- Österreichische Industrieholding AG
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Österreichische Industrieholding AG Unternehmensform Aktiengesellschaft Unternehmenssitz Wien Die Österreichische Industrieholding AG, kurz ÖIAG, verwaltet die Beteiligungen der Republik Österreich an verstaatlichten und teilverstaatlichten Unternehmen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Geburtsstunde der verstaatlichen Industrie Österreichs war der 26. Juli 1946, als der Nationalrat das erste Verstaatlichungsgesetz beschloss. Dieses erfolgte, um sie dem Einfluss sowjetischer Truppen zu entziehen, welche begannen Unternehmen aus „Deutschem Eigentum“ zu beschlagnahmen. Als „Deutsches Eigentum“ galten nicht nur Betriebe, die von den Nationalsozialisten gegründet wurden, wie beispielsweise die Linzer Hermann-Göring-Werke (die spätere VÖEST), sondern auch alte österreichische Staatsbetriebe, die vom deutschen Reich übernommen wurden, wie beispielsweise die DDSG. In Summe handelte es sich um Betriebe, die ein Fünftel der österreichischen Wertschöpfung ausmachten (die drei größten Banken des Landes, der gesamte Kohle- und Metallbergbau, die gesamte Mineralölförderung und –verarbeitung, alle wichtigen Betriebe der Schwerindustrie).[1]
Verwaltet wurde die verstaatlichte Industrie direkt von der Regierung und deren Ministerien. Im Zuge von Reformen durch die Bundesregierung Klaus II wurde 1967 die Österreichische Industrieverwaltungs-GmbH (ÖIG) zur treuhänderischen Ausübung der Anteilsrechte der Republik an verstaatlichen Unternehmen gegründet. 1970 wurde sie in die Österreichische Industrieverwaltungs-AG umgewandelt, gleichzeitig wurden ihr auch die Anteilsrechte übertragen. Seit 1986 trägt sie ihren heutigen Namen. Als Generaldirektoren fungierten unter anderem Franz Geist (1971-78), der sich vergeblich um ein Weisungsrecht gegenüber den weitgehend autonom agierenden einzelnen Unternehmen bemühte, Oskar Grünwald (1978-86), der versuchte mit den beschränkten gesetzlichen Mitteln auszukommen, und Hugo Michael Sekyra (1986-93), der nach der Verstaatlichtenkrise von 1985-86 erfolglos versuchte, aus der ÖIAG einen börsengängigen Mischkonzern zu machen. Bis 1993 bildete die ÖIAG mit den in ihrem Eigentum befindlichen Unternehmen einen Konzern, die Austrian Industries AG. Danach wurde dieses Konzernverhältnis gelöst und die Holding damit beauftragt, die in ihrem Besitz stehenden Betriebe zu privatisieren.
Im November 2008 wurde, bedingt durch die Finanzkrise ab 2007, ein Tochterunternehmen gegründet, das die Kapitalzuschüsse des Staates an die einzelnen Banken koordiniert. Die Leitung dieser umgangssprachlich als Banken-ÖIAG (offizielle FIMBAG) bezeichneten Beteiligungsgesellschaft übernahm Veit Sorger und Hannes Androsch.[2]
Beteiligungen
Logos der Beteiligungen Derzeit (August 2007) hält die ÖIAG Beteiligungen an folgenden Unternehmen:
- 31,50 % am Mineralölkonzern OMV
- 42,75 % an der Fluglinie Austrian Airlines (wird verkauft an die Lufthansa AG)
- 27,37 % an der Telekom Austria (teilweise zur Deckung einer Wandelanleihe)
- 51,00 % an der Österreichischen Post
- 100,00 % an der GKB-Bergbau
- 100,00% an der Finanzmarktbeteiligung Aktiengesellschaft des Bundes (seit 11. November 2008)[3]
Unter anderem war die ÖIAG an folgenden Unternehmen beteiligt:
- SGP Verkehrstechnik
- Austria Mikro Systeme International AG
- Austria Technologie & Systemtechnik AG
- Berndorfer Metallwarenfabrik (1957 mit AMAG fusioniert, 1984 wieder ausgegliedert)
- Böhler-Uddeholm AG
- Austria Metall AG (AMAG)
- Print Media Austria AG
- Tabakregie (früher Austria Tabak)
- Dorotheum
- Österreichische Staatsdruckerei
- Flughafen Wien AG
- Schoeller-Bleckmann Stahlwerke
- Siemens AG Österreich
- VA Technologie
- voestalpine
Dem Verkauf dieser Unternehmen gingen meist heftige Proteste sowohl aus der Politik, als auch von Seiten der Gewerkschaften und Betriebsräte, voraus.
Geschichte der Privatisierungen ab 1987
1987
- November 1987
- Verkauf von 15 % an der OMV (Österreichische Mineralöl Verwaltung; Mineralöl-und Chemiekonzern), erstmals geht ein ÖIAG-Unternehmen an die Börse.
1989
- September 1989
- Weitere 10 % der OMV werden über die Börse verkauft.
1992
- Juli 1992
- Verkauf von 26 % der Simmering-Graz-Pauker Verkehrstechnik (SGP-VT) an die Siemens AG Österreich.
- Dezember 1992
- Verkauf von 49 % der VAE (VA Eisenbahnsysteme – alte und junge Aktien).
1993
- Juli 1993
- Die Austria Mikro Systeme International (AMI) wird mehrheitlich durch Verkauf von 74 % über die Börse privatisiert und in austriamicrosystems AG (AMS) (Unterpremstätten) umbenannt.
- November 1993
- Verkauf von weiteren 25 % an der VAE (alte und junge Aktien) über die Börse. Damit befindet sich dieses Unternehmen mehrheitlich im Privatbesitz.
- November 1993
- Ein französisches Unternehmen kauft 100 % der .A.S.A. Abfall Service
- Dezember 1993
- Verkauf von weiteren 48 % an der SGP-VT an die Siemens AG Österreich.
1994
- Mai 1994
- Privatisierung der VA Technologie AG an der Börse (51 %). Dies stellt bis dahin die größte Kapitalmarkttransaktion in Österreich dar.
- Mai 1994
- 20 % der OMV gehen an IPIC. Dadurch wird der ÖIAG-Anteil an der OMV auf 53 % reduziert. Bis Ende 1994 zieht sich die ÖIAG auf 50 % minus einer Aktie zurück. Die OMV ist mehrheitlich privatisiert.
- Juli 1994
- Die restlichen 26 % an der AMS werden durch Private placement veräußert.
- November 1994
- Vollständiger Verkauf der AT & S (Austria Technologie & Systemtechnik)
- November 1994
- Die restlichen 26 % an VAE werden über die Börse verkauft.
1995
- März 1995
- Verkauf von 27,3 % an der Böhler-Uddeholm AG über die Börse.
- März 1995
- Die Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment AG wird an die österreichische Berndorf AG verkauft.
- März 1995
- Die Schoeller-Bleckmann Edelstahlrohr GesmbH wird in einem Management-Buy-out veräußert.
- Mai 1995
- Verkauf der Bernhard Steinel Werkzeugmaschinen GmbH, Villingen (Deutschland).
- Oktober 1995
- 31,7 % der VA Stahl AG werden über die Börse verkauft.
- Dezember 1995
- Veräußerung der Weiler Werkzeugmaschinen GmbH & Co. KG im Zuge eines Management-Buy-out
1996
- Februar 1996
- Verkauf von 4,6 % an der VA Stahl AG an einen institutionellen Investor.
- März 1996
- 47,7 % der Böhler-Uddeholm AG werden im Zuge eines Secondary Public Offerings über die Börse veräußert. Böhler-Uddeholm ist jetzt mehrheitlich privatisiert.
- Mai 1996
- 14,9 % der OMV AG werden im Zuge eines Secondary Public Offerings über die Börse verkauft. ÖIAG-Anteil an der OMV beträgt nur noch 35 %.
- Juni 1996
- 100%iger Verkauf der GIWOG-Wohnbaugruppe (inkl. Tochtergesellschaften SAG und GEMYSAG) an fünf österreichische gemeinnützige Wohnbaugesellschaften.
- Juli 1996
- Verkauf von 77 % der VAMED an den deutschen Gesundheitskonzern Fresenius und 10 % an die Bank Austria.
- November 1996
- November 1996
- 100 % der Austria Metall AG gehen an die Bietergruppe Hammerer / Constantia Packaging.
1997
- Mai 1997
- Juni 1997
- 25 % und eine Aktie der Mobilkom Austria AG werden an den strategische Partner STET International (= Konzerngesellschaft der Telecom Italia) verkauft. Der Verlauf läuft über die PTBG (Post & Telegraphen Beteiligungsgesellschaft).
- Juni 1997 bis Jänner 1998
- Über die PTBG werden insgesamt 4.354.000 Aktien der Bank Austria an der Wiener Börse verkauft.
- November 1997
- Verkauf von 49,5 % an der Austria Tabak über die Börse.
1998
- Februar 1998
- Weitere 6.269.050 Aktien der Bank Austria werden durch die PTBG verkauft.
- Oktober 1998
- 25 % und eine Aktie der Telekom Austria AG gehen an den strategischen Partner STET International, wiederum durch die PTBG.
1999
- März 1999
- 9,4 % an der Austria Tabak werden direkt an institutionelle Investoren verkauft (Block trade).
- Mai 1999
- Der ÖIAG-Anteil bei der AUA reduziert sich auf 39,72 %, da im Zuge einer Kapitalerhöhung die ÖIAG auf ihre Bezugsrechte verzichtet.
2000
Die Bundesregierung Schüssel I beschließt die Privatisierung zu forcieren. Das ÖIAG-Gesetz 2000 wird beschlossen. Durch Auftrag der Bundesregierung sollen folgende Betriebe vorrangig privatisiert werden:
- Beim Verkauf sind laut Gesetz als Kriterien der bestmögliche Erlös bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Interessen der Unternehmen und der Wahrung österreichischer Interessen zu beachten.
- November 2000
- Die PSK wird zu 100 % an die Bank für Arbeit und Wirtschaft AG verkauft.
- November 2000
- Verkauf von 22,4 % an der Telekom Austria AG über die Börse. Weitere 4,8 % gehen wegen vertraglicher Vereinbarungen an die STET International (Telecom Italia).
- November 2000
- Jeweils 2,62 % der Flughafen Wien AG gehen an die Stadt Wien und an das Land Niederösterreich. Daneben noch Verkauf von 3,22 % im Zuge eines Aktienrückkaufs der Flughafen Wien AG.
- November 2000
- Ein österreichischer Investor kauft die Österreichische Staatsdruckerei GmbH an.
2001
- März 2001
- Weitere 8,92 % der Flughafen Wien AG werden an inländische und ausländische institutionelle Investoren verkauft.
- Mai 2001
- Verkauf von 1 % des Grundkapitals der VA Stahl AG im Zuge eines Aktienrückkaufprogramms an die VA Stahl AG.
- August 2001
- Die restlichen 41,1 % der Austria Tabak AG werden an die Gallaher Group verkauft.
- September 2001
- Vollständiger Verkauf des Dorotheums an die Bietergruppe „OneTwo Beteiligungs- und Managementberatungs GmbH“.
2002
- März 2002
- 100%iger Verkauf der Strohal Rotations Druck GmbH an die „Invest Equity Group“.
- Mai 2002
- Kapitalerhöhung bei der voestalpine AG. Die ÖIAG zieht nur zu 50 % mit, ihr Anteil reduziert sich von 37,8 % auf 34,7 %.
- Juni 2002
- Durch Zuteilung der Bonusaktien im Zuge des Investitionsprogramms anlässlich des IPO im November 2000 verringert sich der Anteil der OIAG an der Telekom Austria AG. Er sinkt von 47,8 % auf nunmehr 47,2 %.
2003
- August 2003
- 9 % Aktien der VA Technologie werden über die Börse verkauft.
- September 2003
- Die POSTBUS AG, seit 2000 eine hundertprozentige Tochter der ÖIAG, wird vollständig an die ÖBB verkauft. Somit sind die beiden größten öffentlichen Busflotten des Landes, Postbus und Bahnbus, zusammengefasst. Die ÖBB muss aber in der Folge aus wettbewerbsrechtlichen Gründen einige Postbuslinien an Mitbewerber abgeben.
- September 2003
- Verkauf von 19,7 % der voestalpine AG über die Börse im Zuge eines Secondary Public Offering.
- November 2003
- Verkauf von 25 % an der Böhler Uddeholm AG über die Börse im Zuge eines Secondary Public Offering.
2004
- August 2004
- Die ÖIAG Bergbauholding AG (ÖBAG) ihren 26 %igen Anteil an der BMG Metall und Recycling GmbH an deren Mehrheitsgesellschafter Ecobat.
- Oktober 2004
- Die ÖIAG-Bergbauholding in die GKB-Bergbau GmbH verschmolzen.
- Dezember 2004
- Im Zuge eines Accelerated Bookbuilt Offerings werden 17 % der Telekom Austria AG über die Börse verkauft.
- Dezember 2004
- Privatisierung der VOEST-ALPINE Erzberg GmbH. Die ÖIAG-Anteile werden in die Erzberg Privatstiftung eingebracht bzw. an diese verkauft.
2005
- Juli 2005
- Die VA Tech wird nun vollständig privatisiert. Die letzten 14,7 Prozent-Anteile gehen durch ein öffentliches Übernahmeangebot an die Siemens Österreich.
- August 2005
- Die Vollprivatisierung der voestalpine AG wird mit Ende August durch die vollständige Wandelung der Umtauschanleihe abgeschlossen.
2006
- Mai 2006
- 49 % der Österreichischen Post AG werden über die Börse verkauft.
Einzelnachweise
- ↑ ÖIAG: Geschichte der ÖIAG [1]
- ↑ Kurier vom 30.10.2008 abgerufen am 4.11.2008
- ↑ APA-Pressemeldung vom 11.11.2008
Weblinks
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