- Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf
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51.06361111111113.949722222222Koordinaten: 51° 3′ 49″ N, 13° 56′ 59″ O
Gründungsjahr: 1992 Wissenschaftlicher Direktor: Roland Sauerbrey Kaufmännischer Direktor: Peter Joehnk Mitarbeiter/-innen: ca. 800 (2010) Gesamtetat: ca. 85 Mio. Euro (2010) Rechtsform: e. V. Ort: Dresden, Deutschland Offizielle Website: www.hzdr.de Offizielle E-Mail: kontakt@hzdr.de Das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) ist ein naturwissenschaftliches Forschungszentrum im Dresdner Ortsteil Rossendorf und seit 1. Januar 2011 Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft. Es wurde als Forschungszentrum Rossendorf im Jahr 1992 gegründet.
Inhaltsverzeichnis
Personal und Größe
Das Forschungszentrum beschäftigt etwa 800 Mitarbeiter, davon über 370 Wissenschaftler und knapp 50 Auszubildende (Stand: 2010). Auf einer Gesamtfläche von 186 Hektar wird in den Disziplinen Physik, Chemie, Biologie und Medizin Grundlagen- und Anwendungsforschung betrieben.
Die Grundfinanzierung von etwa 80 Mio. Euro wird zu 90 Prozent durch den Bund und zu 10 Prozent durch den Freistaat Sachsen bereitgestellt (2011), sowie zusätzlich mehr als 20 Mio. Euro aus Mitteln Dritter (2010).
Forschungsschwerpunkte
Von Materie zu Materialien
Das HZDR nutzt große Forschungsmaschinen, um bewährte Materialien verbessern und neue entwickeln. Dazu gehören Experimente mit extrem starken Magnetfeldern, die Simulation von Stahlgüssen in Magnetfeldern und die Suche nach energieeffizienten Materialien für neue Speicher- und Computertechnologien. Außerdem erforschen HZDR-Wissenschaftler, wie die Materie nach dem Urknall und die Magnetfelder im Kosmos entstanden sind.
Energieforschung
Im Fokus Energieforschung im HZDR stehen energieintensive Prozesse der Industrie, die Sicherheit von Kernreaktoren und Endlagerstätten, kleinste Biokompositmaterialien für funktionelle Schichten, Biosensoren und Filtermaterialien sowie Ressourcentechnologien zur Erkundung, Gewinnung und Nutzung von Rohstoffen.
Krebsforschung
Die Krebsforschung im HZDR befasst sich mit drei Themenkomplexen: radioaktive Arzneimittel für die Diagnose von Krebs und für neue Therapien, neue Verfahren zur Bildgebung in der Onkologie und Teilchenbeschleunigung mit neuartigen Laser-Technologien für die Strahlentherapie.
Institute und Abteilungen
- Institut für Ionenstrahlphysik und Materialforschung (FWI)
- Ionentechnologie
- Ionenstrahlanalytik
- Theorie
- Halbleitermaterialien
- Halbleiterspektroskopie
- Prozesstechnologie
- Strukturdiagnostik
- Nanostrukturen
- Nanomagnetismus
- Institut für Radiopharmazie (FWP)
- Radiopharmazeutische Biologie
- Positronen-Emissions-Tomographie
- Radiotherapeutika
- PET-Tracer
- Neuroradiopharmaka
- Bereich Radiopharmaka-Herstellung
- Institut für Strahlenphysik (FWK)
- Kernphysik
- Hadronenphysik
- Strahlungsphysik
- Strahlungsquelle ELBE
- Laser-Teilchenbeschleunigung
- Institut für Sicherheitsforschung (FWS)
- Störfallanalyse
- Experimentelle Thermofluiddynamik
- Material- und Komponentensicherheit
- Magnetohydrodynamik
- Institut für Radiochemie (FWR)
- Biogeochemie
- Grenzflächenprozesse
- Molekulare Strukturen
- Biophysik
- Reaktiver Transport
- Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie (HIF), gemeinsames Institut mit der TU Bergakademie Freiberg[1]
Wichtige Forschungsanlagen
Die Strahlungsquelle ELBE besteht aus einem supraleitenden Elektronenlinearbeschleuniger, der zur Erzeugung verschiedener Sekundärstrahlung (Bremsstrahlung = hochbrillante Röntgenstrahlung und Positronen, Freie-Elektronen-Laser im Infrarotbereich, Channeling-Strahlung, Neutronen) verwendet wird. Neben dem supraleitenden Elektronenbeschleuniger ELBE dient auch der ultrakurz gepulste Hochleistungslaser DRACO der Beschleunigung von Teilchen. Dieser Titan:Saphir-Laser erreicht mittels Chirped Pulse Amplification ca. 150 TW Leistung und wird zur Beschleunigung von Protonen und Elektronen auf hohe Energien mittels der Laser-Plasma-Beschleunigung genutzt.
Im Ionenstrahlzentrum wird energetischer Teilchenbeschuss für die Entwicklung und Analyse neuer elektronischer Materialien genutzt.
Die Rossendorf Beamline ROBL an der ESRF an der europäischen Synchrotronstrahlungsquelle (ESRF) in Grenoble in Frankreich ermöglicht Material- sowie Endlagerforschung durch extrem brillantes Licht.
Im zusammen mit dem Universitätsklinikum Dresden und der TU Dresden betriebenen PET-Zentrum werden bildgebende Verfahren für die Diagnose sowie neue therapeutische Ansätze zur Therapie von Krebs entwickelt und erforscht. HZDR, Uniklinikum und TU Dresden betreiben außerdem gemeinsam das "National Center for Radiation Research in Oncology – OncoRay".
Die thermohydraulische Versuchsanlage TOPFLOW (Transient Two Phase Flow Test Facility) ermöglicht die Untersuchung von komplexen Strömungsphänomenen unter realitätsnahen Bedingungen, wie sie in Kernreaktoren sowie in der Chemie- und Verfahrenstechnik vorkommen.
Das Hochfeld-Magnetlabor Dresden erzeugt die höchsten gepulsten Magnetfelder in Europa mit dem Ziel 100 Tesla – etwa das Dreimillionenfache des Erdmagnetfeldes – für die Materialforschung zur Verfügung zu stellen, um elektronische Eigenschaften von neuartigen Supraleitern und Halbleitermaterialien untersuchen zu können.
Liste in Rossendorf wirkender Forscher
- Wolf Häfele war von 1992 bis 1996 Wissenschaftlicher Direktor des Forschungszentrums Rossendorf.
- Frank Pobell war von 1996 bis 2003 Wissenschaftlicher Direktor und Sprecher des Vorstandes des Forschungszentrum Dresden-Rossendorf und leitete von 2002 bis 2004 den Aufbau des Hochfeld-Magnetlabors Dresden.
- Roland Sauerbrey ist seit 2006 Wissenschaftlicher Direktor des heutigen Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf.
- Heinz Barwich
- Klaus Fuchs
Veranstaltungen und Angebote für die Öffentlichkeit
Das Helmholtz-Zentrum führt alle zwei bis drei Jahre einen "Tag des offenen Labors" durch. Dann stellen alle Institute des Zentrums ihre Arbeit der Öffentlichkeit vor und stehen für Fragen offen. Zudem veranstaltet das HZDR die "Lange Nacht der Wissenschaften" mit, bei der jeweils im Frühsommer alle Forschungseinrichtungen in Dresden die Öffentlichkeit einladen[2].
Das Schülerlabor 'DeltaX' bietet Schülern und Schulen ab Klasse 7 Möglichkeiten, selbst Experimente durchzuführen und zu aktuellen Forschungfragen des HZDR zu forschen. [3]
Geschichte des Standorts
1956 wurde das "Zentralinstitut für Kernphysik" in Rossendorf gegründet, das wenig später als "Zentralinstitut für Kernforschung" in die Akademie der Wissenschaften der DDR eingegliedert. Der am Manhattan-Projekt beteiligte deutsch-britische Kernphysiker Klaus Fuchs war bis 1974 stellvertretender Direktor des ZfK.[4] Nach der Wiedervereinigung wurde unter Leitung von Wolf Häfele das „Forschungszentrum Rossendorf“ (FZR) neugegründet und verlagerte die Forschungsschwerpunkte auf Lebenswissenschaften und Materialforschung. Im Jahr 2006 erfolgte die Umbenennung in „Forschungszentrum Dresden-Rossendorf“, um die namentliche Verbindung zum Forschungsstandort Dresden zu betonen.
2011 fand der Wechsel des Forschungszentrums aus der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz in die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren statt. Seitdem trägt es den Namen "Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf".[5]
Am ehemaligen "Zentralinstitut für Kernforschung (ZfK) der DDR" waren in Rossendorf verschiedene Forschungsreaktoren in Betrieb. Sie wurden auf dem heutigen Gelände des Forschungsstandortes betrieben und schrittweise nach 1989 außer Betrieb genommen. Für Stilllegung und Rückbau wurde der neu gegründete Verein für Kernverfahrenstechnik und Analytik Rossendorf e. V. (VKTA) vom Freistaat Sachsen beauftragt.
Der Rossendorfer Forschungsreaktor (RFR) hatte eine Nennleistung von 10 Megawatt und war von 1957 bis 1991 in Betrieb. Dieser Forschungsreaktor wurde hauptsächlich als Neutronenquelle für die Herstellung von Radioisotopen, für die Dotierung von Silizium, für Aktivierungsanalysen sowie für die Materialforschung eingesetzt.
Die Rossendorfer Anordnung für kritische Experimente (RAKE) hatte nur eine geringe Leistung von 10 Watt und war von 1969 bis 1991 in Betrieb. Sie diente reaktorphysikalischen Experimenten und zur Ausbildung. Bis 1998 wurde diese Reaktoranlage vollständig abgebaut.
Der Rossendorfer Ringzonenreaktor (RRR) war der erste Reaktor, der in der DDR eigenständig entwickelt wurde. Er wurde zwischen 1962 und 1991 als Forschungsreaktor betrieben und hatte eine Leistung von 1000 Watt. Der Reaktor wurde in der reaktorphysikalischen Grundlagenforschung eingesetzt.
Weblinks
- Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf
- Webpräsenz von TOPFLOW
- Film über den Bau und die Einweihung des ersten DDR-Kernforschungsreaktors Rossendorf
Einzelnachweise
- ↑ HZDR - Symbolische Schlüsselübergabe - Bundesministerin Schavan gründet Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie
- ↑ Netzwerk Dresden Stadt der Wissenschaftwww.dresden-wissenschaft.de
- ↑ [1]Schülerlabor DeltaX m HZDR
- ↑ ZfK - 50 Jahre Forschung in Rossendorf, Zentralinstitut für Kernphysik
- ↑ Pressemitteilung vom 22. Juni 2009: Per Unterschrift besiegelt – das FZD wechselt zur Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. FZD (22. Juni 2009). Abgerufen am 22. Juni 2009.
Kategorien:- Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft
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- Rossendorf (Dresden)
- Institut für Ionenstrahlphysik und Materialforschung (FWI)
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