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Dorf (wüst) Iwanzowo/Deutsch Thierau
ИванцовоFöderationskreis Nordwestrussland Oblast Kaliningrad Rajon Bagrationowsk Gegründet vor dem 14. Jahrhundert Zeitzone UTC+3 Geographische Lage Koordinaten 54° 25′ N, 20° 5′ O54.41666666666720.083333333333Koordinaten: 54° 25′ 0″ N, 20° 5′ 0″ O Lage in Russland Oblast Kaliningrad Iwanzowo (russisch Иванцово, deutsch Deutsch Thierau, litauisch Tyruva) war ein Dorf in Ostpreußen. Es lag im Gebiet der heutigen russischen Oblast Kaliningrad (Königsberg (Preußen)) im Bereich des Dorfsowjets Pogranitschny (Hermsdorf, Kreis Heiligenbeil) innerhalb des Rajon Bagrationowsk (Preußisch Eylau).
Inhaltsverzeichnis
Geographische Lage
Iwanzowo lag seit 1945 an der russisch-polnischen Grenze, die direkt am südlichen Ortsrand verlief. Diese Lage im Niemandsland der Grenzregion bestimmte das Schicksal des Ortes, der hier nicht überleben konnte.
Vor 1945 führte am nordwestlichen Ortsrand von Deutsch Thierau ein realisiertes Teilstück der geplanten Reichsautobahn Berlin–Königsberg, heutige polnische Landesstraße DK 22 bzw. russische Regionalstraße R 516), vorbei. Noch heute findet sich die Stelle des früheren Bahnhofs von Deutsch Thierau an der Reichsbahnstrecke von Heiligenbeil (heute russisch: Mamonowo) über Zinten (Kornewo) nach Preußisch Eylau (Bagrationowsk), die nach 1945 stillgelegt wurde.
Geschichtliches
Deutsch Thierau bestand bereits im 14. Jahrhundert, als der Ort als Kirchdorf Erwähnung findet.
Bis 1945 gehörte es zum Landkreis Heiligenbeil im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen.
Im Jahre 1910 wurden hier 549 Einwohner gezählt. Ihre Zahl stieg bis 1933 auf 622 und betrug 1939 schon 662.
Im Jahre 1874 bildete man den Amtsbezirk Deutsch Thierau, der aus den 12 Landgemeinden und Gutsbezirken Bilshöfen, Deutsch Thierau, Freihof, Freudenthal, Gallingen, Hanswalde (Gemeinde und Gut), Herzogswalde, Lönshöfen, Mahlendorf, Preußisch Thierau und Rosocken bestand. Aufgrund von Strukturveränderungen bzw. Eingemeindungen bildeten 1945 noch fünf Gemeinden den Amtsbezirk Deutsch Thierau: Deutsch Thierau, Gallingen, Hanswalde, Herzogswalde und Lönshöfen. Sie lagen im Zuständigkeitsbereich des Amtsgerichts Heiligenbeil.
Kirche
Dorfkirche
Die Dorfkirche in Deutsch Thierau wird bereits im 14. Jahrhundert erwähnt. Aufgrund der Kriegshandlungen 1945 hatte das Gebäude lediglich die oberen beiden Stockwerke des Turms verloren. Im Übrigen war sie erhalten geblieben. Nach 1945 überließ man sie allerdings dem Verfall, so dass in den 1990er Jahren nur noch Mauerreste standen.
Kirchspiel
Das Kirchspiel Deutsch Thierau bestand schon in vorreformatorischer Zeit. Anfang der 1930er Jahre zählte es mehr als 2000 Gemeindeglieder, die in 15 Orten der Umgebung lebten, von denen fünf über ein Schulhaus verfügten:
- Bilshöfen
- Bregdener Waldhaus
- Deutsch Thierau (heutiger Name: Iwanzowo)
- Freihof
- Frenzelswalde
- Freudenthal
- Gallingen (Lipowka)
- Hanswalde (Jachowo)
- Herzogswalde (Książnik)
- Lönhöfen (auch Lehnhöfen, Jasnoje)
- Mahlendorf
- Preußisch Thierau (Panfilowo)
- Rosocken (Lipowka)
- Stuthener Waldhaus
- Vorder Freudenthal
Zwei dieser Orte - Hanswalde und Herzogswalde - liegen heute auf polnischem Staatsgebiet, die übrigen gehören zu Russland. Die meisten sind heute nicht mehr existent.
Bis 1945 gehörte das Kirchspiel Deutsch Thierau zum Kirchenkreis Heiligenbeil in der Kirchenprovinz Ostpreußen der evangelischen Kirche der Altpreußischen Union.
Pfarrer
Von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945 amtierten in Deutsch Thierau 19 evangelische Geistliche:
- Zacharias Holstein, ab 1571
- Andreas Lysäus, ab 1596
- Philipp Schön, ab 1600
- Johann Ludivict, bis 1663
- Heinrich Hornig, 1663–1696
- Erich Hornig, 1696–1751
- George Christian Hein, 1751–1781
- Johann Wilhelm Lau, 1781–1807
- Johann Zacharias Hoffmann, 1808–1819
- Johann Samuel August Rakowski, 1819–1856
- Eduard Wilhelm Mensing, 1857–1869
- Adolf Ferdinand Georg Gropp, 1870–1872
- Hermann Ludwig von Rozynski, 1872–1888
- Alwin Otto B. Titius, 1889–1904
- August Johannes Christian Wegner, 1904–1912
- Friedrich Otto Bierfreund, 1912–1915
- Kurt Steinwender, 1915–1925
- Paul Reinhold, 1926–1936
- Bernhard May, 1936–1945
Persönlichkeit des Ortes
- Erhard Riemann (1907–1984), Volkskundler und Mundartenforscher, Träger des Ostpreußischen Kulturpreises für Wissenschaft 1976, wuchs in Deutsch Thierau auf, wo sein Vater als Lehrer und Kantor tätig war.
Verweise
Literatur
- Friedwals Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968
Weblinks
Kategorie:- Wüstung in der Oblast Kaliningrad
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