Deutscher Photographen-Verein

Deutscher Photographen-Verein

Der Deutsche Photographen-Verein wurde 1876 von Karl Schwier initiiert und gilt als erste gesamtdeutsche Vereinigung der Berufsfotografen.[1] Sitz des Vereins war Weimar.[2]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte

Bereits 1863 hatte sich der als »gesamtdeutsch« angesehene Photographische Verein zu Berlin unter dem Vorsitz von Hermann Wilhelm Vogel gegründet. Der Verein war jedoch noch keine spezifische Vereinigung von Berufsfotografen, sondern stand auch Amateuren oder allgemein an der Fotografie interessierten Wissenschaftlern offen.[1]

Nach dem Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) und der Gründung des Deutschen Reichs „breitete sich in ganz Deutschland ein »Einigkeit-macht-stark«-Enthusiasmus aus, der eine Welle von vaterländischen, kulturellen und ständischen Vereinsgründungen nach sich zog. Jeder der unzähligen Zusammenschlüsse hoffte durch »Einigkeit« alle möglichen Sonderinteressen durchsetzen zu können. So fand die Idee eines unabhängigen, »gesamtdeutschen« Photographenvereins, der sich um die besonderen Belange der Berufsfotographen zu kümmern hätte, überall Anklang.“[1]

Der Verein

1876 initiierte Karl Schwier, der bei Hermann Wilhelm Vogel an der Gewerbeakademie Berlin studierte hatte und ein eigenes Atelier in Weimar betrieb, den Deutschen-Photographen-Verein.[1] Sitz des Vereins war ebenfalls Weimar.[2] Der Deutsche Photographen-Verein wurde am 29. Dezember 1876 von einer Anzahl von 35 Personen gegründet. Er nannte sich auf die constituierenden Versammlung in Gotha " Thüringer Photographen-Verein". Doch schon auf der I. Wander-Versammlung zu Jena am 31. Januar 1877 wurde dieser Name in "Deutscher Photographen-Verein" umgeändert.[3]

Deutsche Photographen-Zeitung

Vereinsorgan war die Deutsche Photographen-Zeitung, die Schwier von 1876 bis 1920 und sein Sohn Adolph nach dem Tod des Vaters 1920 bis 1924 in Leipzig verlegte.[4]

Deutscher Photographen-Kalender

Im „Verlag der Deutschen Photographen-Zeitung“ erschien ab 1882 ein „Deutscher Photographen-Kalender, [ein] Taschenbuch und Almanach für ... (das Jahr?)“,[5] in dem zum Beispiel 1889 45 Mitglieder des Photographischen Vereins zu Hannover gelistet sind.[6]

Der Verein war aber auch beteiligt an der Ausgabe der Photographischen Mitteilungen / Halbmonatsschrift für die Photographie unserer Zeit, die im Verlag Schmidt, Berlin, von 1864 bis 1911 erschien.[7]

Veranstaltungen

Einmal jährlich fanden nun in jeweils einer anderen deutschen Stadt sogenannte „Wanderversammlungen“ statt,[1] nach denen regelmäßig ein Bericht über die ... Wanderversammlung... erschien.[8]

  • Die XXII. Wanderversammlung wurde vom 22.–25. August 1893 in Hildesheim abgehalten: Im Hotel Hildesheimer Hof fand ein Essen, eine Ausstellung „in den Sälen der Union“ statt. Daneben gab es Exkursionen durch die Stadt und eine Bahnfahrt nach Hameln. Am Schluß der Veranstaltung wurden die „Ausschuss- und Preisgerichts-Urtheile“ verkündet.[9]
  • Die XXIV.Wanderausstellung des Deutschen Photographen-Verein fand vom 21. August bis 15. September 1895 in der Musikhalle der Stadt Görlitz

statt. Vorsitzender war zu dieser Zeit Herr W.Schwier/Weimar. Es waren Photographen angereist aus Deutschland,Österreich-Ungarn, Rußland und der Schweiz.Zum Zeitpunkt 1895 zählte der Deutsche Photographen-Verein 814 Mitglieder.Es wurde beschlossen, die XXV.Wanderausstellung 1896 in Trier zu veranstalten. <Quelle: Neuer Görlitzer Anzeiger Aug./Sep. 1885, Zeitungsarchiv der Oberlausitzschen Wissenschaften zu Görlitz>

Mitglieder

Abspaltungen

Das beabsichtigte, bessere kollegiale, gemeinsame Wirken fand in der Praxis jedoch keinen echten Zusammenhalt: Durch die seltenen Zusammenkünfte und die Verteilung der Mitglieder auf ganz Deutschland wurde die Vereins- und Standespolitik noch am ehesten von dem geschäftsführenden Vorstand betrieben - eine echte Mitwirkung der Mitglieder fand kaum statt. „So mag der Gedanke entstanden sein, in [...] örtlichen Photographenverein[en], bei monatlichen Zusammenkünften, einen intensiveren Gedankenaustausch zu pflegen, um gemeinsam besser wirken zu können als im »Deutschen Photographischen Verein«, in dem sie nur zahlende Mitglieder waren.“[1]

So wurde beispielsweise 1888 der lokale Photographische Verein zu Hannover gegründet.[1]

In Hildesheim hingegen kam es erstmals 1902 - nach Einführung einer neuen Gewerbeordnung für das Handwerk - zur Bildung einer lokalen, arbeitsfähigen Standesvertretung - der Photographen-Innung Hildesheim.[12]

Literatur

Quellen

  • Ludwig Hoerner: Photographie und Photographen in Hannover und Hildesheim. Festschrift zum 150jährigen Geburtstag der Photographie. Herausgegeben von den Photographen-Innungen Hannover und Hildesheim, hergestellt im Berufsförderungswerk Bad Pyrmont in den Ausbildungsberufen Schriftsatz, Reprofotographie, Druckformherstellung, Flachdruck und Buchbinder im Rahmen der Umschulung, 1989

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Ludwig Hoerner: Photographie und Photographen in Hannover und Hildesheim... (siehe Literatur), S. 11 – 13
  2. a b Ludwig Hoerner: Photographie und Photographen... (s. Literatur), S. 86
  3. Festschrift zur XXIV.Wander-Versammlung 1895 in Görlitz
  4. siehe Deutsche Nationalbibliothek: online:
  5. Deutsche Nationalbibliothek, online:
  6. Deutscher Photographen-Kalender, Weimar, 1889, S. 219
  7. Anm.: Möglicherweise fehlt in der Deutschen Nationalbibliothek lediglich der Hinweis auf die ab 1864 erschienene gleichnamige Zeitschrift des Photographischen Vereins zu Berlin, siehe hier online:
  8. siehe Deutsche Nationalbibliothek online:
  9. siehe Titelblatt der „Festordnung zur XXII. Wanderversammlung des »Deutschen Photographischen Vereins«, die vom 22. bis 25. August 1993 stattfand. Abbildung in: Ludwig Hoerner: Photographie und Photographen (s. Literatur) S. 87
  10. vgl.: Odette, M. Appel-Heyne: Rudolf Dührkoop: Commercial Pictorialist, Thesis, B.A. Art History, Boston University 1972, M.A. Art, University of New Mexico, 1981. S. 23, Abbildung 12
  11. vgl.: Deutsche Photographen-Zeitung 12: Neue Mitglieder. Deutscher Photographen-Verein., 1888, S. 199. In: Appel-Heyne, Odette M.: Rudolf Dührkoop: Commercial Pictorialist, Boston, 1972.
  12. ders.: Die Photographen-Innung zu Hildesheim, in: Photographie und Photographen... (s. Literatur), S. 88

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