Büscherheide

Büscherheide
Büscherheide liegt am Westende des Eggetals

Büscherheide ist als Ortsteil von Bad Essen im Landkreis Osnabrück ein kleines Dorf am Westende des Eggetals im Wiehengebirge. Auf einer Höhe von zwischen 133 m ü. NN (im Glanebach-Tal) und 215 m ü. NN (Ackerflächen im Norden) gehört es zu den höchstgelegenen Bergdörfern dieses Gebirges. Nirgendwo sonst gibt es nördlich des Wiehengebirgshauptkammes überhaupt landwirtschaftliche Flächen über der 200-m-Höhenlinie.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Blick auf Büscherheide vom Großen Kellenberg.
Büscherheide von Süden aus betrachtet. Der Nordhang im Vordergrund ist Ende März noch tief verschneit.

Büscherheide liegt an der höchsten Stelle des Eggetals auf einer aus eiszeitlichen Bodenschichten bestehenden Bodenschwelle, die heute die Wasserscheide zwischen dem Büscherheider Glanebach und dem Börninghauser Mühlenbach bildet. Beide Bäche haben durch ihre ausräumenden Wirkung im Laufe von Jahrtausenden maßgeblich das heutige Landschaftsbild des Eggetals beeinflusst, wobei der Mühlenbach das Eggetal nach Osten und der Glanebach nach Westen ausräumte. Demzufolge ist um Büscherheide die Landschaftform noch am ursprünglichsten. Büscherheide unterteilt sich in räumlich getrennte Siedlungen: Alt-Büscherheide im Zentrum, die Neubausiedlung Büscherheider Ring im Westen und die Bauernschaft Wildenberg ganz im Süden der Freifläche. Im Süden der weiteren Dorfflur liegt im Wiehengebirge mit dem Grünen See der größte natürliche See mit dem ihn speisenden höchsten Wasserfall des Wiehengebirges östlich der Hunte.

Fluren und Gärten umfassen (mit Wildenberg), den umgebenden Wald nicht eingerechnet, ein Fläche von 123 Hektar.

Büscherheide entwässert einerseits nach Osten über das Eggetal und den Mühlenbach in die Große Aue, andererseits über den Glanebach in die Hunte nach Westen. Die Wasserscheide zwischen dem Einzugsgebieten dieser beiden Flusssysteme verläuft relativ mittig von Nordwesten nach Südosten, genau durch Alt-Büscherheide und teilt das Gebiet hydrologisch in zwei beinahe gleich große Teile.

Geschichte

Vorgeschichtliche Funde sind im Gebiet von Büscherheide, anders als im unteren Teil des Eggetals, bisher nicht bekannt geworden. Sie sind auch nicht zu erwarten, da es sich bei der Ortschaft nach den Erkenntnissen der Siedlungsforschung um eine Rodungssiedlung mit "Kampflur" handelt, die kaum vor dem 14. Jahrhundert entstanden sein soll.

Urkundlich wurde die Bauernschaft Büscherheide erstmals 1464 als Bosseheide in den Osnabrücker Geschichtsquellen erwähnt. Der Namen wiederum leitete sich von zwei Höfen ab, die Bossehöfe genannt wurden. Insgesamt handelte es sich bei der Büscherheide also um eine späte Rodungssiedlung des Weilertyps mit zunächst nur zwei Höfen. Neben genannten Höfen wurden später einige Kötter in Büscherheide von der Familie von dem Busse angesiedelt, so dass 1565 zwei Vollerben und sechs Kötter vorhanden waren. 1772 besaß die Ortschaft 8 Höfe und 1821 gab es 19 "Feuerstellen" (Haushalte) und 94 Einwohner. 1858 bestanden 18 Wohngebäude mit 86 Bewohnern. Büscherheide gehörte jahrhundertelang dem Fürstbistum Osnabrück an. Innerhalb des Fürstbistums bildeten sich Ämter aus, Büscherheide war Bestandteil des Amtes Wittlage. Zusammen mit dem Fürstbistum gelangte es später unter wechselnde Herrschaften. Bis zur Gebietsreform im Jahre 1977 gehörte Büscherheide als kleinste kreisangehörige Gemeinde zum Landkreis Wittlage. Danach wurden die Landkreise auf dem Gebiet des ehemaligen Fürstbistums zum neuen "Großkreis" Osnabrück zusammengefasst. Der Landkreis Osnabrück umfasst seither (mit Ausnahmen im Dümmergebiet, der südlichen Exklave Amt Reckenberg und dem heutigen Stadtkreis Osnabrück) fast exakt das Gebiet des früheren Fürstbistums. Die jahrhundertealten Grenzlinien des alten Fürstbistums bilden heute auf einem 102 km langen Abschnitt auch die Demarkation zwischen den Bundesländern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.

Vergangene Zeiten. Die Gaststätte Kottmayer in Büscherheide im Jahre 1895

Unstimmigkeiten hinsichtlich der Zugehörigkeit der Siedlung gab es schon in früheren Zeiten: Das Fürstentum Osnabrück betrachtete Büscherheide als zum Bistum Osnabrück gehörig, während Börninghausen-Eininghausen, als die restlichen Dörfer des Eggetals, zur Grafschaft Ravensberg gehörten. Eine definierte Grenze zwischen den Orten gab es jedoch nicht. Erst im Jahre 1557 wurde ein Grenzvertrag geschlossen, der die jahrhundertealten Grenzstreitigkeiten beheben und eindeutige Grenzen und Territorialverhältnisse schaffen sollte. Am 22. Oktober 1557 waren die Räte und Verordneten beider Territorien in Büscherheide erschienen. Es kam zum Vergleich. Der größere Teil von Büscherheide mit den Bossehöfen und den Köttern wurde dem Fürstbistum Osnabrück und ein kleinerer Teil der Grafschaft Ravensberg zugeschlagen, und danach wurden die Grenzsteine gesetzt. Büscherheide ist also damals geteilt worden, wobei der östliche "Ravensberger" Teil zu Eininghausen kam. Kirchlich gesehen gehörte Büscherheide zum Kirchspiel Börninghausen bis zum Jahre 1821. Danach war es bis 1895 nach Barkhausen und anschließend bis in die Gegenwart nach Börninghausen eingepfarrt.

Einwohnerentwicklung

  • 1821 94 Einwohner
  • 1858 86 Einwohner
  • 1885 82 Einwohner
  • 1905 104 Einwohner
  • 1925 116 Einwohner
  • 1933 108 Einwohner
  • 1939 129 Einwohner
  • 1950 206 Einwohner
  • 1961 191 Einwohner
  • 1970 215 Einwohner
  • 1972 158 wahlberechtigte Bürger
  • 1978 über 200 Einwohner

Politische und administrative Zugehörigkeit

Die umstrittene Orts-, Kreis- und Landesgrenze
Das Haus links der Straße gehört noch zu Büscherheide, damit zu Niedersachsen, rechts der Straße ist Nordrhein-Westfalen.

Büscherheide mit seinen 127 wahlberechtigten Einwohnern, die sich auf einer Fläche von - den umgebenden Wald nicht mitberechnet - rund 110 ha verteilen, bildet einen eigenen Wahlbezirk (Nr. 0005) und einen separaten Grundbuchbezirk (Nr. 4429).

Übersichtskarte von Büscherheide. Die Landesgrenze (rot-schraffierte Line] verläuft von Norden nach Süden
Topografische Karte von Büscherheide und Umgegebung

Das eigentliche "Büscherheide", also die ehemalige Gemeinde, gehört politisch zur Gemeinde Bad Essen und zum Landkreis Osnabrück (Niedersachsen), obwohl es durch einen mehrere Kilometer breiten Waldgürtel vom Rest der Gemeinde naturräumlich getrennt ist und die Ansiedlung Börninghausen, ein Unterzentrum des Eggetals, wesentlich näher liegt. Bestrebungen aus Teilen der Bevölkerung, die Angliederung an Nordrhein-Westfalen zu erreichen, haben bisher keine entscheidenden Auswirkungen gehabt. Im Jahre 1972 kam es sogar zur Bildung des Aktionskommitees Bürgerinitiative Büscherheide "Büscherheide will nach Börninghausen". Die im Süden der Freifläche gelegende kleine Bauernschaft Wildenberg wird allgemein auch zu Büscherheide gerechnet, gehört aber politisch zur Stadt Melle und somit auch zu Niedersachsen. Bei beschriebenen Umgliederungsbestrebungen wurde Büscherheide-Wildenberg immer mitbetrachtet, da die Bewohner vor demselben Dilemma stehen. Auch hier trennt das Wiehengebirge den direkten Zugang zum entsprechenden Verwaltungszentrum. Ein sehr kleiner Teil Büscherheides liegt bereits heute in NRW: es sind die Häuser die unmittelbar östlich der Bergstraße, also der Landesgrenze, liegen. Diese wurden, wie beschrieben, 1557 der Grafschaft Ravensberg zugeschlagen, die später in der preußischen Provinz Westfalen aufging. Bei den Umgliederungsbestrebungen ging es also nicht zuletzt gewissermaßen auch um die Wiedervereinigung des Dorfes.

Büscherheide ist also auf regionaler Ebene eine funktionale Exklave wie das Kleinwalsertal auf nationaler Ebene. Trotz dieser politischen Zugehörigkeit wurden Tatsachen, nicht letztlich von den Bürgern, geschaffen. So gehört das Dorf postalisch gesehen (Postleitzahl, Telefonvorwahl) zu Preußisch Oldendorf, die Menschen gehen in Börninghausen zur Kirche und die Kinder auch dort zur Schule und auch die Müllabfuhr wird von Pr. Oldendorf koordiniert. Selbst für den Brandschutz ist die Freiwillige Feuerwehr im westfälischen Börninghausen seit einem Amtshilfeersuchen der eigentlich zuständigen Gemeinde Bad Essen zuständig. Viele Büscherheider sind seit Langem selbst auch Mitglied der Löschgruppe Börninghausen. Ja selbst seine letzte Ruhestätte findet der Büscherheider auf dem Friedhof zu Börninghausen.

Wohl auch aufgrund der peripheren Lage sind viele Unternehmen mittlerweile geschlossen bzw. meist in die östliche Nachbarschaft abgewandert.

Jüngst kam die Grenzlage im Rahmen des Nichtraucherschutzgesetzes erneut auf die Tagesordnung, da für die nur wenige Meter ostwärts der Grenze liegenden einzige Gaststätte des Ortes das strengere und früher eingeführte niedersächsische Recht verbindlich war.

Bestrebungen zur administrativen Umgliederung

Noch im Jahre 1972, dem Jahre der Gründung der Bürgerinitiative, wurde eine Unterschriftenaktion durchgeführt, nach der von 158 wahlberechtigten Bürgern 150, also 95 Prozent, durch Unterschrift ihren Willen bekundeten, nach Börninghausen eingegliedert zu werden. Gleichzeitig konnte der Landtagsabgeordnete Heinrich Niewerth gewonnen werden, der die Sachlage gegenüber dem Land Niedersachsen vertrat. Im Laufe der Jahre wurde durch die Bürgerinitiative durch zahlreiche Schreiben an die Landesregierungen und Mitglieder von Landtagen und dem Bundestag und Einschaltung regionaler und überregionaler Medien die Büscherheide-Frage in das öffentliche Bewusstsein gerückt. Dass die Bürgerinitiative am Nerv nagte, zeigten Reaktionen der betroffenen niedersächsischen Gemeinde Bad Essen: So ist die Äußerung des Bad Essener Rates belegt: "Möge uns das Jahr 1974 nur bescheren, dass wir den Blinddarm Büscherheide loswerden!" 1972 war die Verdrossenheit der Bürger Büscherheides dermaßen groß, dass dem Innenministerium in Hannover mitgeteilt wurde, dass die Büscherheider künftig die Wahlen boykottieren werden. Es wurde sogar erwogen, dass sämtliche Bürger ihren Erstwohnsitz (bei Freunden) im westfälischen Teil des Eggetals anmelden werden - diese Ummeldung aller Bürger wäre in der Tat ein einmaliges Novum und Kuriosum geworden: Eine Kommune ohne Bürger! Am 29. August 1980 wurde das Anliegen dann dem damaligen Ministerpräsidenten Johannes Rau im Rahmen eines Besuchs der Stadt Preußisch Oldendorf vorgetragen. Am 13. August 1983 wurde die Sache dann sogar dem Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages vorgetragen. Insgesamt ließen es die verantwortlichen Politiker jedoch nur bei vagen Erklärungen und vertrösteten auf eine künftige Neugliederung des Bundesgebietes. Entscheidungen im Sinne der Büscherheider Bevölkerung wurden nicht gefasst. Im Fernsehen fand die Problematik beim WDR 1983 und dann noch mal am 20. September 1986 ihr Echo. Überraschenderweise kam es nach Recherchen der Redaktion des WDR jedoch zu der Aussage, dass es zweifelhaft sei, ob noch immer die Mehrzahl der Büscherheider überhaupt noch den Anschluss wollten. – Es zeigte sich, dass ein zwanzigjähriger erfolgloser Kampf teilweise zu Resignation und Kampfmüdigkeit geführt hatten. Heute ist ein Gebietswechsel nicht mehr auf der Tagesordnung und in einigen Büscherheider Gärten gehisste Niedersachsenfahnen bezeugen ein sich entwickelndes Zugehörigkeitsgefühl zum Land Niedersachsen. Der Beweis, dass die Beibehaltung des Status Quo heute dem Mehrheitswillen entspricht, steht jedoch noch aus. Nach 20 Jahren Kampf für einen Wechsel auf die andere Seite der Grenze ergaben sich die Büscherheider in ihr Schicksal und blieben das, was sie seit Jahrhunderten sind: Grenzgänger.[1]

Wirtschaft

Die Landwirtschaft ist nach wie vor ein bedeutender Wirtschaftszweig in dieser Streusiedlung. Bei den Höfen handelt es sich überwiegend um Einzelhöfe; lediglich in Alt-Büscherheide ist eine gewisse Ballung der Hofstellen gegeben. Der Schwerpunkt der Landwirtschaft liegt in der Schweinemast. Daneben hat der Verkauf von Weihnachtsbäumen/Tannengrün eine gewisse Bedeutung.

Daneben gibt es in Büscherheide noch eine Kfz-Meister-Werkstatt. Bis in die 1980er Jahre gab es in Büscherheide noch eine PAM-Tankstelle.

In Büscherheide hat eine große Limonadenfabrik ihre Wurzeln: Der Landwirt Karl Heemann eröffnete 1927, an einer Quelle, die sich unterhalb des Dorfes befand, einen Ausschank für Erfrischungsgetränke. Aus diesen recht bescheidenen Anfängen entwickelte sich im Laufe der Zeit, insbesondere unter der Leitung des Sohnes des Unternehmensgründers, Ernst Heemann, einer der größten Mineralbrunnen Deutschlands. Mit etwa 20 Beschäftigten stellte das Unternehmen alkoholfreie Erfrischungsgetränke her und förderte aus einem Bohrbrunnen Gebirgswasser. In den 1970er Jahren schließlich war das Unternehmen der mit Abstand größte Arbeitgeber in Büscherheide und eine beträchtliche Lkw-Flotte beherrschte das Dorfbild. 1977 verlegte das Unternehmen überraschend den Sitz ins westfälische Löhne. Dieser Umzug soll in direktem Zusammenhang mit der administrativen Zugehörigkeit Büscherheides zum niedersächsischen Bad Essen (Gewerbesteuer) gestanden haben. In Westfalen jedenfalls wurde dem Sprudelfabrikanten günstigere Konditionen eröffnet. Dieser Umstand nährte in der Bevölkerung den Unmut zur politischen Zugehörigkeit zu Niedersachsen.

Sehenswürdigkeiten

  • Im Waldgebiet der Egge, nordwestlich Büscherheides liegen die Fliegerquellen.
  • Im Nordosten, im westfälischen Teil Büscherheides steht der Wiehenturm.

Einzelnachweise

  1. Siehe:Manfred Beermann: Büscherheide will nach Börninghausen, in: Heimat- und Verkehrsverein Börninghausen-Eininghausen e.V. (Hrsg): Unsere Heimat. Das Eggetal. Preußisch Oldendorf, 1993, S. 154 – 161.

Weblinks


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