Aztekenstadion

Aztekenstadion
Estadio Azteca
Aztekenstadion
Fußballspiel im Februar 2007 im Aztekenstadion
Daten
Ort MexikoMexiko Coyoacán, Mexiko-Stadt, Mexiko
Koordinaten 19° 18′ 10″ N, 99° 9′ 2″ W19.302777777778-99.150555555556Koordinaten: 19° 18′ 10″ N, 99° 9′ 2″ W
Eigentümer Televisa
Eröffnung 29. Mai 1966
Renovierungen 1986
Oberfläche Rasen
Kosten 260 Mio. MXN
Architekt Pedro Ramírez Vázquez
Rafael Mijares Alcérreca
Kapazität 105.000
Spielfläche 105 x 68
Verein(e)

Club América
Mexiko

Veranstaltungen

Das Aztekenstadion (Estadio Azteca) ist eine 1966 errichtete Konzert- und Wettkampfstätte in Coyoacán, Mexiko-Stadt. Es hat eine Kapazität von 105.000[1] überdachten Sitzplätzen und ist seit dem Rückbau des Maracanã-Stadions das weltweit nunmehr drittgrößte Stadion für Fußballspiele (nach dem Stadion des 1. Mai in Pjöngjang und dem Yuba Bharati Krirangan in Kolkata) und das größte reine Fußballstadion der Welt. Die legendäre Sportstätte war als einzige zweimal Austragungsort eines Finalspiels der Fußball-Weltmeisterschaft (1970 mit damals max. 107.494 Zuschauern und 1986 mit 114.464 Sitzplätzen). Michael Jackson füllte es einst vier Mal nacheinander mit 100.000 Zuschauern.

Inhaltsverzeichnis

WM 1970: Das Jahrhundertspiel

Erinnerungstafel an das Jahrhundertspiel vor dem Aztekenstadion

Nachdem bereits zwei Jahre zuvor einige Wettbewerbe der Olympischen Sommerspiele im Estadio Azteca stattfanden, wobei die meisten Wettkämpfe im Estadio Olímpico Universitario, ebenfalls in Mexiko-Stadt gelegen, abliefen, war Mexiko 1970 Austragungsort der Fußball-Weltmeisterschaft, neben den Olympischen Spielen das größte Sportereignis der Welt. Für die Weltmeisterschaft wurden fünf Stadien bestimmt, darunter auch das Aztekenstadion, mit 107.000 Zuschauerplätzen das zweitgrößte Stadion der Welt nach dem Maracana-Stadion in Rio de Janeiro. In der Vorrunde wurden die Partien Mexiko gegen die Sowjetunion (0:0), Belgien gegen El Salvador (3:0), Sowjetunion gegen Belgien (4:1), Mexiko gegen El Salvador (4:0), Sowjetunion gegen El Salvador (2:0) und Mexiko gegen Belgien (1:0) im Aztekenstadion ausgetragen. Im Viertelfinale beherbergte das Estadio Azteca die Begegnung zwischen der Sowjetunion und Uruguay, welche die "Celeste", also Uruguays Nationalmannschaft, in der Verlängerung mit 1:0 für sich entscheiden konnte.

Das Halbfinale zwischen Italien und Deutschland fand auch im Aztekenstadion statt. 107.000 Zuschauer sahen das wohl größte Spiel der Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaft. Italien ging nach sieben Minuten durch Roberto Boninsegna in Führung und wollte den Vorsprung in der bewährten Catenaccio-Taktik verteidigen, doch die Deutschen schlugen wie schon im Finale vor vier Jahren gegen England in der letzten Minute zu und erzielten in Person von Karl-Heinz Schnellinger, als Vereinsspieler beim AC Mailand aktiv, das 1:1. Eine Verlängerung musste nun die Entscheidung bringen. Der spätere Torschützenkönig der Weltmeisterschaft, Gerd Müller, brachte Deutschland in der 95. Minute in Führung, doch Tarcisio Burgnich konnte nur vier Minuten später ausgleichen. In der 104. Minute gelang den Italienern durch Luigi Riva die 3:2-Führung, welche durch weiteres Tor von Müller in der 110. Minute zu Nichte gemacht wurde. Den Schlusspunkt auf diese unglaubliche Verlängerung setzte Gianni Rivera mit dem 4:3 in der 111. Minute. Damit war Italien im Finale gegen Brasilien, doch dieses Spiel gegen Deutschland blieb den Menschen am meisten in Erinnerung und ist heute meist unter dem Begriff "Jahrhundertspiel" bekannt, wobei die deutsche Presse bereits das mit 3:2 nach Verlängerung nach 0:2-Rückstand gewonnene Viertelfinale gegen den alten Rivalen England als Jahrhundertspiel bezeichnet hatte.

Das Finale zwischen Brasilien und Italien geriet schon von Anfang an zu einer einseitigen Partie. Die Italiener, die noch müde waren vom schweren Halbfinalspiel gegen Deutschland, gerieten bereits nach 19 Minuten durch ein Tor von Edson Arantes do Nascimento, genannt Pelé, in Rückstand. Doch sie rappelten sich auf und erzielten durch Boninsegna, der bereits im Halbfinale getroffen hatte, das 1:1. So stand es auch zur Pause, ehe die Südamerikaner in der zweiten Hälfte richtig aufdrehten. Zunächst Gérson in der 65. Minute, dann Jairzinho nach 70 Minuten und Kapitän Carlos Alberto Torres vier Minuten vor dem Ende machten den 4:1-Endstand perfekt. Brasilien war zum dritten Mal Weltmeister, Italien Zweiter. Im Spiel um Platz 3 hatte einen Tag vorher ebenfalls in Azteca Deutschland Uruguay mit 1:0 besiegt.

WM 1986: Die „Hand Gottes“

An dem Ort, wo die deutsche Nationalmannschaft 16 Jahre zuvor an Italien gescheitert war, sollte es auch bei der WM 1986 allen Bemühungen zum Trotz ein Ende im Aztekenstadion geben. Zwar konnten Karl-Heinz Rummenigge und Rudi Völler in der Schlussphase des Endspiels gegen Argentinien einen 0:2-Rückstand noch ausgleichen, doch die deutsche Elf kassierte in der 84. Minute dann doch noch das Tor zum 2:3-Endstand.

Nicht weniger schlechte Erinnerungen haben die Engländer an jene mexikanische Spielstätte, in der für sie im Viertelfinale Schluss war, nachdem Diego Maradona mit der Hand Gottes einen irregulären Treffer erzielte. Jenes Skandaltor zum 1:0 (Endstand 2:1) haben die Engländer dem einstigen Fußballstar nie verziehen. Das zweite Tor von Diego Maradona in diesem Spiel wurde später von der FIFA zum Tor des Jahrhunderts gekürt.

Heutige Nutzung

Panoramablick im Aztekenstadion, der Heimspielstätte des Club América. Hier das Spiel Club América gegen die UAG Tecos (Guadalajara), links unten mit der Nummer 10 Cuauhtémoc Blanco Bravo. 15. April, Clausura 2007
Panoramablick im Aztekenstadion, der Heimspielstätte des Club América. Hier das Spiel Club América gegen die UAG Tecos (Guadalajara), links unten mit der Nummer 10 Cuauhtémoc Blanco Bravo. 15. April, Clausura 2007
Außenansicht des Stadions (Einlasskontrolle)
Rundblick vom Oberring des Stadions

Heute wird das Stadion überwiegend vom Club América genutzt, dessen Anhänger das Stadion bei den Meisterschaftsspielen durchschnittlich mit etwa 65.000 Menschen füllen. Am 27. Juli 2003 fand im Aztekenstadion das Gold-Cup-Finale (die nord- und mittelamerikanische Meisterschaft, vergleichbar mit der Fußball-Europameisterschaft etc.) statt, das die Mexikaner in der Verlängerung mit 1:0 gegen Brasilien gewannen.

Gelegentlich wird das Stadion für andere Massenveranstaltungen, wie religiöse Zusammenkünfte genutzt. 1999 versammelten sich dort zur Ehrung Jesu mehr als 100.000 Menschen zu einer feierlichen Gebetsstunde. Konzerte, wie die des mexikanischen Rocksängers Benjamin Anaya (2003), sind dagegen an dieser Stätte eher selten. Im Jahre 2004 war das Stadion Kulisse für den Film Matando Cabos.

Am 2. Oktober 2005 fand im Aztekenstadion mit der Football-Partie Arizona Cardinals gegen San Francisco 49ers das erste reguläre National-Football-League-Spiel außerhalb der USA statt. Das Spiel der beiden Mannschaften eher mäßiger Stärke endete 31:14 für die Cardinals, welche ein Heimspiel verlagerten. Die Zuschauerzahl von 103.467 ist die größte bei einem Saisonspiel der NFL, außerhalb der USA, aller Zeiten.[2]

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Aztekenstadion – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Construction of the Aztec Stadium von Homepage des Aztekenstadions.
  2. http://www.nfl.com/gamecenter/recap/NFL_20051002_SF@ARI

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