Kaiser-Joseph-Straße (Freiburg im Breisgau)

Kaiser-Joseph-Straße (Freiburg im Breisgau)
Kaiser-Joseph-Straße 2007, Blick nach Norden
Basler Hof 2007
Kaiser-Joseph-Straße 2007, Blick nach Süden
Die Kaiser-Joseph-Straße im Jahr 1904

Die Kaiser-Joseph-Straße (im Volksmund kurz Kajo) in Freiburg im Breisgau ist eine etwa 900 Meter lange Einkaufsstraße, welche in der Mitte der historischen Altstadt von Norden nach Süden verläuft. Die Kaiser-Joseph-Straße gehört zu den teuersten Lagen Deutschlands.[1]

Inhaltsverzeichnis

Lage und Verkehr

Die Straße beginnt im Norden beim Siegesdenkmal am Rand der Altstadt, kreuzt am Bertoldsbrunnen die Salz- und Bertoldstraße – das zentrale Straßenkreuz Freiburgs – und führt dann durch das Martinstor am südlichen Ende der Innenstadt weiter bis zur Kaiserbrücke an der Dreisam. Im Bereich der Altstadt wird sie vom Freiburger Bächle begleitet. Die meisten Gebäude zwischen Siegesdenkmal und Martinstor wurden im Zweiten Weltkrieg durch Bombardierung völlig zerstört. Beim Wiederaufbau mussten die Bauherren Arkaden einbauen, um mehr Verkehrsfläche zu gewinnen, denn die Straßenbahn, die seit 1901 hier fuhr, sollte auch weiterhin diese Strecke befahren. Der Straßenverkehr wurde durch eine Ampelanlage am Bertholdsbrunnen geregelt.[2] Im November 1972[3] wurde in dieser Straße eine der ersten verkehrsberuhigten Fußgängerzonen Deutschlands geschaffen. Lediglich die Straßenbahnlinien 2 (ZähringenGünterstal) sowie im südlichen Teil die Linien 3 (Vauban – Haid) und 5 (Rieselfeld – Hornusstraße) und – eingeschränkt – Lieferfahrzeuge dürfen hier fahren. Für den Abschnitt südlich des Martinstors gelten diese Beschränkungen nicht.

Geschichte

Die Kaiser-Joseph-Straße wurde ursprünglich als „Große Gass“ bezeichnet, auf der im Mittelalter auch der Markt abgehalten wurde, daher ihre im Vergleich zu den anderen Straßen der Altstadt große Breite. Im 15. Jahrhundert verlegte man den Markt dann auf den Platz vor dem Freiburger Münster.[4]

Die Verbindung zwischen der „Großen Gass“ und den Vorstädten in Form des Martinstors wurde im 17. Jahrhundert im Zuge des Festungsbaus und der Einebnung der Vorstädte durch Sébastien Le Prestre de Vauban unterbrochen. Die Salzstraße diente nun als Zufahrt aus dem Höllental. Für den Brautzug der späteren französische Königin Marie Antoinette, der aus 235 Personen, 57 Wagen und 250 Zug- und Reitpferden bestand, war sie allerdings nicht breit genug. Um ihr beim Eintreffen am 4. Mai 1770 dennoch einen standesgemäßen Empfang bereiten zu können, sollte sie über die Gartenstraße durch das Breisacher Tor in die Stadt einfahren. Zu diesem Anlass wurde die heutige Dreisam- und Schreiberstraße am Nordufer der Dreisam erbaut. Zudem errichteten drei Organisationen in Freiburg jeweils einen Triumphbogen für die Dauphine: die Stadt an der Karlskaserne, die Universität am Kollegienhaus (heutiges Rathaus) sowie die Landstände auf der „Großen Gass“. Letzterer war mit 24 Metern Höhe und 18 Metern Breite der größte der drei Bögen. Er war von Johann Christian Wentzinger aus Holz und Stuck errichtet worden. Im Kageneckschen Haus in der Salzstraße nahm Marie Antoinette für zwei Nächte Quartier, bevor es am Morgen des 6. Mai weiter zur Reichsabtei Schuttern ging.[5]

Der Albrecht-Ludwig-Brunnen von 1868 vor dem Siegesdenkmal
Skizze aus den Planungsunterlagen zum Bau der Kaiserbrücke

Nach einem Besuch von Kaiser Joseph II. im Jahre 1777 wurde die Straße dann zu Ehren des Landesherrn in „Kaiserstraße“ umbenannt. Um 1840 wurde die Straße vom Martinstor aus nach Süden bis zur Dreisam verlängert. Dieser Abschnitt erhielt zunächst den Namen „Stephanienstraße“ zu Ehren der badischen Großherzogin Stéphanie de Beauharnais. Entsprechend wurde das in diesem Zusammenhang neu entstandene Quartier „Stephanien-Vorstadt“ genannt. Um die Jahrhundertwende befanden sich drei Brunnen auf der Straße: der Fischbrunnen aus dem 16. Jahrhundert, der Bertholdsbrunnen, der diesen um 1806 von seinem Platz verdrängte, sowie der Albert-Ludwig-Brunnen von Alois Knittel aus dem Jahr 1868. Er befand sich nahe dem Siegesdenkmal auf dem damaligen Kaiser-Wilhelms-Platz.[6]

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Kaiserstraße zusammen mit ihren Verlängerungen nach Norden (Zähringerstraße) und Süden (Günterstalstraße) vorübergehend in „Adolf-Hitler-Straße“ umbenannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der nördliche Teil dieser innerstädtischen Verkehrsachse in „Habsburgerstraße“ umbenannt, der Abschnitt in der Innenstadt bis zur Dreisam wurde zur „Kaiser-Joseph-Straße“, um jeden Zweifel, welcher Kaiser gemeint war, auszuräumen. Da man die Hausnummern nicht ändern wollte, beginnen sie in der Kaiser-Joseph-Straße bei 143 auf der Ostseite und bei 166 auf der Westseite.[7]

Zahlreiche Filialen großer Handelsunternehmen haben in der Straße ihre Geschäftsräume. In den 1970er Jahren gab es noch fünf Warenhäuser in der Straße, zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind es noch zwei. Das einzige Gebäude ohne jegliche kommerzielle Nutzung ist der Basler Hof, der im 15. Jahrhundert von Konrad Stürtzel als Wohnhaus erbaut wurde und heute eine der bedeutendsten Profanbauten Freiburgs ist. Seinen Namen erhielt es, weil von 1587 bis 1677 das Basler Domkapitel hier seine Exilresidenz hatte – es konnte sich wegen der Reformation in Basel nicht mehr halten. Heute ist es der repräsentative Dienstsitz des Regierungspräsidenten von Freiburg.

Die Kaiserbrücke aus der Zeit um die Jahrhundertwende am anderen Ende der Kaiser-Joseph-Straße zierten früher Bronze-Statuen der Kaiser Heinrich V. und Friedrich Barbarossa von Julius Seitz sowie der Habsburger Rudolf I. und Maximilian I. von Fridolin Dietsche. Im Jahr 1942 wurden sie zerlegt und nach Hamburg zum Einschmelzen gebracht. Obwohl dies bis zum Ende des Krieges nicht geschah, verzichtete der Gemeinderat im Jahr 1950 wegen der hohen Transportkosten darauf, die Statuen zurückzuholen. Die Ausbuchtungen für die Statuen sind heute noch zu sehen. [8] ]

Einzelnachweise

  1. spiegel.de: Deutschlands teuerste Lagen: Hier kostet die Miete 260 Euro - pro Quadratmeter, 27. April 2007, Zugriff am 1. Januar 2010
  2. badische-seiten.de: Große Gaß, Zugriff am 27. März 2010
  3. Gerhard Greß: Verkehrsknoten Freiburg und seine Umgebung in den fünfziger und sechziger Jahren. EK-Verlag, Freiburg 1997, ISBN 3-88255-263-8, S. 49
  4. Hans Schadek: Freiburg, ehemals - gestern - heute, Die Stadt im Wandel der letzten 100 Jahre, Steinkopf Verlag, 2004, S. 58
  5. Peter Kalchthaler: Freiburg Mitte: Triumphbogen in der Kaiserstraße, Badische Zeitung vom 3. Mai 2010, Zugriff am 30. Dezember 2010
  6. Friedrich Kempf: Oeffentliche Brunnen und Denkmäler. in: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten, H. M. Poppen & Sohn, Freiburg 1898, S. 483 ff.
  7. Peter Kalchthaler: Freiburger Wege. Straßennamen mit Geschichte. Freiburg im Breisgau, 1998, ISBN 978-3-7930-9244-5, S. 103 ff.
  8. Hans Sigmund: Freiburg: Einst von bronzenen Kaisern flankiert, Badische Zeitung vom 15. September 2008, Zugriff am 31. Juli 2009

Weblinks

 Commons: Kaiser-Joseph-Straße Freiburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
47.9945987.849706

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