Balthasar Conrad Euler

Balthasar Conrad Euler

Balthasar Conrad Euler (* 19. Juli 1791 in Gottsbüren; † 11. März 1874 in Gottsbüren) war ein deutscher Orgelbauer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Euler war ein Vertreter der Orgelbauerdynastie in Gottsbüren, die von Joachim Kohlen (1598–1676) begründet und über mehrere Generationen fortgeführt wurde und dann auf Johann Stephan Heeren, einem Enkel von Anna Kohlen überging.[1]

Balthasar Conrad Euler war ein Enkel von Heeren. Er wurde als Sohn von Heerens Tochter Anna Elisabeth geboren, die am 7. Dezember 1784 in erster Ehe den Orgelbauer Johann Friedrich Euler (1759–1795) geheiratet hatte, einen Sohn des Schulmeisters Johann Balthasar Euler aus Frischborn.[2]

Nach dem frühen Tod von Johann Friedrich Euler heiratete Johann Dietrich Kuhlmann (um 1775–1846) die Witwe und übernahm im Jahr 1804 die Werkstatt, die zunächst den Namen „Heeren und Kuhlmann“ trug. Als Balthasar Conrad Euler, der zunächst Mitarbeiter bei seinem Stiefvater war, in den Betrieb einstieg, firmierte sie ab etwa 1815 unter „Euler und Kuhlmann“.[3] Balthasar Conrad Euler trennte sich nach unbekannter Zeit von Kuhlmann, der in Gottbüren eine eigene Werkstatt eröffnete, die von seinen leiblichen Söhnen fortgeführt wurde. Euler hatte zeitweise das Amt des Bürgermeisters in Gottsbüren innehatte.[4] Eulers Söhne Friedrich Wilhelm (* 7. September 1827; † 21. Januar 1893) und Heinrich Ludwig (* 5. Januar 1837; † 16. September 1906) führten den Familienbetrieb unter dem Namen „Gebr. Euler“ zu einer neuen Blüte und wurden 1878 zu königlichen Hoforgelbauern ernannt.[2] Conrad Friedrich Carl Euler, Sohn von Friedrich Wilhelm, verlegte die Werkstatt nach Hofgeismar. Dessen Sohn Friedrich Wilhelm Heinrich (* 1905) und Enkel Friedemann Euler (* 1939) übernahmen den Betrieb.

Bedeutung erhielt Balthasar Conrad Euler zudem dadurch, dass er der Lehrmeister von August Röth wurde.[2] Das Unternehmen bestand in Hofgeismar bis ins 20. Jahrhundert und gilt mit insgesamt zwölf Generationen als das älteste Orgelbau-Unternehmen in Deutschland.[5] Der Orgelbauer Elmar Krawinkel steht in der Tradition dieser Werkstatt.[6]

Werk

Das Wirkungsfeld Eulers erstreckte sich von Nordhessen über Südniedersachsen bis nach Ostwestfalen. Das Unternehmen hielt lange an der mechanischen Schleiflade fest. Um 1890 wurde eine pneumatische Kastenlade patentiert, später ging man zur pneumatischen Membranlade über, um sich schließlich wieder der mechanischen Schleiflade zuzuwenden.[7]

Werkliste (Auswahl)

Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Bemerkungen
1827 Elze Peter-und-Paul-Kirche II/P 21 Zum Großteil erhalten
1836 Bad Bodenteich St. Petri II/P Prospekt erhalten
1837-1838 Loshausen Ev. Kirche I/P 15
1844 Arolsen Kath. Kirche
1843-1845 Dransfeld St. Martini II/P 21 Rekonstruktion von 6 Registern durch Martin Haspelmath (1984/85)
1845 Uslar St.-Johannis-Kirche II/P 27 Restaurierung durch Rudolf Janke
1845 Vahlbruch Ev.-luth. Kirche II/P 16 3 Register von Martin Haspelmath rekonstruiert (1978)
1848 Hillerse Ev.-luth. Kirche II/P 12
1848 Nörten-Hardenberg Kapelle Waisenhaus I/P 9 1974 Erweiterung um ein Register
 ?? Northeim St. Sixti Northeim Sixti Orgel Nr. 15.jpg III/P 52 Umbau der Orgel von Johann Hinrich Gloger (1721–32), 10 Register ganz oder teilweise von Euler/Strobel erhalten
1854 Lichtenau Luth. Kirche I/P 10 Zusammen mit Carl Kuhlmann; weitgehend erhalten

Literatur

  • Hermann Fischer; Bund Deutscher Orgelbaumeister (Hrsg.): 100 Jahre Bund Deutscher Orgelbaumeister: 1891–1991. Orgelbau-Fachverlag, Lauffen 1991, ISBN 3-921848-18-0.
  • Dieter Großmann: Orgeln und Orgelbauer in Hessen. 2. Auflage. Trautvetter & Fischer, Marburg 1998, ISBN 3-87822-109-6 (Beiträge zur hessischen Geschichte 12).
  • Hans Römhild: Deutschlands ältestes Orgelbau-Unternehmen. In: Hessische Heimat. 17, Nr. 4, 1967, S. 110–116.
  • Eckhard Trinkaus, Gerhard Aumüller: Orgelbau im Landkreis Waldeck-Frankenberg. In: Friedhelm Brusniak, Hartmut Wecker (Hrsg.): Musik in Waldeck-Frankenberg. Musikgeschichte des Landkreises. Bing, Korbach 1997, ISBN 3-87077-098-8, S. 144–202.
  • Eckhard Trinkaus: Orgeln und Orgelbauer im früheren Kreis Ziegenhain (Hessen). Elwert, Marburg 1981, ISBN 3-7708-0713-8 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 43).

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hans-Werner Coordes: Orgelatlas Ostwestfalen-Lippe: Westfälische und in Westfalen tätige Orgelbauer, gesehen 6. Juni 2011.
  2. a b c Eckhard Trinkaus, Gerhard Aumüller: Orgelbau im Landkreis Waldeck-Frankenberg. In: Friedhelm Brusniak, Hartmut Wecker (Hrsg.): Musik in Waldeck-Frankenberg. Musikgeschichte des Landkreises. Bing, Korbach 1997, ISBN 3-87077-098-8, S. 332.
  3. Eckhard Trinkaus, Gerhard Aumüller: Orgelbau im Landkreis Waldeck-Frankenberg. In: Friedhelm Brusniak, Hartmut Wecker (Hrsg.): Musik in Waldeck-Frankenberg. Musikgeschichte des Landkreises. Bing, Korbach 1997, ISBN 3-87077-098-8, S. 190.
  4. Bistum Fulda: Orgelbaufamilie Euler (PDF-Datei) (13 kB), gesehen 6. Juni 2011.
  5. Hans Römhild: Deutschlands ältestes Orgelbau-Unternehmen. In: Hessische Heimat. 17, Nr. 4, 1967, S. 110–116.
  6. Homepage Orgelbau Krawinkel, gesehen 6. Juni 2011.
  7. Hermann Fischer; Bund Deutscher Orgelbaumeister (Hrsg.): 100 Jahre Bund Deutscher Orgelbaumeister: 1891–1991. Orgelbau-Fachverlag, Lauffen 1991, ISBN 3-921848-18-0, S. 180.

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