M. DuMont Schauberg

M. DuMont Schauberg
Mediengruppe
M. DuMont Schauberg
Logo M. DuMont Schauberg
Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1620
Sitz DeutschlandDeutschland Köln
Leitung Alfred Neven DuMont
Vorsitzender des Aufsichtsrats
Mitarbeiter 3500
Branche Verlag
Produkte Tageszeitungen
Website http://www.dumont.de/
Neven-DuMont-Haus in Köln-Niehl

M. DuMont Schauberg ist eines der größten und ältesten deutschen Verlagshäuser mit Sitz in Köln. Heute wird das Unternehmen in der 12. Generation geführt. Konsolidierende Konzernobergesellschaft ist die M. DuMont Schauberg Expedition der Kölnischen Zeitung GmbH & Co. KG (Amtsgericht Köln HR A 753). Die Gruppe erwirtschaftete 2009 einen Umsatz von 707 Millionen Euro (2008: 692 Millionen Euro) und einen Überschuss von rund 500.000 Euro.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Marcus DuMont, Relief am DuMont-Brunnen, Breite Straße, Köln
Kölner Notgeld von 1921 mit Unterschrift Adenauers und Eindruck „M. Dumont Schauberg, Köln“
10 Pfennig und Rückseiten

Die Wurzeln der Unternehmensgruppe M. DuMont Schauberg liegen in den Anfängen des 17. Jahrhunderts: Die 1626 gegründete Druckerei von Bertram Hilden ging 1735 in der Druckerei von Gereon Arnold Schauberg auf. Die spätere Kölnische Zeitung wurde bei Schauberg und dessen Erben gedruckt. Am 10. Juni 1805 ging die Druckerei in den Besitz von Marcus Du Mont über.

Der Kölner Stadt-Anzeiger erschien im Jahre 1876 als regionale Ergänzung und Anzeigenblatt zur überregionalen Kölnischen Zeitung. In der Weimarer Republik ließ die Stadt Köln bei DuMont das Notgeld drucken.

Die Rolle und die Verstrickungen des Vorlagshauses in der Nazizeit, insbesondere die des Mitinhabers Kurt Neven DuMonts ist Gegenstand von Kontroversen. Die Familie sah sich stets als Opfer der braunen Machthaber und überzieht heute noch kritisch berichtende Journalisten und Medien, wie den SPIEGEL und der Historiker Ingo Niebel ("Profiteure" der Arisierung") mit Prozessen und erwirkt relativierende Klarstellungen[2]. Die NSDAP-Mitgliedschaft Kurt Neven DuMonts wurde bis zu den Recherchen des Spiegels und Ingo Niebels verheimlicht, ja geleugnet [3]. Das Haus versucht zwar, die eigene Geschichte durch Mitarbeit des Unternehmenshistorikers Manfred Pohl aufzuarbeiten ("Der Kampf um die Unabhängigkeit des Zeitungsverlags unter der NS-Diktatur") . Diese Darstellung wird aber oft als "relativierend" angesehen. [4]

Die Verlagsinhaber arbeiteten schon vor der Machtergreifung Hitlers mit den braunen Machthabern eng zusammen und setzten sich schon vor 1933 vehement für ein Zusammengehen des Bürgertums mit Hitler ein". Nach 1933 zogen Kurt Neven DuMont und das Verlaghaus hohe Gewinne aus der Zusammenarbeit mit den Nazis. Zuerst aus der Übernahme „arisierten“ jüdischer Grundstücke, zudem profitierte das Haus vom deutschen Angiffskrieg. "Die Kölnische gehörte zu den wenigen Zeitungen, die die Propagandaabteilung der Wehrmacht für so linientreu hielten, dass sie sie den Frontsoldaten zukommen ließen." [5]Die Kölnische Zeitung und der Stadtanzeiger konnten, im Gegensatz zu anderen Zeitungen im Deutschen Reich noch bis kurz vor dem Einmarsch der Alliierten erscheinen. [6]

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging der Stadt-Anzeiger nach dem Wiedererscheinen 1949 als führende Kölner Zeitung aus einem harten Wettbewerbskampf mit der 1946 gegründeten, der CDU nahestehenden Kölnischen Rundschau hervor.

1964 kam die Boulevardzeitung Express auf den Markt, die die Monopolstellung der Bild in der Region brechen konnte.

Nach der Deutschen Wiedervereinigung erfolgte die Übernahme der Mitteldeutschen Zeitung. Das lokale Konkurrenzblatt Kölnische Rundschau wurde 1999 übernommen.

Am 6. Juli 2005 hob das Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf das Veto des Bundeskartellamts auf. DuMont Schauberg durfte daraufhin 9,015 Prozent am Verlag des Bonner General-Anzeigers übernehmen.

2006 wurden 50 Prozent der Anteile und eine Stimme der Frankfurter Rundschau sowie alle Anteile des Bundesanzeiger Verlags übernommen. Am 13. August desselben Jahres wurden 25 Prozent der israelischen Haaretz-Gruppe in Form einer Direktinvestition von 25 Millionen Euro gekauft.

Am 13. Januar 2009 teilte der Verlag mit, dass er die Aktivitäten der Mecom Group in Deutschland übernimmt.[7] Dazu gehörten der Berliner Verlag mit der Berliner Zeitung und die Hamburger Morgenpost. Mecom erzielte nach eigenen Angaben für die gesamten Publikationen einen Verkaufspreis von 152 Millionen Euro.[8] Im August 2009 warnt der Deutsche Journalisten-Verband wegen der Pressequalität vor weiterer Zusammenlegung von Ressorts und dem Austausch von Artikeln bei Berliner Zeitung, Frankfurter Rundschau und anderen Zeitungen des Verlags. Er erinnert an das Versprechen von Alfred Neven DuMont anlässlich der Übernahme des Berliner Verlags, Unabhängigkeit und Souveränität der einzelnen Titel zu schützen.[9]

„Eine Zeitung muss immer vor Ort aus einem Guss gemacht werden. [...] Gegen den Willen einer Redaktion kriegen Sie (eine große Zentrale) vielleicht durchgesetzt, aber der Flurschaden wird riesig.“

Das Kölner Unternehmen ist der drittgrößte Zeitungsverlag Deutschlands. Der Vorstand der Mediengruppe M. DuMont Schauberg umfasst folgenden Mitglieder: Christian DuMont Schütte, Isabella Neven DuMont, Dr. Eberhard Klein und Franz Sommerfeld.[10] Alle Anteile befinden sich im Besitz von 19 Gesellschaftern der Familien Neven DuMont und Schütte bzw. DuMont Schütte.

Im April 2010 wurde unter Leitung von Brigitte Fehrle (Chefredaktion) die Dumont Redaktionsgemeinschaft gegründet.

Aufsichtsrat

Der Aufsichtsrat des Unternehmens besteht aus Alfred Neven DuMont (Vorsitzender), Claas Kleyboldt und Peter May.

Zeitungen

Zeitungsgruppe Köln
Kölner Stadt-Anzeiger, Kölnische Rundschau, Express

Online-Medien

  • Online-Auftritte der Zeitungen Kölner Stadt-Anzeiger, Kölnische Rundschau, EXPRESS, Mitteldeutsche Zeitung und Frankfurter Rundschau
  • Netzeitung netzeitung.de
  • Online-Anzeigenportal kalaydo.de
  • LizzyNet (Online-Community für Mädchen und junge Frauen)

Rundfunk und TV

Tochtergesellschaften

Die DuMont Redaktionsgemeinschaft GmbH ist eine gemeinsame Tochtergesellschaft der vier Abonnementtitel der Mediengruppe M. DuMont Schauberg, die seit April 2010 besteht und personell mit 25 Reportern ausgestattet ist. An ihr sind zu je 25 Prozent die Berliner Zeitung, die Frankfurter Rundschau, der Kölner Stadtanzeiger und die Mitteldeutsche Zeitung beteiligt. Sie hat ihren Hauptstandort in Berlin und unterhält einen weiteren Standort für die Wirtschaftsberichterstattung in Frankfurt.[12] Sie bietet den beteiligten Tageszeitungen der DuMont-Gruppe täglich Berichte, Analysen und Reportagen aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft an und soll die Qualität der Berichterstattung erhöhen.[13] Die Zentralisierungsmaßnahme kommentierte Uwe Vorkötter, Chefredakteur der Berliner Zeitung, gegenüber den Lesern mit den Worten: „Das Resultat ist mehr Information, mehr Hintergrund, mehr Analyse für Sie.“[14]

Beteiligungen (Auswahl)

Logo der Haaretz Tageszeitung

Kritik

Der Verlag verfügt in der Kölner Medienlandschaft über eine enorme Meinungsmacht, da – abgesehen von der Lokalausgabe der Bild-Zeitung – alle lokalen Tageszeitungen in Köln im Verlag M. DuMont Schauberg erscheinen. Die Inhalte der Kölnischen Rundschau verantwortet Helmut Heinen, Präsident des Bundes Deutscher Zeitungsverleger.

Zudem ist die Herausgeberfamilie ein fester Bestandteil des Kölner Establishments. Im Zusammenhang damit wird den Publikationen des Verlages vorgeworfen, über städtische Affären und Skandale (zum Beispiel die Vorfälle im Zusammenhang mit der Kölner Messe und dem Immobilienfondsinitiator Josef Esch und der Bank Sal. Oppenheim) nur verhältnismäßig knapp und wenig investigativ zu berichten. Diese Vorwürfe bestreitet der Verlag.

Literatur

  • Manfred Pohl: M. DuMont Schauberg. Der Kampf um die Unabhängigkeit des Zeitungsverlags unter der NS-Diktatur. Campus Verlag, Frankfurt am Main/New York 2009.[15]
  • J. Braun: Schauberg, Gereon Arnold. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 30, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 620 f.

Weblinks

 Commons: M. DuMont Schauberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://meedia.de/nc/details-topstory/article/dumont--gewinneinbruch-um-96-prozent_100029948.html?tx_ttnews Meedia-Meldung vom 31. August 2010
  2. http://www.bdwi.de/forum/archiv/archiv/527607.html
  3. http://www.handelsblatt.com/unternehmen/it-medien/befleckte-familienehre/2626262.html?p2626262=all
  4. http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2006/02/27/a0220
  5. http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2006/02/27/a0220
  6. http://www.handelsblatt.com/unternehmen/it-medien/befleckte-familienehre/2626262.html?p2626262=all
  7. Pressemitteilung der M. DuMont Schauberg-Gruppe: "M. DuMont Schauberg übernimmt Mecom-Aktivitäten", 13. Januar 2009.
  8. Pressemitteilung der Mecom-Group: Mecom sells its German operations for €152.0 million, 13. Januar 2009.
  9. Zitate vgl. PM djv/Interview/„der journalist“ 9/2009, S. 3.
  10. Unternehmensdaten auf dumont.de; abgerufen am 2. August 2011
  11. 204.284 (IVW I/2009)
  12. Iris Schröder-Maiwald: DuMont Redaktionsgemeinschaft GmbH wird gegründet. 1.02, abgerufen am 9. Dezember 2010.
  13. DuMont Redaktionsgemeinschaft nimmt Betrieb auf. 26.04, abgerufen am 9. Dezember 2010.
  14. Uwe Vorkötter: In eigener Sache, in: Berliner Zeitung, 26. April 2010.
  15. Vgl. Florian Triebel: Rezension zu: Pohl, Manfred: M. DuMont Schauberg. Der Kampf um die Unabhängigkeit des Zeitungsverlags unter der NS-Diktatur. Frankfurt am Main 2009. In: H-Soz-u-Kult, 2. Februar 2010.

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