- ATLAS-Verbund
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Der Atlas-Verbund oder auch die Atlas-Gruppe vereint 32 europäischen Polizei-Spezialeinheiten aller 27 EU-Mitgliedstaaten. Die informelle Kooperationsstruktur wurde 2002 gegründet, ihre Wurzeln gehen aber auf das Jahr 1996 zurück. Ziel des Atlas-Verbundes ist die Verbesserung der Kooperation von Polizei-Spezialkräften innerhalb Europas.
Inhaltsverzeichnis
Bedeutung
Atlas ist keine Abkürzung, sondern bezieht sich auf den gleichnamigen Titanen aus der griechischen Mythologie, der den Himmel auf seinen Schultern trägt.
Aufbau
Bereits 1996 entschied der Rat der Europäischen Union, ein Antiterror-Kompetenznetzwerk zu schaffen, um die Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten auf diesem Gebiet zu erleichtern. Dies gilt als „Geburtsstunde“ der Atlas-Kooperation. Jedoch wirkten erst die Terroranschläge am 11. September 2001 als Katalysator. Im Oktober 2001 fand dann ein erstes Treffen der Kommandeure der Polizei-Spezialeinheiten nach „9/11“ statt.
Die wesentliche Aufbauarbeit wurde von der GSG 9 der Bundespolizei (Deutschland), dem EKO Cobra (Österreich), der GIGN (Frankreich), der DSU (Belgien) und der DSI (Niederlande) geleistet.
Organisation
Der Atlas-Verbund ist eine informelle Kooperationsstruktur, trotzdem wurde die Kooperation unterdessen ausgeweitet. So werden gemeinsame Standards für Ausbildung, Ausrüstung und Einsatzverfahren entwickelt oder weiterentwickelt. Ein Schwerpunkt bilden gemeinsame Übungen. Ein gemeinsamer multinationaler Einsatz mehrerer polizeilicher Spezialeinheiten zur Bewältigung einer terroristischen Großlage gilt derzeit aufgrund der politisch-juristischen Sensibilität noch als unwahrscheinlich. Gleichwohl gibt es Initiativen. So legte Österreich im Dezember 2006 den Entwurf eines Rahmenabkommens für gemeinsame Spezialeinsätze vor.
Arbeitsteilung
Die GSG 9 der Bundespolizei ist für die Entwicklung von Taktiken und Techniken im maritimen Einsatzumfeld zuständig. Ergänzend entwickeln die GIGN Taktiken und Techniken für den Einsatz an Flugzeugen, die RAID für den Einsatz an öffentlichen Verkehrsmitteln und das EKO Cobra für den Einsatz in Gebäuden. Neben diesen Arbeitsgruppen wurde die Bildung von Expertengruppen, zur Unterstützung von einem terroristischem Anschlag betroffener Staaten, beschlossen.
Mitglieder
Im Atlas-Verbund sind aufgrund der föderalen Strukturen einiger Mitgliedsländer sowie der Existenz polizeilicher und militärischer Wachkörper einige Staaten mit mehreren Einheiten vertreten. Zum Atlas-Verbund gehören folgende 32 Einheiten aus den 27 EU-Mitgliedstaaten:
- Acvila (Rumänien)
- AKS (Dänemark)
- ARAS (Litauen)
- CO19 (Großbritannien)
- BOA (Polen)
- DSI (Niederlande)
- DSU (Belgien)
- EAO (Zypern)
- EKAM (Griechenland)
- EKO Cobra (Österreich)
- ERU (Irland)
- GIGN (Frankreich)
- GIS (Italien)
- GEO (Spanien)
- GOE (Portugal)
- GSG 9 der Bundespolizei (Deutschland)
- Karhu (Finnland)
- K-Kommando (Estland)
- Lynx (Slowakei)
- NI (Schweden)
- NOCS (Italien)
- OMEGA (Lettland)
- RAID (Frankreich)
- Red Panther (Slowenien)
- Special Assignments Group (SAG) (Malta)
- SEK Baden Württemberg (Deutschland)
- SIAS (Rumänien)
- SUCT (Bulgarien)
- TESZ (Ungarn)
- UEI (Spanien)
- URNA (Tschechische Republik)
- USP[1] (Luxemburg)
Weiterhin kooperieren mit dem Atlas-Verbund:
Operation Octopus
Bei der Operation Octopus handelte es sich um eine groß angelegte multinationale maritime Übung, an der im September 2007 insgesamt 300 Polizeibeamte aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Schweden und Spanien teilnahmen. Die Übung fand im Hafen von Ostende statt und simulierte die Einnahme einer gekaperten Fähre. Die notwendigen Boote und Hubschrauber kamen aus Beständen der beteiligten Polizeibehörden.
Quellen
- Sören Sünkler: Die Söhne der Titanen, Caliber Ausgabe 2/2008 S. 16 - 22
- Weisswange, Jan-Phillipp: Gemeinsam gegen den Terrorismus, Strategie & Technik 6/2007, S. 66-67
Einzelnachweise
- ↑ www.usp.lu
Weblinks
- Hinweis auf ATLAS in einem Artikel zum GSG9 Einsatz in Heiligendamm
- Hinweis auf ATLAS in einem Bericht über einen Munitionsfund in der Donau
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