Dominikanerkloster (Freiburg im Breisgau)

Dominikanerkloster (Freiburg im Breisgau)
Ausschnitt aus dem Sickinger Plan von 1589
Ansicht des Kloster anhand eines Andachtsbildes aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts
Der um 1800 von Thaddäus Rinderle gezeichnete Plan des Klosters mit den Agrarflächen
Urkunde von Graf Konrad von Freiburg, in dieser wird dem Kloster der Hofstättenzins erlassen und die Freiburger Bächle erstmalig erwähnt
„Mit der Plastik aus dem Jahr 1963 und einer Gedenktafelsoll an das Dominikaner- oder Predigerkloster erinnert werden, das an dieser Stelle seit der Mitte des 13. Jahrhunderts stand“[1]

Das Domikanerkloster Inter duas ripas in Freiburg Unterlinden ist ein aufgelassenes Kloster, dessen Überreste im Rahmen der Neubauten auf dem ehemaligen Gelände der Badischen Kommunalen Landesbank (BaKoLa) untersucht wurden. Nach dem Kloster befanden sich auf dem Gelände das Vincentiuskrankenhaus, die BaKoLa und zuletzt das Verwaltungsgebäude der Sparkasse Freiburg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Kloster in Unterlinden lag, wie es für Bettelordenklöster üblich war, direkt an der Stadtmauer und in der Nähe einer Ausfallstraße. Das Areal war mit Sicherheit schon vor der Niederlassung des Predigerordens im Jahre 1230 bebaut und genutzt. Ein Nachweis ist nur über eine nicht datierte Urkunde möglich, allerdings lässt sich die Bebauung durch den darin erwähnten Provinzialpriors Cu°n[radus] von Höxter (1221–1233) und dessen Amtszeit auf ca. 1230 datieren.

Der hier niedergelassene Predigerorden, 1215 gegründet, war ein Bettelorden, d.h. die Mönche hatten sich der Armut verschrieben, finanzierten sich über das Betteln und sahen ihre Hauptaufgabe in der seelsorgerischen Tätigkeit. Ab dem 15. Jahrhundert benannte man den Orden nach seinem Gründer Dominikus als Dominikanerorden.

Die Erlaubnis zur Errichtung eines Klosters erteilte Bischof Heinrich von Konstanz im Jahre 1235, allerdings konnte erst ab Dezember 1236 mit dem Bau begonnen werden, da dann auch die Genehmigungen der Stadt Freiburg und des Stadtpfarrers vorlagen. Von 1236 bis 1238 hatte Albertus Magnus im Kloster das Amt des Lesemeisters inne.

Erstmals urkundlich erwähnt ist das Kloster in einer Urkunde vom 30. August 1238, in der Graf Konrad von Freiburg den Mönchen den Hofstättenzins erließ. In der Urkunde wird die Klosteranlage als inter duas ripas d.h. zwischen zwei Bächen gelegen bezeichnet. Damit ist dies die erste amtliche Erwähnung der Freiburger Bächle.

Die Grundsteinlegung erfolgte im Jahre 1237 und 1239 stand bereits der Chor der Klosterkirche. Die Fertigstellung der Kirche und der Klausurgebäude erfolgte dann in den Jahren 1251 bis 1253. Bestehende Bauten wurden abgerissen oder teilweise in das Kloster übernommen. Schon bald darauf ersetzten die Mönche den ursprünglichen Chor der Kirche durch einen gotischen Hochchor, der im Jahre 1282 geweiht wurde. Anschließend errichtete man weitere Klosteranlagen, deren Fertigstellung gegen Ende des 16 Jahrhunderts erfolgt sein müsste.

Wie auf dem Sickingerplan von 1589 ersichtlich, erstreckte sich das Kloster auf den Bereich zwischen Unterlinden, Merianstraße, Kleiner Friedrichring und Fahnenbergplatz, der im Süden und Osten durch zwei Bächle begrenzt ist. Die aktivste Zeit des Klosters lag im 13. und 14. Jahrhundert. Ein Versuch der Renovation des Klosters im 18. Jahrhundert war erfolglos, und so baten die letzten fünf Mönche im Jahre 1790 die Vorderöstereichische Regierung um die Selbstauflösung des Klosters. Nachdem die Regierung zugestimmt hatte, schenkte sie das Gelände mit dem Kloster der Freiburger Universität. Diese machte eine Bestandsaufnahme, nach welcher der von Thaddäus Rinderle gezeichnete Große Rinderleplan entstand. 1795 wurde die 1765 von Matthias Faller im Rokokostil geschaffene Kanzel mit Schalldeckel an die Gemeinde Herten verkauft, die sie in der Kirche St. Urban platzierte.[2] 1804 wurden Teile des Klosters zum Abriss verkauft, der Hochchor wurde abgerissen und die heutige Predigerstraße dort angelegt. Mit dem Abriss des Vincentiuskrankenhauses im Jahr 1952, welches im Krieg zerstört worden war, gingen auch die letzten oberirdischen Teile des Klosters verloren.

Laut seinem Vertrag musste Johann Georg Riescher 1807 „den grossen 10½ Schuh langen, 5½ Schuh breiten und 1 Schuh dicken Altarstein aus der abgebrochenen Dominikanerkirche“ für das Postament des Bertoldsbrunnens an der Kreuzung von Salz- und Bertoldstraße mit der Kaiser-Joseph-Straße nutzen.[3]

Gedenktafel

Am 15. Dezember 2010 wurde die restaurierte Plastik Albertus Magnus' zusammen mit der Gedenktafel wieder am Neubau der Sparkasse angebracht. Die von der Bildhauerin Gisela Bär im Jahre 1963 geschaffene Figur am Bakola-Gebäude erinnerte zusammen mit einer Gedenktafel an den bekanntesten Bewohner des Predigerklosters. Die Tafel informiert auch, dass während des Reichstags zu Freiburg im Jahre 1492 Kaiser Maximilian sowie weitere geistliche und weltliche Fürsten im Dominikanerkloster gastliche Aufnahme fanden.[1] Die Inschrift auf der Tafel lautet:

Hier stand von der Mitte des 13. Jahrhinderts bis zu seiner Aufhebung im Jahre 1794 das Predigerkloster. Eine bluehende Staette mittelalterlicher Forschung und Religiositaet.
Auch Albertus Magnus einer der fuehrenden Geister des Abendlandes lehrte in seinen Mauern geistliche und weltliche Fuersten.
Im Jahre 1492 fanden gastliche Aufnahme Kaiser Maximilian.
In der Schreckensnacht des 27. Nov. 1944 sanken die Reste des Klosters in Truemmer.

Literatur

  • Adolf Poinsignon: Das Dominicaner- oder Predigerkloster in Freiburg im Breisgau. In: Freiburger Diözesan- Archiv 16 (1883) S. 1-48
  • H. Flamm, Die Lage der ältesten Ansiedlung der Prediger in Freiburg, in: Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg im Breisgau und den angrenzenden Landschaften 26 (1910) S. 345-350;
  • "inter duas ripas" : Archäologie rund um das ehemalige Predigerkloster in Freiburg, Rauschkolb Mark,Strotz Martin, Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg ISSN 0724–8954 2006 Seite 223-226
  • Matthias Untermann: Archäologische Beobachtungen zu den Freiburger Altstadt-Straßen und zur Entstehung der "Bächle" Schau-ins-Land 114, 1995

Weblinks

 Commons: Dominikanerkloster (Freiburg im Breisgau) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Freiburg: Albertus Magnus ist zurück, Badische Zeitung vom 16. Dezember 2010, Zugriff am 27. März 2011
  2. Helm: Kirchen- und Kapellen im Markgräflerland, S. 269
  3. Friedrich Kempf: Oeffentliche Brunnen und Denkmäler. in: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten, H. M. Poppen & Sohn, Freiburg 1898, S. 487
47.9978637.84868

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