Ernst Wolf (Jurist)

Ernst Wolf (Jurist)

Ernst Wolf (* 26. Oktober 1914 in Meiningen/Thüringen; † 28. März 2008 in Marburg) war ein deutscher Jurist und Professor für Zivilrecht an der Philipps-Universität in Marburg.[1] [2]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wolf absolvierte zwischen 1921 und 1925 die Bürgerschule, bevor er an das Reform-Realgymnasium in Meiningen wechselte, wo er 1934 das Abitur ablegte. Nach Ableistung des Wehrdienstes studierte er Rechtswissenschaften in Frankfurt am Main und Berlin, das er im Juli 1938 am Kammergericht Berlin mit dem ersten Staatsexamen abschloss.

Während seines Studiums wurde Wolf als 21-jähriger von der Gestapo verhaftet und in das Konzentrationslager Bad Sulza verbracht, da er gegen die Zwangsemeritierung eines Professors demonstriert hatte. Er wurde erst 1937 aus der Haft entlassen.

Nach dem Abschluss seines Studiums ging er nach Frankfurt am Main. Hier promovierte er 1940 in Handelsrecht zum Thema „Die Bürgschaft für laufenden Geschäftskredit, insbesondere beim Wechsel des Geschäftsinhabers“ am Lehrstuhl von Professor Ruth, damals Ordinarius für Bürgerliches Recht.

Nach seiner Promotion war er vorübergehend Lehrbeauftragter an der Universität Frankfurt, bevor er im Juni 1940 zur Wehrmacht eingezogen wurde. Im Sommer 1943 folgte seine Entlassung aus dem Heeresdienst wegen einer Knieverletzung, worauf er seine Lehrtätigkeit an der Universität Frankfurt fortsetzte.

Im Mai 1946 habilitierte Wolf über das Thema „Die Generalklausel im Schadensersatzrecht“, bevor er im August 1947 als Referent ins hessische Justizministerium wechselte, das er bereits 1948 wieder verließ. Im Februar 1948 wurde er zum außerplanmäßigen Professor der Universität Frankfurt ernannt.

Wolf wurde 1951 zum beamteten außerordentlichen Professor der Universität Frankfurt ernannt. Über Kontakte, die Aufgrund einer Zusammenarbeit in Fragen des Eherechts entstanden, konnte er 1954 für ein halbes Jahr als Gastprofessor in Chicago arbeiten, wo er mit Max Rheinstein kooperierte.

1955 nahm er einen Ruf als ordentlicher Professor auf den Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Arbeitsrecht und Rechtsphilosophie an der Universität Marburg an, wo er bis zu seiner Emeritierung 1983 blieb.

Ernst Wolf war Vorreiter bei der Lösung zahlreicher Rechtsfragen. Er sprach sich als erster in den 1950er Jahren für eine individualrechtliche Betrachtung der Ehe und für das Zerrüttungsprinzip bei Scheidungen aus.[3] Neben zahlreichen Veröffentlichungen verfasste er Lehrbücher zum Allgemeinen Teil des BGB sowie zum Schuld- und Sachenrecht. Mit seinen „Ausführungen zur Rechtsfähigkeit des Menschen“ erlangte Wolf einen Bekanntheitsgrad in der wissenschaftlichen Gemeinde.

Wolf war verheiratet und hatte drei Kinder. Seine beiden Söhne Joachim Wolf und Gerhard Wolf) sind Professoren der Rechtswissenschaft an unterschiedlichen Universitäten. Seine Tochter Daniela Lerchl (geb. Wolf) ist Naturwissenschaftlerin.

Veröffentlichungen

  • Allgemeiner Teil des bürgerlichen Rechts, ISBN 3452190412
  • Ernst Wolf, Hans Naujoks: Anfang und Ende der Rechtsfähigkeit des Menschen. Verlag Klostermann, Frankfurt am Main, 1955, 240 S.
  • Rechtsphilosophie – ein Irrweg!, ISBN 3000098577

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nachruf
  2. Lebenslauf und Werk
  3. vgl. „Scheidung und Scheidungsrecht“, Wolf/Lüke/Hax, (1959)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ernst Wolf — ist der Name folgender Personen: Ernst Wolf (Komponist) (1883–1932), österreichischer Komponist Ernst Wolf (Admiral) (1886–1964), deutscher Vizeadmiral Ernst Wolf (Theologe) (1902–1971), deutscher protestantischer Theologe Ernst Wolf (Jurist)… …   Deutsch Wikipedia

  • Ernst Wolf Mommsen — (* 12. Mai 1910 in Charlottenburg; † 23. Januar 1979 in Düsseldorf) war ein deutscher Industrieller. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Wolf (Jurist) — Hans Wolf (* 12. Januar 1850 in Braunschweig; † 15. September 1940 ebenda) war ein deutscher Richter und von 1904 bis 1922 Präsident des Oberlandesgerichts Braunschweig. Leben Wolf studierte Rechtswissenschaften in Göttingen und Heidelberg. Seit… …   Deutsch Wikipedia

  • Wolf (Familienname) — Verteilung des Nachnamens Wolf in Deutschland Wolf ist ein deutscher Familienname. Herkunft Der Familienname Wolf kann auf verschiedene Wurzeln zurückgehen. Der Name kann einfach von dem Vornamen Wolf (auch als Abkürzung von Wolfgang) abgeleite …   Deutsch Wikipedia

  • Wolf (Nachname) — Verteilung des Nachnamens Wolf in Deutschland Wolf ist ein deutscher Familienname. Herkunft Der Familienname Wolf kann auf verschiedene Wurzeln zurückgehen. Der Name kann einfach von dem Vornamen Wolf (auch als Abkürzung von Wolfgang) abgeleitet… …   Deutsch Wikipedia

  • Wolf (Vorname) — Wolf ist ein deutscher männlicher Vorname. Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Bedeutung 2 Varianten 3 Bekannte Namensträger 3.1 Wolf …   Deutsch Wikipedia

  • Ernst Friedrich Wüstemann — (* 31. März 1799 in Gotha; † 1. Juni 1856 ebenda) war ein deutscher Altphilologe und Gymnasialprofessor in Gotha. Wüstemann war Sohn des Gothaischen Hofadvokaten Johann Christoph Wüstemann; sein älterer Bruder Karl Christian (1795–1863) wurde… …   Deutsch Wikipedia

  • Ernst Hegewisch — (* 23. November 1881 in Hannover; † 28. Dezember 1963 in Rheinbach) war ein deutscher Jurist. Er arbeitete als Anwalt für die Rote Hilfe Deutschlands und die KPD, war Beisitzer am Staatsgerichtshof für das Deutsche Reich, er wurde im… …   Deutsch Wikipedia

  • Ernst Martens (Botschafter) — Ernst Martens (* 1948 (?)) ist ein deutscher Diplomat und seit August 2010 Botschafter in Costa Rica. Leben Martens erwarb während eines Aufenthalts als Austauschschüler in Michigan 1967 einen High School Abschluss und studierte nach dem Abitur… …   Deutsch Wikipedia

  • Chretien Wolf — Christian Freiherr von Wolff Gedenktafel in Breslau Christian Freiherr von Wolff (in der Encyclopédie „Chrétien Wolf“) (* 24. Januar 1679 in …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”