Eichwege

Eichwege
Eichwege
Stadt Döbern
Koordinaten: 51° 36′ N, 14° 37′ O51.60388888888914.617222222222141Koordinaten: 51° 36′ 14″ N, 14° 37′ 2″ O
Höhe: 141 m ü. NN
Eingemeindung: 1974
Postleitzahl: 03159
Vorwahl: 035600

Eichwege (bis 1937 Dubraucke, niedersorbisch Dubrawka) ist ein Gemeindeteil[1] der Stadt Döbern im brandenburgischen Landkreis Spree-Neiße. Bis zur Eingemeindung im Jahr 1974 war Eichwege eine selbständige Gemeinde.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Die südliche und westliche Umgebung Eichweges wird durch den Muskauer Faltenbogen geprägt, im Norden berührt der Ort das Döberner Stadtgebiet und im Osten den ausgedehnten Zschornoer Wald. Durch Eichwege führt die Bundesstraße 115, die auf der Höhe des Ortes und des Gewerbegebiets den historischen Straßenzug SprembergSorau kreuzt. Diesen bezeichnet man noch immer als Alte Heerstraße oder Salzstraße.

Geschichte

Verwaltungszugehörigkeit

Das in der südlichen Niederlausitz gelegene, vormals chursächsische Dorf gehörte seit 1818 innerhalb der preußischen Provinz Brandenburg dem Landkreis Spremberg an. Im Jahr 1952 gelangte es zum neu gebildeten Kreis Forst im Bezirk Cottbus.

Bevölkerungsentwicklung

Im Jahr 1818 zählte man 220 Einwohner, zur Jahrhundertwende bereits 354. Die rasche Bevölkerungszunahme, die im direkten Zusammenhang mit dem industriellen Aufschwung des Dorfes stand, setzte sich fort. So war die Einwohnerzahl schon 1939 auf 684 gestiegen.

Als Wendisch sprechend galten im Jahr 1847 noch 280 der damals 308 Einwohner. Als Waldemar Goessgen 1902 seine Ergebnisse über Die Mundart von Dubraucke vorlegte, äußerte er sich über die sorbische Sprache ebenfalls: „In allen vier Dörfern [des Kirchspiels] herrscht gegenwärtig die deutsche Sprache; wenige alte Leute giebt es ja noch, die wendisch verstehen, aber es kommt doch selten vor, dass man wendisch sprechen hört. […] die wendische Sprache ist nun bereits seit Jahrzehnten so gut wie verklungen, die Bauern bedienen sich der deutschen Sprache.“[2]

Kirche, Schule, Gut

Dorfkirche Eichwege

Das Dorf ist mit einiger Wahrscheinlichkeit verhältnismäßig alt, wenngleich Nachweise aus dem 13. und 14. Jahrhundert als zweifelhaft gelten. Seine verbürgte Ersterwähnung fällt in das Jahr 1527. Ein Lehnbrief, 1576 auf einen Georg von Feuer ausgestellt, nennt Dorf, Gut, Rittersitz, Vorwerk und Kirchlehn Dubraucke.

Die Kirche, die aus Feldsteinen und Raseneisensteinen errichtet wurde, stammt im Kern aus dem 14./15. Jahrhundert. Ihr gedrungener Turm ist bis zur Traufhöhe mittelalterlich, der Aufsatz in Fachwerk stammt von 1791/1792. Die Portale und Fenster sind meist verändert, Reste älterer Öffnungen sind im Mauerwerk erkennbar. Die nördlichen und südlichen Anbauten stammen aus dem 19. Jahrhundert. Der Innenraum ist von einer hölzernen Tonne überwölbt. Im Westen und Norden sind Emporen angebracht. Die polygonale hölzerne Kanzel stammt aus dem Ende des 17. Jahrhunderts. Die sechseckige Taufe mit Figurenschmuck aus Metallguss kam im 3. Viertel des 19. Jahrhunderts in die Kirche. Außen an der Südseite wurden ein Figurengrabstein und ein Sandsteinepitaph mit fast lebensgroßer Engelsfigur aufgestellt sowie einige Inschriftgrabsteine.[3]

Nach der Reformation, urkundlich seit 1545, wurde die Kirche Pfarrkirche für die Gläubigen in Tschernitz, Wolfshain und Friedrichshain und ist dies bis heute. Von spätestens 1672 an war Dubraucke Schulort.

Walter und Lotte Ulbricht bei Bauern in Eichwege

Das Schloss, das in seiner letzten Fassung durch Hermann Killisch von Horn, Begründer der Berliner Börsenzeitung und von 1871 bis 1886 Besitzer des Ritterguts, errichtet wurde, überdauerte wegen Baufälligkeit nach einem Interim als dörfliches Verwaltungs- und Kulturhaus die Zeiten der DDR nicht. Die umliegenden Wirtschaftsanlagen nutzte eine Maschinen-Ausleih-Station (MAS), später Maschinen-Traktoren-Station (MTS). Die MAS wurde im Herbst 1952 gemeinsam von den Schriftstellern Bertolt Brecht und Erwin Strittmatter besichtigt.[4] Im Februar 1961 gab es einen Dorfbesuch von Walter Ulbricht.[5]

Erwerbssituation

Die Bewohner verdienten sich durch die Jahrhunderte hindurch ihren Lebensunterhalt vor allem mit landwirtschaftlicher Tätigkeit. Eine besondere Rolle hat immer die Aufzucht von Schafen gespielt. Mit dem Jahr 1864 werden zwei Ziegeleien erwähnt, schon seit längerer Zeit existierte eine Windmühle.

1871 kam es westlich der Chaussee CottbusMuskau (jetzige B 115) auf dem Grundbesitz des Ritterguts durch den Steiger Gustav Neumann zum Aufschluss der Braunkohlengrube Gotthelf, die in einer ersten Phase sechs Jahre lang erfolgreich betrieben werden konnte und bis zu 34 Leute beschäftigte. 1887 wurde der Abbau in einer benachbarten Mulde fortgesetzt. Das gesamte Grubenfeld hatte eine Ausdehnung von 2500 Metern, seine Breite betrug 800 Meter. Die Grube, die mit mehreren Unterbrechungen bis 1916 in Betrieb war, unterhielt ein eigenes Anschlussgleis zur Bahnstrecke Weißwasser–Forst.

1891 wurde unter dem Namen Emilienglück eine zweite, mit einer Länge von 400 Metern wesentlich kleinere Grube eröffnet. Sie verlief östlich der Chaussee und wurde im Tiefbau betrieben. Vermutlich haben die mehrfach stockende Förderung durch aufsteigende Wässer und ein Grubenbrand das vorzeitige Ende des Unternehmens erzwungen. 1896 gelangte das Abbaufeld zu Gotthelf. Beide Gruben wie auch das Rittergut litten unter wiederholten Konkursen und Besitzerwechseln.

Dubraucke verfügte außerdem über zwei Tafelglashütten, die 1889 durch die Gebrüder Futter gegründet wurden, Gutsbesitzer bis 1894.

Touristisches

Aus dem gefluteten und gesicherten Restloch der Grube Gotthelf entstand der Badesee Eichwege, an den sich ein Campingplatz und zahlreiche Bungalows anschließen. Ebenfalls mit Blick auf den Tourismus wurde in der Dubraucker Straße ein Hüttencamp mit preiswerten Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen.[6] In dessen Nachbarschaft befindet sich der öffentlich zugängliche Umwelt- und Lehrgarten Eichwege.[7]

Persönlichkeiten

Literatur

  • Götz Freiherr von Houwald: Die Niederlausitzer Rittergüter und ihre Besitzer. Band I, Kreis Spremberg. Verlag Degener & Co. Neustadt an der Aisch 1978.
  • Rudolf Lehmann: Historisches Ortslexikon der Niederlausitz. Band 2. Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde. Marburg 1979.
  • Wolfgang Schossig, Manfred Kulke: Braunkohlenbergbau auf dem Muskauer Faltenbogen. (Beiträge zur Geschichte des Bergbaus in der Niederlausitz, Band 6). Cottbus 2006.
  • Hermann Vetter: Aus vergangenen Tagen. Versuch einer Chronik der Parochie Dubraucke. Spremberg 1905.

Einzelnachweise

  1. Hauptsatzung der Stadt Döbern (PDF)
  2. Waldemar Goessgen: Die Mundart von Dubraucke. Breslau 1902, S. 5.
  3. Georg Dehio (Bearbeiter Gerhard Vinken u.a.): Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg. 1207 S., Deutscher Kunstverlag 2000 ISBN 3-422-03054-9
  4. Der freie Bauer vom 19. Oktober 1952
  5. Lausitzer Rundschau Online
  6. Hüttenkamp
  7. Umwelt- und Lehrgarten

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