- Nöldnerplatz
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Nöldnerplatz Platz in Berlin Nöldnerplatz von Süden Basisdaten Ort Berlin Ortsteil Berlin-Rummelsburg Neugestaltet um 2003 Nutzung Platzgestaltung Gartenarchitekten, Grünflächenamt Der Nöldnerplatz ist ein Platz im Berliner Bezirk Lichtenberg im Ortsteil Rummelsburg. Er wurde nach dem 1944 hingerichteten Antifaschisten Erwin Nöldner benannt. Bekannt geworden ist der Platz durch den gleichnamigen S-Bahnhof und den von Max Taut erbauten denkmalgeschützten Schulkomplex. Der Nöldnerplatz ist weitgehend von Grünanlagen bedeckt, die seit den späten 1990er Jahren neu gestaltet wurden.
Inhaltsverzeichnis
Stadtplatz
Lage, Ausdehnung und Verkehr
Der Nöldnerplatz liegt im Südwesten des Bezirks Lichtenberg, etwas außerhalb des Berliner S-Bahn-Rings sechs Kilometer vom Alexanderplatz entfernt. Im Bereich des Platzes grenzen die Victoriastadt und der Weitlingkiez aneinander. Einige hundert Meter südlich liegt das seit Ende der 1990er Jahre entstandene neue Wohnviertel Rummelsburger Bucht. Der Platz ist annähernd dreieckig und knapp vier Hektar groß. Im Norden des Platzes liegen die Strecke der Ostbahn, an der sich auch der S-Bahnhof Nöldnerplatz befindet, und die Archibaldstraße. Im Westen wird der Platz durch den Bahndamm einer Verbindungsbahn zum Rangierbahnhof Berlin-Rummelsburg und im Nordosten durch die Lückstraße begrenzt. An der Südostseite des Platzes liegt die Schlichtallee, von der die Fischerstraße abzweigt. Die in Ost-West-Richtung verlaufende Nöldnerstraße teilt den Platz. Zwischen den Straßen befinden sich Grünanlagen.
Das Gebiet wird neben der S-Bahn (Linien S 5, S 7, S 75) durch diverse Buslinien erschlossen. Bushaltestellen befinden sich in der Nöldnerstraße und direkt vor dem S-Bahnhof. Über die Lückstraße und weiter über die Schlichtallee oder die Nöldnerstraße verläuft die Straßenverbindung vom Weitlingkiez und von den Wohngebieten im Süden des Ortsteils Friedrichsfelde zur Berliner Innenstadt.
Geschichte
Ende des 19. Jahrhunderts war das Gebiet um den Platz, das damals zur Landgemeinde Boxhagen-Rummelsburg gehörte, weitgehend unbebaut. Etwas östlich, in der heutigen Lückstraße, befand sich schon die vor 1800 entstandene Kolonistensiedlung Lichtenberger Kietz. Im Nordwesten, jenseits der 1866 eröffneten Ostbahnstrecke, war die Victoriastadt bereits zu großen Teilen bebaut. Westlich des heutigen Platzes in der Prinz-Albert-Straße (heute Nöldnerstraße), jenseits der 1879 gebauten Verbindungsbahn nach Rummelsburg, war 1892 die Erlöserkirche eingeweiht worden.
Bereits 1874 war ein Schulhaus in der Nordwestecke des heutigen Platzes in der damaligen Portlandstraße fertig gestellt worden.[1] 1891 entstand in der Prinz-Albert-Straße westlich des Platzes neben der Erlöserkirche die Centralschule Boxhagen-Rummelsburg. Das alte Schulgebäude wurde daraufhin zum Armenhaus der Gemeinde Boxhagen-Rummelsburg. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude stark beschädigt und anschließend abgerissen.[2] Ein benachbartes Grundstück hatte sich die Gemeinde gesichert, die dort einen Erholungs- und Spielplatz einrichten wollte.[2]
Seit 1882 gab es an der südlich gelegenen Bahnstrecke nach Frankfurt (Oder) den Haltepunkt Kietz-Rummelsburg, etwa 300 vom Platz entfernt östlich der Kietzer Straße, der heutigen Schlichtallee. Ende des 19. Jahrhunderts entstand ein Bebauungsplan, in dem das Straßennetz und die Baufluchten der Häuser des heutigen Weitlingkiezes festgelegt wurden. Um 1900 kaufte Baumeister Wagenknecht das Gebiet zwischen heutiger Lück- und Fischerstraße und ließ dort die ersten Mehrfamilienhäuser errichten.[3] In den folgenden Jahren wurde das Gebiet östlich des Platzes mit Mietshäusern bebaut. 1903 wurden die vorher auf dem Geländeniveau verlaufenden Bahngleise der Ostbahn in Dammlage verlegt. Einstmals durchgehende Straßenzüge wie der von der Neuen Prinz-Albert-Straße (heute Lückstraße) zur Kantstraße (heute Kaskelstraße) sind seitdem unterbrochen. Bei der Verlegung der Bahntrasse wurde ein zunächst Rummelsburg Ost genannter Bahnhof eingerichtet, der heutige Bahnhof Nöldnerplatz. In den Folgejahren entstanden weitere Wohnbauten an der Nordostseite des Platzes. 1912 wurde die Gemeinde Boxhagen-Rummelsburg in die Stadt Lichtenberg eingemeindet, die wiederum 1920 zu Groß-Berlin kam.
Im Rahmen eines städtebaulichen Wettbewerbs wurde von 1927 bis 1932 auf der Südostseite des Platzes eine Schule im Stil der Neuen Sachlichkeit nach Plänen von Max Taut gebaut. Südlich der Schule sollte ein Wohngebiet entstehen. Wegen des schlechten Baugrundes wurden diese Planungen jedoch nicht verwirklicht. Dort befinden sich bis heute Kleingärten. Im Zweiten Weltkrieg wurde ein großer Teil der Bebauung am Platz zerstört. Es verblieben drei Wohnhäuser und die Max-Taut-Schule, die ebenfalls teilweise beschädigt war.
Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges hatte die Grünanlage keinen offiziellen Namen, im Volksmund wurde sie Lindenplatz genannt. 1947 erhielt er den Namen Nöldnerplatz[4] nach dem Antifaschisten Erwin Nöldner, der in der nahen Türrschmidtstraße gelebt hatte.
Bis 1953 verkehrte eine Straßenbahnlinie über den Platz.[5] Im Jahre 1958 wurde die Portlandstraße, die im Nordwesten des Platzes Archibaldweg und Nöldnerstraße verband, aufgehoben und das Gelände in die Grünanlage einbezogen. Im gleichen Jahr entstand ein Neubau eines Bürohauses auf der Westseite des Platzes, der als Akademie für Ärztliche Fortbildung der DDR genutzt wurde.
2003 lobte das Bezirksamt Lichtenberg eines städtebaulichen Wettbewerb zur Neugestaltung des Platzes aus. Der Platz sollte aufgewertet werden, wobei der Charakter als Grünanlage besser sichtbar werden sollte. Gleichzeitig sollten die Verkehrswege übersichtlicher gestaltet werden.[3]
Die Grünanlage auf der Nordseite des Platzes wurde entsprechend umgestaltet und neue Spielplätze angelegt. Arbeiten zur Gestaltung der Südseite und des Vorplatzes der Max-Taut-Schule sind seit 2009 im Gange.
Bebauung und Kunstwerke
Abgesehen von einem in den 1950er Jahren errichteten Funktionsgebäude im Westen des Platzes, das heute von der Ausländerbehörde genutzt wird, ist der Platz nur an seiner Nordost- und Südostseite bebaut. Postalisch haben alle Gebäude Adressen in einer der angrenzenden Straßen.
Wichtigstes Gebäude ist die Max-Taut-Schule an der Südostseite des Platzes, die unter Denkmalschutz steht. Sie wurde im Rahmen eines 1927 ausgelobten Wettbewerb von 1928 bis 1932 gebaut. Eingeweiht wurde sie erst 1935, als der Architekt Max Taut bei den nationalsozialistischen Machthabern bereits in Ungnade gefallen war. Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Schule starke Schäden, die Aula wurde zerstört. Nach 2000 wurde sie im Rahmen eines URBAN II-Wettbewerbes nach Plänen von Max Dudler umgebaut. Die sanierte Schule wurde am 5. Dezember 2007 der Öffentlichkeit übergeben. Dabei wurde auch die jahrzehntelang ungenutzte Aula wieder hergerichtet.[6] Sie wird als Oberstufenzentrum für Versorgungs- und Reinigungstechnik genutzt. Die sanierte Aula dient auch für Kulturveranstaltungen.
Die Wohnbebauung an der Fischer- und Lückstraße ist ein heterogenes Ensemble aus den wenigen Häusern, die den Zweiten Weltkrieg überstanden haben, und Ergänzungen der 1950er, 1970er und 1990er Jahre. Der heute von der Ausländerbehörde genutzte Bau an der Westseite des Platzes entstand 1958.
Im nördlichen Teil des Platzes steht eine nach Entwürfen von Erwin Kobbert errichtete Brunnenanlage. Im Jahre 2010 wurde ein Gedenkstein für den Rummelsburger Arbeiterwiderstand 1933–1945 eingeweiht.
Nutzung
Durch seine relativ isolierte Lage zwischen mehreren Wohngebieten ist der Platz nicht zu einem Geschäftszentrum geworden. Lediglich an der Fischerstraße befinden sich einzelne Läden, wie ein Imbiss und ein Friseur. Seit 2000 ist die Einrichtung eines Wochenmarktes in Diskussion. Der Platz besteht überwiegend aus Grünflächen, die von mehreren Verkehrsstraßen gekreuzt werden. Im Norden des Platzes gibt es einen Kinderspielplatz mit Skaterbahn und Bolzplatz, der nach 2000 umgebaut wurde.
Bahnhof
Geschichte
Mit der Höherlegung der Gleise der im Jahre 1867 eröffneten Ostbahn wurde der Bahnhof am 1. Oktober 1902 zunächst unter dem Namen Rummelsburg-Ost eröffnet. Am 1. Oktober 1914 wurde er in Neu-Lichtenberg umbenannt. Am 6. November 1928 wurde der elektrische S-Bahn-Betrieb auf der Strecke aufgenommen. Seit dem 12. Dezember 1954 trägt der Bahnhof seinen heutigen Namen.
Anlagen
Der Bahnhof (amtliche Abkürzung BNPL) am Streckenkilometer 3,4 der Ostbahn ist bahntechnisch ein Haltepunkt. Einziger Zugang zum Bahnsteig ist ein Fußgängertunnel auf der Westseite, der den Nöldnerplatz und die Kaskelstraße in der Victoriastadt verbindet. Ein Empfangsgebäude gibt es nicht, lediglich ein Aufsichtshäuschen auf dem Bahnsteig, das - wie auch die Überdachung der Westhälfte des Bahnsteigs aus der Entstehungszeit des Bahnhofs stammt. Die Bahnsteigüberdachung besteht aus einem Holzdach auf gusseisernen Säulen. Das Eingangsportal auf der Südseite wurde in den 1960er Jahren erbaut.
Westlich des Bahnhofs überquert die Verbindungsbahn Rummelsburg–Ringbahn auf einer Brücke die Ostbahn, die Archibaldstraße und die Kaskelstraße. Nördlich der S-Bahn-Gleise befindet sich ein nicht elektrifiziertes Ferngleis, das heute nur für Überführungsfahrten von Leerzügen zum Werk Warschauer Straße genutzt wird. Daran schließen sich umfangreiche Abstellanlagen mit Lokschuppen und Werkstattgebäuden des Bahnbetriebswerks Berlin-Lichtenberg an. Das Bahnbetriebswerk wurde in den 1990er Jahren geschlossen. In einigen Gebäuden des Bahnbetriebswerks hat sich seit 2004 eine Künstlergruppe unter dem Namen BLO-Ateliers (die Abkürzung BLO steht für die bahnamtliche Bezeichnung des Bahnhofs Berlin-Lichtenberg) eingerichtet.[7] Ein Teil der Abstellgleise wird noch für den Bahnbetrieb des Bahnhofs Lichtenberg genutzt.
Verkehr
Der Bahnhof wird von den S-Bahnlinien S5, S7 und S75 angefahren. Im Berufsverkehr verkehren 24, im Tagesverkehr 18 und im Abendverkehr 9 Züge je Stunde und Richtung.
Weblinks
- Auslobung des städtebaulichen Wettbewerbs zur Umgestaltung des Platzes mit Auslobungstext und diversen Planungsentwürfen
Einzelnachweise
- ↑ Christine Steer, Rummelsburg mit der Victoriastadt, be.bra-Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-8148-0181-0, S. 58
- ↑ a b Der Nöldnerplatz und seine Geschichte, Teil 1 - von den Anfängen bis zum 2. Weltkrieg, in: Stadtbildinfos - Zeitung der Stadtbild Agentur Lichtenberg, 1/2008, S. 3–4
- ↑ a b Auslobung des städtebaulichen Wettbewerbs 2003, Auftraggeber: Bezirksamt Lichtenberg
- ↑ Der Nöldnerplatz und seine Geschichte, Teil 2 - von 1945 bis heute, in: Stadtbildinfos - Zeitung der Stadtbild Agentur Lichtenberg, 2/2008, S. 3
- ↑ Linienchronik der Berliner Straßenbahn, abgerufen am 22. März 2011
- ↑ Die Kriegsschäden sind beseitigt. Mehr als 60 Jahre dauerte es, bis die Aula der Max-Taut-Schule in Lichtenberg saniert wurdeBerliner Zeitung, 6. Dezember 2008
- ↑ Homepage der Künstlergruppe, abgerufen am 27. Dezember 2010
52.50222222222213.485555555556Koordinaten: 52° 30′ 8″ N, 13° 29′ 8″ OKategorien:- Platz in Berlin
- Berlin-Rummelsburg
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