Evanston. Neben der russischen hat er auch die deutsche Staatsbürgerschaft.
In den 1960er Jahren bewies er die Mordell-Vermutung für Funktionenkörper. Er schrieb ein Buch über kubische Flächen und Formen („Cubic Forms“), untersuchte algebraische Flächen über den rationalen Zahlen (z.B. Fano-Varietäten) und zeigte die Rolle der Brauergruppe im Zusammenhang mit Abweichungen von Helmut Hasses Lokal-Global-Prinzip auf. Er arbeitete auch über Modulformen in der Zahlentheorie (p-adische Modulformen) und über die Torsionspunkte elliptischer Kurven.
Von ihm wurde der Begriff Motiv in der algebraischen Geometrie geprägt, das aus Unterhaltungen mit Alexander Grothendieck entstand.
Der Gauß-Manin-Zusammenhang (Gauss-Manin-connection) ist nach ihm benannt. Er beschreibt ein Vektorbündel auf Familien algebraischer Varietäten mit dem Parameterraum, der diese Familien indiziert, als Basis. Im Fall elliptischer Kurven ist der Basisraum eine Gerade; die Kohomologiegruppen sind durch die Perioden der elliptischen Funktion gegeben und der Gauss-Manin-Zusammenhang wird zu einer Differentialgleichung zweiter Ordnung (Picard-Fuchs-Differentialgleichung) für die Perioden.
Ab den 1980er Jahren beschäftigte er sich zunehmend mit mathematischer Physik und ihrer Verbindungen zur algebraischen Geometrie (Eichtheorien, Instantonen, Mirror-Symmetrie, Supersymmetrie, nicht-kommutative Geometrie, Stringtheorie u.a.). Er arbeitete auch über Quanteninformationstheorie.
Zu seinen Schülern zählen Vladimir Drinfeld, Victor Kolyvagin, Alexander Beilinson, Yuri Zarhin, Michail Kapranow, Yuri Tschinkel, Michael Tsfasman, Ivan Cherednik.
Preise und Auszeichnungen
- Preis der Moskauer Mathematischen Gesellschaft 1963
- Leninpreis (1967)
- Brouwer-Medaille (1987)
- Nemmers-Preis für Mathematik (1994)
- Rolf-Schock-Preis in Mathematik (1999)
- Georg-Cantor-Medaille (2002)
- König-Faisal-Preis (2002)
- Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste (2007)
- Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland mit Stern (2008)
1966 war er Invited Speaker auf dem ICM in Moskau (Rational surfaces and Galois cohomology), 1970 in Nizza (Groupe de Brauer-Grothendieck en geometrie diophantienne), 1978 in Helsinki (Plenarvortrag, Modular forms and number theory), 1986 in Berkeley (Quantum strings and algebraic curves) und 1990 in Kyoto (Mathematics as metaphor).
Schriften
- Manin: Selected works with commentary, World Scientific 1996 (Kommentar von Manin)
- Manin: Mathematics as metaphor - selected essays, American Mathematical Society 2009
- Manin: Rational points of algebraic curves over function fields. AMS translations 1966 (Mordell Vermutung Funktionenkörper)
- Manin: Algebraic topology of algebraic varieties. Russian Mathematical Surveys 1965
- Manin: Modular forms and Number Theory. International Congress of Mathematicians, Helsinki 1978
- Manin: Frobenius manifolds, quantum cohomology and moduli spaces, American Mathematical Society 1999
- Manin: Quantum groups and non commutative geometry, Montreal, Centre de Recherches Mathématiques, 1988
- Manin: Topics in non commutative geometry, Princeton University Press 1991
- Manin: Gauge field theory and complex geometry. Springer 1988 (Grundlehren der mathematischen Wissenschaften)
- Manin: Cubic forms - algebra, geometry, arithmetics, North Holland 1986
- Manin: A course in mathematical logic, Springer 1977
- Manin: Das Beweisbare und das nicht Beweisbare (russ.), Moskau 1979
- Manin: Das Berechenbare und das nicht Berechenbare (russ.), Moskau 1980
- Manin: Mathematics and physics, Birkhäuser 1981
- Manin: New dimensions in geometry. in Arbeitstagung Bonn 1984, Lectures Notes in Mathematics Bd.1111, Springer Verlag
- Manin, Kostrikin: Linear algebra and geometry, Gordon and Breach 1989
- Manin, Sergei Gelfand: Homological algebra, Springer 1994 (Encyclopedia of mathematical sciences).
- Manin, Sergei Gelfand: Methods of Homological algebra, Springer 1996
- Manin, Igor Kobzarev: Elementary Particles: mathematics, physics and philosophy, Dordrecht, Kluwer, 1989 (das Buch hat einführenden Charakter)
- Manin, Panchishkin: Introduction to Number theory, Springer Verlag 1995, 2. Auflage 2005
- Manin Moduli, Motives, Mirrors, 3. European Congress Math. Barcelona 2000, Plenarvortrag
- Manin Classical computing, quantum computing and Shor´s factoring algorithm, Bourbaki Seminar 1999
- Manin Von Zahlen und Figuren 2002
- Manin, Mathilde Marcolli Holography principle and arithmetic of algebraic curves, 2002
- Manin 3-dimensional hyperbolic geometry as infinite-adic Arakelov geometry, Inventiones Mathematicae 1991
Weblinks
- Literatur von und über Yuri Manin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Homepage beim MPI Bonn
- Pressemitteilung Erhalt Faisal Preis 2002
- Liste seiner Doktoranden
- Homepage an Northwestern University
- Webseite am Steklow Institut
- Interview mit Mikhail Gelfand, Notices AMS, November 2009
- Yuri Manin. In: MacTutor History of Mathematics archive (englisch)
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