Esther Fischer-Homberger

Esther Fischer-Homberger

Esther Fischer-Homberger (* 15. Mai 1940 in Zürich) ist eine Schweizer Psychiaterin und Medizinhistorikerin.

Leben

Esther Fischer-Homberger wuchs in Zollikon und Binningen auf. Nach dem Medizinstudium promovierte sie bei Erwin Heinz Ackerknecht an der Universität Zürich mit der Arbeit Das zirkuläre Irrsein über die Bipolare Störung. Danach arbeitete sie als Assistentin, zunächst ein Jahr unter Manfred Bleuler an der Psychiatrischen Universitätsklinik Burghölzli, anschliessend bis 1973 am Medizinhistorischen Institut Zürich.

In der Arbeit Hysterie und Misogynie – ein Aspekt der Hysteriegeschichte von 1969 weist sie auf den Beziehungsaspekt psychiatrischer Diagnostik hin: die Diagnose „Hysterie“ wurzle in männlicher Misogynie und erfülle eine beschimpfend-entschuldigende Doppelfunktion. Ihre Arbeiten zur Medizingeschichte der Frau (gesammelt in Krankheit Frau) gelten als die frühesten ihrer Art. Auf die körperlichen, psychischen und sozialen Auswirkungen medizinischen Denkens fokussierte sie auch in ihrer Zürcher Habilitationsschrift Die traumatische Neurose und ihrer Monographie Medizin vor Gericht zur Geschichte der Gerichtsmedizin. 1978 wurde sie Professorin für Medizingeschichte und Leiterin des Medizinhistorischen Instituts der Universität Bern. 1984 gab sie die Stelle zugunsten einer psychotherapeutischen Praxis auf. 2005 erlangte sie den Facharzttitel in Psychiatrie und Psychotherapie.

Ausserdem ist Fischer-Homberger interessiert am Medium Film. Während ihrer Studienzeit und später wieder bis 1999 schrieb sie Filmbesprechungen für die Zeitschrift Reformatio (bzw. ZeitSchrift. 1993 bis 2006 rezensierte sie Filme für die Berner Zeitung.

Fischer-Homberger war von 1965 bis 1988 mit Kaspar Fischer (1938–2000) verheiratet und hat drei Kinder geboren. Seit 1984 besteht eine Lebenspartnerschaft mit Marie-Luise Könneker (* 1945), die ihrerseits zwei Kinder hat.

Werke

  • Das zirkuläre Irresein. Juris, Zürich 1968 (Zürcher medizingeschichtliche Abhandlungen, Neue Reihe, Band 53)
  • Hypochondrie. Melancholie bis Neurose: Krankheiten und Zustandsbilder. Huber, Bern 1970
  • Die traumatische Neurose. Vom somatischen zum sozialen Leiden. Huber, Bern 1975, ISBN 3-456-80123-8; Psychosozial, Giessen 2004, ISBN 3-89806-275-9
  • Geschichte der Medizin. Springer, Berlin 1975, ISBN 3-540-07225-X
  • Krankheit Frau und andere Arbeiten zur Medizingeschichte der Frau. Huber, Bern 1979, ISBN 3-456-80688-4
  • Medizin vor Gericht. Gerichtsmedizin von der Renaissance bis zur Aufklärung. Huber, Bern 1983, ISBN 3-456-81282-5
  • Götterspeisen, Teufelsküchen (hrsg. mit Marie-Luise Könneker). Luchterhand, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-630-86732-4
  • Hunger – Herz – Schmerz – Geschlecht. Brüche und Fugen im Bild von Leib und Seele. eFeF, Bern 1997, ISBN 3-905561-14-X

Weblinks



Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Fischer (Familienname) — Fischer ist ein deutscher Familienname. Herkunft und Bedeutung Der Name ist abgeleitet von der Berufsbezeichnung des Fischers. Der Name Fischer ist der vierthäufigste deutsche Familienname. (Siehe: Liste der häufigsten Familiennamen in… …   Deutsch Wikipedia

  • Kaspar Fischer — (* 19. Mai 1938 in Zürich; † 23. Januar 2000 in Männedorf) war ein Schweizer Schauspieler, Schriftsteller und Zeichner. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auszeichnungen 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte der Psychiatrie — Psychiatriegeschichte befasst sich mit der historischen Entwicklung des wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und medizinischen Umgangs mit geistig seelischen Erkrankungen und mit aus anderen Gründen von den psychosozialen Normen der Zeit… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste bekannter Medizinhistoriker — Die Liste bekannter Medizinhistoriker erfasst habilitierte oder anderweitig ausgewiesene Vertreter der Medizingeschichte. Dabei handelt es sich um Ärzte, aber auch um Philosophen, Klassische Philologen, Arabisten, Historiker und… …   Deutsch Wikipedia

  • Kriegshysterie — Unter Kriegshysterie versteht man im Allgemeinen durch Krieg hervorgerufene Angstzustände. Der Begriff Kriegshysterie stammt aus der Traumaforschung und der Kriegspsychiatrie und Militärpsychologie des Ersten Weltkriegs, die in ihrer Entwicklung… …   Deutsch Wikipedia

  • Frauengeschichte — ist ein Teilbereich der Geschichtswissenschaften und der Geschlechterforschung und hat die Erforschung des Wirkens der Frauen in der Geschichte zum Ziel. Analog zum englischen Wort History wird sie auch Herstory genannt. Frauengeschichtsforschung …   Deutsch Wikipedia

  • Geschlechtergeschichte — Die Geschlechtergeschichte befasst sich mit der historischen Ausprägung und Veränderlichkeit von Weiblichkeit, Männlichkeit und des Verhältnisses der Geschlechter zueinander. Dabei geht es insbesondere um die Frage, wie kulturelle… …   Deutsch Wikipedia

  • Hypochondrie — Honoré Daumier: Der eingebildete Kranke Hypochondrie (gr. ὑποχόνδρια: Gegend unter den Rippen) ist eine somatoforme Störung und bezeichnet nach den internationalen Klassifikationssystemen ICD 10 und DSM IV eine psychische Störung, bei der die… …   Deutsch Wikipedia

  • Rechtsmedizin — Die Rechtsmedizin (auch: Forensische Medizin, veraltet Gerichtsmedizin, Gerichtliche Medizin) umfasst die Entwicklung, Anwendung und Beurteilung medizinischer und naturwissenschaftlicher Kenntnisse für die Rechtspflege sowie die Vermittlung… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Albin Hoffmann — (* 13. November 1843 in Ruhrort; † 13. November 1924 in Leipzig) war ein deutscher Anatom und Internist. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Publikationen 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”