Bernwardsdenkmal

Bernwardsdenkmal
Das Bernwardsdenkmal 1955–2011

Das Bernwardsdenkmal ist eine überlebensgroße Bronzestatue des Bischofs Bernward von Hildesheim auf dem Domhof in Hildesheim. Sie stammt von Carl Ferdinand Hartzer und wurde zur Neunhundertjahrfeier der Inthronisation des hl. Bernward als Bischof von Hildesheim im Jahr 1893 aufgestellt. Am 7. September 2011 wurde sie im Zuge der Domsanierung vorübergehend in den Garten des Hauses Domhof 24 versetzt.[1]

Inhaltsverzeichnis

Das Denkmal bis 2011

Die Statue stand auf einem breiten kubischen Sockel aus grob behauenem Naturstein am Vorplatz des Nordwesteingangs zum Dom. Wer sich von Osten (Stadtseite) näherte, ging frontal auf das Bischofsdenkmal zu und wurde von ihm gleichsam begrüßt, bevor er den Dom betrat. Das Gelände steigt hinter dem Sockel fast bis zu dessen Höhe an; eine Treppe neben dem Denkmal überwand diesen Höhenunterschied und machte es möglich, mit dem Bischof annähernd auf gleiche Ebene zu kommen.

Das Bronzebild, inzwischen mit Patina überzogen und von Wind und Wetter gezeichnet, zeigt den Heiligen in den bischöflichen liturgischen Gewändern Albe mit Stola und Manipel, Messgewand, Mitra und Krummstab. Dabei hat der Künstler sich um historische Detailtreue bemüht, etwa durch die Übernahme des Dekors der im Dommuseum aufbewahrten Bernwardskasel. Mitra und Krummstab, dieser mit einer Marienkrönung in der Krümme, sind jedoch ein- bis zweihundert Jahre jüngeren Vorbildern nachgeschaffen.

Die Haltung des Bischofs ist aufrecht, dabei leicht zum Betrachter herabgeneigt. Die rechte Hand ist zum Segensgestus erhoben, die linke hält, fast auf gleicher Höhe, den Bischofsstab. Dadurch ist das Messgewand breit entfaltet. Die vorgeschobene Stellung des linken Fußes und die Vorwärtsneigung des Stabes deuten eine schreitende Bewegung an. Dazu passt das nach hinten wallende lange und dichte Haupthaar. Der Blick des schmalen, ernsten, nicht mehr jungen Gesichtes scheint in Hirtensorge über das Volk hin zu gehen. Wo der Krummstab den Boden berührt, steht ein Modell der Michaeliskirche, Bernwards Gründung und Grabeskirche. Es hat hier die Funktion des Heiligenattributs. Die Architekturgestalt der Kirche entspricht der heutigen, die weitgehend die originale ist, nicht ihrem Aussehen im 19. Jahrhundert.

Entstehung

Bischof Sommerwercks Aufruf von 1885

Stärker noch als seine Vorgänger orientierte sich Daniel Wilhelm Sommerwerck, Bischof von Hildesheim 1871–1905, am Vorbild Bernwards und stellte seinen Diözesanen den Heiligen immer wieder eindringlich vor Augen. Vor dem Hintergrund des Kulturkampfs und der nachfolgenden Konsolidierung der katholischen Kirche im neuen deutschen Kaiserreich bekam Bernwards politisches Wirken, besonders seine Erziehungs- und Beratertätigkeit für die Kaiser Otto III. und Heinrich II., aktuelle Symbolkraft. So entstand bereits in den 1870er Jahren der Plan eines repräsentativen Denkmals. Aber erst 1885, im Anschluss an einen Hirtenbrief zum Bernwardsthema, ließ Bischof Sommerwerck einen öffentlichen Aufruf ergehen, der um Unterstützung des Denkmalsplans warb. Der Aufruf fand unerwartet lebhaftes Echo. Auch die preußische Regierung zeigte sich von Anfang an kooperationsbereit.

Aus einer Ausschreibung unter acht Künstlern ging C.F. Hartzers Entwurf siegreich hervor. Der von ihm vorgesehene Unterbau fand allerdings keine Zustimmung, und Hartzer legte umgehend einen Neuentwurf vor, für den er die Hilfe des ihm eng verbundenen Architekten Christoph Hehl in Anspruch nahm.

Am 28. September 1893, dem Vortag des Michaelistags, enthüllte Bischof Sommerwerck unter großer Anteilnahme des Diözesanklerus, der Regierung, der Stadt Hildesheim und der Bevölkerung in einer feierlichen Zeremonie das neue Denkmal und nannte den Heiligen ein Vorbild der treuesten, opferfreudigsten Liebe zu unserem heißgeliebten Vaterland, zu Kaiser und Reich, zu der von Gott gesetzten Autorität und Ordnung.[2]

Ursprüngliche Aufstellung

Das Bernwardsdenkmal im Originalzustand

Das Bernwardsdenkmal stand ursprünglich weiter nördlich, etwa in der Mitte zwischen Dom und Bischofshaus, und beherrschte von dort aus auf seinem über drei Meter hohen Sockel den nördlichen, so genannten Großen Domhof. An derselben Stelle hatte bis ins Jahr 1893 die große bernwardinische Christussäule gestanden, bevor sie aus konservatorischen Gründen in den südlichen Querhausarm des Doms versetzt wurde.

Der Sockel aus hellgrauem Granit zeigte neuromanische Architekturelemente und war in mehrere sich verjüngende Stockwerke von unterschiedlicher Form gegliedert. In die gerundete Mitte waren vier Bronzereliefs eingelassen, das vordere mit dem Namen und den Bischofsjahren Bernwards, die anderen drei mit Schlüsselszenen aus seinem Leben, die ihn als Erzieher, als Kirchenfürsten und als Künstler zeigten und auf die aktuelle Aussageabsicht des Denkmals hin stilisiert waren. Unmittelbar unter der Figur des Bischofs war eine Nachbildung des Bernwardskreuzes angebracht, was erklärt, warum dieses klassische Hauptattribut Bernwards an der Statue selbst fehlt.

Die Bronzeteile des Sockels wurden bereits 1943 zu Kriegszwecken abgenommen und eingeschmolzen. Die Statue selbst wurde eingelagert und überstand die Zerstörung Hildesheims. Nach dem Krieg beschloss das Domkapitel, sie nicht wieder auf den alten Unterbau zu stellen. Dieser wurde 1966 abgetragen.

Die Reliefs

Literatur

  • Monika und Karl Arndt: Das Bernward-Denkmal in Hildesheim, in: Bernward von Hildesheim und das Zeitalter der Ottonen, Bd. I, Hildesheim 1993, S. 449–457
  • Manfred Overesch: Das Bernward-Denkmal von 1893 als politische Antwort der katholischen Kirche auf den Kulturkampf Bismarcks, in: Die Diözese Hildesheim, 61. Jahrgang, Hildesheim 1993, S. 103–105
  • Thomas Scharf-Wrede: Zur Bedeutung und Verehrung des hl. Bernward im Bistum Hildesheim im 19. und 20. Jahrhundert, Hildesheim, S. 107–116

Einzelnachweise

  1. Meldung des Bistums
  2. Scharf-Wrede S. 111

Weblinks

 Commons: Bernwardsdenkmal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


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