- Älteste Stadt Deutschlands
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Die Frage nach der ältesten Stadt Deutschlands ist nicht endgültig geklärt. Die unterschiedlichen Ansichten haben einerseits mit Lokalpatriotismus zu tun, andererseits mit den verwendeten Kriterien. Häufig werden etwa die Begriffe Siedlung und Stadt nicht klar voneinander getrennt.
Inhaltsverzeichnis
Definition der „Stadt“
Die ersten Städte in Deutschland werden mit der Römerzeit in Verbindung gebracht. Im Allgemeinen wird dabei unter einer Stadt (althochdeutsch stat „Standort, Stelle“, vgl. Staat) eine größere zivile Siedlung verstanden, welche die folgenden weiteren Merkmale aufweist:
- Zentralisierung
- Abgrenzung zum Umland
- eigene Verwaltungs- und Versorgungsstrukturen
- Wasserversorgung
- Lage im Mittelpunkt größerer Verkehrswege
Fast jeder Stadt geht mithin eine Zeit der Besiedlung voraus, weshalb es entscheidend darauf ankommt, zu welchem Zeitpunkt eine Siedlung zur Stadt wurde. Problematisch ist es allerdings, wenn hierbei allein auf formale Gesichtspunkte abgestellt wird, vor allem auf die damalige Rechtslage oder die ausdrückliche Verleihung des Stadtrechts. Dies führt unweigerlich zur Abhängigkeit von zeitlich und regional bedingten Zufälligkeiten, was die Entwicklung eines einheitlichen – nicht nur auf Deutschland beschränkten – Begriffsverständnisses erschwert. Wenn indessen zur Römerzeit eine Siedlung im damaligen Grenzbereich zur Colonia („Kolonie“) erhoben wurde, ist dies heute ein starkes Indiz für den Stadtcharakter; denn damit erhielt sie die höchste Stufe des römischen Stadtrechts.
Amtliche Bestätigung
Eine amtlich bestätigte „älteste Stadt Deutschlands“ gibt es nicht. Gleichwohl werden namentlich Trier, Neuss, Kempten im Allgäu, Worms oder Augsburg in diesem Zusammenhang immer wieder in die Diskussion gebracht. Die Stadt Trier beansprucht für sich, die längste Geschichte als (römisch) anerkannte Stadt – im Gegensatz zu einer Siedlung oder einem Heerlager – zu haben. Auf einen offiziellen Status berufen kann sich indessen allenfalls Worms, das von der Bundesregierung als deutsches Mitglied des 1994 gegründeten Arbeitskreises der ältesten Städte Europas (Most Ancient European Towns Network) benannt worden ist.
Einzelbetrachtung
Andernach
- 12 v. Chr. wurde Antunnacum von den Römern in der Nähe einer keltischen Siedlung gegründet.
- 1988 feierte Andernach sein 2000-jähriges Bestehen.
Augsburg
→ Hauptartikel: Geschichte der Stadt Augsburg- 15 v. Chr. wurde Augusta Vindelicorum als römisches Legionslager gegründet. Augsburg nimmt daher für sich in Anspruch, die zweitälteste Stadt Deutschlands zu sein.
- 1985 feierte Augsburg sein 2000-jähriges Bestehen.
Bonn
- 12 v. Chr. errichtete Drusus auf seinem Germanenfeldzug nahe einer ubischen Siedlung ein römisches Erkundungslager.
- 1989 feierte Bonn sein 2000-jähriges Bestehen.
Kempten (Allgäu)
→ Hauptartikel: Geschichte der Stadt Kempten (Allgäu)- 15 v. Chr. eroberten Römer eine keltische Siedlung der Estionen (Stamm der Vindeliker).
- Im Jahr 18 n. Chr. erwähnte der griechische Geograf Strabon in seiner Schrift „Geographika“ die Polis Kambodounon (deutsch die „Stadt Cambodunum“). Ob die Ansiedlung zu dieser Zeit schon als römische Stadt Cambodunum existierte oder sich erst dazu entwickelte, ist unklar.
Koblenz
- 9 v. Chr. errichteten die Römer das „Castellum apud Confluentes” (dt.: Kastell bei den Zusammenfließenden) zur Sicherung der Rheinstraße Mainz-Köln-Xanten.[1]
- Im Jahre 1992 feierte Koblenz sein 2000-jähriges Bestehen.
Köln
- 19 v. Chr. gesichertes spätestes Gründungsdatum
- 50 n. Chr. zur römischen „Kolonie“ Colonia Claudia Ara Agrippinensium erhoben.
- Köln feierte 1950 sein 1900-jähriges Bestehen.
Mainz
- Spätestens 13/12 v. Chr. gründete Drusus in der Nähe einer keltischen Siedlung Mogontiacum als festes Heerlager. Die dazugehörige Zivilsiedlung (canabae und mehrere vici) entstanden kurz danach.
- 89 n. Chr. wurde die Provinz Germania Superior gegründet, Mogontiacum wurde Provinzhauptstadt.
Manching
- Gründung einer keltischen Siedlung im 3. Jahrhundert v. Chr.
- 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr.: Oppidum von Manching mit einer Ausdehnung von 380 Hektar und einer geschätzten Einwohnerzahl von 5.000 bis 10.000 Menschen
Neuss
Speyer
- 10 v. Chr. erstes römisches Militärlager „Noviomagus“ und Ansiedlung der Nemeter auf dem linken Rheinufer in der „Civitas Nemetum“ (Archäologische Spuren weisen auf keltische Siedlungstätigkeit in der 2. Hälfte des vorchristlichen Jahrtausends hin.)
- 1990 feierte Speyer sein 2000-jähriges Bestehen.
Trier
→ Hauptartikel: Geschichte der Stadt Trier- 30 v. Chr. wurde ein römisches Militärlager auf dem Petrisberg errichtet.
- 16 v. Chr. wurde von den Römern in der Nähe einer ehemaligen keltischen Kultstätte die Stadt Augusta Treverorum gegründet, die zur größten römischen Stadt nördlich der Alpen heranwuchs.
- 1984 feierte Trier sein 2000-jähriges Bestehen.
Worms
→ Hauptartikel: Geschichte der Stadt Worms- Das Stadtgebiet von Worms wurde erstmals in der Jungsteinzeit (Neolithikum) etwa um 5000 v. Chr. von Ackerbauern und Viehzüchtern besiedelt. Seit dieser Zeit ist eine sehr hohe Siedlungskontinuität für den Bereich von Worms nachweisbar, was sich auch in einem bereits frühzeitig funktionierenden Markt- und Verkehrswesen zeigt.
- Seit der augusteischen Zeit (31 v. Chr. bis 14 n. Chr.) gehörten Worms und sein Umland zum römischen Herrschaftsgebiet.
- Seit Beginn des 1. Jahrhunderts nach Christus existierte auf dem Boden des heutigen Worms ein römisches Auxiliarlager mit zugehöriger Zivilsiedlung, die den aus dem Keltischen stammenden Namen Borbetomagus trug, innerhalb des Gebiets der Civitas Vangionum.
Xanten
- 13/12 v. Chr. wurde das römische Legionslager Vetera auf dem Xantener Fürstenberg gegründet.
- 8 v. Chr. entstand eine Siedlung der Sugambrer unweit von Vetera auf einem bereits im 5. vorchristlichen Jahrhundert besiedelten Areal
- Um 110 erhob Kaiser Trajan die Siedlung zur römischen „Kolonie“ Colonia Ulpia Traiana. Das heutige Xanten im Südosten der Colonia ist eine mittelalterliche Gründung.
Nach den Römern
Außerhalb der von den Römern besiedelten Gebiete sind Stadtgründungen erst aus dem 8. Jahrhundert überliefert. Sie fanden vor allem in Thüringen und Hessen statt. Den Anfang machte Arnstadt im Jahr 704, weshalb die Stadt später auch als älteste in der DDR galt. Schon wenige Jahre später folgten zahlreiche Bistums- und Klostergründungen wie Bad Hersfeld (736), Erfurt (742) und Fulda (744). Diese Epoche markiert den Anfang der Siedlungskontinuität, die bis heute anhält. In der Folgezeit während des Mittelalters entstanden fast alle Städte in Deutschland. Ein Beispiel für spätere Stadtgründungen ist Ludwigshafen am Rhein, das auf der Grundlage der Mannheimer Rheinschanze von 1607 erst im 19. Jahrhundert entstand; 1852 erhielt es den Gemeinde- und 1859 den Stadtstatus.
Einzelnachweise
Kategorien:- Geschichte nach Ort (Deutschland)
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