- Ökumenischer Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen
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Der Ökumenische Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen (ÖAK) ist eine Gruppierung von Theologen, die durch gemeinsame Erörterung dogmatischer Streitfragen den ökumenischen Prozess in Deutschland unterstützen möchte. Der ÖAK arbeitet unabhängig von den Kirchen, unterrichtet aber regelmäßig die Deutsche Bischofskonferenz und den Rat der EKD über seine Beratungen.
Gelegentlich wird die Gruppe nach ihren Gründungsvätern „Jaeger-Stählin-Kreis“ genannt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Schon während des Zweiten Weltkrieges regte der Paderborner Erzbischof Lorenz Jaeger eine Arbeitsgemeinschaft zwischen katholischen und evangelischen Theologen an. Doch erst nach Kriegsende konnten die Pläne konkretisiert werden.
Im April 1946 gründeten sich im westfälischen Werl sowohl ein katholischer als auch ein evangelischer Arbeitskreis – einen einzigen Arbeitskreis konnten sich die Theologen damals noch nicht vorstellen. Die Leitung übernahm auf katholischer Seite Jaeger, auf evangelischer Seite der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Oldenburg, Wilhelm Stählin. Die Initiative für dieses Treffen ging von katholischer Seite aus. Die evangelischen Teilnehmer beschlossen, zunächst nur lutherische Theologen in ihren Kreis aufzunehmen, um im Dialog eine eindeutige Bekenntnisgrundlage zu haben.
Erst im Jahr 1968 kam es zu einer Vereinigung beider Kreise, welche nach einem Vorschlag von Edmund Schlink „Ökumenischer Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen“ genannt wurde. [1]
Zu öffentlicher Bekanntheit kam der ÖAK 1980 nach dem Besuch von Papst Johannes Paul II. in Deutschland. Die Vertreter der evangelischen Kirche legten dem Papst konkrete Anliegen der Ökumene vor. Um diese zu klären, gründeten die EKD und die DBK eine Gemeinsame Ökumenische Kommission (GÖK). Als ersten Schritt wollte man sich über die im 16. Jahrhundert im Laufe der Reformation entstandenen gegenseitigen Verdammungen verständigen. Hierfür wurde der ÖAK mit der wissenschaftlichen Untersuchung beauftragt. Das Ergebnis dieser Bemühungen war die viel beachtete Studie Lehrverurteilungen – kirchentrennend?. [2] Hier wurden wichtige Verständigungen in den Bereichen Rechtfertigung, Sakramente und Amt erreicht. In der sich anschließenden Studie, Verbindliches Zeugnis, untersuchte der ÖAK das Schriftverständnis der Konfessionen, wobei insbesondere das protestantische sola scriptura im Mittelpunkt stand.
Erst seit der Arbeit über die Lehrverurteilungen sind auf evangelischer Seite auch reformierte Theologen Mitglieder des ÖAK. [3]
Anliegen und Arbeitsweise
Anliegen und die Arbeitsweise des ÖAK formulierte Lorenz Jaeger am Ende seiner Amtszeit folgendermaßen: [4]
„Die Kirchenspaltung ist einst durch Theologen gekommen, sie muß auch wieder durch theologische Arbeit überwunden werden. Wir hatten damals gar nichts anderes vor, als Schutt wegzuräumen, theologische Begriffe, die als Gebrauchsmünzen im Umlauf waren, auf ihre Inhalte zu untersuchen, damit wir uns gegenseitig wieder bei unserem Gespräch verstehen konnten. Wir haben uns redlich bemüht, in der damaligen Situation kontroverstheologischer Bemühung uns auf einander zuzuarbeiten und so wieder eine Basis für das Gespräch zu schaffen.“
Der ÖAK arbeitet unabhängig von, aber mit finanzieller Unterstützung der großen Kirchen. Zu Beginn traf sich der Kreis zweimal im Jahr, seit 1955 jedoch nur noch einmal im Jahr. Die Treffen dauern in der Regel vier Tage. Die Ergebnisse der Beratungen wurden erst seit Anfang der 60er Jahre publiziert, als Edmund Schlink kurz vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil eine Bilanz der getanen Arbeit veröffentlichte. [5]
Der ÖAK veröffentlicht seine Arbeiten und „gemeinsamen Stellungnahmen“ in der Schriftenreihe Dialog der Kirchen, die gemeinsam von den Verlagen Herder (Freiburg i. Br.) und Vandenhoeck & Ruprecht (Göttingen) herausgegeben wird.
Prominente Mitglieder
- Josef Kardinal Ratzinger war bis zu seiner Wahl zum Papst (2005) Mitglied des ÖAK. Ab 1964 war er ordentliches, seit seiner Ernennung zum Präfekten der Glaubenskongregation 1981 nur noch korrespondierendes Mitglied. [6]
Bisherige Leiter
katholische Seite evangelische Seite Vorstand Lorenz Kardinal Jaeger (1946 bis 1975) Wilhelm Stählin (1946 bis 1970) Hermann Kardinal Volk (1976 bis 1988) Hermann Kunst (1970 bis 1986) Karl Kardinal Lehmann (seit 1988) Eduard Lohse (1986 bis 1998) Hartmut Löwe (seit 1998) Wissenschaftliche Leitung Paul Simon (1946) Edmund Schlink (1946 bis 1979) Josef Höfer (1947 bis 1957) Hermann Volk (1958 bis 1975) Karl Kardinal Lehmann (1976 bis 1988) Wolfhart Pannenberg (1980 bis 1998) Theodor Schneider (1988 bis 2005) Gunther Wenz (1998 bis 2008) Dorothea Sattler (seit 2005) Volker Leppin (seit 2008) Veröffentlichungen des ÖAK (Auswahl)
- Karl Lehmann und Wolfhart Pannenberg (Hg.): Lehrverurteilungen – kirchentrennend? Band 1: Rechtfertigung, Sakramente und Amt im Zeitalter der Reformation und heute, DiKi 4. Freiburg i. Br.: Herder / Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 19883. ISBN 3-451-20849-0 / 3-525-56925-4
- Karl Lehmann und Wolfhart Pannenberg (Hg.): Lehrverurteilungen – kirchentrennend? Band 2: Materialien zu den Lehrverurteilungen und zur Theologie der Rechtfertigung, DiKi 5. Freiburg i. Br.: Herder / Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1989. ISBN 3-451-20850-4 / ISBN 3-525-56926-2
- Karl Lehmann und Wolfhart Pannenberg (Hg.): Lehrverurteilungen – kirchentrennend? Band 3: Materialien zur Lehre von den Sakramenten und vom kirchlichen Amt, DiKi 6. Freiburg i. Br.: Herder / Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1990. ISBN 3-451-20851-2 / ISBN 3-525-56927-0
- Karl Lehmann und Wolfhart Pannenberg (Hg.): Lehrverurteilungen – kirchentrennend? Band 4: Antworten auf kirchliche Stellungnahmen, DiKi 8. Freiburg i. Br.: Herder / Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1994. ISBN 3-451-23559-5 / ISBN 3-525-56929-7
- Wolfhart Pannenberg und Theodor Schneider (Hg.): Verbindliches Zeugnis. Band 1: Kanon, Schrift, Tradition, DiKi 7. Freiburg i. Br.: Herder / Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1992. ISBN 3-451-22868-8 / ISBN 3-525-56928-9
- Wolfhart Pannenberg und Theodor Schneider (Hg.): Verbindliches Zeugnis. Band 2: Schriftauslegung, Lehramt, Rezeption, DiKi 9. Freiburg i. Br.: Herder / Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1995. ISBN 3-451-23625-7 / ISBN 3-525-56930-0
- Wolfhart Pannenberg und Theodor Schneider (Hg.): Verbindliches Zeugnis. Band 3: Schriftverständnis und Schriftgebrauch, DiKi 10. Freiburg i. Br.: Herder / Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1998. ISBN 3-451-26673-3 / ISBN 3-525-56931-9
- Theodor Schneider und Gunther Wenz (Hg.), Das kirchliche Amt in apostolischer Nachfolge. Band 1: Grundlagen und Grundfragen, DiKi 12. Freiburg i. Br.: Herder / Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2004. ISBN 3-451-28320-4 / ISBN 3-525-56933-5
- Dorothea Sattler und Gunther Wenz (Hg.), Das kirchliche Amt in apostolischer Nachfolge. Band 2: Ursprünge und Wandlungen, DiKi 13. Freiburg i. Br.: Herder / Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2006. ISBN 3-451-28618-1 / ISBN 3-525-56934-3
Literatur
- Ulrich Ruh: 50 Jahre Ökumenischer Arbeitskreis, in: HerKorr 5/1996, 230-232.
- Barbara Schwahn: Der Ökumenische Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen von 1946 bis 1975, FSÖTh 74. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1996. ISBN 3-525-56281-0
Fußnoten
- ↑ Vgl. Schwahn: Der Ökumenische Arbeitskreis, S. 17-24
- ↑ Vgl. Peter Neuner: Ökumenische Theologie. Die Suche nach der Einheit der christlichen Kirchen; Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1997; S. 171-173
- ↑ Vgl. Ruh: 50 Jahre Ökumenischer Arbeitskreis; S. 231
- ↑ Jaeger im Jahr 1970. Zitiert nach Schwahn:Der Ökumenische Arbeitskreis; S. 21f
- ↑ Schwahn:Der Ökumenische Arbeitskreis; S. 47f.59-62
- ↑ Schwahn:Der Ökumenische Arbeitskreis; S. 41
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