Brahms Kontor

Brahms Kontor
Brahms Kontor 2008
Skulpturen

Als Brahms Kontor wird seit 2005 ein Kontorhaus am Johannes-Brahms-Platz in der Hamburger Neustadt bezeichnet, das 1903/1904 als Haus des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verband errichtet wurde. Der Deutschnationale Handlungsgehilfen-Verband war eine völkisch-antisemitische Angestelltengewerkschaft, die in der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) aufging. Dementsprechend war das Gebäude nach dem Zweiten Weltkrieg als DAG-Haus bekannt. Das in mehreren Bauabschnitten von 1903 bis 1931 errichtete Gebäude ist mit seinem 55 Meter hohen Turm[1] eines der frühen Hochhäuser der Stadt und steht seit 2003 unter Denkmalschutz.[2]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1903/1904 ließ der Deutschnationale Handlungsgehilfen-Verband von den Architekten Lundt & Kallmorgen am Holstenwall 4 ein fünfgeschossiges Wohn- und Geschäftshaus errichten. 1919 bis 1921 ließ man es durch die Architekten Ferdinand Sckopp und Wilhelm Vortmann auf acht Etagen aufstocken und mit einer schlichten Klinkerfassade versehen.[3] Von denselben Architekten wurde schließlich 1927 bis 1931 das Gebäude zum Johannes-Brahms-Platz mit dem Seitentrakt am Pilatuspool angefügt, ein klinkerverkleideter Stahlskelettbau, der mit seinen 15 Geschossen seinerzeit der höchste Profanbau der Stadt war.

Nach dem Zweiten Weltkrieg fungierte das Gebäude als Polizeipräsidium. Noch während der Sturmflut 1962 diente es dem damaligen Innensenator und späteren Bundeskanzler Helmut Schmidt als Einsatzzentrale. Nach dem Bau des Hochhauses am Berliner Tor 1962 verlor es die Funktion als Polizeipräsidium. Das Kontorhaus war zudem Sitz von Vorstand und Hauptverwaltung der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft, bis diese 2001 in der Gewerkschaft Ver.di mit neuem Hauptsitz in Berlin aufging. Auch die Justiz hatte über Jahrzehnte Teile des Baukomplexes angemietet: für die Staatsanwaltschaft, das Amts- und Landgericht und für Klausurprüfungen bei den juristischen Staatsexamen.

Eigentümer des Gebäudes ist inzwischen eine der Gewerkschaft Ver.di gehörende Vermögensverwaltung. Die Instandsetzung, die rund 36 Millionen Euro kostete und bei der das Gebäude teilweise entkernt wurde, wurde von dem Architekturbüro Kleffel Köhnholdt Papay Warncke geplant und geleitet. Ab 2005 wird das Gebäude nun unter seinem neuen Namen vermarktet.

Der Johannes-Brahms-Platz erhielt diesen Namen erst 1997 zum 100. Jahrestag des Todes von Johannes Brahms (Geburtshaus in der Nähe, gegenüberliegende Laeiszhalle mit Brahms-Denkmälern). Ursprünglich hieß er wegen seiner Lage am früheren Holstentor Holstenplatz. 1934 war er nach dem 1933 in den Ruhestand getretenen Chefdirigenten der Hamburger Philharmoniker in Karl-Muck-Platz umbenannt worden.

Gestaltung

Schon von weitem fällt an der dem Holstenwall zugewandten Seite des Hochhauses eine Reihe von sechs tanzenden Bronzejünglingen von Karl Opfermann ins Auge, die dort übereinander an der Fassade angebracht sind, und ebenso auf der Rückseite am Pilatuspool ein mächtiger Bronzeelefant mit Reiter von Ludwig Kunstmann. Vor allem die Arkaden zum Johannes-Brahms-Platz sind vielfältig mit keramischen Reliefs, Skulpturen, Ornamenten und Mosaiken geschmückt; an der Decke erinnern Wappen an die dem Deutschen Reich durch den Versailler Vertrag verloren gegangenen Provinzen. Nicht weniger eindrucksvoll und zeittypisch sind die mit leuchtend roten Fliesen ausgekleidete Eingangshalle, die bei einer Renovierung zwischen 1987 und 1991 ihren ursprünglichen Charakter zurückerhielt, und das Treppenhaus im Stil des Art Déco.

Weblinks

 Commons: Brahms Kontor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hamburger Abendblatt vom 31. März 2008 "So prunkvoll ist das neue Brahms-Kontor"
  2. Denkmalschutzamt in der Behörde für Kultur, Sport und Medien (Hrsg.): Denkmalliste der Freien und Hansestadt Hamburg, Stand 13. April 2010. Hamburg 2010, S. 84, Denkmallisten-Nr. 1381.
  3. Das neue Heim des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbandes in Hamburg. In: Zentralblatt der Bauverwaltung, Jg. 44, Nr. 51 (20. Dezember 1924), urn:nbn:de:kobv:109-opus-57588, S. 447–450.
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