Infanterie-Regiment „Prinz Carl“ (4. Großherzoglich Hessisches) Nr. 118

Infanterie-Regiment „Prinz Carl“ (4. Großherzoglich Hessisches) Nr. 118
Erinnerungstafel an der ehemaligen Prinz-Carl-Kaserne in Worms
Regimentskaserne um 1900
Regimentsfahne

Das Infanterie-Regiment „Prinz Carl“ (4. Großherzoglich Hessisches) Nr. 118 war ein Verband des Großherzoglich Hessischen Kontingents (25. Division) innerhalb der Preußischen Armee. Es war ab 1872 in Worms stationiert.

Inhaltsverzeichnis

Organisation

Verbandszugehörigkeit 1914

Bewaffnung und Ausrüstung

Uniform

Das Regiment trug die Uniform der preußischen Infanterie, mit den dem Großherzoglich Hessischen Kontingent zugestanden Abweichungen. Der Helmzierat bestand aus dem gestreiften hessischen Wappenlöwen in einem halboffenen Kranz aus Lorbeer und Eichenlaub. Unabhängig von der Knopffarbe war der Helmbeschlag immer aus Tombak. Auf dem Helm befand sich statt des Telleraufsatzes stets ein Kreuzbeschlag mit einer sechsfach gekehlten Spitze. Die Landeskokarde war rot-weiß und glatt, im Gegensatz zu den geriffelten Ausführungen der anderen Kontingente. Auf dem Koppelschloss befand sich eine erhaben geprägte Großherzogliche Krone.

Da die fünf Regimenter Großherzoglichen Kontingents mit der Farbe der Schulterklappen vom preußischen System abwichen (hier trug jedes Regiment innerhalb eine Armeekorps die gleiche Ärmelpatten- und Schulterklappenfarbe) war das Regiment 118 mit Ärmelpatten und Schulterklappen in Goldgelb ausgestattet. Wegen dieser auffälligen Merkmale bekam das Regiment den Spitznamen Die Kanarienvögel. Wenn das Regiment zusammen mit anderen Einheiten im Verband antrat, fingen alle umstehenden Truppenteile an zu pfeifen.[1]

Geschichte

Formationsgeschichte

Errichtet wurde das Regiment als eine der damals so genannten Garde-Infanterie-Brigaden in der Landgräflich Hessischen Armee unter Landgraf Ludwig X. von Hessen-Darmstadt. Nach dem Beitritt von Hessen-Darmstadt zum französisch dominierten Rheinbund wurde der Verband nach französischem Vorbild uniformiert in ein Infanterie-Regiment nach französischem Muster umgegliedert. Im Jahre 1806 erhielt es den Namen „Regiment Erbprinz“

Nach dem Ende des Deutschen Bundes unterstellte der Großherzog von Hessen mit einer Militärkonvention seine Truppen dem König von Preußen. Die hessischen Truppen wurden zur 25. Infanterie-Division zusammengefasst und in das Namensschema der Preußischen Armee eingefügt. Das Regiment trug von da an die Bezeichnung 4. Infanterie-Regiment Prinz Carl (Nr. 118). Am 28. November 1906 erhielt es seine letzte Bezeichnung Infanterie-Regiment „Prinz Carl“ (4. Großherzoglich Hessisches) Nr. 118

Als Stiftungstag wurde der 23. Januar 1791 festgelegt. Namensgeber war Prinz Karl Wilhelm Ludwig von Hessen, der Vater von Großherzog Ludwig IV. von Hessen.

Garnison

Hofansicht der ehemaligen Prinz-Carl-Kaserne (heute: Prinz-Carl-Anlage) in Worms

Ursprünglich war das Regiment in Mainz stationiert.[2] 1872 wurde zunächst das II. Bataillon nach Worms verlegt und in der innerstädtischen Pfalzgrafenkaserne untergebracht. Wegen deren räumlichen Enge wurde 1897 eine neue Kaserne in Nachbarschaft zum Heereslazarett errichtet. Diese wurde im selben Jahr unter der Bezeichnung Prinz-Carl-Kaserne eingeweiht. Nach dem Ersten Weltkrieg zogen dort die Franzosen ein und nannten sie Caserne de Vallieres. 1936 übernahm die Wehrmacht die Kaserne und nannte sie nach der Schlacht um den Kemmelberg in Flandern, an dem das alte Infanterie-Regiment Nr. 118 teilgenommen hatte, Kemmel-Kaserne. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente die Kaserne kurzzeitig den Amerikanern als Kriegsgefangenenlager, dann wurde sie an die französische Besatzungsmacht übergeben und hieß fortan Quartier Foch. 1951 übernahmen abermals die Amerikaner die Kaserne und nannten sie ab 1956 Taukkunen Barracks. Sie fügten einige Bauten hinzu. 1996 zogen die Amerikaner endgültig ab und das nun Prinz-Carl-Anlage benannte Gelände wurde für ein Hotel und Gewerbebetriebe umgenutzt.[3]

Einsätze

Erster Koalitionskrieg

  • 9. September 1796 --- Eroberung der Platte bei Wiesbaden

Napoleonische Kriege

Gemäß den mit Napoleon abgeschlossenen Verträgen kämpfte das Regiment auf französischer Seite in Spanien und im Feldzug nach Russland. Ebenso noch in der Völkerschlacht bei Leipzig. Vom 13. März bis 4. Mai 1814 zog das Regiment gegen Frankreich und war an der Einschließung der Festung Mainz beteiligt. Das I. Bataillon gelangte am 23. Juni bei Rheinzabern sowie am 28. Juni 1815 bei Straßburg zum Einsatz. Das II. Bataillon nahm vom 2. Juli bis 10. August 1815 an der Belagerung von Neu-Breisach und vom 15. bis 26. August 1815 an der Belagerung von Hüningen teil.

Schleswig-Holsteinischer Krieg

1848 trat das Regiment seinen Ausmarsch nach Schleswig-Holstein an, ohne jedoch aktiv in die Kämpfe einzugreifen.

Revolution von 1848

Im Jahre 1849 wurde das Regiment zusammen mit preußischen Truppen zur Bekämpfung der Revolution in Baden eingesetzt.

Deutscher Krieg

Während des Deutschen Krieges kämpfte das Regiment im Deutschen Bund gegen Preußen. Dabei kam es am 13. Juli bei Frohnhofen und am 25. Juli 1866 bei Gerchsheim zu Kampfhandlungen.

Deutsch-Französischer Krieg

  • 9. Dezember 1870 --- Sturm auf Chambord[4] Dieses Ereignis wurde auch zu einem Jubiläumsschauspiel am 25. Jahrestag verarbeitet.

Erster Weltkrieg

Ruinen der Ouvrage de Thiaumont mit Blick auf das Ossuaire

1914 wurde das Regiment in Marne-Schlacht eingesetzt. Am 11. Oktober 1914 war es in Stellungskämpfe bei Damremy-Soyécourt/Vesle-Somme-Avre verwickelt. Am Abend des 17. Dezember 1914 wurde die 17. Reserve-Division im Stellungskrieg im Kanton Roye zwischen St. Mard und dem damaligen St. Aurin, das heutige L'Échelle-Saint-Aurin nachdem es mit dem einstigen Nachbarort L'Échelle verschmolz, durch die Großherzoglich Hessische (25.) Division abgelöst. Die Stellung des Infanterie-Regiment Lübeck (3. Hanseatisches) Nr. 162 übernahm das Infanterie-Regimant Prinz Carl Nr. 118. [5]

1915 kämpfte es in der Herbstschlacht in der Champagne. Am 25. September war es in Kämpfe bei Sommepy-Tahure verwickelt.

1916 war es an der Schlacht um Verdun beteiligt, dort kämpfte es am 5. August am Thiaumont-Rücken.

In der Osterschlacht bei Arras kämpfte am 9. April 1917 zunächst nur das I. Bataillon im Verband der 56. Infanterie-Division bei Vimy. Am 23. April 1917 wurde dort das komplette Regiment eingesetzt.

Demobilisierung

Nach Kriegsende 1918 marschierte das Regiment in die Heimat zurück, wurde demobilisiert und aufgelöst. Da die bisherige Garnison Worms in der nunmehrigen entmilitarisierten Zone lag, stand diese nicht mehr zur Verfügung. Das Regiment musste daher auf einen rechtsrheinischen Standort ausweichen.

Die Tradition führte in der Reichswehr die 3. und 4. Kompanie des 15. Infanterie-Regiments fort.

Kommandeure

  • 1897: Oberst von Weiher
  • 1914: Oberst Münter

Denkmale

118er Denkmal in Worms

An das Regiment erinnert das am 21. August 1932 enthüllte 118er Denkmal von Paul Birr in Worms. Es wurde mit Geldern des Vereins ehemaliger 118er finanziert. Anlässlich der Weihe wurde das Denkmal der Stadt geschenkt. Generalmajor von Münter, ehemaliger Kommandeur des Regiments, hielt die Festrede. Der frühere Großherzog Ernst Ludwig nahm an den Feierlichkeiten teil.[6]

Verweise

Literatur

  • Fritz Beck: Geschichte der Grossherzoglich hessischen Fahnen und Standarten. Verlag E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1895.
  • Ruhmeshalle unserer Alten Armee, Herausgegeben auf Grund amtlichen Materials des Reichsarchivs, Militär-Verlag, Berlin 1927, S.21
  • August Justus Alexander Keim: Geschichte des 4.Grossherzoglich Hessischen Infanterie-Regiments (Prinz Karl) Nr.118 und seiner Stämme, 1699-1878, E.S. Mittler und Sohn, Berlin, 1879 [7]
  • Die Einnahme von Badajoz in Spanien und das IV. Großherzoglich Hessische Infanterie-Regiment (Prinz Carl) Nr. 118 (zur Feier des 100jährigen Bestehens des IV. Großherzoglich Hessischen Infanterie-Regiments (Prinz Carl) No. 118 zu Mainz am 22. Januar 1891). 16 Seiten. Mainz und Wallau, 1891.
  • Reichsarchiv: Band 13 Schlachten des Weltkrieges „Die Tragödie von Verdun“ 1. Teil
  • Reichsarchiv: Band 14 Schlachten des Weltkrieges „Die Tragödie von Verdun“ 2. Teil
  • Reichsarchiv: Band 15 Schlachten des Weltkrieges „Die Tragödie von Verdun“ 3. und 4. Teil
  • Reichsarchiv: Band 28 Schlachten des Weltkrieges „Die Osterschlacht bei Arras“ Teil 1
  • Reichsarchiv: Band 29 Schlachten des Weltkrieges „Die Osterschlacht bei Arras“ Teil 2

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Imposante Paraden: Otmar Weis berichtet über die Mainzer Garnison und ihre Regimenter in: Mainzer Allgemeine Zeitung vom 4. April 2007
  2. Alfred Börckel: Mainz als Festung und Garnison von der Römerzeit bis zur Gegenwart. Verlag von J. Diemer, Mainz 1913 (S. 293.).
  3. Die Prinz-Carl-Anlage
  4. Alfred Börckel: Mainz als Festung und Garnison von der Römerzeit bis zur Gegenwart. Verlag von J. Diemer, Mainz 1913 (S. 301).
  5. Otto Dziobek: Geschichte des Infanterie-Regiments Lübeck (3. hanseatisches) Nr. 162; erste Auflage 1922
  6. Geschichte der Stadt Worms
  7. Brown University Library UA713.Z6 118th K4x 1879

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