Abraham Klein (Schiedsrichter)

Abraham Klein (Schiedsrichter)

Abraham Klein (hebräisch ‏אברהם קליין‎‎; * 29. März 1934 in Timișoara, Rumänien) ist ein ehemaliger israelischer Fußballschiedsrichter. Zwischen den späten 1960er Jahren und frühen 1980er Jahren leitete Klein, der neben Hebräisch und Ungarisch auch Rumänisch und Englisch spricht, bedeutende Spiele bei mehreren Weltmeisterschaften und olympischen Turnieren.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Der nur um die 155 cm große Abraham Klein, dessen Vater in der Reserve der ungarischen Spitzenmannschaft MTK Budapest spielte, kam nach dem Zweiten Weltkrieg über die Niederlande - wohin er zusammen mit 500 weiteren jüdischen Kindern zur Erholung verbracht wurde - nach Israel. Die viel erzählte Geschichte ist, dass Abraham Klein sich bei einem Schneider seine ersten langen Hosen besorgen sollte, dieser aber als Schiedsrichter zu einem Spiel musste und Abraham mitnahm. Während des Spieles verletzte sich der Schneider, Jonas mit Namen, und beauftragte den jungen Abraham die Pfeife von ihm zu übernehmen. Noch in späten Jahren beklagte sich Abraham Klein, dass er nie seine Hosen bekam, es entspann sich aber eine lange internationale Schiedsrichterkarriere.

Olympia und Weltmeisterschaft in Mexiko 1968 und 1970

Das erste bedeutende Turnier an dem Abraham Klein teilnahm waren die Olympische Sommerspiele 1968 in Mexiko. Neben einem Gruppenspiel leitete er auch vor 105.000 Zuschauern im Aztekenstadion das Spiel um die Bronzemedaille bei dem Außenseiter Japan die Gastgeber Mexiko mit 2:0 besiegte.

1969 leitete er ein Spiel zwischen Hapoel Nahariya und dem FC Bayern Hof - erst vierzig Jahre später wurde er von einem deutsche Dokumentatoren auf die historische Bedeutung der Partie hingewiesen: es war das erste Fußballspiel zwischen Mannschaften aus Israel und Deutschland.

Bei der ebenfalls in Mexiko stattfindenden Fußballweltmeisterschaft 1970 waltete er als Linienrichter und leitete beim 1:0-Erfolg im Gruppenspiel Brasiliens gegen den amtierenden Weltmeister England, wofür er mit  10 bezahlt wurde, eine der besten Partien des Turniers. Nach eigenen Aussagen, weil das die Spieler den Schlusspfiff überhörten und das Spiel soviel Freude machte, ließ er es einige Minuten länger über die reguläre Spielzeit laufen.

1972 war er einer der beschäftigtsten Schiedsrichter bei der in Brasilien ausgetragenen Taça Independência, einem Turnier bei dem 20 Nationalmannschaften und Kontinentalvertretungen teilnahmen. Dabei pfiff er auch den 1:0-Sieg Brasiliens im Finale vor über 100.000 Zusehern im Maracanã-Stadion gegen Portugal.

Nachdem er weder beim Olympischen Fußballturnier 1972 noch bei der Weltmeisterschaft 1974 - beide fanden in Deutschland statt - Berücksichtigung fand, kam sein nächster Einsatz bei einem bedeutenden internationalen Turnier erst bei den Olympischen Spielen 1976 im kanadischen Montreal zustande. Neben einem Gruppenspiel leitete er auch hier, wie schon acht Jahre zuvor, das Bronzemedaillenspiel bei dem diesmal die UdSSR gegen die brasilianische Olympiaauswahl 2:0 gewann.

Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien

Bei der Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien offizierte er im Estadio Monumental von Buenos Aires die einzige Niederlage der Gastgeber während des Turniers. Beim 1:0 Sieg der Italiener im Vorrunden-Gruppenspiel warfen ihm die Argentiner vor, in der ersten Halbzeit einen Elfmeter für sie nicht gegeben zu haben. Es fand Beachtung, dass er in diesem Spiel nur eine einzige Gelben Karte zeigte. Auch leitete er das Zwischengruppenspiel zwischen Deutschland und Österreich, das die letzteren überraschend mit 3:2 gewannen. Die Österreicher feiern dieses Spiel seither als das Wunder von Córdoba, während es in Deutschland, das damit nicht für die letzten Acht qualifizieren konnte, als Schmach von Córdoba Teil der Fußball-Folklore wurde.

Es wird berichtet, dass Klein Favorit für das Amt des Hauptschiedsrichters für das Finale zwischen Argentinien und den Niederlanden gewesen sei, er aber von Argentinien aufgrund von etwaigen niederländisch-israelischen, respektive niederländisch-jüdischen Querverbindungen abgelehnt worden sei. Während das Finale dem Italiener Sergio Gonella zugeteilt wurde, wurde Abraham Klein zum dritten Mal die Ehre zu Teil ein Spiel um den Dritten Platz bei einem großen internationalen Wettbewerb zu leiten. Hier gewann Brasilien gegen Italien mit 2:1.

Im Juni des Jahres darauf leitete er ein Spiel zwischen einer FIFA-Weltauswahl und Argentinien, das im bonarenser Estadio Monumental anlässlich des Jahrestages des Weltmeisterschaftsfinales ausgetragen wurde. Die Argentinier mit dem jungen Diego Armando Maradona unterlagen dort der Weltelf mit die unter anderem mit Zico und Michel Platini sowie Bruno Pezzey aus Österreich und dem Bananenflanker Manfred Kaltz aus Deutschland antrat, mit 1:2.

Im Februar 1981 leitete er in Tokyo die Partie um den Weltpokal von 1980 zwischen dem Nottingham Forest FC aus England und Nacional aus Montevideo, in dem sich die Südamerikaner mit einem 1:0 Erfolg zum dritten Mal als beste Vereinsmannschaft der Welt manifestierten.

Weltmeisterschaft 1982 in Spanien

Bei der Weltmeisterschaft 1982 in Spanien leitete er das dramatische Spiel zwischen Italien und Brasilien. in dem sich die Südeuropäer dank dreier Tore des Turnier-Torschützenkönigs Paolo Rossi mit 3:2 gegen Zico, Sócrates, Roberto Falcão und Co. - die vielleicht spielfreudigste brasilianische Mannschaft aller Zeiten - durchsetzten und einen Platz unter den letzten Vier sichern konnten. Im Finale des Turniers, bei dem Deutschland gegen Italien mit 1:3 deutlich unterlag, war Brasilien damit nur durch den Hauptschiedsrichter Arnaldo Cézar Coelho vertreten, dem Abraham Klein als Linienrichter assistierte.

Neben seiner Schiedsrichterei in Israel, bei der er weit weniger unumstritten war als auf internationalem Gefilde, war er auch in der Blütezeit der North American Soccer League dort zwischen 1977 und 1981 tätig.

Nach insgesamt 22 A-Länderspielen nahm er 1986 bei einem Spiel zwischen Maccabi Haifa FC und dem 1. FC Köln Abschied vom großen Fußball. Die Gastgeber gewannen hier mit 2:1. Er behielt aber sein Interesse am Jugendfußball und leitete noch, wie schon seit 1980, bis 2000 Spiele des Dallas Cups.

Sein Sohn Amit Klein kann ebenfalls auf eine erfolgreiche, wenngleich in kleinerem Maßstab, Schiedsrichterkarriere zurückblicken und leitete Spiele zur UEFA Champions League und der Weltmeisterschaftsqualifikation. Er wurde zuletzt israelischer Schiedsrichterobmann. Abraham Klein selbst, beruflich Sportlehrer im Schuldienst, zuletzt in einer höheren Verwaltungsposition, lebt dieser Tage in einer Wohnung am Strand von Haifa, der Stadt in der er den größten Teil seines erwachsenen Lebens verbracht hat.

Literatur

1995 wurde das Buch The Referee's Referee: Becoming the Best veröffentlicht, in dem Abraham Klein zusammen mit Ruby Shalev über den Autoren Paul Harris ihre Vorstellungen von wie man ein erfolgreicher Schiedsrichter wird vermitteln.

2010 veröffentlichte Abraham Klein in Israel seine Autobiographie אמן המשרוקית, (etwa "Kunst der Pfeife").[1]

Karrierehöhepunkte

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Uzi Yitzhaki: אמן המשרוקית" מאת אברהם קליין", Haaretz, 20. Oktober 2010.

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