Arthur Kullmer

Arthur Kullmer

Arthur Kullmer, (* 27. August 1896 in Großbockenheim; † 28. März 1953 in Asbest) war ein deutscher Offizier, zuletzt General der Infanterie im Zweiten Weltkrieg.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kaiserreich und Erster Weltkrieg

Arthur Kullmer, im vorderpfälzischen Großbockenheim geboren (heute im Ort Bockenheim an der Weinstraße aufgegangen), trat am 17. August 1914 während des Ersten Weltkriegs als Freiwilliger in die Preußische Armee ein. Er tat dies nicht in seiner bayerischen Heimat, sondern im benachbarten Großherzogtum Hessen - vermutlich weil er noch minderjährig war - und kam zum 4. Großherzoglich Hessischen Infanterie-Regiment "Prinz Carl" Nr. 118, im nahen Worms. Ab Oktober 1914 ging er an die Front, lag Ende des Jahres krank im Lazarett und wurde ab Februar 1915 wieder eingesetzt. Im Herbst 1915 verwundet, wechselte er schließlich in die Bayerische Armee.

Zuerst kam Kullmer zum Ersatz-Bataillon des 7. Bayerischen Infanterie-Regiments „Prinz Leopold". Hier avancierte er zum Offiziersanwärter und am 17. Januar 1916 zum Unteroffizier; dann ging er wieder an die Front. Im 7. Bayerischen Infanterie-Regiment erhielt er mit Datum vom 10. Juli 1916 seine Beförderung zum Leutnant. Im Spätsommer 1916 wurde er, inzwischen mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet, erneut verwundet, kam 1917 zurück an die Front und erhielt 1918 auch das Eiserne Kreuz I. Klasse. Überdies hatte er im Verlauf des Krieges auch das Verwundetenabzeichen in Schwarz, den Bayerischen Militärverdienstorden IV. Klasse mit Schwertern sowie die Hessische Tapferkeitsmedaille erhalten.[1]

Weimarer Republik

Nach Kriegsende wurde Kullmer in die Reichswehr übernommen. Zunächst diente er im Übergangsheer beim Reichswehr-Infanterie-Regiment 47; bei Bildung des 100.000 Mann-Heeres kam er zum 20. (Bayerisches) Infanterie-Regiment, wo er ab Frühjahr 1924 als Zugführer in Regensburg Verwendung fand. Am 1. Oktober 1924 wurde er Adjutant des I. Bataillons dieses Regimentes und avancierte am 1. April 1925 zum Oberleutnant. Diese Position behielt er die nächsten Jahre, bevor man ihn 1929 in die 13. (Minenwerfer) Kompanie der Einheit versetzte. Am 1. April 1930 ernannte man ihn zum Chef der 16. Kompanie des 20. (Bayerisches) Infanterie-Regiments, welche in Amberg lag. Als solcher wurde er am 1. Februar 1931 zum Hauptmann befördert. In dieser Position blieb er mehrere Jahre.

Zeit des Nationalsozialismus

Am 1. April 1934 wurde er Regimentsadjutant des 20. (Bayerisches) Infanterie-Regiments - zum 1. Oktober umformiert in Infanterie-Regiment Regensburg. Bei der neuen Wehrmacht (seit 16. März 1935) setzte sich der berufliche Aufstieg des Offiziers fort. Am 1. Januar 1936 erhielt Kullmer die Beförderung zum Major und wurde als solcher am 6. Oktober 1936 Kommandeur des III. Bataillons im Infanterie-Regiment 91, zu Lindau (Bodensee), am 10. November 1938 Adjutant im Generalkommando des VII. Armeekorps. In dieser Funktion beförderte man ihn am 1. Februar 1939 zum Oberstleutnant und er nahm nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs am Polen- und Westfeldzug teil. Dabei erhielt Kullmer die Wiederholungsspangen zu beiden Stufen des Eisernen Kreuzes. Mit Datum vom 1. August 1940 wechselte er in Frankreich als Adjutant zum Generalkommando des XXVII. Armeekorps und wurde schließlich zum Kommandeur des Infanterie-Regiments 331 ernannt. Diese Einheit befehligte er ab Juni 1941 beim Angriff auf Mittelrussland, wo er am 1. Oktober 1941 zum Oberst avancierte. Für die Leistungen in der Führung seines Regiments bei den schweren Abwehrkämpfen im Winter 1941/42 erhielt Kullmer am 14. Januar 1942 das Deutsche Kreuz in Gold. Am 1. November 1942 beauftragte man den Offizier mit dem Kommando der 106. Infanterie-Division. Seine Beförderung zum Generalmajor erfolgte am 1. Januar 1943; gleichzeitig übernahm er die Führung der 296. Infanterie-Division und wurde zum 1. September 1943 Generalleutnant. Für vorbildliche Führung bei den Kämpfen im Raum Orel und Brjansk verlieh man Kullmer am 27. Oktober 1944 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Er befehligte die 296. Infanterie-Division bis kurz vor deren Ende im Kessel von Bobruisk. Am 20. Juni 1944 wurde er in die Führerreserve versetzt; ab 1. August 1944 zum Kommandeur der 558. Grenadier-Division ernannt, die er bei den Abwehrkämpfen in Ostpreußen führte. Bei der Umbenennung der Einheit in 558. Volksgrenadier-Division blieb er weiter der Kommandeur. Für den Einsatz der Division bei Suwalki wurde Kullmer am 28. Februar 1945 mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Im März 1945 ging die Masse der 558. Volksgrenadier-Division im Kessel von Heiligenbeil unter. Arthur Kullmer übernahm die Führung des XXXXIII. Armeekorps und erhielt am 20. April 1945 die Beförderung zum General der Infanterie.

Gefangenschaft und Tod

Bei Kriegsende geriet Arthur Kullmer in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft, wurde aber am 13. Mai 1945 an die Sowjets ausgeliefert und nach Russland verschleppt. Er verstarb infolge der Haftbedingungen am 28. März 1953, im Lager Nr. 476 zu Asbest bei Swerdlowsk. Die Todesnachricht hatten Spätheimkehrer den Angehörigen überbracht. Das letzte persönliche Lebenszeichen General Kullmers an die Familie in Bockenheim war seine Neujahrskarte 1953. Darin schreibt er u.a.:„Steht selbstlos zueinander, haltet die Treue und die Ehre hoch, bleibt stark, betet und arbeitet.“

Gedenken

Zur Erinnerung an den einzigen General aus Bockenheim an der Weinstraße hat man in seinem Geburtsort 1953 die „Obere Bahnhofstraße“ in „General-Kullmer-Straße“ umbenannt.

Dazu heißt es im neuen Bockenheimer Heimatbuch von 2006:

Seinen letzten Kriegstoten betrauerte Bockenheim im Sommer 1953. Am 28. März 1953 war Arthur Kullmer, 1945 noch zum kommandierenden General befördert, in sowjetischer Gefangenschaft verstorben. Als die Nachricht seines Ablebens in Großbockenheim eintraf, lud Bürgermeister Böll für den 20. Juli 1953 den Gemeinderat zu einer Sondersitzung ein, der als einzigen Tagesordnungspunkt die Vorbereitung einer Gedenkfeier für Kullmer umfasste. Am Sonntag den 25. Juli 1953 ehrten dann zunächst die politische Gemeinde und anschließend auch die evangelische Kirchengemeinde in einem überfüllten Gotteshaus General Kullmer. Zusätzlich wurde die bisherige 'Obere Bahnhofstraße' in 'General-Kullmer-Straße' umbenannt.“

Klaus Jürgen Becker, „Bockenheim an der Weinstraße - vereint seit 50 Jahren“, Gemeindeverwaltung Bockenheim, 2006

Neben dem Bericht im Heimatbuch weist auch eine Webseite zur Bockenheimer Gemeindegeschichte auf den Offizier hin. [2]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Rangliste des Deutschen Reichsheeres, Hrsg.: Reichswehrministerium, Mittler & Sohn Verlag, Berlin 1930, S.155
  2. Bockenheimer Gedenkseite für General Arthur Kullmer

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