Bernhard Poether

Bernhard Poether

Bernhard Poether (* 1. Januar 1906 in Datteln; † 5. August 1942 in Dachau) war ein katholischer Priester des Bistums Münster, der sich für die polnische Minderheit im Ruhrgebiet engagiert hat. Wegen seines Engagements für die „Polenseelsorge“ und wegen kritischer Äußerungen zu politischen Maßnahmen der NS-Regierung wurde er im September 1939 von der Gestapo verhaftet und später, im April 1941, in das KZ in Dachau verschleppt, wo er 1942 an den Folgen von Unterernährung und Folter verstarb.

Leben

Poether wurde in Datteln als drittes Kind des Postmeisters Heinrich Poether und dessen Ehefrau Maria Poether geboren. In Hiltrup bei Münster, wohin die Familie 1909 zog, verlebte er prägende Kindheits- und Jugendjahre. Nach seinem Abitur 1927 am Gymnasium Paulinum studierte er Theologie an der Universität Münster und an der Universität Freiburg. In dieser Zeit prägte ihn die Nähe zur Jugend- und Wandervogel-Bewegung, insbesondere zu dessen katholischem Zweig „Quickborn“.

Am 17. Dezember 1932 wurde Poether in Münster zum Priester geweiht, am 2. Dezember 1932 feierte er in seiner Heimatgemeinde St. Clemens in Hiltrup seine erste Messe. Bis März 1934 war er Kaplan in Südkirchen und Gelsenkirchen-Buer. 1935 trat er eine Stelle als Vikar in Ciecina bei Krakau in Polen an, zum einen aus Interesse am östlichen Europa und seinen Menschen, zum anderen, um seine russischen und polnischen Sprachkenntnisse zu vertiefen. Nach der Rückkehr aus Polen wurde er am 6. August 1936 Kaplan in der Gemeinde Herz Jesu in Gladbeck-Zweckel. Am 4. April 1939 wechselte er in die Gemeinde St. Josef in Bottrop.

Hier wie zuvor schon in Gladbeck engagierte sich Poether für die Minderheit der ruhrpolnischen Bevölkerung. Das brachte ihn in Konflikt mit dem NS-Regime. Am 22. September 1939, drei Wochen nach Kriegsbeginn gegen Polen, wurde Bernhard Poether von der Gestapo festgenommen und im Gefängnis Bottrop inhaftiert. Poether hatte sich gegen die willkürliche Verhaftung polnischer Katholiken gewehrt. Am 19. März 1940 wurde er ins KZ Sachsenhausen transportiert. Dort wurde er wiederholt gefoltert. Am 18. April 1941 wurde er ins KZ Dachau in den dortigen „Priesterblock“ verlegt. An den Folgen der Folter, der Unterernährung und der Schikanen im KZ Dachau starb er am 5. August 1942. Seine Leiche wurde im Krematorium des KZ Dachau verbrannt.

Die Urne mit seinen sterblichen Überresten wurde der Familie in Hiltrup überstellt und fand später in der St.-Clemens-Pfarrkirche in Hiltrup eine Stätte des Gedenkens. Die öffentliche Erinnerung an Bernhard Poether und an sein Engagement für die Ruhrpolen war lange Zeit verblasst, auch wenn Straßennamen in Bottrop und Münster-Hiltrup sowie kirchliche Einrichtungen in den genannten Orten seinen Namen tragen. Erst in jüngerer Zeit erinnern kirchliche Initiativen in Gladbeck und Hiltrup an ihn. In Bottrop legte der Künstler Gunter Demnig im Oktober 2007 einen „Stolperstein“ vor der St. Josef-Kirche, Förenkamp 27. Er trägt die schlichte Inschrift: „Hier wohnte Bernhard Poether – Jg 1906 – verhaftet 22. 9. 1939 – KZ Dachau – tot 6. 8. 1942“. Weitere Information zu seiner Person, zum Grund seiner Verhaftung und zu den Umständen seines Todes fehlen.

Der Polnische Bund hat jenen, die sich im Zweiten Weltkrieg für die Sache Polens opferten, eine Gedenktafel gestiftet, auf welcher Poether an erster Stelle genannt wird. In einer in Wroclaw / Breslau erscheinenden Zeitschrift hatte ein ungenannter Verfasser bereits 1960 über Poether geschrieben: „Im Gedenken der Polen wird er immer als das Vorbild eines Menschen und Priesters bleiben, der die Gerechtigkeit über alles liebte.“

Literatur

  • Günter Lassalle: Bernhard Poether. In: 1200 Jahre Paulinum in Münster 797 - 1997. Hrsg. von G. Lassalle. Münster 1997, S. 549-551.
  • Reinhold Otzisk: Kaplan Bernhard Poether. Eine biographische Skizze. Bottrop 1979.
  • Christian Frieling: Priester aus dem Bistum Münster im KZ. Münster 1992.
  • Ingeborg Oliver: Erinnerung an einen fast vergessenen Helden. In: Hiltruper Monatshefte Januar 2011, S. 16 ff. Online

Weblinks


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