- Fayyum-Fossilien
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Die Fayyum-Fossilien sind eine sehr reichhaltige fossile Faunengemeinschaft aus dem Eozän und Oligozän (Zeitraum 40 bis 30 Millionen Jahre BP) des Fayyum-Beckens in Ägypten. Sie gehören zu vier geologischen Formationen und stellen bedeutende Bindeglieder in der Entwicklung der paläogenen Säugetiere dar, insbesondere der Rüsseltiere und der Wale. Unter ihren Primaten befinden sich erste menschenartige Formen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Bereits 1845 hatte A. B. Orlebar einen Versteinerten Baum aus der Fayyum beschrieben. Der deutsche Geologe Georg Schweinfurth entdeckte 1879 auf einer Insel im Qarun-See Zähne und Knochen von Haifischen. Später stieß er dann in derselben Formation auf die Überreste von Walknochen der Spezies Zeuglodon osiris (Basilosaurus). Hugh John Llewellyn Beadnell und Charles Andrews publizierten ab 1901 ihre reichhaltigen Funde in der Fayyum, darunter ein erstes Landwirbeltier – Palaeomastodon. Richard Markgraf entdeckte 1906 den Unterkiefer von Apidium phiomense, einem Primaten.
Bis auf den heutigen Tag sind Zehntausende von Fossilfunden in der Fayyum gemacht worden, die vorwiegend im Ägyptischen Geologischen Museum in Kairo, im Peabody Museum of Natural History der Yale University und im Duke Lemur Center der Duke University aufbewahrt werden.
Geologie
Die Fossilien stammen aus folgenden geologischen Formationen (von jung nach alt) [1]:
- Gebel-Qatrani-Formation – Rupelium: kontinental-fluviatile Sedimente
- Qasr-el-Sagha-Formation – Priabonium: feinkörnige Sandsteine, Siltsteine und Tonsteine, deren Parasequenzen von Muschelschilllagen abgeschlossen werden
- Birket-Qarun-Formation – Bartonium: Sandsteine und Schiefertone
- Gehannam-Formation – Bartonium: glaukonitreiche Schiefertone mit feinkörnigen, kalzitzementierten Sandsteinen im Hangenden
Die untersten drei Formationen sind flachmarinen Ursprungs, die Gebel-Qatrani-Formation ist kontinental. Die rund 200 Meter mächtigen, flachmarinen Sedimente werden von gröberklastischen, fluviatilen Schüttungen eingeschnitten (ehemalige Seitenarme eines Deltas), in denen sich viele angeschwemmte Landsäuger fanden.
Die detritische Gehanna-Formation folgt auf die Nummulitenkalke der Gharaq-Formation.
Fossilien
Neben den bereits erwähnten verkieselten Baumstämmen gibt es in der Fayyum sehr viele Spurenfossilien, die hauptsächlich aus der kontinentalen Gebel-Qatrani-Formation stammen. Unter den Ichnofossilien finden sich die Spuren von Ameisen, Termiten, Würmern usw. Mangrovenfunde lassen auf eine Küstenebene schließen.
Schildkröten
Unter den Schildkröten in der Fayyum sind Testudo ammon anzuführen, eine Landschildkröte von der Größenordnung der Galapagos-Schildkröten, sowie Podocnemis blanckenhorni und Stereogenys pelomedusa, zwei tropische, in Flüssen lebende Landschildkröten.
Reptilien
Bei den Reptilien beeindruckt vor allen Dingen die bis zu 9 Meter lang werdende Gigantophis, eine Riesenschlange aus der Qasr-el-Sagha-Formation. Pterosphernus war eine Meerschlange aus derselben Formation. Erwähnenswert ist ferner das Krokodil Tomistoma.
Vögel
13 verschiedene Vogelfamilien befinden sich unter den Fayyum-Fossilien, darunter zwei ausgestorbene Familien:
- Accipitridae – Adler
- Ardeidae – Reiher
- Balaenicipitidae – Schuhschnabel
- Ciconiidae – Störche
- Gruidae – Kraniche
- Jacanidae – Blatthühnchen
- Pandionidae – Fischadler
- Phalacrocoracidae – Kormorane
- Phoenicopteridae – Flamingos
- Rallidae – Rallen
Säugetiere
Mindestens 20 zum Teil ausgestorbene Säugetierordnungen sind unter den Fayyum-Fossilien vertreten, darunter:
- Anthracotheriidae der Ordnung Anthracotheriodea
- Arsinoitheriidae der Ordnung Embrithopoda (ausgestorben)
- die ersten in Afrika bekannten Beutelsäuger (Ordnung Diprotodonta)
- Ordnung Creodonta (Urraubtiere) mit den Gattungen Apterodon, Hyaenodon und Pterodon
- Fledermäuse (Chiroptera)
- Ordnung Hyracoidea (Schliefer) mit der Gattung Megalohyrax
- Insektenfresser einschließlich der neuen Ordnung Ptolemaiida
- Macroscelididae (Rüsselspringer)
- Nagetiere (Rodentia)
- Primaten
- Ordnung Proboscidea mit den Gattungen Barytherium, Moeritherium, Palaeomastodon und Phiomia
- Seekühe der Ordnung Sirenia
- Wale (Cetacea) mit Basilosaurus, Dorudon und Eocetus
Von großer Bedeutung sind die Primaten, die mit den Gattungen Aegyptopithecus, Afradapis, Apidium, Catopithecus, Oligopithecus, Parapithecus, Propliopithecus, Proteopithecus und Quatrania vertreten sind. Die Propliothecinen P. haeckeli und P. markgrafi gelten gar als erste Vorläufer der Hominoidea.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Gingerich, P.D. et al.: Projection stratigraphy of the upper Eocene Gehannam, Birket Qarun, and Qasr el-Sagha formations and their fossil whales at the Wadi Al Hitan World Heritage Site, western Fayum Province (Egypt). In: Berichte Geol. B.-A., 85 (ISSN 1017-8880) – CBEP 2011, Salzburg, June 5th – 8th. 2011.
Kategorien:- Geographie (Ägypten)
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