- Comme d’habitude
-
Comme d'habitude ist ein französisches Chanson von Claude François, Jacques Revaux und Gilles Thibault aus dem Jahre 1967. Mit einem von Paul Anka 1968 geschriebenen englischen Text wurde es unter dem Titel My Way durch Frank Sinatra weltbekannt.
Inhaltsverzeichnis
Französische Originalfassung
Der französische Komponist und Chansonnier Claude François schrieb Ende 1966 zunächst eine Ballade mit dem englischen Titel For You, in der er seine gescheiterte Beziehung zu France Gall musikalisch verarbeiten wollte. In Zusammenarbeit mit seinem Komponistenkollegen Jacques Revaux, der damals vor allem für Michel Sardou arbeitete, und dem Trompeter und Texter Gilles Thibault entstand daraus dann 1967 in François' Landhaus in Dannemois, in leichter Abänderung der Melodie, das Lied Comme d'habitude; François steuerte den Refrain bei, Thibault den Text.[1] Er erzählt die Geschichte eines Paares, das sich auseinandergelebt hat und dessen Liebe in der Alltagsroutine untergeht.
Nachdem Michel Sardou und auch Gilbert Bécaud das Stück zunächst abgelehnt hatten, wurde es zuerst von Hervé Vilard gesungen. Noch 1967 begann auch François selber, Comme d’habitude bei seinen Auftritten zu interpretieren, und brachte es im November 1967 auf dem von ihm gegründeten Label Flèche (dt.: "Pfeil") zunächst als Single heraus; im Dezember folgte eine gleichnamige Langspielplatte.[2]
Englische Fassung
Anfang 1968 lernte Paul Anka das Lied bei einem Besuch in Paris kennen, sicherte sich die Rechte an einer englischen Adaptation und verfasste dann zu der Melodie einen völlig neuen englischen Text unter dem Titel My Way, bei dem er nach eigenem Bekunden Frank Sinatra im Auge hatte. In Ankas Text geht es um einen weitgereisten Mann, der, bevor für ihn der „letzte Vorhang“ fällt, Rückschau auf sein Leben hält, sich selbst und seinen Freunden gegenüber Rechenschaft ablegt über dessen Höhen und Tiefen, und am Ende feststellt, „es auf seine eigene Weise“ gelebt zu haben.
Frank Sinatra
Sinatra, dem das Lied im Herbst 1968 angeboten wurde, zeigte sich eher wenig erbaut über Ankas Text. Dennoch nahm er das Stück im Dezember 1968 mit einem Arrangement von Don Costa für Reprise im Studio auf und brachte es 1969 zunächst als Single, dann auch auf dem gleichnamigen Album heraus. Zwar war der Erfolg seiner Aufnahme unmittelbar nach ihrer Veröffentlichung zunächst eher durchschnittlich (Platz 27 für die Single in den US-Billboard-Charts, Platz 11 für das Album), doch im Laufe der Zeit gewann seine Fassung stetig an Popularität und wurde spätestens in den 1970er Jahren mit zahlreichen weltweiten Spitzenplätzen in den Hitparaden (besonders in Europa) so etwas wie Sinatras persönliche Hymne.
Sinatra selbst behielt seine kritische persönliche Meinung über die Qualität des Liedes bei und versuchte zeitweise, das Stück trotz dessen Popularität – die er mit seinem 1974 weltweit ausgestrahlten Konzertspecial The Main Event noch gesteigert hatte – aus seinen Konzertauftritten zu verbannen bzw. es nur in von fünf auf drei Strophen gekürzter Textfassung (1981–1987) darzubieten. Letztlich behielt er es aber dann bis zum Ende seiner Bühnenkarriere 1994 im Programm und hat es dabei mehr als tausend Mal gesungen, zuletzt regelmäßig als Schlusslied.
Zwischen 1969 und 1994 entstanden dabei über 40 weitere offizielle Sinatra-Aufnahmen von My Way, die meisten davon live (auf allen Kontinenten), zwei aber auch im Studio (im November 1969 bei CBS für seine Fernsehshow „Sinatra“, und im Juli 1993 bei Capitol). Während Sinatras letzte Solo-Studioaufnahme von 1993 selbst bislang unveröffentlicht geblieben ist, wurden daraus 1993/94 im Overdub-Verfahren „Duette“ mit Luciano Pavarotti (veröffentlicht 1995), Willie Nelson (veröffentlicht 2005) und Jon Secada (bislang unveröffentlicht) angefertigt.
Die weltweite Identifikation des Liedes mit Sinatra wurde so stark, dass sie im Oktober 1989 sogar Eingang in den Sprachgebrauch der internationalen Diplomatie fand, nachdem der damalige außenpolitische Sprecher der sowjetischen Regierung Gennadi Gerassimow die von Michail Gorbatschow praktizierte Politik der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten des Warschauer Pakts mit Bezug auf My Way als Sinatra-Doktrin bezeichnet hatte.
Andere Interpreten
Der durch Sinatras Aufnahme ausgelöste „Boom“ brachte in Kombination mit der in Frankreich nach wie vor populären Originalfassung seit Ende der 1960er-Jahre bis heute viele hundert Coverversionen verschiedenster Künstler in mehr als einem halben Dutzend Sprachen hervor.
Zu den bekanntesten Interpreten der englischen Fassung zählt Elvis Presley, der das Stück etwa in seinem weltweit übertragenen Fernsehkonzert Aloha from Hawaii 1973 sang und mit seiner 1976 bei RCA produzierten Single auch in den Charts sehr erfolgreich war.
Paul Anka selbst brachte ebenfalls schon früh eine eigene Aufnahme des Liedes mit seinem Text heraus, das er seither bis heute in seinen Programmen führt (in Konzerten seit Sinatras Tod mitunter unter Verwendung einer Einspielung von Sinatras Studioaufnahme von 1968).
Eine weitere sehr erfolgreiche Fassung lieferte Sid Vicious von den Sex Pistols, die 1979 in den UK-Charts auf Platz 6 gelangte.
Zu den Interpreten des Stücks zählen ferner unter anderem Shirley Bassey, Glen Campbell, José Carreras, Ray Conniff, Floyd Cramer, Sammy Davis jr., Engelbert, Aretha Franklin, Marvin Gaye, Tom Jones, Eartha Kitt, Gloria Lasso, Vera Lynn, Matt Monro, Florent Pagny, Michel Sardou, Nina Simone, Dionne Warwick, Andy Williams und Robbie Williams.
Erfolgreiche spanische Fassungen stammen von den Gipsy Kings (A Mi Manera) und von Julio Iglesias (Mi Manera, mit Text von Roberto Livi). Claude François verfasste 1977 zu seiner eigenen Originalkomposition eine Rückübersetzung von Ankas Text ins Französische, die er dann selbst sang.
Sogar in Japan hat dieses Lied einen gewissen Bekanntheitsgrad. So sang die japanische Sängerin Mika Nakashima auf ihrem Album BEST eine Rock-Version von My Way, allerdings in englischer Sprache.
Eine bekannte deutsche Übertragung von Charly Niessen So Leb’ Dein Leben, die Mary Roos 1971 vorstellte, wurde bzw. wird unter anderem von Dagmar Koller, Nana Mouskouri und vom Travestiekünstler Mary auf der Bühne interpretiert. Andere deutsche Textfassungen wurden beispielsweise von Harald Juhnke (Was ich im Leben tat…), Stephan Weidner (Mein W) und Nina Hagen gesungen.
Auf persönlichen Wunsch des früheren deutschen Bundeskanzlers Gerhard Schröder wurde die Melodie bei seiner Verabschiedung im Rahmen eines Großen Zapfenstreichs am 19. November 2005 in Hannover vom Musikkorps der Bundeswehr intoniert.
Trivia
- 1968 hatte David Bowie eine (bis heute nicht veröffentlichte) englische Version von Comme d’habitude unter dem Titel Even Fools Learn to Love getextet, jedoch war ihm Anka mit der Sicherung der englischsprachigen Musikrechte zuvorgekommen. Bowies musikalische Antwort darauf war Life on Mars? (1971), das über weite Strecken die gleichen Akkorde hat wie My Way.
- Der Refrain des Liedes It’s My Life von Bon Jovi (welches anschließend auch von Paul Anka gecovert wurde) bezieht sich in der Zeile „My heart is like an open highway/Like Frankie said, I did it my way.“ auf die bekannte Version von Frank Sinatra.
- My Way ist das Lied, das am häufigsten auf Beerdigungen in Großbritannien gespielt wird.[3]
Quellen
- ↑ Erinnerungen von Claude François zur Entstehungsgeschichte von Comme d'habitude; gekürzter Auszug aus: Fabien Lecoeuvre, Claude François. Je soussigné. Paris: Albin Michel, 2007. ISBN 978-2226-18060-5.
- ↑ Artikel aus Le Monde vom 18. Juli 2005; abgedruckt in: Grégoire Allix/Harry Bellet/Stéphane Davet/Antoine Deshusses u.a., Les tubes de l'été. Chansons cultes, des sixties aux années 2000, Paris: Librio, 2006, ISBN 2-2903-5355-8.
- ↑ The Guardian: My Way tops funeral charts
Weblinks
- My Way (Infos zur Songgeschichte und Sinatras Versionen, deutsche Übersetzungen der französischen und englischen Liedtexte)
Wikimedia Foundation.