Canumer Kirche

Canumer Kirche
Reformierte Kirche

Die evangelisch-reformierte Canumer Kirche im Ostfriesischen Ort Canum in der Krummhörn wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts als spätromanische Saalkirche auf einer Warft gebaut.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Baubeschreibung

Die Canumer Kirche wurde 1260–1270 als gewölbter Rechteckbau aus Backstein errichtet. Die Kirche war einst St. Jan geweiht, worauf die Inschrift einer alten Canumer Glocke hingewiesen haben soll.[1] Das ursprüngliche Domikalgewölbe aus drei quadratischen Jochen mit spitzbogigen Schild- und Gurtbögen ist erhalten.[2] Die Mauern werden von einem Fries und Ecklisenen abgeschlossen. In der gerade abschließenden Ostwand sind drei gleich große rundbogige Fenster eingefügt; der Giebel ist mit einem Fischgrätenmuster und einem aufsteigenden Bogenfries verziert.[1] Die ursprünglichen kleinen und hoch sitzenden romanischen Fenster an den Längswänden wurden in der Zeit der Reformation nach unten vergrößert. Die Kirche besaß früher ein Rundbogen-Portal im Norden für die Frauen und eins im Süden für die Männer.[1] Im 18. Jahrhundert wurde auf der Lettnerwand eine Empore errichtet, die in der Mitte des 20. Jahrhunderts zusammen mit der Orgel an der Westwand angebracht wurde.

Zum Kirchengelände gehören der angrenzende Friedhof und ein kleiner frei stehender Glockenturm des „geschlossenen Typs“, der aus statischen Gründen einige Meter von der Kirche errichtet wurde und aus der Erbauungszeit der Kirche stammt.[3]

Innenausstattung

Das Innere ist schlicht gehalten. Die Rippen der Gewölbe sind mit ziegelroter Farbe abgesetzt; die ursprüngliche Bemalung ist noch stellenweise erkennbar.[1] Die Einrichtung stammt weitgehend aus dem Ende des 16. Jahrhunderts und spiegelt das neue Bekenntnis der Reformation wider. Der Dreisitz mit Baldachin datiert von 1584 und war für den Prediger und zwei Älteste bestimmt.[1] Die Renaissance-Kanzel wurde vermutlich um 1560 verfertigt und der Schalldeckel 1773 abgebracht. Kanzelkorb und Abendmahlstisch wurden 1878 erneuert. Die hölzerne Schranke zum Chorbereich wurde unter Verwendung der alten zweiflügeligen Tür aus dem 16. Jahrhundert im 17. Jahrhundert angebracht.[1] Der Abendmahlstisch an der Ostwand in Gestalt einer Truhe, in der die Vasa Sacra aufbewahrt werden, ersetzt den ursprünglichen Hochaltar und steht auf bunt glasierten Fliesen. Das Kirchengestühl ist im Gegensatz zu anderen reformierten Kirchen nach Osten ausgerichtet.

Orgel

Holy-Orgel in Canum

Erst 1855 erhielt die Gemeinde eine erste Orgel von Brond de Grave Winter mit acht Registern auf einem Manual und angehängtem Pedal, die nach dem Zweiten Weltkrieg abgängig war. 1964 führte Alfred Führer einen Orgelneubau mit sechs Registern durch.

Der Orgelbaumeister Bartelt Immer schuf im Jahr 2010 auf der Grundlage von Werken von Gerhard von Holy eine neue Orgel mit 15 Registern auf zwei Manualen und Pedal. Die Disposition orientierte sich an der verloren gegangenen Holy-Orgel in Nesse (1709–1710). Zudem erwarb die Gemeinde den erhaltenen Prospekt mit einigen originalen Prospektpfeifen von Holy aus Wetter (Ruhr) (1723). Die Originalteile dienten als Grundlage für die Rekonstruktion, während die fehlenden Register anhand der Originalstimmen der Orgel in Dornum und der Orgel in Marienhafe nachgebaut wurden. In einem zweiten Bauabschnitt können drei vakante Register später ergänzt werden, sodass das Werk dann über 18 Register verfügen wird.[4]

I Hauptwerk
Principaal 8′
Rohr-Fleute 8′
Ocatve 4′
Spits-Fleute 4′
Nashorn 3′
Octave 2′
Mixtur III
Sesquialter II[Anm. 1]
Trompete B/D 8′
II Brustwerk
Gedact 8′
Rohr-Fleute 4′
Spits-Fleute 2′
Quint-Fleute 11/2
Scharf II[Anm. 1]
Krumhorn 8′
Pedalwerk
Subbass 16′
Octave 8′
Trompete 8′[Anm. 1]
Anmerkungen
  1. a b c Vakant, soll 2012 eingebaut werden

Siehe auch

Literatur

Weblinks

 Commons: Canumer Kirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Homepage der Kirchengemeinde: Geschichte der Kirche Canum, gesehen 26. November 2010.
  2. Kiesow: Architekturführer Ostfriesland. 2010, S. 83.
  3. Kiesow: Architekturführer Ostfriesland. 2010, S. 83.
  4. Orgelprojekt der Kirchengemeinde Canum, gesehen 25. November 2010.
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