- Kathreiner
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Kathreiner AG Rechtsform Aktiengesellschaft Gründung 1829 Auflösung 1998 Auflösungsgrund Insolvenz Sitz München Branche Kolonialhandel Die Kathreiner AG, früher auch FKN – Franz Kathreiners Nachfolger genannt, mit der Tochterfirma Kathreiner’s Malzkaffee Fabriken war eine deutsche Firmengruppe im Lebensmittelgroßhandel. Bekanntestes Produkt war der Malzkaffee. 1997/98 meldete das Unternehmen Insolvenz an.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
1829 gründete der Münchner Kaufmann Franz Kathreiner nach seiner Dienstzeit als königlich-bayerischer Feldwebel ein Kleinunternehmen, welches sich zunächst auf die Herstellung von Brennöl spezialisierte und seit 1842 als Gewürz-, Farben- und Kolonialwarenhandlung betrieben wurde. Das Stammhaus des Unternehmens befand sich in der Burgstraße 16 und 17 neben dem Münchner Rathaus und war eine der ersten Handelsadressen in München.
Am 1. April 1870 übernahm der Kaufmann und spätere königlich bayerische geheime Kommerzienrat Emil Wilhelm das Geschäft von den Kathreiner-Erben, der Familie Wilhelm Gradinger. Der neue Besitzer stammte aus einer alten in Lichtenfels ansässigen Kaufmanns-, Handwerker- und Ratsherrenfamilie. Seine Mutter war eine Tochter des Porzellanfabrikanten Karl Hutschenreuther. Wilhelm verbrachte seine Ausbildungsjahre in Bamberg, München und war für die Heilbronner Kaffee-Großhandlung Christoph Heinrich Schmidt jr., tätig.
Unter der Bezeichnung Franz Kathreiners Nachfolger (FKN) firmierte er mit seinem 1876 eingetretenen Kompagnon Adolph Brougier aus Altensteig in Württemberg, welcher Wilhelm von seiner Zeit bei der Kaffeehandlung „Christoph Heinrich Schmidt jr.“ aus Heilbronn kannte.
Unter Wilhelm und Brougier wuchs das Unternehmen „FKN“ in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer der größten und bedeutendsten Lebensmittelhändler in Deutschland. Die Produktpalette umfasste Lebensmittel von Wein, Champagner, Fettwaren über Schokoladen, Konserven bis hin zu Kerzen und Tee, der später unter anderem unter der Marke „Marco-Polo-Tee“ vertrieben wurde. Hauptstandbein war der Import von Kaffeebohnen. Die Importzölle des Unternehmens stiegen um fast 800% von 40.500 (1876) auf 354.000 (1888) Mark an.
1888 siedelte sich das Unternehmen „FKN“ am Münchner Ostbahnhof in der Mühldorfstraße an. Neben einer Rösterei betrieb das Unternehmen hier später eine Kellerei, eine Marmeladenfabrikation und die Konservenfabriken „Kathra-Fabriken“. Der Produktionsstandort in der Mühldorfstraße gehörte zu den größten Produktionsstätten in München mit eigenem Eisenbahnanschluss.
Vor dem Ersten Weltkrieg galt das 1897 in eine GmbH umgewandelte Mutterunternehmen mit 550 Beschäftigten als größtes Kolonialwarengeschäft Deutschlands. Auch waren die Inhaber der FKN und der Kathreiner Fabriken Mitgründer des bayerischen Industriellenverbandes, dessen erster Präsident der Geschäftsführer der Malzkaffeefabriken Hermann Aust wurde.
1928 erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft. 1971 verlagerte die Kathreiner AG ihren Standort vom Münchner Ostbahnhof nach Poing. Die Tochterfirma „Kathreiner's Malzkaffee Fabriken“ fusionierte 1934 mit der Ludwigsburger Firma „Heinrich Franck“ zu „Franck-Kathreiner’s Malzkaffee“. Bekanntestes Produkt war neben dem Kneippschen Malzkaffee der „Caro Landkaffee“. Im Volksmund auch „Muckefuck“ (nach französisch Mocca faux, „falscher Mokka“) genannt. Die Produktion wurde später vom Nestlé übernommen, die den Malzkaffee heute noch herstellt.
Die Produktion von Konserven und anderen Lebensmitteln wurde später größtenteils eingestellt und das Mutterhaus, die Kathreiner AG, fungierte mehr und mehr als Großhändler, Dienstleister und Betreiber. Die später zur Kathreiner AG zugehörigen Lebensmittelmärkte liefen unter dem Namen „Katra“, andere Märkte und Kaufhäuser unter dem Namen „Krone“. 1997/98 meldete die Kathreiner AG Insolvenz an. Letzter Vorstand der AG war Helmut Oxfart. Das Firmenarchiv und Nachlässe befinden sich heute hauptsächlich im Bayerischen Wirtschaftsarchiv sowie im Staatsarchiv Ludwigsburg (Franck-Kathreiner).
Kathreiner’s Malzkaffeefabriken
1889 wurde im Haus Kathreiner ein neues Verfahren zur Herstellung von Malzkaffee entwickelt. Ab den 1890er Jahren produzierte das Unternehmen unter der Führung des Hamburger Kaufmanns Hermann Aust, der zuvor die Firma „Aust & Hachmann Vanilleimport“ in Hamburg geführt hatte, auch einen eigenen Malzkaffee, für den mit dem Namen von Pfarrer Kneipp geworben wurde. Hierfür war eine Genehmigung des Papstes erforderlich. Der Geschäftszweig Malzkaffee wurde 1892 mit der Gründung der Tochterfirma „Kathreiner´s Malzkaffeefabriken“ verselbständigt. Hauptgesellschafter waren die Familien Wilhelm und Brougier, Teilhaber später die Familien Aust und die Textilhändlerfamilie Seißer aus Würzburg. Die blaue Kathreiner-Packung mit dem Bildnis des Pfarrers Kneipp gilt als einer der ersten deutschen Markenartikel. Die Kompagnons des Hauses Kathreiner wurden am 10. Januar 1906 zu „Hoflieferanten Seiner Heiligkeit des Papstes Pius X. und der Heiligen Apostolischen Päpste“ ernannt.
Nach und nach entstanden weitere Produktionsbetriebe in Uerdingen (1895), Frankfurt/Oder (1906), Rüppurr (1906) und Magdeburg (1909), die wegen des Antransportes von Rohstoffen mit Ausnahme des Betriebes in dem erst später nach Karlsruhe eingemeindeten Rüppurr in einem Hafengebiet angesiedelt wurden. Aus diesen Gründen wurde 1913 der Rüppurrer Betrieb in den Rheinhafen Karlsruhe umgesiedelt.[1] Um 1910 besaß die Tochtergesellschaft Kathreiner’s Malzkaffee Fabriken acht eigene Produktionsbetriebe im In- und Ausland.
Literatur
- Franz Kathreiner’s Nachfolger, Kolonialwarenhandlung und Kaffeesurrogat-Fabrik. In: Julius Kahn: Münchens Großindustrie und Großhandel. München 1891
- Vom Waisenkind zum Wirtschaftskapitän. Hefte Vom Main zum Jura, 23/2004
- Bayerisches Wirtschaftarchiv München: Nachlass Kathreiner AG, Poing
- Soll und Haben. Eine Bilanz. Franz Kathreiner’s Nachfolger, München 1954
- Das Münchner Kaufmanns-Casino. Eine Chronik. 1982
- Pressemitteilungen der Kanzlei MHBK München, undatiert
- Denkschrift anlässlich des 25-jährigen Bestehens von Kathreiner’s Malzkaffee-Fabriken und des 25-jährigen Wirkens des Bayerischen Kommerzienrates Hermann Aust. Monacensia Bibliothek, München o. J.
- Kathreiner Insolvenz. In: Lebensmittel-Zeitung, vom 2. Januar 1998
Einzelnachweise
- ↑ Ernst Otto Bräunche: Rheinhafen Karlsruhe, 1901–2001. Stadtarchiv Karlsruhe (Zugriff am 16. Oktober 2009)
Weblinks
Kategorie:- Ehemaliges Unternehmen (München)
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