- Ernst Christoph von Manteuffel
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Ernst Christoph von Manteuffel, seit 1719 Graf von Manteuffel, (* 1676 in Kerstin, Pommern; † 30. Januar 1749 in Leipzig) war kursächsischer Gesandter und Kabinettsminister, habsburgischer Geheimagent, Schriftsteller und Mäzen des Philosophen Christian Wolff und seiner Anhänger.
Leben
Der aus einem pommerschen Adelsgeschlecht stammende Manteuffel wurde 1705 zum kursächsisch-polnischen Legationsrat bestallt. 1715/16 erfolgte seine Beförderung zum Kabinettsminister und Wirklichen Geheimen Rat. Er hielt sich sowohl am polnischen Hof in Warschau als auch am sächsischen Hof in Dresden auf. Ab 1728 leitete er die sächsisch-polnische Außenpolitik und richtete sie sowohl pro-habsburgisch als auch pro-preußisch ein. Eine von Karl Heinrich Graf von Hoym angeführte Hofpartei, die eine engere Anbindung an die französische Krone und eine innerreichische Politik der stärkeren Konfrontation mit Wien befürwortete, zwang ihn 1730 zur Demission.
Manteuffel zog sich bis 1733 auf sein Stammgut Kerstin in Hinterpommern zurück und ließ dort ein Landhaus mit dem Namen „Kummerfrey“ errichten, das später Friedrich II. als Anregung für das Potsdamer „Sanssouci“ diente.
Im weiteren Verlauf der 1730er Jahre hielt sich Manteuffel überwiegend in Berlin auf und diente dem Dresdner Hof und mindestens bis zum Tod des Prinzen Eugen von Savoyen 1736 auch dem Wiener Hof als Informant. Zugleich begann er, sich für eine Rehabilitation des 1723 aus Brandenburg-Preußen ausgewiesenen Philosophen Christian Wolff einzusetzen. Sukzessive baute Manteuffel ab 1736 ein Netzwerk von Gelehrten, Theologen, Verlegern und Journalisten auf, das zur wichtigsten Grundlage der Verbreitung der Aufklärungsphilosophie Wolffs in den späten 1730er und 1740er Jahren wurde. Im Zentrum stand die von Manteuffel begründete „Societas Alethophilorum“, denen unter anderem Johann Gustav Reinbeck, Jean Henri Samuel Formey, Jean Deschamps, Ambrosius Haude, Johann Christoph Gottsched und seine Ehefrau Luise Adelgunde Victorie Gottsched angehörten. Bis zum Ende der 1740er Jahre lassen sich knapp 50 Mitglieder nachweisen.
Im November 1740 ließ Friedrich II. Manteuffel aus Berlin ausweisen. Wenige Tage später begann der preußische Angriff auf das habsburgische Schlesien und damit über das Sachsen und Polen voneinander trennende Territorium. Manteuffel siedelte nach Leipzig um und bewohnte dort das Palais „Kurprinz“ am Roßplatz. Sein Salon wurde zum Treffpunkt der Leipziger Gelehrten. Von hier aus wurde das Netzwerk der Anhänger Wolffs in Mitteldeutschland gesteuert. Als Höhepunkt seiner Wirksamkeit kann die Debatte um die Monadenlehre Leibniz’ durch die 1746 von der Berliner Akademie ausgeschriebene Preisfrage gelten, in deren Verlauf es Manteuffel gelang, die Akademie unter ihrem Präsidenten Maupertuis zu einer Teilrevision ihrer gegen Leibniz und dessen Schüler Wolff gerichteten Preisentscheidung zu zwingen.
Literatur
- Johannes Bronisch: Der Mäzen der Aufklärung. Ernst Christoph von Manteuffel und das Netzwerk des Wolffianismus (Frühe Neuzeit 147), Berlin/ New York 2010.
- Ders.: Adel und Wissenschaft in der Aufklärung. In: Detlef Döring, Cecilie Hollberg (Hrsg.): Erleuchtung der Welt. Sachsen und der Beginn der modernen Wissenschaften. Dresden 2009, S. 152–159.
- Manteuffel, Ernst Christoph. In: Zedlers Universal-Lexicon, Band 19, Leipzig 1739, Spalte 1107–1110.
- Heinrich Theodor Flathe: Manteuffel, Ernst Christoph Graf von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 20, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 256 f.
- Ernst Christoph von Manteuffel. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, S. 91. (Familienartikel)
Weblinks
- Judith Matzke: Manteuffel, Ernst Christoph Graf von. In: Sächsische Biografie. 2004
- Manteuffels Korrespondenz mit Friedrich dem Großen
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