Elizabeth Thomas (Ägyptologin)

Elizabeth Thomas (Ägyptologin)

Elizabeth Thomas (* 29. März 1907 in Memphis, Tennessee; † 28. November 1986 in Jackson, Mississippi) war eine US-amerikanische Ägyptologin.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Ausbildung

Elizabeth Thomas wurde 1907 in Memphis im US-amerikanischen Bundesstaat Tennessee geboren und wuchs in Grenada, Mississippi auf. Sie verbrachte einen Teil ihrer Zeit in der Nähe von Cruger, wo Mitglieder ihrer Familie die „Egypt Plantation“ besaßen.[1] Sie war das jüngste Kind von Ruth Archer und James Talbert Thomas und hatte zwei ältere Brüder. Im Herbst 1924 besuchte sie das Grenada College und wechselte im folgenden Herbst ins Hollins College in der Nähe von Roanoke, Virginia, wo sie auch nur ein Jahr blieb. Nach einer Unterbrechung von fast 10 Jahren kehrte sie im Herbst 1935 ins Grenada College zurück und wechselte daraufhin in die University of Mississippi bei Oxford, wo sie im Mai 1937 ihren Bachelor-Abschluss absolvierte.

Zum ersten Mal bereiste Thomas Ägypten im Jahr ihrer Graduierung. Im Februar und frühen März 1938 war sie in Luxor, wo sie einen Großteil ihrer Zeit in Theben-West verbrachte und die Gräber im Tal der Könige und Königinnen besuchte. Sie besuchte auch das Chicago House, das Hauptquartier der Epigraphic Survey of the University of Chicago, in Luxor. Dort lernte sie unter anderem den Ägyptologen Charles F. Nims und seine Ehefrau Myrtle Nims kennen. Nims schloss sich dem „Chicago House“-Team nach seiner Promotion als Doktor am Oriental Institute of Chicago an.

Studium

Nach ihren Erfahrungen in Ägypten entschloss sich Elizabeth Thomas Ägyptologie am Oriental Institute zu studieren. Sie erreichte Chicago im Spätsommer von 1938, wo sie Helene Kantor traf, mit der sie zusammen Hebräisch- und Geschichtsunterricht hatte. Zudem schloss sie weitere Bekanntschaften mit George R. Hughes und Richard Anthony Parker, mit denen sie eine langjährige Freundschaft verband[2], sowie den Ägyptologen Ricardo Caminos und Klaus Baer. Neben ihrem Kernstudium in altägyptischer Sprache und Kultur belegte sie weitere Kurse in Sprachwissenschaften, Englisch, Indischer Philosophie und Religionswissenschaften. Zwischen 1942 und 1946 arbeitete sie zusammen mit Kollegen vom Oriental Institute im Auftrag des Army Signal Corps und half während des Krieges mit, kryptographische Codes der Deutschen zu entschlüsseln. Zu dieser Zeit hatte sie umfangreiche Sprachkenntnisse in Latein, Altgriechisch, Hebräisch und einigen anderen europäischen Sprachen (darunter Deutsch) und war für das Corps daher besonders wertvoll.[2]

Nach dem Krieg kehrte Thomas zu ihrem Studium zurück und arbeitete an ihrer Abschlussarbeit und Dissertation. Während der Grabungssaison 1947/48 verbrachte sie einige Zeit im Chicago House und beendete im Frühjahr 1948 ihr Studium mit einer Dissertation über die „Kosmologie der Pyramidentexte“. Nach der Beendigung des Studiums zog sie zunächst nach New York City und wenig später nach Princeton, New Jersey, wo sie gelegentlich die Firestone Library der Princeton University besuchte.[3]

Tätigkeiten

Während der Grabungssaison 1949/50 kehrte Elizabeth Thomas nach Ägypten zurück und arbeitete diesmal zusammen mit Alexandre Piankoff und Natacha Rambova auf einer Expedition der Bollingen Foundation. Das Ziel der Expedition war es, Inschriften des Grabes von Ramses VI. im Tal der Könige und Texte einiger königlicher Pyramiden in Sakkara zu erfassen. Bei ihrer Ankunft in Ägypten im Oktober 1949 ging sie nach Sakkara, um einige Voruntersuchungen durchzuführen. Da zu diesem Zeitpunkt nur die Unas-Pyramide geöffnet war, lag der Schwerpunkt des Projektes nun allein auf dem Grab von Ramses VI.[A 1] Obwohl sie im Oktober noch mit der Expedition nach Luxor ging, verließ sie das Projekt und kehrte zurück nach Princeton.

1951 baute sie ihr Haus in Princeton an der Edgerstoune Road. 1953 plante sie eine ausgedehnte Reise nach Ägypten, bei der sie ihr Auto und ihren Cocker Spaniel „Uni“ (benannt nach Unas) mitnahm.[A 2] In Luxor benutzte sie wieder das Chicago House als Ausgangspunkt für ihre weiteren Studien und begann sich für die königlichen Friedhöfe in Theben zu interessieren. Ihr fiel auf, dass die meisten Gräber im Tal der Königinnen immer noch teilweise mit Schutt gefüllt waren und keines davon vollständig veröffentlicht wurde. Auch gab es einige Gräber im Tal der Könige, die noch nicht komplett untersucht wurden.

Nachdem sie in ihrer Heimat einige Artikel für das Journal of Egyptian Archaeology (JEA) schrieb, kehrte Thomas 1959 abermals nach Ägypten zurück. Im Tal der Königinnen erfasste sie die Dekorationen einiger unbekannter Gräber und fertigte genaue Pläne und Aufrisse aller zugänglichen Gräber in den königlichen Tälern und einzelnen Nebenwadis an. Sie mietete sogar ein Kamel und transportierte eine Leiter aus dem Chicago House, um Zugang zu den Felswandgräbern in den Südwest-Wadis zu erhalten.[4] Obwohl sie 1959/60 ihre eigene Grabungssaison begründete, arbeitete sie unter der Schirmherrschaft des American Research Center in Egypt und lieferte 1961 Pläne von KV55 für das JEA.[5] Später gab sie eine Vielzahl ihrer Grabpläne Rosalind Moss vom Griffith Institute, die die thebanischen Bände der Topographical Bibliography überarbeitete.[6]

Publikationen

1960 kehrte sie aus Ägypten zurück und fing an, ihre Notizen und Pläne zu analysieren. Nachdem sie sich zunächst nur auf das Tal der Königinnen und die unbeschrifteten Gräber im Tal der Könige beschränken wollte, hatte sie nun alle königlichen Friedhöfe studiert. Um ihre Studien fortzusetzen, besuchte sie das Griffith Institute der Oxford University. Dort erforschte sie die Notizblöcke von Howard Carter und besuchte häufig das Metropolitan Museum of Art, um sich mit Herbert Winlocks Archivmaterial der thebanischen Nekropole zu befassen. Darauf folgend brachte sie ihr Hauptwerk The Royal Necropoleis of Thebes heraus, welches die Geschichte der königlichen Friedhöfe von der Entstehung (11. bis 20. Dynastie) bis in die moderne Zeit darstellte. Es handelte sich dabei um die ersten veröffentlichten Informationen vieler Königinnengräber und die erste umfassende Abhandlung über das Tal der Könige als Ganzes und wurde zu einem hoch geschätztem Standardwerk.[7]

Sonstiges

Elizabeth Thomas starb im Alter von 79 Jahren am 28. November 1986 in Jackson, Mississippi. Nach der Saison 1959/60 kehrte sie nicht mehr nach Ägypten zurück, studierte aber weiterhin die thebanische Nekropole und unterhielt eine umfangreiche Korrespondenz und einen regen Informationsaustausch mit Kollegen jeden Alters aus ihrem Fachgebiet. Dabei interessierte sie sich nicht nur für das Alte Ägypten und Theben, sondern informierte sich auch über die aktuellen Ereignisse in Ägypten und dem Nahen Osten. Darüber hinaus beschäftigte sie sich ein Leben lang mit östlichen Religionen und pendelte in den frühen 50ern wöchentlich zwischen Princeton und New York City zur Columbia University, wo der Zen-Meister Daisetz Teitaro Suzuki Vorträge hielt. Nach ihrem Tod vermachte Elizabeth Thomas ihre persönliche Bibliothek und ihre wissenschaftlichen Publikationen an das Institute of Egyptian Art and Archaeology der University of Memphis.[7]

Schriften

  • Air Channels in the Great Pyramid, JEA 39 (1953), S. 113.
  • On Travel by Car in Egypt, NARCE 13 (September 1954), S. 5-6.
  • Solar Barks Prow to Prow, JEA 42 (1956), S. 65-79, mit 8 Illustrationen.
  • A further note on rock-cut boats, JEA 42 (1956), S. 117-118.
  • Terrestrial Marsh and Solar Mat, JEA 45 (1959), S. 38-51, mit 14 Abbildungen und 4 Illustrationen auf 2 Tafeln.
  • Ramesses III: notes and queries, JEA 45 (1959), S. 101-102.
  • Report from Miss Elizabeth Thomas, NARCE 41 (March 1961), S. 9-17.
  • The Plan of Tomb 55 in the Valley of the Kings, JEA 47 (1961), S. 24.
  • The Tomb of a Nineteenth Dynasty Queen, NARCE 45 (April 1962), S. 6-8.
  • pæ ãr õní õnw / n õnw ãní A Designation of the Valley of the Kings, JEA 49 (1963), S. 57-63.
  • The Four Niches and Amuletic Figures in Theban Royal Tombs, JARCE 3 (1964), S. 71-78.
  • The Royal Necropoleis of Thebes, Princeton, 1966.
  • Was Queen Mutnedjemet the owner of Tomb 33 in the Valley of the Queens? JEA 53 (1967), S. 161-163, mit 1 Illustration.
  • Cairo Ostracon J. 72460, Studies in Honor of Georges Hughes (SAOC 39 [1976]), 8, S. 209-216, mit 2 Illustrationen und 1 Abbildung.
  • The ‘Well’ in Kings’ Tombs of Bibân el-Molûk, JEA 64 (1978), S. 80-83.
  • Papio Hamadryas and the Rising Sun, BES 1 (1979), S. 91-94, mit 1 Tafel.
  • The þæy of Queen Inhapy, JARCE 16 (1979), S. 85-92, mit 2 Abbildungen.
  • The Tomb of Queen Ahmose (?) Merytamen, Theban Tomb 320, Serapis 6 (1980), S. 171-182, mit 5 Abbildungen und 6 Tafeln.

Literatur

  • Charles C. Van Siclen in: Varia Aegyptiaca 3 (1987), S. 3
  • Rita E. Freed in: JARCE XXIV (1987), S. 1-2
  • Catharine H. Roehrig in: NARCE 136-7 (1987), S. 33-34

Weblinks

Anmerkungen

  1. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden veröffentlicht in: Alexandre Piankoff and N. Rambova (ed.): The Tomb of Ramesses VI, Bolingen Series XL, Pantheon Books, Inc. New York (1954).
  2. Ihre Erfahrungen bei der Autoreise veröffentlichte sie in: On Travel by Car in Egypt, NARCE 13 (September 1954), S. 5-6.

Einzelnachweise

  1. http://www.brown.edu/Research/Breaking_Ground/bios/Thomas_Elizabeth.pdf, S. 1
  2. a b http://www.brown.edu/Research/Breaking_Ground/bios/Thomas_Elizabeth.pdf, S. 2
  3. http://www.brown.edu/Research/Breaking_Ground/bios/Thomas_Elizabeth.pdf, S. 3
  4. http://www.brown.edu/Research/Breaking_Ground/bios/Thomas_Elizabeth.pdf, S. 4
  5. The Plan of Tomb 55 in the Valley of the Kings, JEA 47 (1961), S. 24.
  6. Bertha Porter, Rosalind L.B. Moss, and Ethel W. Berney: Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs, and Paintings: I The Theban Necropolis, part 2 Royal Tombs and Smaller Cemeteries, second edition, Oxford University Press (1964), S. xxv.
  7. a b http://www.brown.edu/Research/Breaking_Ground/bios/Thomas_Elizabeth.pdf, S. 5-6

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