Tal der Königinnen

Tal der Königinnen
Tal der Königinnen in Hieroglyphen
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F35 F35 F35

Ta-set-neferu [1]
T3-st-nfrw
Der Platz der Schönheit
TalDerKöniginnen.jpg
Luftbild des Tals der Königinnen

Das Tal der Königinnen (arab.: Bibân el-Harîm, ägypt.: Ta-set-neferu - Der Platz der Schönheit) ist eine Nekropole des antiken Theben in Ägypten.

Das Tal der Königinnen liegt südlich des Tals der Könige in Theben-West. Hier wurden in über 90 Gräbern die nahen Angehörigen der Herrscher der späten 17., 18., 19. und 20. Dynastie bestattet. Der Begriff ist analog zum Tal der Könige gewählt worden, doch ist diese Bezeichnung irreführend, da hier nicht nur Königinnen bestattet wurden. Das bedeutendste Grab ist das der Nefertari (QV66), der Großen königlichen Gemahlin von Ramses II. (19. Dynastie).

Inhaltsverzeichnis

Topographie

Bei dem Tal handelt es sich um einen von Ost nach West in das thebanische Gebirge verlaufenden Einschnitt. Sein Eingang liegt ziemlich genau hinter Medinet Habu, dem Totentempel von Ramses III.. Im Gegensatz zum Tal der Könige liegt die Nekropole nicht versteckt zwischen dem Felsengebirge, sondern ist ohne Hindernisse zugänglich, was schon zu alten Zeiten die Plünderung der Gräber erleichterte. Auch die Seitenwadis enthalten Grabanlagen, so dass das Tal der Königinnen nur eines von verschiedenen Bestattungsorten ist.

Eingang zum Tal der Königinnen

Ein wichtiger Grund für Wahl der Lage war, wie auch beim Tal der Könige, offensichtlich der Berg el-Qurn im Hintergrund des Wadis, dessen Form den Eindruck einer gewaltigen natürlichen Pyramide erweckt. Ein weiterer Grund war vermutlich die Anwesenheit einer kaskadeartigen Höhle im Hintergrund des Tals. Bei starken Niederschlägen ergiesst sich über der Grotte ein kleiner Wasserfall und der besonders geformte Einschnitt der Grotte nimmt die Wassermassen auf. Dabei besteht eine Verbindung zur Göttin Hathor, der Schutzherrin von Grotten und Felskappellen, was verschiedene Wandmalereien im höhlenartigen Einschnitt, in denen Hathor in ihrer menschlichen Erscheinungsform oder als Kuh dargestellt wird, belegen.[2]

Geschichte

Bei den frühen Gräbern, die ans Ende der 17. und in die frühe 18. Dynastie datieren, handelt es sich vorwiegend um einfache Schachtanlagen mit einer Kammer. In dieser Zeit wurden hier meist hohe Beamte, wie ein Wesir (QV46) oder ein Stallmeister (QV30) bestattet. Das erste Grab einer Königin gehört eventuell Mutnedjemet, der Gemahlin von Haremhab, die vielleicht in QV37 ihr Grab hatte.

Erst in der 19. Dynastie wurde der Ort zum regulären Bestattungsplatz von Königsgemahlinnen. Als erste sichere Königin ist Sitre, die Gemahlin von Ramses I. zu nennen, deren Grab jedoch nie vollendet wurde. Ab dieser Zeit wurden die Gräber auch mit Reliefs und Malereien dekoriert, während sie vorher immer ohne Schmuck waren. Mit Mut-Tuya, der Gemahlin von Sethos I. erhielt im Tal wiederum eine Königin ein Grab. In der folgenden Generation, unter Ramses II., sind dann sogar fünf der sieben Hauptgemahlinnen des Herrschers hier begraben worden.

In der Folgezeit wurden dann jedoch nur noch vereinzelt Königinnen wie Titi oder Tanedjemet beigesetzt, deren genaue Einordnungen in der ägyptischen Geschichte immer noch unsicher sind. Unter Ramses III. wurden hier schließlich einige Prinzen bestattet, die relativ große und reich dekorierte Grabanlagen ihr Eigen nennen konnten. Eine letzte Benutzungsphase datiert in die Dritte Zwischenzeit. Nun wurden einige der alten Gräber als Massengrabstätten benutzt.

Architektur

Es lassen sich drei Grundtypen von Gräbern feststellen[3]:

  • Die Gräber der 18. Dynastie: Bei diesen ältesten Anlagen handelt es sich um einfache, undekorierte Schachtgräber. Diese hatten meist nur einen Raum, seltener, ein oder zwei Nebenkammern und sind weder reliefiert noch bemalt, wodurch es oft schwer fällt, die Besitzer zu identifizieren. Es handelt sich hauptsächlich um Prinzen, aber auch um Prinzessinnen, Würdenträger und Beamte.
  • Die Gräber der Königinnen der 19. und 20. Dynastie: Im Gegensatz zu den Gräbern der 18. Dynastie sind diese Gräber als richtige Totenwohnungen angelegt worden und bilden ein veritables Gegenstück zum Tal der Könige. Sie bestehen in der Regel aus zwei großen, hintereinander liegenden Räumen. Es gab bis zu fünf Nebenkammern. Sie sind meist reich dekoriert und die Darstellungen folgen einem bestimmten ikonographischen Programm (Reise der Verstorbenen ins Reich des Osiris (Jenseits) und zum Licht des Re (Diesseits)).
  • Die Prinzengräbern der 20. Dynastie: handelt es sich schließlich meist um lange, schlauchartige Anlagen, von denen nur der letzte Raum, die Grabkammer, etwas größer ist. Von allen Räumen können Nebengelasse abgehen.

Eine Besonderheit dieser Gräber ist das Fehlen jeder Spur von Oberbauten. Es wurden in der näheren Umgebung weder Anzeichen von kleinen Kultgebäuden noch Grabstelen gefunden. Als erstes muss man in Betracht ziehen, dass nie irgendwelche Oberbauten existiert haben und es somit nie einen Grabkult gegeben hat, was aber nach der Vornehmheit der bestatteten Personen eher Fragwürdig erscheint. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass tatsächlich Grabkapellen errichtet wurden, diese aber in einer unbestimmten Epoche zerstört wurden, aber auch hier erscheint es unwahrscheinlich, dass keine Hinweise darauf gefunden worden wären. Es bleibt also noch eine dritte Möglichkeit: Es gab eine klare Trennung zwischen dem Grab und dem Kultgebäude. Letzteres könnte an einem ganz anderen Ort als der Nekropole gelegen haben, vielleicht in der Nähe der Millionenjahrhäuser der 18. Dynastie.[4]

Erforschung

Einige Darstellungen in den Gräbern wurden schon um 1828/29 von dem Italiener Ippolito Rosellini kopiert. Weitere Besucher waren 1840 Mitglieder der Richard Lepsius-Expedition, die wiederum einzelne Szenen kopierten und verschiedene Grabanlagen beschrieben. Systematische Ausgrabungen fanden zwischen 1903 und 1905 vor allem durch den Italiener Ernesto Schiaparelli statt, der auch das Grab der Nefertari (QV66) entdeckte. 1924 und 1936-37 unternahm Giulio Farina erneut Nachforschungen, welche aber relativ erfolglos blieben und so gab er die italienische Grabungskonzession an die Antikenverwaltung zurück.

Obwohl die wichtigsten Gräber gut dokumentiert und für den Tourismus zweckmässig hergerichtet wurden, verlangen dutzende andere Gräber nach einer gründlichen Dokumentation und adäquaten Restaurierungsarbeiten. Um diesen Umständen gerecht zu werden, bemüht sich seit 1968 das CEDAE (Centre d'Etude et de Documentation sur l'ancienne Egypte) in Zusammenarbeit mit dem CNRS. (Centre national de la recherche scientifique) um gründliche Schutzmassnahmen zur Erhaltung der Gräber im Tal der Königinnen.[5]

Liste der Gräber

  • QV1 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV2 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV3 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV4 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV5 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV6 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV7 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV8 – Prinz Hori und unbekannte Prinzessin 18. Dynastie
  • QV9 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV10 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV11 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV12 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV13 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV14 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV15 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV16 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV17 – Prinzessin Meritre (I) und Urmerutes 18. Dynastie
  • QV18 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV19 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV20 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV21 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV22 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV23 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV24 – unbekannt 20. Dynastie
  • QV25 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV26 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV27 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV28 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV29 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV30 – Nebiri 18. Dynastie
  • QV31 – unbekannte Prinzessin oder Königin 19. Dynastie
  • QV32 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV33 – Tanedjemet 19. Dynastie
  • QV34 – unbekannte Prinzessin oder Königin Anfang 19. Dynastie
  • QV35 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV36 – unbekannte Prinzessin oder Königin Anfang 19. Dynastie
  • QV37 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV38Satre, Anfang 19. Dynastie, Mutter des Königs Sethos I.
  • QV39 – unbekannt
  • QV40 – unbekannte Prinzessin oder Königin Anfang 19. Dynastie
  • QV41 – unvollendetes Grab 20. Dynastie
  • QV42 – Paraherwenemef 20. Dynastie
  • QV43 – Sethherchepeschef 20. Dynastie
  • QV44Chaemwaset 20. Dynastie
  • QV45 – unvollendetes Grab 20. Dynastie
  • QV46Wesir Imhotep 18. Dynastie
  • QV47 – Königstochter Ahmose 17.-18. Dynastie
  • QV48 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV49 – unbekannt 19.- 20. Dynastie
  • QV50 – unbekannt 19.- 20. Dynastie
  • QV51 – Isis II. (Iset Ta-Hemdjert) 20. Dynastie
  • QV52 – Titi 20. Dynastie
  • QV53 – Ramses-Meriamun (Prinzengrab von Ramses IV.) 20. Dynastie
  • QV54 – unvollendetes Grab 20. Dynastie
  • QV55 – Amunherchepeschef 20. Dynastie
  • QV56 – unvollendetes Grab 19. Dynastie
  • QV57 – unvollendetes Grab 19. Dynastie
  • QV58 – unbekannt 19. Dynastie
  • QV59 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV60Nebettaui 19. Dynastie
  • QV61 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV62 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV63 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV64 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV65 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV66Nefertari Meri-en-Mut 19. Dynastie
  • QV67 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV68Merit-Amun 19. Dynastie
  • QV69 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV70 – Nehesi 18. Dynastie
  • QV71 – Prinzessin Bintanat 19. Dynastie
  • QV72 – Prinzessin Neferhat und Prinz Baki 18. Dynastie
  • QV73 – Henut-taui 19. Dynastie
  • QV74 – Tentopet(Duatentipet) 20. Dynastie
  • QV75 – Henut-mi-Ra 19. Dynastie
  • QV76 – Prinzessin Meritre II. 18. Dynastie
  • QV77 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV78 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV79 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV80(Mut-)Tuja 19. Dynastie
  • QV81 – Heka-(..) 18. Dynastie
  • QV82 – Prinz Minemhat und Amenhotep 18. Dynastie
  • QV83 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV84 – unvollendetes Grab 20. Dynastie
  • QV85 – unvollendetes Grab 20. Dynastie
  • QV86 – unvollendetes Grab 20. Dynastie
  • QV87 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV88 – Ahmes (Prinz) 18. Dynastie
  • QV89 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV90 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV91 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV92 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV93 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV94 – unbekannt 18. Dynastie
  • QV95 – unvollendetes Grab 20. Dynastie

Literatur

  • Christiane Desroches Noblecourt: Graffiti de la Montagne thébaine, I-1, 1969-1970
  • Erik Hornung: Tal der Könige – Die Ruhestätte der Pharaonen, 1985
  • Christian Leblanc, Alberto Siliotti: Nefertari - Ausgrabungen im Tal der Königinnen - , Bechtermünz Augsburg 1998, ISBN 3-8289-0705-9
  • Christian Leblanc: Architecture et évolution chronologique des tombes de la Vallée des Reines, in: BIFAO 89, 1989, S. 227-247
  • Christian Leblanc: Ta set neferou – une nécropole de Thèbes-Ouest et son histoire I, 1989
  • Christian Leblanc: Das Tal der Königinnen, in: Kent R. Weeks, Im Tal der Könige. Von Grabkunst und Totenkult der ägyptischen Herrscher, 2001
  • Heike C. Schmidt, Joachim Willeitner: Nefertari - Gemahlin Ramses' II, Zaberns Bildbände zur Archäologie 10, Mainz 1994, S. 89-93. ISBN 3-8053-1529-5
  • Ernesto Schiaparelli: Relazione sui lavori della Missione archeologica italiana in Egitto. I. Esplorazione della „Valle delle Regine“ nella necropoli di Thebe, 1924
  • Kurt Lange, Max Hirmer: Ägypten. Architektur, Plastik, Malerei in drei Jahrtausenden. München: Hirmer Verlag 1985

Weblinks

 Commons: Tal der Königinnen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. vgl. Hannig, Rainer, Die Sprache der Pharaonen - Grosses Handwörterbuch Deutsch-Ägyptisch, 2000, S. 1273 und zu den verschiedenen Schreibweisen Leblanc, Christian, Ta set neferou – une nécropole de Thèbes-Ouest et son histoire I, 1989, S. 14ff.
  2. vgl. Leblanc, Christian, Ta set neferou – une nécropole de Thèbes-Ouest et son histoire I, 1989, S. 11ff. und Desroches-Noblecourt, Christiane, Graffiti de la Montagne thébaine, I-1, 1969-1970, S. XXI
  3. vgl. Schmidt / Willeitner, Nefertari, S. 91ff., Leblanc, Christian, Das Tal der Königinnen, in: Weeks, Kent R., Im Tal der Könige. Von Grabkunst und Totenkult der ägyptischen Herrscher, S. 281ff. und Leblanc, Christian, Architecture et évolution chronologique des tombes de la Vallée des Reines, in: BIFAO 89, 1989, S. 227-247.
  4. vgl. Leblanc, Christian, Architecture et évolution chronologique des tombes de la Vallée des Reines, in: BIFAO 89, 1989, S. 230ff.
  5. vgl. Leblanc, Ta set neferou, S. 45-52.
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