Boutros Boutros-Ghali

Boutros Boutros-Ghali
Boutros Boutros-Ghali in Davos (1995)

Boutros Boutros-Ghali (* 14. November 1922 in Kairo, Ägypten), arabisch ‏بطرس بطرس غالي‎, war sechster Generalsekretär der Vereinten Nationen von Januar 1992 bis Dezember 1996.

Geboren als Mitglied einer Familie koptischer Christen, welche bereits einen ägyptischen Ministerpräsidenten (Boutros Ghali, 1846–1910) gestellt hatte, absolvierte Boutros-Ghali die Universität Kairo (Bachelor der Rechtswissenschaften im Jahre 1946).

Er studierte Internationales Recht an der Sciences Po in Paris (1949 Doktorgrad).

Zwischen 1949 und 1977 war er Professor an der Universität von Kairo.

Er veröffentlichte mehr als 100 Artikel, mehrere Bücher und erhielt Ehrungen aus über 24 Ländern.

Inhaltsverzeichnis

Politisches Leben

Öffentliche Ämter in Ägypten

1977 nahm Boutros-Ghali an der historischen Reise von Ägyptens Präsidenten Anwar as-Sadat nach Israel teil. Nachdem Ägyptens Außenminister Ismail Fahmi aus Protest gegen Präsident Sadats Annäherung an Israel zurückgetreten war, wurde Boutros-Ghali Staatsminister im Außenministerium. Er setzt sich für einen Separatfrieden zwischen Ägypten und Israel ein, und gilt als geschickter Diplomat. Auch gilt er als einer der Architekten des Camp-David-Abkommens von 1979. Im Mai 1991 wurde er stellvertretender Außenminister unter Amr Musa.

Boutros Boutros-Ghali hat sich an der Lösung mehrerer Konflikte in Afrika beteiligt. Auch an der Freilassung von Nelson Mandela 1990 wirkte er mit.

Generalsekretär der UN

Boutros-Ghali wurde am 3. Dezember 1991 von der Vollversammlung der Vereinten Nationen (UNO) zum Generalsekretär gewählt und trat sein Amt am 1. Januar 1992 an.[1]

Boutros-Ghali befürwortete 1992 den Einsatz von UNO-Truppen in Somalia. Auch der Zerfall Jugoslawiens war häufig Gegenstand von Beratungen und UN-Resolutionen im Sicherheitsrat und der Vollversammlung. 1995 setzte er sich für das Programm Öl für Lebensmittel ein, welche zu einer Verbesserung der Ernährungslage und die Gesundheit der irakischen Bevölkerung beitragen sollte, die durch das Embargo in Folge des Zweiten Golfkriegs (1990/1991) schwierig geworden war. 1994 wurde er im Zusammenhang mit Fehlern der UNO während des Völkermords in Ruanda kritisiert. Boutros-Ghali war mit finanziellen Schwierigkeiten der UNO und den geringen Möglichkeiten zur Krisenbewältigung konfrontiert. Während seiner Amtszeit wurden die UNO neu strukturiert und die Gesamtzahl der Mitarbeiter erheblich verringert.

Seine Amtszeit endete am 31. Dezember 1996, nachdem seine Wiederwahl vor allem am Widerspruch der USA gescheitert war.

Tätigkeiten nach seinem Amt als Generalsekretär

Von 1997 bis 2002 war er Generalsekretär der Internationalen Organisation der Frankophonie, einer Organisation französischsprachiger Länder. Gegenwärtig ist er unter anderem Präsident des Kuratoriums der Haager Akademie für Völkerrecht.

Auch ist er weiterhin ein kritischer Betrachter des Weltgeschehens, der von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. So bezeichnete er zum Beispiel im April 2003 den Irakkrieg als eine Verletzung der Charta der Vereinten Nationen.

Boutros-Ghali gehört zu den Erstunterzeichnern des Aufrufs für eine Parlamentarische Versammlung bei den Vereinten Nationen, die ein erster Schritt zu einem Weltparlament sein soll. Seit März 2009 engagiert er sich auch für das neu gegründete Russel-Tribunal zur Palästinafrage.

Ehrungen

Siehe auch

Literatur

  • Boutros Boutros-Ghali: Hinter den Kulissen der Weltpolitik. Discorsi, Hamburg Oktober 2000 ISBN 3-9807330-0-9
  • Boutros Boutros-Ghali: Wider die Tyrannei der Dringlichkeit. Discorsi, Hamburg Januar 2001 ISBN 3-9807330-1-7

Einzelnachweise

  1. Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen: Chronik, abgefragt am 20. November 2009]

Weblinks

 Commons: Boutros Boutros-Ghali – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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