- Bund Sozialistischer Akademiker
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Der Bund Sozialdemokratischer Akademikerinnen und Akademiker, Intellektueller, Künstlerinnen und Künstler (kurz BSA) ist eine von etwa 30 Organisationen, die der Sozialdemokratischen Partei Österreichs nahe stehen.
Der BSA versteht sich nach eigener Definition als offenes Forum für Akademiker, Intellektuelle und Künstler, die sich der sozialdemokratischen Bewegung zugehörig fühlen oder mit ihr sympathisieren. Das Ziel des BSA ist es, Bestrebungen nach Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität zu fördern und zu verwirklichen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Bereits kurz nach Gründung der österreichischen Sozialdemokratie in der Monarchie entstanden Vorläuferorganisationen des BSA, schon damals landesweit tätige sozialdemokratische Akademiker- und Studentenvereinigungen, die auch in der Ersten Republik ihre Fortsetzung fanden.
Bedingt durch die Ereignisse zwischen 1933 (Zerschlagung der Arbeiterbewegung im Februar 1934, die Errichtung des autoritären "Ständestaates" (siehe auch Austrofaschismus) und schließlich der "Anschluss" Österreichs an das Deutschen Reich 1938) drängten die Sozialdemokratische Partei in Illegalität und Verfolgung. Durch die Vertreibung und Ermordung vor allem ihrer jüdischen Funktionäre erlitt die SPÖ einen unersetzlichen Verlust an intellektuellen Eliten. Während die SPÖ-Führung nach 1945 auf eine systematische Rückholung ihrer vertriebenen Parteifunktionäre verzichtete, stellte sie vor dem Hintergrund der gesamtgesellschaftlich rückläufigen Entnazifizierung die Weichen in Richtung Öffnung gegenüber den ehemaligen Nationalsozialisten.
Während in einer relativ kurzen Phase 1945/1946 von österreichischer Seite unter alliierter Ägide die Voraussetzungen für eine konsequente Entnazifizierung geschaffen (vgl. Verbotsgesetz) worden waren, ging man von diesem Prinzip in den Folgejahren wieder ab.
Ab Anfang 1947 begann der BSA mit dem Werben um ehemalige Nationalsozialisten. Während in den westlichen Bundesländern (Salzburg, Oberösterreich, Steiermark, Tirol) infolge des spürbaren Mangels an technischen und wirtschaftlichen Fachkräften die Aufnahme der Nazis stark forciert wurde, gab es vor allem in den Wiener Fachverbänden mit dem größten Anteil an ehemaligen KZ-Häftlingen, Widerstandskämpfern und Emigranten kritische Stellungnahmen zu dieser Integration. Da die Kompetenz der Aufnahme von Mitgliedern bei den Landesorganisationen bzw. Fachverbänden lag, existierte diesbezüglich 1947/1948 im BSA noch keine einheitliche Regelung.
Vielen "Belasteten" wurde zudem der Eintritt in den BSA durch die inflationär geübte Gnadenpraxis nach § 27 des NS-Gesetzes, der die Möglichkeit zur Umwandlung eines "Belasteten" in einen "Minderbelasteten" bzw. zur Befreiung von den Sühnefolgen bot, erleichtert. Für öffentliche Aufmerksamkeit sorgte Jahrzehnte später der Fall des Arztes Heinrich Gross, der während der NS-Diktatur in Österreich als Arzt im Rahmen des Euthanasie-Programmes am Spiegelgrund an der Tötung von neun behinderten Kindern mitgewirkt haben soll, jedoch nie rechtskräftig verurteilt wurde. Nach dem Krieg machte er erfolgreich unter anderem als Gerichtsmediziner Karriere und war dabei Mitglied der SPÖ und des sozialdemokratischen Akademikerbundes [1].
Dazu meint die vom BSA eingesetzte Historikerkommission:
Diese Vorgangsweise, von "Belasteten" keine Glaubhaftmachung ihres Gesinnungswandels, ihrer Einsicht oder ihrer Umkehr bzw. "Reue" gefordert zu haben, stellt aus heutiger Sicht ein schweres Versäumnis dar. An sich war die Hinführung von Menschen, die in ihrer Jugend politisch geirrt hatten, zur Demokratie, die Integration in Beruf, Gesellschaft und Politik demokratiepolitisch zulässig und notwendig. Offensichtlich wurde kein Wert darauf gelegt, eine Abwendung vom nazistischen Gedankengut glaubwürdig zum Ausdruck zu bringen. Statt dessen wurde die NS-Vergangenheit verdrängt, wurden kollektiv alle Österreicherinnen und Österreicher als Opfer des Nationalsozialismus hingestellt; wurde auf eine kritische Aufarbeitung der Zeitgeschichte und auf politische Bildung bis in die siebziger Jahre verzichtet, um eine reibungslose Integration der ehemaligen Nationalsozialisten nicht zu gefährden.
Durch eine vorbehaltlose Aufarbeitung seiner Geschichte hat der BSA die Weichen für eine Zukunft jenseits aller "braunen Flecken" gestellt. Heute kann der BSA glaubhaft als linksliberal orientiertes, proeuropäisches und gegen Ausländerfeindlichkeit aktives Netzwerk im politiknahen Bereich charakterisiert werden.
Gliederung
Die Gliederung des BSA ist sowohl vertikal als auch horizontal. Die Wiener Fachgruppen und die Bundesländerorganisationen sind primär nach regionalen und themenorientierten Prinzipien gegliedert.
In Wien existiert paradoxerweise keine eigene Bundesländerorganisation des BSA, was besonders bei den auch beim BSA Bundestag unvertretenen Wiener Bezirksgruppen für Proteste und Reformwünsche sorgt.
Dagegen sind die Interessengruppen Frauen, Jungen und Senioren quer durch die Fachgruppen und Länderorganisationen etabliert.
Die Bedeutung der Fachgruppen ist aufgrund des Wegfallens der SP-Regierungsbeteiligung 2000 (und damit des Wegfalls einer gewissen "Nachwuchsrekrutierung" für Ministerien und politnahe Unternehmen) geringer geworden. Die örtlichen Organisationen gewinnen somit automatisch an Bedeutung. Die BSA Bezirksgruppen sind vor allem in Wien präsent und leisten einen wichtigen Beitrag zur Verankerung des BSA und seiner Werte in den Bezirksparteien vor Ort.
BSA-Arbeit in der Praxis
Der BSA unterstützt die Arbeit der Sozialdemokratischen Partei Österreichs durch die Entfaltung einer regen Veranstaltungstätigkeit. Aufgrund seiner dezentralen Organisation wird den einzelnen Gruppen (sowohl den fachlichen, als auch den Bezirksgruppen) dabei viel Freiraum gewährt.
Zwar gehen wesentliche Impulse von der "Zentrale" des Generalsekretariats aus, z.B. Veranstaltungsreihen wie die von Caspar Einem moderierten Diskussionsrunden zum "Alternativen linken europäischen Projekt". Die meisten Veranstaltungen und Aktionen beruhen aber bewusst auf Eigeninitiative der einzelnen Gruppen.
Als besonders erfolgreiches Beispiel für die Arbeit in der Praxis sei die BSA Bezirksgruppe Wien-Josefstadt erwähnt. In den letzten Jahren wurden dutzende Informationsveranstaltungen zur aktuellen Politik, zu Entwicklungen in der Partei und gesellige Zusammentreffen organisiert. Schwerpunkte der nächsten Jahre (z.B. "Generation Praktikum") sollen helfen, akademisch gebildete Menschen mit sozialer und menschlicher Gesinnung in das politische System einzubinden und zu kritischer Reflexion anzuregen.
Einzelnachweise
Weblinks
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