Dirk Jens Nonnenmacher

Dirk Jens Nonnenmacher

Dirk Jens F.[1] Nonnenmacher (* 3. Juni 1963 in Karlsruhe) ist ein deutscher Mathematiker und Manager. Bis zum 31. März 2011 war er als Vorstandsvorsitzender der HSH Nordbank tätig.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nonnenmacher studierte Mathematik und Medizin an der Universität Ulm. 1990 wurde er beim Mathematiker Wolfgang Jurkat in Ulm über die Theorie mehrdimensionaler Perron-Integrale mit Ausnahmemengen promoviert,[2] 1993 folgte die Habilitation. Parallel arbeitete er als Berater von Unternehmen der Finanzbranche. 1998 begann Nonnenmacher im Risikocontrolling der Dresdner Bank, 2004 wechselte er zur DZ Bank. Dort leitete er das Strategische, Risiko- und Financial-Controlling der Bank. Ab 1. Oktober 2007 war Nonnenmacher Vorstandsmitglied der HSH Nordbank, seit 18. November 2008 deren Vorstandsvorsitzender. Am 9. November 2010 teilten die beiden Hauptanteilseigner der Bank, die Bundesländer Schleswig-Holstein und Hamburg, öffentlich mit, dass sie den Aufsichtsratsvorsitzenden Hilmar Kopper aufgefordert haben, Nonnenmacher von seinem Posten als Vorstandsvorsitzender zu entbinden.[3] Nonnenmacher verließ die HSH Nordbank am 31. März 2011.

Diskussion um Bezahlung

Nach dramatischen Verlusten der HSH Nordbank wurde Nonnenmacher im Herbst 2008 zum neuen Vorstandsvorsitzenden bestellt. Die Bank musste mit Bürgschaften in Milliardenhöhe und direkten Finanzhilfen der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein gestützt werden. Offiziell wurde zu diesem Zeitpunkt verbreitet, dass Nonnenmachers Gehalt auf maximal 500.000 Euro jährlich gedeckelt sei. Die gleiche Grenze gilt für Vorstandsmitglieder von vom Bundes-Fonds Soffin gestützten Banken. Erst im Sommer 2009 wurde jedoch bekannt, dass Nonnenmacher eine Sonder-Bonuszahlung in Höhe von 2,9 Millionen Euro erhalten solle. Diese Nebenabsprachen hatte der Präsidialausschuss der HSH Nordbank, darunter der schleswig-holsteinische Finanzminister Rainer Wiegard (CDU), bereits im November 2008 genehmigt.[4]

Gegenüber deutschen Medien beklagte Nonnenmacher die Diskussion um sein Gehalt als „Unsinn“ und forderte „lassen wir mal die Kirche im Dorf“. Er vertrat die Auffassung, die Themen würden nicht inhaltlich erörtert, sondern skandalisiert. Er selbst sei immer für Transparenz und lebe dies auch im Alltag.[5] Im Oktober 2009 berichtete NDR Info, dass Nonnenmacher über jenes 500-Millionen-Verlustgeschäft informiert war, durch das die HSH an den Rand der Insolvenz geriet.[6] [7]

Staatsanwaltschaft und Parlamentarischer Untersuchungsausschuss

Sowohl im Landtag von Schleswig-Holstein als auch in der Hamburgischen Bürgerschaft wurde im Juni 2009 die Einsetzung jeweils eines Parlamentarischen Untersuchungsausschusses (PUA) beschlossen. Dort sollen die Umstände der HSH-Nordbank-Krise geklärt werden.[8]

Im August 2009 erklärte die Staatsanwaltschaft Hamburg, dass die Abteilung Wirtschaftskriminalität des Landeskriminalamts (LKA) eine zehnköpfige Sondergruppe mit acht LKA-Beamten und zwei Staatsanwälten eingerichtet habe. Ermittelt werde „in Richtung Untreue und Bilanzfälschung“.[9] Hierzu der Hamburger Staatsanwalt Wilhelm Möllers im Februar 2010 gegenüber dem NDR: „Das Verfahren ist bisher gegen niemanden eingestellt.[10]

Am 5. Februar 2010 sagte Nonnenmacher erstmals als Zeuge vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft aus. Er verteidigte umstrittene Geldgeschäfte – bei diesen Geldgeschäften beispielsweise „lagerte die Nordbank riskante Immobilienkredite an eine eigens geschaffene Tochterfirma auf der Kanalinsel Jersey aus. Die Kredite wurden von der französischen BNP Paribas versichert und dann zusammen mit Krediten und verbrieften Kreditportfolios der BNP zu dem Konstrukt Omega 55 verbunden. Die Nordbank konnte damit Risiken für einige Monate auslagern (damit die Risiken nicht in der Bilanz 2007 auftauchen und möglichen Einfluss auf die Hamburgerische Bürgerschaftswahl am 24. Februar 2008 nehmen[11] [12]), handelte sich aber im Gegenzug andere ein und musste mehrere hundert Millionen Euro abschreiben …“ – Diese Transaktionen hatten einen Gesamtwert von 17 Milliarden Euro, so die taz,[13] Nonnenmacher räumte aber auch Fehler der HSH Nordbank ein. Sein Institut habe „nicht immer sorgfältig gearbeitet“ und „Hamburg und Schleswig-Holstein in eine schwierige Lage gebracht“.[14] Im Juli 2011 wurde durch Presseveröffentlichungen bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Hamburg Anklage gegen Nonnenmacher erheben will. Weiterer Tatvorwurf ist Falschdarstellung der Unternehmensverhältnisse. [15]

Mitgliedschaften

Seit dem 11. Februar 2009 war Nonnenmacher Mitglied des Verwaltungsrates der DekaBank Deutsche Girozentrale.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vieweg Berufs- und Karriere-Planer 2003
  2. Dirk Nonnenmacher im Mathematics Genealogy Project
  3. „Landesregierungen fordern Rauswurf Nonnenmachers“ auf Spiegel Online
  4. Gunther Latsch: Seltsame Wahrheiten. In: Der Spiegel. Nr. 30, 2009, S. 22 (online).
  5. Hendrik Ankenbrand, Johannes Ritter: Interview mit HSH-Nordbank-Chef Nonnenmacher – „Die Diskussion über mein Gehalt ist nicht ehrlich“. Auf: faz.net, 22. August 2009.
  6. Peter Hornung, Jürgen Webermann: HSH-Chef genehmigte offenbar verlustreiches Geschäft. Auf: NDR Info, 13. Oktober 2009
  7. Wir haben den Anfangsverdacht der Untreue. Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Nordbank-Chef Nonnenmacher. In: Hamburger Abendblatt, 17. Oktober 2009
  8. Untersuchungsausschuss zur Nordbank beschlossen. In: Hamburger Morgenpost, 12. Juni 2009
  9. Polizei ermittelt wegen „Untreue und Bilanzfälschung“. In: Hamburger Abendblatt, 8. August 2009
  10. Dossier: Die Zockerbank, NDR 45 Min vom 2. Februar 2010
  11. Michael Naumann: HSH-Verlust schon 2008 bekannt. In: Hamburger Abendblatt, 12. Januar 2010 (abgerufen 6. Februar 2010)
  12. SPD wirft Senat „Täuschung der Öffentlichkeit“ vor. In: Die Welt, 11. Januar 2010 (abgerufen 6. Februar 2010)
  13. Dr. No geht baden. In: taz, 19. November 2009
  14. vgl. Untersuchungsausschuss: HSH-Chef Nonnenmacher räumt Fehler ein bei Spiegel Online, 5. Februar 2010 (abgerufen 5. Februar 2010)
  15. Anklage gegen Ex-HSH-Vorstände steht bevor (Welt online) abgerufen am 26. Juli 2011

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