- Corps Vandalia Heidelberg
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Das Corps Vandalia Heidelberg war eine Studentenverbindung an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Ihr Senior Friedrich von Klinggräff gab 1848 den Anstoß zur Gründung des Kösener SC-Verbandes, des ersten Korporationsverbandes. Das Corps stand zur Satisfaktion. Wie bei allen Mecklenburger Corps waren Rot und Gold in den Farben. Die Mützen waren rot.
Inhaltsverzeichnis
Name
Der Name Vandalia leitet sich von der gleichnamigen Bezeichnung für Mecklenburg ab, die auf den 1517 in Rostock verstorbenen Professor Krantz zurückgeht, der sein Buch über Mecklenburg und die Wenden Wandalia genannt hatte. Im diplomatischen Latein hießen die Wenden ganz allgemein Vandali. Die Großherzöge von Mecklenburg führten unter ihren Titeln die offizielle Bezeichnung Princeps Vandalorum. Wallenstein ließ als Herzog von Mecklenburg Münzen mit der gleichen Umschrift schlagen.[1]
Geschichte
Vandalia wurde am 8. März 1842 gestiftet. Als Vorläufer gilt das Corps Hanseatia, das 1828 nach einem Konflikt des Heidelberger Senioren-Convents mit der örtlichen Museumsgesellschaft und dem darauf folgenden Auszug nach Frankenthal als Abzweigung des Corps Saxo-Borussia entstanden war. In der Altersreihenfolge des Heidelberger SC nahm es nach Suevia, Guestphalia und Saxo-Borussia die vierte Stelle ein. Die meisten Mitglieder kamen aus dem Mecklenburger Adel und dem Hamburger Großbürgertum. Vandalen gründeten den Academischen Club zu Hamburg.
1934 weigerte sich das Corps, die Arierparagraphen umzusetzen. Deshalb wurde Vandalia im Mai 1934 aus dem KSCV ausgeschlossen.[2] Allen Mitgliedern der Deutschen Studentenschaft wurde verboten, bei Vandalia aktiv zu werden. Proteste und ein Einspruch Vandalias wurden zurückgewiesen. Die Heidelberger Studentenschaft versagte ihre Hilfe und empfahl die Suspension. Der Heidelberger SC unter Hanns Martin Schleyer [3] hielt „ein derartiges reaktionäres Verhalten in keiner Weise [für] tragbar“. Nur das Corps Saxo-Borussia Heidelberg versuchte (vergeblich), den SC zum Einlenken zu bewegen. Den beiden jüdischen Corpsbrüdern verweigerte Vandalia den gewünschten Austritt. Das Corps suspendierte am 29. September 1935.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete Vandalia mit der benachbarten Guestphalia eine Tischgesellschaft, aus der 1950 das Corps Vandalo-Guestphalia hervorging.
Verhältniscorps
Vandalia stand im Kartell mit dem Corps Bremensia und war befreundet mit dem Corps Rhenania Straßburg.
Bekannte Vandalen
- Georg Albert Bacmeister (1880–1918), Landrat der Landkreise Usingen und Labiau
- Wilhelm Amsinck Burchard-Motz (1878-1963), Rechtsanwalt und Hamburger Senator
- Adolf Bastian (1826-1905), Ethnologe sowie Gründungsdirektor des Museums für Völkerkunde in Berlin
- Rudolf von Bennigsen (1824-1902), Politiker, Vorsitzender der Nationalliberalen im Reichstag
- Adolph Blomeyer (1830-1889), deutscher Agrarwissenschaftler
- Hugo Böhlau (1833-1887), deutscher Rechtswissenschaftler
- Jeremias Theodor Boisselier (1826-1912), Reichsgerichtsrat
- Georg von Borries (1857-1922), Landrat der Kreise Norden und Herford, Polizeipräsident von Berlin, Regierungspräsident der Regierungsbezirke Magdeburg und Minden
- Alexander von Bülow (1829-1901), Staatsminister von Mecklenburg-Schwerin
- Bodo von Bülow (1834-1904), Finanzminister von Mecklenburg-Schwerin
- Heinrich von Bülow (1792-1846), preußischer Staatsmann
- Cai von Bülow (1851-1910), Gutsherr, Königlich preußischer Landrat, Mitglied des Preußischen Herrenhauses
- Walter von Bülow-Bothkamp (1894-1918), Jagdflieger im Ersten Weltkrieg, Träger des Pour le Mérite
- Wilhelm Busse (1871-1921), Oberbürgermeister von Herford
- August Dicke (1859-1929), Oberbürgermeister von Solingen
- Richard Duckwitz (1886-1972), Bürgermeister von Bremen
- Otto Ehrenfried Ehlers (1855-1895), Forschungsreisender in Ostafrika, Reisen nach Sibirien und China und Schriftsteller
- Adrian von Enckevort (1840-1898), preußischer Politiker und Gutsbesitzer
- Georg Gottheiner (1879-1956), Verwaltungsjurist und Politiker
- Paul Güßfeldt (1840-1920), Geologe, Forschungsreisender und Hochschullehrer
- Johann Georg Ferdinand Haltenhoff (1836-1891), Oberbürgermeister von Hannover
- Rudolf Hammer (1830-1915), Mitglied des Reichstags und Oberbürgermeister von Brandenburg
- Hans Freiherr von Hammerstein-Loxten (1843-1905), preußischer Innenminister
- Emil Hartmeyer (1820-1902), Eigentümer der Hamburger Nachrichten
- Rudolf Henneberg (1825-1876), Maler, Gemälde u.a. in der Deutschen Nationalgalerie
- Wilhelm von Heyden-Cadow (1839-1920), preußischer Staatsminister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten; Gutsherr auf Cadow (heute: Kadow) bei Jarmen und Plötz
- Ernst von Heyden-Leistenow (1837-1917), Landschaftsdirektor von Vorpommern und Mitglied des Preußischen Herrenhauses
- Theodor von Holleben (1838-1913), Diplomat und Politiker, Mitglied des Preußischen Herrenhauses; Vizepräsident der Deutschen Kolonialgesellschaft
- Gustav von Hoppenstedt (1847-1918), General
- Friedrich von Klinggräff (1825-1887), 1848 Gründer des KSCV
- Ernst Köhler (1856-1924), preußischer Generaldirektor der Zölle und indirekten Steuern und stellvertretender Bevollmächtigter zum Bundesrat für das Königreich Preußen
- Albert Kolbe (1871- nach 1933), Oberbürgermeister von Stargard
- Georg Ferdinand Kunhardt (1824-1895), Jurist, Chef der Hamburgischen Justizverwaltung und Hamburger Senator
- Arthur Gustav Kulenkamp (1827-1895), Senator und Bürgermeister der Hansestadt Lübeck
- Ernst Freiherr Langwerth von Simmern (1865-1942), Botschafter
- Heinrich Freiherr Langwerth von Simmern (1833-1914), Hannoverscher Reichstagsabgeordneter
- Otto Friedrich Maximilian von Liebeherr (1814-1896), Präsident des Landgerichts Mecklenburg
- Hermann von Lucanus (1831-1908), preußischer Staatsrat und Chef des Geheimen Zivilkabinetts
- Robert Lucius von Ballhausen (1835-1914), Politiker
- Georg Albert Lücke (1829-1894), Chirurg
- Hans Ludwig von Maltzahn (1837-1899), Mitglied des Reichstags
- Helmuth Freiherr von Maltzahn (1840-1923), Oberpräsident der preußischen Provinz Pommern und Reichstagsabgeordneter, Staatssekretär im Reichsschatzamt
- Heinrich Martins (1821-1903), Oberbürgermeister von Glogau
- Hans von Meibom (1879-1960), Mitglied des Preußischen Staatsrates (Zweiter Vizepräsident), Mitglied des Provinziallandtages, Oberpräsident der Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen
- Carl Hermann Merck (1809-1880), Hamburger Politiker
- Börries Freiherr von Münchhausen (1874-1945), Schriftsteller und Lyriker
- Carl Wilhelm Petersen (1868-1933), Jurist, Politiker und in den Jahren von 1924 bis 1930 und von 1932 bis März 1933 Erster Bürgermeister (Hamburg) von Hamburg
- Franz Pfeffer von Salomon (1888-1968), Reichstagsabgeordneter der NSDAP
- Christoph von Platen (1838-1909), preußischer Gutsbesitzer und Politiker, Mitglied des Preußischen Herrenhauses
- Max von Prollius (1827-1889), mecklenburgischer Minister und Gesandter in Berlin
- Louis Quentin (1847-1929) Oberbürgermeister von Herford
- Fedor Rosentreter (1842-1919), preußischer Generalmajor
- Albrecht Heinrich von Schlieckmann (1835-1891), Oberpräsident von Ostpreußen, Mitglied des Reichstages
- Octavio Schroeder (1822-1903), Jurist, Hamburger Senator und Hamburger Bevollmächtigter zum Bundesrat
- Paul Oskar Schuster (1888-1971), Präsident des Niedersächsischen Landtags
- Wilhelm Seelig (1821-1906), liberaler Politiker
- Otto von Steinmeister (1860-1937), Regierungspräsident von Köln
- Friedrich Sthamer (1856-1931), Bürgermeister von Hamburg und deutscher Botschafter in London
- Ernst von Treskow (1844-1915, Botschafter in Santiago de Chile und Buenos Airs
- Gustav Friedrich August Wienstein (1828-1891), Reichsgerichtsrat
- Wilhelm Wölfing (* 1883), Offizier und Segler
- Waldemar von Wussow (1865-1938), Verwaltungsjurist und Herzoglich Sachsen-altenburgischer Staatsminister, Bevollmächtigter zum Bundesrat
Einzelnachweise
- ↑ Erich Bauer, F. A. Pietzsch: Kritisches zur Anfangsgeschichte der Göttinger und Heidelberger Vandalia. Einst und Jetzt 10 (1965), S. 108
- ↑ wie die Corps Suevia München, Rhenania Straßburg, Borussia Halle und Suevia Tübingen
- ↑ Schleyer und die Heidelberger Corps
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