Bertoldsbrunnen

Bertoldsbrunnen
Neuer Bertoldsbrunnen in Freiburg
Vorgängerbrunnen mit neuer Brunnenschale von Julius Seitz
Der Vorgängerbrunnen mit der ursprünglichen Brunnenschale von Franz Xaver Hauser (1880)
Replik des Fischbrunnens auf dem Münsterplatz

Der Bertoldsbrunnen ist ein Denkmal in der Altstadt von Freiburg im Breisgau. Er befindet sich auf der gleichnamigen Kreuzung der Salz- und der Bertoldstraße mit der Kaiser-Joseph-Straße. Der Brunnen ist einer der zentralsten Punkte der Stadt. An ihm befindet sich eine Haltestelle, an der fast alle Straßenbahnlinien der Freiburger Verkehrs AG halten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bis 1806 stand auf der Kreuzung der Kaiser-Joseph-Straße und der Salzstraße der Fischbrunnen. Weil hier ein neuer Brunnen aufgestellt werden sollte, wurde der alte Fischbrunnen in der Kaiser-Joseph-Straße nach Norden auf die Höhe der Münsterstraße verschoben. Er wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, eine Kopie wurde danach auf der Nordseite des Münsterplatzes aufgestellt.

Der neue Brunnen an der Straßenkreuzung Salz- und Kaiser-Joseph-Straße wurde im Jahre 1807 zur Erinnerung an den 5. Mai 1806 erbaut, an dem die Freiburger ihrem neuen Landesherren Großherzog Karl Friedrich von Baden den Huldigungseid schworen. Das „Denkmal der Herzöge von Zähringen“ galt jedoch nicht nur Friedrich, der den Titel Großherzog von Baden, Herzog von Zähringen führte. Ebenso war es Zeichen der Verehrung der Herzöge Berthold III., dem Gründer Freiburgs, Konrad I., dem Erbauer des Münsters und Albert von Österreich, dem Stifter der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Dies wurde durch lateinische Inschriften im Postament des Brunnens ausgedrückt, übersetzt:

  • Nordseite: „Dem Grossherzoge Karl Friedrich von Baden, dem Sprossen der Herzöge von Zähringen, dem Nestor unter den Herrschern, dem besten Fürsten die dankbare Bürgerschaft Freiburgs 1807“
  • Ostseite: „Siehe hier Berthold III., der Freiburg gründete als freie Stadt und sie als die erste diesseits des Rheines nach eigenen Gesetzen sich verwalten liess 1120“
  • Südseite: „Konrad, Herzog von Zähringen, Bruder Bertholds III., Rector von Burgund, welcher das Münster und seinen Thurm als ewiges Denkmal zähringischer Frömmigkeit zu bauen begann 1123“
  • Westseite: „Bertholds I. von Zähringen vierundzwanzigster Nachkomme hat die durch Albert von Oesterreich 1456 zu Freiburg gegründete Hochschule bestätigt und ihre Einkünfte vermehrt 1806“

Das Denkmal entstand nach Plänen des Freiburger Stadtrates Ferdinand Weiß, die durch den badischen Baudirektor Friedrich Weinbrenner begutachtet und verändert wurden. Errichtet wurde der Brunnen vom Maurer- und Steinhauermeister Johann Georg Riescher (1759–1827), während der Bildhauer Franz Xaver Hauser das Modell, die Inschriften und die Statue ausführte. Letztere zeigte Berthold III. von Zähringen, dargestellt als geharnischter Ritter mit Schild und Speer. Das Standbild war nach Osten gerichtet, gegen die benachbarte Stammburg der Zähringer.

Sie wurde auf einem hohen quadratischen Postament angebracht, für das Rischer vertragsmässig „den grossen 10½ Schuh langen, 5½ Schuh breiten und 1 Schuh dicken Altarstein aus der abgebrochenen Dominikanerkirche“ zu verwenden hatte. Die restlichen Steine stammten aus einer Steingrube in Mussbach, das heute zu Freiamt gehört. Die Kosten des Monuments beliefen sich auf 3806 Gulden. Riescher wurde bei seinen Arbeiten an Trog und Säule von Hauser unterstützt, der in der Folge dafür gerügt wurde, dass sich die Fertigstelle der Statue verschob.[1] Vinzenz Hauser (1759–1831), ein Bruder Franz Xavers, war für Vergoldearbeiten am Denkmal zuständig.[1]

Im Jahre 1888 wurde zur Erleichterung das frühere achteckige Brunnenbecken entfernt und statt dessen an jeder Seite des Unterbaues durch den Bildhauer Julius Seitz eine besondere Schale angegliedert, deren Träger in stilisierten Tiergestalten die vier Elemente versinnbildlichten.

Der Zähringer-Brunnen wurde am 27. November 1944 während eines britischen Luftangriffs vollständig von Bomben zerstört. Das Angebot des Freiburger Bildhauers Hugo Knittel, eine kostenlose Nachbildung der alten Figur zu erstellen, wurde vom für den Wiederaufbau zuständigen Joseph Schlippe abgelehnt, da man nun einen „zeitlosen“ Brunnen erstellen wollte. Knittels Entwurf basierte teilweise auf Vorkriegsfotografien, die von der Unternehmergattin Annemarie Brenzinger angefertigt worden waren. [2]

Schließlich entschied sich das Kuratorium Bertoldsbrunnen, das 1957 gebildet worden war,[3] für den Entwurf von Nikolaus Röslmeir (1901−1977). Er sag ein relativ abstraktes Denkmal vor: einen etwa vier Meter hohen Kalksteinsockel, der in einem flachen Wasserbecken (Brunnen) steht und auf dem sich ein Reiterstandbild befindet. Die gesamte Form des Brunnens mit Standbild ist vom gotischen Spitzbogen inspiriert, der eine Verbindung zum Freiburger Münster herstellen soll. [4] Der Sockel trägt die Inschrift Den Herzögen von Zähringen, Gründern und Herren von Freiburg im Breisgau. Die Wappen der (Schweizer) Zähringerstädte wurden nicht in den Sockel eingearbeitet, da dies den Gesamteindruck geschwächt hätte.[4] Die Grundlage für den Reiter lieferte ein Siegelbild aus dem Mittelalter.[3]

Der Brunnen wurde durch Spenden finanziert, die gesammelt worden waren, nachdem der Stadtrat dies im Februar 1958 zur Bedingung gemacht hatte. Die Kosten für den Brunnen betrugen 120.000 DM.[3] Am 27. November 1965, dem Jahrestag des Bombenangriffes von 1944, konnte er dann der Öffentlichkeit übergeben werden, die wegen der abstrakten Gestaltung des in Bronze gegossenen Ritters nicht zufrieden war.[5]

Im Jahr 1972[6] wurde die Kaiser-Joseph-Straße zur Fußgängerzone. Dies führte zum Umzug des Brunnens von der Straßenbahninsel nördlich der Kreuzung zu seinem heutigen Platz in deren Mitte.[3]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Michael Klant: Vergessene Bildhauer. In: Skulptur in Freiburg. Kunst des 19. Jahrhunderts im öffentlichen Raum, Freiburg 2000, S. 164–172, ISBN 3-922675-77-8 S. 164 f.
  2. Ute Scherb: Wir bekommen die Denkmäler, die wir verdienen. Freiburger Monumente im 19. und 20. Jahrhundert, Freiburg 2005, ISBN 3-923272-31-6, S. 207 f.
  3. a b c d Peter Kalchthaler Nikolaus Röslmeir in: Freiburger Biographien, Promo-Verlag Moritz GmbH, Freiburg 2002. ISBN 3-923288-33-6
  4. a b Karl Schmid; Hans Schadek;: Die Zähringer. 2, Anstoss und Wirkung Thorbecke, Sigmaringen 1986, ISBN 3-7995-7041-1, S. 372
  5. Schadek, S. 27
  6. Gerhard Greß: Verkehrsknoten Freiburg und seine Umgebung in den fünfziger und sechziger Jahren. EK-Verlag, Freiburg 1997, ISBN 3-88255-263-8, S. 49

Weblinks

 Commons: Bertoldsbrunnen Freiburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
47.9948697.849917

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