- Zur letzten Instanz
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Zur letzten Instanz ist der Name einer der ältesten Berliner Gaststätten.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Das Haus befindet sich in der Waisenstraße im Ortsteil Mitte, und damit im Klosterviertel des ehemaligen Alt-Berlin zwischen Molkenmarkt, Grunerstraße, Stadtbahn (ehemaliger Festungsgraben) und Spandauer Straße. Die Gaststätte befindet sich auf ungefährer Höhe des ehemaligen Bullenwinkel, einer früher von der Waisenstraße aus abgehenden Sackgasse, in der Fleischer noch im 19. Jahrhundert das Vieh zur Nacht oder zur Schlachtung zusammentrieben.
Historie
Die erste urkundliche Erwähnung des Hauses geht auf das Jahr 1561 zurück. Als Gaststätte genutzt wurde das Haus erstmals 1621. In diesem Jahr eröffnete ein Reitknecht des damaligen Kurfürsten eine Branntweinstube darin. Ab etwa 1715 hieß die Gaststätte Zum Bierstübchen am Glockenspiel. Diesen Namen erhielt sie in Anlehnung an das in diesem Jahr in der benachbarten Parochialkirche installierten Glockenspiels.
Das Haus war direkt an die mittelalterliche Stadtmauer gebaut, deren Innenseite die Gaststätte als Rückwand nutzte. Die meisten anderen dieser Wiekhausbauten sind heute aus dem Alt-Berliner Stadtbild verschwunden.
Erst im Jahr 1924 erhielt die Gaststätte den heutigen Namen durch die damaligen Besitzer, das Ehepaar Rechenberg. Insofern ist die Bezeichnung „Älteste Gaststätte Berlins“ für die Letzte Instanz missverständlich, für die Alte Waldschänke in Berlin-Tegel trifft sie allerdings zu.
Das Haus Waisenstraße 15 wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, jedoch vom Berliner Magistrat als wiederaufbaufähig angesehen. Im November 1961 beschloss die Stadtverwaltung, die Letzte Instanz als Touristenmagnet in Form einer HO-Gaststätte wieder zu eröffnen. Aufgrund des zusätzlichen Platzbedarfes wurde das äußerlich klassizistische Gebäude Waisenstraße 15 nebst den Nebenhäusern 14 und 16 bis auf die Grundmauern abgerissen und als neues Gebäudeensemble HO-Gaststätte Zur letzten Instanz im Januar 1963 wieder eröffnet. Hierbei ging auch die mittelalterliche Substanz sowie die historische Raumaufteilung der drei Bauwerke verloren.
Durch diese dem Original nachempfundene Rekonstruktion kam die Gaststätte zu drei Gasträumen für bis zu 120 Gäste, acht Hotelzimmern mit 13 Betten und einer Zweizimmerwohnung für den Wirt.
Im Jahre 1973 war das Restaurant einer der Drehorte für den sowjetischen Spionagefilm Siebzehn Augenblicke des Frühlings. Dort hieß es allerdings „Zum groben Gottlieb“.
Name
Vor 1924 hieß die Alt-Berliner Kneipe Maria Beil. Die Namensänderung im Jahr 1924 wird auf den damaligen Bau eines Gerichtsgebäudes in der Neuen Friedrichstraße, der heutigen Littenstraße, zurückgeführt. Einer Legende zufolge sollen an diesem Gericht zwei Bauern einen langwierigen und erfolglosen Rechtsstreit geführt haben. In der Gaststätte bei einem Glas Bier konnten sie aber – sozusagen „in letzter Instanz“ – Frieden schließen.
Heute
Die Innenräume haben mit der Originalgaststätte der 1920er-Jahre nur noch in Details Verwandtschaft, zeugen jedoch von Alt-Berliner Gasthauskultur. Wieder aufgestellt wurde der historische Kachelofen aus Majolika-Kacheln, an dem schon Prominente wie Napoleon Bonaparte gesessen haben sollen. Der französische Staatspräsident Jacques Chirac besuchte die Gaststätte am 24. Februar 2003 anlässlich eines Staatsbesuches mit Bundeskanzler Gerhard Schröder.[1] Einige Einrichtungsgegenstände aus der Zeit der Gründung sind erhalten.
Zu dem Ensemble gehört ein Biergarten (50 Plätze) mit Blick auf die letzten verbliebenen Reste der ältesten Berliner Stadtmauer.
Die meisten Speisen zeigen in ihren Namen einen Bezug zur Rechtsprechung. So wird die Berliner Bulette als „Verhandlungspause“ und die gebratene Kalbsleber als „Kreuzverhör“ angeboten.
Im Jahr 2003 war das Restaurant einer der Drehorte des Kinofilms liegen lernen von Hendrik Handloegten.
Literatur
- Benedikt Goebel: Der Umbau Alt-Berlins zum modernen Stadtzentrum. Planungs-, Bau- und Besitzgeschichte des historischen Berliner Stadtkerns im 19. und 20. Jahrhunderts. Verlagshaus Braun, Berlin 2003, ISBN 3-935455-31-3 (zugl. Dissertation, Humboldt-Universität Berlin 2002).
Weblinks
Commons: Zur letzten Instanz – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweis
- ↑ Thomas N. Riens: Ganz altes Europa: Wo schon Napoleon speiste. In: Der Tagesspiegel vom 24. Februar 2003; www.tagesspiegel.de, abgerufen am 10. März 2011
52.51734413.413781111111Koordinaten: 52° 31′ 2″ N, 13° 24′ 50″ OKategorien:- Gastronomiebetrieb (Berlin)
- Rekonstruiertes Bauwerk in Berlin
- Berlin-Mitte
- Baudenkmal (Berlin)
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