Bosten Tea party

Bosten Tea party
Die Vernichtung von Tee bei der Boston Tea Party. Lithografie von Sarony & Major (1846).

Boston Tea Party ist die Bezeichnung für einen Akt des Widerstandes gegen die britische Kolonialpolitik im Hafen der nordamerikanischen Stadt Boston am 16. Dezember 1773. An diesem Tag drangen symbolisch als Indianer verkleidete Bostoner Bürger in den Hafen ein und warfen Ladungen Tee der englischen East India Trading Company von drei dort vor Anker liegenden Schiffen ins Hafenbecken. Diese Aktion ging von einigen Mitgliedern der St. Andrews Lodge aus, die auch Angehörige der Sons of Liberty waren.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte: Steuer- und Zollstreit mit London

Die Boston Tea Party bildete den Höhepunkt eines länger dauernden Streits zwischen den 13 nordamerikanischen Kolonien und ihrem Mutterland Großbritannien. Seit dem Franzosen- und Indianerkrieg (1754–1763) bzw. dem Siebenjährigen Krieg (1756–1763), welche die Staatskasse stark belastet und den Schuldenberg der Krone auf 132 Millionen Pfund fast verdoppelt hatten, versuchte Großbritannien, die Einkünfte aus Nordamerika zu erhöhen. Gleichzeitig stiegen die Kosten, welche die Kolonien direkt verursachten. Seit der englische König Georg III. durch die so genannte Proklamationslinie 1763 die Kolonien von den Indianergebieten getrennt hatte, kam es immer wieder zu Konflikten entlang dieser Linie, da die Siedler trotz Verbots weitere Gebiete am Ohio River erschließen wollten. Nur durch die Stationierung zusätzlicher Truppen konnte man den Ausbruch eines Krieges zwischen Siedlern und Indianern verhindern.

Das Parlament in London sah es als gerechtfertigt an, dass auch die Kolonien ein Scherflein zur Staatskasse beitragen und zumindest für einen Teil der Unterhaltung der zu ihrem Schutz in Nordamerika stationierten Truppen aufkommen sollten. Die für diesen Zweck erlassenen Gesetze wie der Sugar Act (Zuckergesetz) von 1764 oder der Stamp Act (Stempelgesetz) von 1765 bedeuteten eine eher milde Besteuerung der Kolonisten, die deutlich unter der Durchschnittsbelastung der Untertanen im Mutterland lag. Trotzdem stießen diese steuerpolitischen Maßnahmen auf zum Teil erbitterten Widerstand in Nordamerika.

„Sugar Act“ und „Stamp Act“ zogen nämlich direkte, das heißt in den Kolonien selbst erhobene Steuern nach sich. Daraus ergab sich ein ernster staatsrechtlicher Konflikt, da die Kolonisten das Besteuerungsrecht des britischen Parlaments nicht anerkannten. Je nach Lesart waren nämlich die Kolonisten als englische Bürger zwar berechtigt zu wählen, konnten dieses Recht aber nicht ausüben wegen der großen Distanz – und waren folglich auch nicht im Parlament in London vertreten – oder sie waren wie die Engländer durch die Vertreter ihrer Körperschaften – des Adels, der Städte, der Geistlichen und des einfachen Volkes – repräsentiert.

Es standen sich also die Kolonisten mit einem individuellen Verständnis von Repräsentation und die Briten mit einem korporativen gegenüber. Die Kolonisten fassten ihre Interpretation der Lage mit dem Slogan no taxation without representation zusammen. Dabei ist wichtig zu begreifen, dass sie sich in ihrem fortwährenden Selbstverständnis als britische Bürger primär auf überkommene Rechte beriefen, wie sie sich in der englischen Tradition einer ungeschriebenen Verfassung entwickelt hatten. Bis zur Eskalation der Krise im Verhältnis zum Mutterland in den Jahren 1775/1776 wurde die Forderung nach Unabhängigkeit von Großbritannien und der Einrichtung einer eigenen Rechtsordnung daher auch nur vereinzelt erhoben.

Das britische Parlament erkannte zwar die Stellung der Kolonien nicht an und bestand auf seinem souveränen Besteuerungsrecht, der britische Finanzminister Charles Townshend versuchte jedoch weitere Komplikationen zu umgehen. Die Steuern – die bekannteste davon die Stempelsteuer – wurden wieder aufgehoben und durch eine „äußere Besteuerung“ durch Zölle ersetzt. Im sogenannten Townshend Act wurden ab 29. Juni 1767 Zölle auf die Einfuhr von Leder, Papier und Tee gelegt.

Die Kolonisten reagierten heftig auf diese Zölle. Eine Gruppe zum Widerstand bereiter Männer, die sich Sons of Liberty nannte, rief zu Boykotten auf und es kam zu einem blutigen Zusammenstoß mit britischen Ordnungstruppen, dem so genannten Boston Massacre (5. März 1770).

Fiskalisch ergaben die nordamerikanischen Importzölle von Beginn an wenig Sinn, nur der Tee-Zoll sollte Einkünfte in beträchtlichem Umfang abwerfen. Selbst das erwies sich jedoch als Milchmädchenrechnung, weil der Absatz englischen Tees in Nordamerika wegen der resultierenden Boykotte und des Schmuggels von Tee von den niederländischen Antillen stark zurückging und die für den Handel mit den Kolonien monopolisierte britische Ostindiengesellschaft daher auch weniger Tee zur späteren Umschiffung nach London importierte. Dadurch entgingen der Krone jedoch Einkünfte durch britische Importzölle (die höher als die nordamerikanischen waren) in beträchtlichem Maße. Im Saldo blieb so sogar ein Einnahmeverlust zu verzeichnen, der die Finanzmisere noch verstärkte.

Dass bei der Rücknahme der nordamerikanischen Importzölle im Jahr 1770 dennoch der Tee-Zoll ausgenommen blieb, belegt, dass es auch der englischen Regierung in dieser Frage inzwischen weniger um eine Verbesserung der Etatlage als ums Prinzip ging. Derweil die Boykotte der anderen Waren praktisch wieder endeten, kauften die Kolonisten daher auch weiterhin vornehmlich geschmuggelten niederländischen Tee.

Der Tea Act vom Mai 1773

Der weitgehende Wegfall des nordamerikanischen Marktes brachte die Ostindiengesellschaft alsbald in arge Bedrängnis, so dass sogar ihr Bankrott kurz bevorstand. Unverkaufter Tee verrottete tonnenweise in Londoner Lagerhäusern. Die britische Regierung konnte sich eine solche Entwicklung aber in keiner Weise leisten, auch weil die Gesellschaft aus eigenen Ressourcen die britischen Kolonialtruppen in Indien unterhielt.

Um den Ruin der Gesellschaft zu vermeiden, beschloss das britische Parlament im Mai 1773 auf Betreiben von Premierminister Lord North den so genannten Tea Act. Durch ein Absenken des Endpreises sollte dabei der Tee-Verkauf und damit der Profit der Ostindiengesellschaft in den Kolonien wieder erhöht werden. Kurioserweise konnte man sich zum Erreichen dieses Ziels jedoch nicht auf den simpelsten Weg der Aufhebung der nordamerikanischen Importzölle, die eigentlicher Auslöser der Misere waren, einigen. Statt dessen wurden die von der Ostindiengesellschaft beim Import nach England zu entrichtenden Zölle beseitigt. Außerdem erhielt diese nun größere Autonomie bei der Abwicklung ihres Handels und konnte beispielsweise auf amerikanische Zwischenhändler beim Absatz ihres Tees verzichten.

Im Verhältnis zu den nordamerikanischen Kolonien führte der Tea Act aber zu einer entscheidenden Eskalation. Die Ostindiengesellschaft wäre jetzt nämlich in der Lage gewesen, den Endpreis des trotz allem weiterhin mit den nordamerikanischen Importzöllen belasteten Tees so stark zu senken, dass dieser in den Kolonien sogar billiger hätte verkauft werden können als der weit verbreitete niederländische Schmuggel-Tee.

Darin erblickte man in Nordamerika aber den Versuch, die Boykottbewegung gegen die als unberechtigt angesehenen Zölle zu unterlaufen und dadurch einen Keil zwischen die eher von prinzipiellen und die eher von ökonomischen Überlegungen geleiteten Kolonisten zu treiben. Außerdem sahen einflussreiche nordamerikanische Zwischenhändler ihre Interessen durch die im Tea Act vorgesehene Möglichkeit des direkten Endverkaufs durch die Ostindiengesellschaft verletzt. Man befürchtete die Einrichtung eines Handelsmonopols auch innerhalb der Kolonien. Schließlich wurde argumentiert, erwartete Mehreinnahmen der Krone durch die Importsteuern würden direkt zur Finanzierung von Institutionen der königlichen Gouverneure herangezogen werden und dadurch die Selbstregierung durch die kolonialen parlamentarischen Versammlungen ausschalten.

Der Zusammenfall der Interessen der amerikanischen Teeimporteure und -händler einerseits und der Sons of Liberty, Gegner einer Gängelung durch britisches Parlament und Regierung, andererseits, führte zu dem Entschluss, Landung und Verkauf des verbilligten Tees der Ostindiengesellschaft unter allen Umständen zu verhindern. Ihre zwischen den einzelnen Kolonien koordinierten Appelle an die Kapitäne von Lotsenschiffen, mit englischem Tee beladene Schiffe nicht mehr in die Häfen zu navigieren, waren größtenteils erfolgreich.

Der Ablauf der Boston Tea Party

Kupferstich von Daniel Chodowiecki (Vorlage) und Daniel Berger (Graveur) 1784 mit Darstellung der Boston Tea Party. Die Bildunterschrift (mit falscher Datierung) besagt: „Die Einwohner von Boston werfen den englisch-ostindischen Thee ins Meer am 18. Dezember 1773.“

Anders verhielt es sich jedoch in Boston, wo am 28. November 1773 die Dartmouth, das erste von vier von der Ostindiengesellschaft dorthin entsandten Schiffen, mit einer Ladung billigen Tees vor Anker ging. Gegner der Krone wie John Hancock (der selbst kräftig am Schmuggel mit niederländischem Tee verdiente) und Samuel Adams waren entschlossen, die Entladung des Tees unter allen Umständen zu unterbinden – auch durch entsprechende Drohungen gegen Schiff und Kapitän sowie gegen Hafenarbeiter.

Andererseits erklärte Gouverneur Thomas Hutchinson, die Dartmouth unterliege seit dem Einlaufen im Hafen der Jurisdiktion des Bostoner Zollamtes. Er verbot dem Kapitän Francis Rotch, dem als Miteigentümer des Schiffes an einer friedlichen Lösung des Konflikts gelegen war, daher, das Wiederauslaufen ohne Zahlung der angefallenen Importzölle. Hutchinson wies die Royal Navy an, jeden Versuch der Dartmouth, den Hafen zu verlassen, notfalls gewaltsam zu unterbinden und kündigte Zwangslöschung und -verkauf des Tees an, falls die Abgaben nicht innerhalb von drei Wochen entrichtet würden. Dabei spielten auch private Motive eine Rolle, denn zwei von Hutchinsons Söhnen hatten als Agenten der Ostindiengesellschaft ein direktes Interesse am Verkauf des Tees.

Kurz vor Ablauf von Hutchinsons Ultimatum eskalierte am Abend des 16. Dezember 1773 schließlich die Situation. Bei einer Versammlung der Sons of Liberty im Old South Meeting House feuerte Samuel Adams die Anwesenden mit dem Hinweis auf die in wenigen Stunden bevorstehende Entladung des Tees von der Dartmouth an. Die Versammlung entsandte daraufhin Kapitän Rotch mit einer letzten Petition zu Gouverneur Hutchinson, welche die bereits zuvor erhobene Forderung wiederholte, der Dartmouth und den zwei zwischenzeitlich angekommenen Schiffen Eleanor und Beaver das Wiederauslaufen ohne Entladung des Tees und Zahlung der Zölle zu ermöglichen. Gouverneur Hutchinson wies die Petition jedoch zurück.

Als Rotch dies den im Meeting House versammelten Menschen mitteilte, liefen ca. 50 Teilnehmer des Treffens, die sich größtenteils aus Protest gegen die Kolonialregierung als Mohawk-Indianer „verkleidet“ hatten, unter Kriegsgeheul zum Hafen. Dort angekommen, stürmten die Männer in drei Gruppen die drei Schiffe und kippten die gesamte Ladung von immerhin 45 Tonnen Tee ins Wasser. Tausende Zuschauer sahen der vom Mondlicht beleuchteten, mehrstündigen, spektakulären, aber völlig gewaltfrei ablaufenden Aktion feierlich vom Ufer aus zu ohne einzugreifen. Obwohl ihre unterstützende Haltung außer Zweifel stand, blieben Anfeuerungsrufe für die 'Mohawks' die Ausnahme. Versuche einzelner Personen, sich unter die Männer auf den Schiffen zu mischen und dort Teeblätter für den privaten Konsum in die Taschen zu stecken, wurden unterbunden.

Der britische Admiral John Montagu, 4. Earl of Sandwich, der die Szene vom Haus eines Freundes am Hafen aus beobachtet, aber ebenfalls nichts unternommen hatte, soll den abziehenden Beteiligten nach Ende der Aktion zugerufen haben: „Das war ein netter, spaßiger Abend, den ihr mit eurem Indianer-Streich hattet, Jungs, aber vergesst nicht, dass ihr die Zeche noch nicht bezahlt habt.“ Angeblich schwenkte daraufhin einer der 'Mohawks' sein Beil und antwortete Montague mit den Worten: „Machen Sie sich diesbezüglich keine Sorgen, Euer Hochwohlgeboren. Wenn Sie nur so freundlichst wären, herunterzukommen, können wir die Rechnung in zwei Minuten begleichen.“ [1]

Der insgesamt äußerst disziplinierte Ablauf der Aktion, an deren Ende die Männer die Schiffe säuberten und sich sogar noch bei den Hafenwachen für ein einziges aufgebrochenes Schloss entschuldigten, spricht für deren sorgfältige Planung. Tatsächlich war eine Zerstörung des Tees bereits mehrmals auf den in den Wochen zuvor abgehaltenen Bürgerversammlungen aus der Menge heraus angeregt worden, jedoch hatte sich nur einer der führenden Männer der Sons of Liberty die Forderung zu eigen gemacht.

John Adams vermerkt zu den Ereignissen des 16. Dezember 1773 in seinem Tagebuch:

„Gestern Abend wurden drei Ladungen Bohea-Tee ins Meer geschüttet. Heute Morgen segelte ein Kriegsschiff los.
Dies ist die bisher großartigste Maßnahme. Dieses letzte Unternehmen der Patrioten hat eine Würde (…), die ich bewundere. Das Volk sollte sich nie erheben, ohne etwas Erinnerungswürdiges zu tun – etwas Beachtenswertes und Aufsehen erregendes. Die Vernichtung des Tees ist eine so kühne, entschlossene, furchtlose und kompromisslose Tat, und sie wird notwendigerweise so wichtige und dauerhafte Konsequenzen haben, dass ich sie als epochemachendes Ereignis betrachten muss.“

John Adams: Diary and Autobiography of John Adams, 17. Dezember 1773

Der Sekretär der St. Andrews Lodge gab am Abend des 16. Dezember 1773 zu Protokoll, die Loge habe ihre Versammlung auf den nächsten Abend vertagt und schrieb als Begründung über die gesamte Seite ein großes „T“.

Die Bedeutung der Indianer-Verkleidung

Historiker haben lange Zeit versäumt, eine überzeugende Antwort auf die Frage zu geben, warum für den Protest bei der „Boston Tea Party“ die Verkleidung als Indianer gewählt worden war. Traditionelle Erklärungen, wie die, wonach die Identität der an der Aktion beteiligten Personen verschleiert werden sollte oder man gar den Mohawks die Schuld in die Schuhe schieben wollte, können auf Grund der oben geschilderten Umstände und der Oberflächlichkeit der Verkleidung als unzulänglich gelten. Letztere war rein symbolischer Art und bestand hauptsächlich aus einer an den Hut gesteckten Feder, einem schwarz gemalten Gesicht, einem einfachen Überwurf und einem zum „Tomahawk“ umdeklarierten Beil, das man mitschleppte. Einige der Beteiligten waren sogar überhaupt nicht verkleidet. Zeitgenössische und spätere Illustrationen, die den Männern ein vollständig „indianisches“ Aussehen samt nacktem Oberkörper und Lendenschurz andichten, sind insofern irreführend (nicht zuletzt weil die Boston Tea Party in einer kalten Dezembernacht stattfand). Abgesehen von ihrem Erscheinungsbild unterstrichen die Teilnehmer ihr „Indianertum“ dadurch, dass sie sich untereinander in einem pseudoindianischen Pidgin-Englisch verständigten.

Jüngere Arbeiten verweisen auf plausiblere Hintergründe der Maskerade: Als Opfer einer scharfen Repression durch die britischen Behörden und die Armee (an welcher die Kolonisten freilich in vollem Umfange teilgenommen hatten) standen die Indianer nach diesen Darstellungen bereits seit Beginn der Protestbewegung in den 1760er Jahren für die Unterdrückung der Kolonien durch das englische Parlament und die Regierung seiner Majestät. Gleichzeitig symbolisierten sie eine sich neu entwickelnde amerikanische Identität, die sich von den europäischen Ursprüngen abgrenzte und insbesondere eine Freiheit von überkommenen Gesetzen und Standesgrenzen beinhaltete.

Im Bostoner Fall kam das Element einer entschiedenen Widerstandshaltung mit asymmetrischer Kriegführung hinzu, bei welcher der ‚Underdog‘ jedoch am Ende die Oberhand behalten sollte. Im Zusammenhang mit den Protesten gegen die britischen Zölle gab es allerdings noch eine spezielle Assoziation der Indianer mit Tee: Boykottbefürworter hatten seit mehreren Jahren als Alternative zu Importen der Ostindiengesellschaft einen Tee propagiert, der aus einer in Neuengland wachsenden Porst-Art gebrüht wurde und diesen dabei als einzig echten „Indian tea“ (bedeutet im Englischen sowohl „indischer Tee“ wie auch „Indianer-Tee“) bezeichnet.

Die Verkleidung bei der Boston Tea Party war nur der berühmteste Fall einer in der amerikanischen Revolutionszeit und der späteren Nationalgeschichte immer wieder anzutreffenden Praxis der Verknüpfung der Freiheitsideale mit dem Symbol des Indianers. Der Historiker Philip J. Deloria resümiert: „Das Ausspielen eines indianischen Amerikanertums gewährte eine wirkungsmächtige Grundlage für nachfolgendes Bestreben um eine nationale Identität. […] 'Indianerspiel' ist eine dauerhafte Tradition in der amerikanischen Kultur geworden, die sich vom Moment des nationalen Urknalls bis zur sich beständig ausdehnenden Gegenwart und Zukunft fortsetzt.“ [2]

Folgen und Rezeption

Die Boston Tea Party wurde zum Vorbild einer ganzen Reihe ähnlich ablaufender Aktionen in den folgenden Monaten auch in anderen nordamerikanischen Kolonien. Wanderhändler, die vermeintlich englischen Tee verkaufen wollten, wurden dabei wiederholt gezwungen, ihre Waren zu verbrennen. In Weston, Massachusetts, wurde ein Wirtshaus von einem Trupp als Indianer verkleideter Bürger demoliert, nachdem dem Besitzer nachgesagt worden war, er würde Bohea-Tee der Ostindiengesellschaft verkaufen. In größeren Städten versammelten sich Bürger um ihre privaten Teevorräte öffentlich Scheiterhaufen zu überantworten und dabei Schwüre gegen den weiteren Konsum des Getränks abzulegen. In Zeitungen erschienen Artikel, in denen Bohea-Tee für die Gesundheit abträgliche Eigenschaften nachgesagt wurden. Der offizielle (also zollrelevante) Import von Tee in die amerikanischen Kolonien fiel vom bereits niedrigen Niveau des Jahres 1773 in den folgenden zwölf Monaten um über 90%.

Die Provokation der Tea Parties und der anderen Widerstandsaktionen konnte sich die britische Regierung nicht bieten lassen. Nur „neuengländische Fanatiker“, bemerkte Premierminister Lord North, könnten sich einbilden, von verbilligtem Tee unterdrückt zu werden. Im Parlament in London kam die Forderung nach einer Strafaktion gegen Boston, gar nach einer Zerstörung der Stadt auf. Edmund Burke, der bedeutende Staatstheoretiker und Debattenredner, stand mit seinem Appell zur Mäßigung und der Forderung nach dem Zugeständnis an die Kolonien, sich selbst besteuern zu dürfen, isoliert da.

Die Regierung von Lord North erhob eine Reihe von Gesetzen bekannt unter dem Namen Intolerable Acts. Diese beinhalteten die Schließung des Hafens von Boston ab dem 1. Juni 1774 und die Einschränkung der Freiheiten der Kolonien, insbesondere diejenigen von Massachusetts. Die Vertreter aus zwölf Kolonien trafen sich darauf vom 5. September bis 26. Oktober 1774 in Philadelphia zum ersten Kontinentalkongress, der empfahl, eine eigene Miliz, die Kontinentalarmee, zu bilden und ökonomische Sanktionen gegen Großbritannien zu verhängen. Die weitere Eskalation des Konfliktes führte ab April 1775 zum Ausbruch des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges.

Die „Boston Tea Party“ ist auch Thema des Romans Johnny Tremain. Ein Roman für Alt und Jung (Johnny Tremain. A Novel for Old and Young) von Esther Forbes, der 1957 von Robert Stevenson für Walt Disney verfilmt wurde.

Fußnoten

  1. Zitiert in: Bruce E. Johnson, „Mohawks, Axes and Taxes: Images of the American Revolution“, Historian Today 35.4 (April 1985), 10-16, hier 13. Übersetzt aus dem englischen Original.
  2. Philip J. Deloria, Playing Indian, New Haven & London: Yale UP, 1998, 7. (aus dem Englischen übersetzt)

Quellen & Literatur

  • Paul S. Boyer u.a. (Hg.): The Enduring Vision - A History of the American People. Third Edition. Lexington & Toronto: D.C. Heath and Company, 1996.
  • Philip J. Deloria: Playing Indian. New Haven und London: Yale UP, 1998.
  • Bruce E. Johansen: „Mohawks, Axes and Taxes: Images of the American Revolution“, History Today 35.4 (April 1985), 10-16.

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