Elsa Gress

Elsa Gress

Elsa Judith Elisa Gress (* 17. Januar 1919 in Frederiksberg; † 18. Juli 1988 in Damsholte) war eine dänische Schriftstellerin, die sowohl mit dem Kritikerprisen als auch dem Søren-Gyldendal-Preis ausgezeichnet wurde.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit, Jugend und Studium

Elsa Gress wuchs in Ordrup als Tochter eines Sekretärs auf, der das Vermögen der Familie bei Pferdewetten verlor, wordurch die Familie ihre wirtschaftliche und soziale Sicherung verlor. Nach dem Abschluss des Besuch des Neusprachlichen Gymnasiums in Ordrup begann sie 1937 ein Studium der Literaturwissenschaft an der Universität Kopenhagen und absolvierte zwischen 1937 und 1939 auch Studienaufenthalte in Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Nach dem Tod ihrer Mutter 1938 kamen neben den finanziellen Schwierigkeiten auch familiäre Probleme hinzu.

Die während ihrer Auslandsaufenthalte vor dem Zweiten Weltkrieg gemachten Erlebnisse, insbesondere in Deutschland prägten ihr späteres schriftstellerisches Schaffen, aber auch ihr Eintreten für Demokratie und ihre humanistische Einstellung. 1942 schloss sie ihr Studium mit einer Abhandlung zum Thema Engelsk æstetisk Kritik fra 1680 til 1725 ab und erhielt dafür die Goldmedaille der Universität Kopenhagen, ehe sie 1944 einen Magister erhielt.

Während des Zweiten Weltkrieges beteiligte sich am dänischen Widerstand gegen die deutsche Besatzungsmacht und musste wegen der Teilnahme an Sabotageaktionen zeitweise im Untergrund leben. Persönliche Schicksalsschläge trafen sie auch nach dem Ende des Krieges, da sowohl ihr erster Freund als auch ihr Bruder Palle Gress wegen der Kriegserlebnisse Suizid begingen. Sie selbst war zwischen 1945 und 1946 Mitarbeiterin der British Broadcasting Corporation (BBC).

Literarisches Debüt und USA-Aufenthalt

In den folgenden Jahren widmete sie sich zunehmend der Schriftstellerei und betätigte sich in den Gebieten Romane, Literaturkritik, Drama, Übersetzung und Essays, war aber auch als Verlagsberaterin und Kommentatorin tätig. 1945 veröffentlichte sie bereits eine erste Sammlung ihrer Essays unter dem Titel Strejftog und begann damit eine Reihe von Arbeiten, die sich mit den Themen Gesellschaft, Kunst und Liebe befassten. Zugleich gab sie darin auch ihre Erlebnisse bei Reisen und Auslandsaufenthalten wieder.

Kurz darauf verarbeitete sie diese schmerzhaften Erfahrungen in ihrem mit einem Literaturpreis ausgezeichneten Debütroman Mellemspil (1947), der die Geschichte einer jungen Frau erzählt, die ins London der Nachkriegszeit flieht, um dort den Selbstmord ihres Geliebten zu verarbeiten und einen neuen Haltepunkt für ihr weiteres Leben zu finden.

Zwischen 1948 und 1956 bewohnte sie eine Wohnung in Teglgårdsstræde, die schnell zu einem Zentrum zeitgenössischer geistiger und künstlerischen Persönlichkeiten. Um den Lebensunterhalt von sich selbst und ihren wechselnden Untermietern sicherzustellen, arbeitete sie in dieser Zeit überwiegend als Übersetzerin. 1950 nahm sie am jährlichen Seminar für US-amerikanische Studien in Salzburg teil und lernte dort den US-amerikanischen Literaturwissenschaftler und Dekan dieses Seminars, Professor R. W. B. Lewis, kennen. Aus der mit diesem während ihres Studienaufenthalts in den Vereinigten Staaten zwischen 1951 und 1952 bestehenden Liebesbeziehung entstammte ihr erster Sohn, der Philologe und Hochschullehrer David Gress, der nach der Ablehnung ihres Visums für die USA und ihrer Rückkehr nach Dänemark 1953 geboren wurde.

Rückkehr nach Dänemark und Auszeichnungen

1956 heiratete sie den US-amerikanischen Maler Clifford Wright, den sie während ihres Aufenthalts in den USA im Sommer 1952 in der Künstlerkolonie Yaddo im Bundesstaat New York kennengelernt hatte, und mit dem sie 1957 zwei weitere Kinder bekam. Trotz der Ablehnung ihres US-Visums 1952 empfand sie eine Faszination für die USA und die von der McCarthy-Ära geprägte US-amerikanische Kultur der 1950er Jahre. Dieses Interesse spiegelte sich in dem Buch Nye strejftog (1957), einer Sammlung neuer Essays, wieder.

1959 verzog sie mit ihrer Familie aus Kopenhagen nach Glumsø in Seeland und wurde eine maßgebliche Persönlichkeit der dortigen Künstlerkolonie. 1964 veröffentlichte sie das Buch Det uopdagede køn. Die Ereignisse der Kindheit und den Verlust des Familienvermögens beschrieb sie im ersten Band ihrer Memoiren, der 1965 unter dem Titel Mine mange hjem erschien und in den 1920er und 1930er Jahren spielte.

Außerdem übersetzte sie auch Werke wie Anthony BurgessA Clockwork Orange (1962), Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens (1963), Bertrand Russells Philosophie des Abendlandes (1965) sowie Philip Roths Goodbye Columbus (1965) aber auch Knaurs Mal- und Zeichenbuch (1964) in die dänische Sprache. In dem 1969 veröffentlichten Essayband Fugle og frøer beschrieb sie die Bedeutung von Reisen und anderer Erlebnisse für die Bildung und Entwicklung einer eigenen Persönlichkeit. Daneben verfasste sie 1970 eine Theaterstück mit dem Titel Den sårede Filoktet.

Im zweiten Band ihrer Memoiren Fuglefri og fremmed (1971), für den sie 1971 mit dem Kritikerprisen geehrt wurde, erzählte sie über ihre Studienzeit und die Erlebnisse bei ihren Auslandsaufenthalten. 1972 verließ sie mit ihrer Familie die Künstlersiedlung Glumsø und ließ sich stattdessen auf der Insel Møn in der Ostsee nieder und setzte dort ihr künstlerisches Wirken fort.

1974 erhielt sie als erste Frau den Søren-Gyldendal-Preis. Autobiografisch geprägt war auch das Buch Compania I (1976), in dem sie ihre Erlebnisse aus den Jahren ihrer Künstlerwohnung in Teglgårdsstræde in den Jahren 1948 bis 1956 beschrieb. Ebenfalls 1976 erschien Compania II, in dem sie ihre Erinnerungen aus den Jahren 1956 bis 1972 wiedergab.

Mit ihrer intensiven Kritik an sozialen, kulturellen und literarischen Problemen setzte Elsa Gress die Tradition der radikalischen Schriftsteller Georg Brandes und Poul Henningsen fort. Zur Lösung dieser Probleme sah sie in erster Linie den Humanismus, während sie eine Lösung durch den aufkommenden Feminismus der 1970er Jahre ablehnte und sich sogar deutlich vom Feminismus distanzierte.

Elsa Gress, die 1975 Mitglied der Dänischen Akademie wurde, schrieb zuletzt die Romane Salamander (1977) und Simurghen (1986). Ein Jahr nach ihrem Tod entstand ein Fernsehfilm über sie mit dem Titel Dramatikeren Elsa Gress.

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