Fegefeuer (1953)

Fegefeuer (1953)
Filmdaten
Deutscher Titel Fegefeuer
Originaltitel Miss Sadie Thompson
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1953
Länge 91 Minuten
Altersfreigabe FSK 18
Stab
Regie Curtis Bernhardt
Drehbuch Harry Kleiner, nach der Erzählung Miss Thompson von William Somerset Maugham
Produktion Jerry Wald
Musik George Duning
Lester Lee
Kamera Charles Lawton Jr.
Schnitt Viola Lawrence
Besetzung
  • Rita Hayworth: Sadie Thompson
  • José Ferrer: Alfred Davidson
  • Aldo Ray: Sgt. Phil O’Hara
  • Russell Collins: Dr. Robert MacPhail
  • Harry Bellaver: Joe Horn
  • Peggy Converse: Margaret Davidson
  • Diosa Costello: Ameena Horn
  • Wilton Graff: Gouverneur
  • Henry Slate: Pvt. Giggs
  • Charles Bronson: Pvt. Edwards

Fegefeuer (Original: Miss Sadie Thompson) ist eine US-amerikanische Verfilmung der Erzählung Miss Thompson von William Somerset Maugham mit Rita Hayworth in der Hauptrolle aus dem Jahr 1953.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Das Schiff, das die tizianblonde Sadie Thompson von Honolulu nach Neukaledonien bringen soll, wird unter Quarantäne gestellt. An einer feuchtheißen Südseeinsel geht es schließlich vor Anker. Die dort stationierten Marinesoldaten sind sofort aus dem Häuschen, als die attraktive Sadie den Landesteg betritt. Sogleich bieten sie ihr an, sie in das nächste Dorf zu bringen und dafür zu sorgen, dass sie dort eine Unterkunft erhält.

Ebenfalls angekommene Passagiere sind entrüstet über Sadies frivoles Benehmen im Umgang mit den Soldaten. Am meisten ereifert sich Reverend Alfred Davidson. Er ist der Sohn eines ehemaligen Missionars und gefällt sich in der Rolle des religiösen Fanatikers, der jegliches Vergnügen als Sünde versteht. In Sadie sieht er die personifizierte Sünde. Seine Anspielungen auf ihre wohl zweifelhafte Vergangenheit weist die ehemalige Nachtclubsängerin jedoch energisch zurück.

Dennoch ist Sadie beunruhigt über Davidsons Anschuldigungen, da sie inzwischen dem Sergeanten O’Hara nähergekommen ist, der mit ihr in Sydney ein neues Leben anfangen will. Sie fürchtet, O’Hara könne Davidson zu sehr Glauben schenken und deshalb die Beziehung beenden. Davidson hat derweil Nachforschungen angestellt und herausgefunden, dass Sadie in San Francisco, wo sie Zeugin einer Messerstecherei wurde, von der Polizei gesucht wird. Nun hetzt er den Gouverneur der Insel gegen sie auf. Nachdem auch O’Hara Wind von der Sache bekommt, gerät dieser außer sich vor Wut bei der anschließenden Auseinandersetzung mit Sadie, welche plötzlich hysterisch wird und anfängt, ihren früheren Lebenswandel maßlos zu übertreiben.

In der darauffolgenden Zeit scheint Sadie ein vollkommen anderer Mensch geworden zu sein. Sie fügt sich Davidsons Forderungen auf schlichte Kleidung und zurückhaltendes, reuiges Verhalten. O’Hara indes erkennt sie nicht wieder und bekennt nun seinerseits nie ein Engel gewesen zu sein. Als er Sadie vorschlägt, sie auf einem Frachtdampfer in die Freiheit zu schmuggeln, lehnt sie allerdings dankend ab. Sie will nicht länger vor ihrem Schicksal davonlaufen, seit Davidson sie mit Hilfe der Bibel bekehrt hat. Dieser ist regelrecht besessen von der Idee, Sadies Seele gerettet zu haben. Gleichzeitig ist er jedoch auch betört von ihrer Schönheit. Die Dämonen, gegen die er bei anderen predigt, übermannen ihn schließlich selbst, als er sich hemmungslos am Opfer seiner Begierde vergeht. Als er sich seiner schrecklichen Tat bewusst wird, flüchtet er sich in den Freitod.

Bevor Sadie die Nachricht von Davidsons Ende überbracht wird, ist sie wieder wie früher: frech, zynisch, um kein Wort verlegen. Der Tod Davidsons stimmt sie dennoch nachdenklich, sodass sie aus dem Fegefeuer der Leidenschaften geläutert den Weg in ein neues Leben an der Seite von O’Hara geht.

Hintergrund

Vorlage

Fegefeuer basiert auf William Somerset Maughams Kurzgeschichte Miss Thompson, auch bekannt unter dem Titel Regen (Rain). Die ursprünglich provokante Erzählung um Sünde und Erlösung wurde für den Film der Zensur wegen entschärft und mit Musik- und Tanzeinlagen versehen. Dabei wurde die Figur der Sadie von einer Prostituierten in eine Nachtclubsängerin und die des Alfred Davidson von einem unmoralischen, sadistischen Priester in einen religiösen Heuchler und Fanatiker umgewandelt. Dennoch meinten viele konservative Stimmen in den Vereinigten Staaten, dass der Film und vor allem die Tanzszene zu dem Song The Heat Is On zu anstößig und unmoralisch seien und deshalb aus dem Verkehr gezogen werden sollten. Autor Maugham war von Rita Hayworths Sadie hingegen begeistert und es freute ihn, dass es eine seiner Figuren war, mit der Hayworth zeigen konnte, dass sie wider Erwarten eine ernst zu nehmende Schauspielerin sei.[1]

3D-Film

Anfang der 50er Jahre, als das Fernsehen zum großen Konkurrenten des Kinos wurde, kamen 3D-Filme groß in Mode, mit denen die US-amerikanischen Filmstudios versuchten die Zuschauer in die Kinos zu locken. Als Rita Hayworth nach einer vierjährigen Abstinenz von der Leinwand durch ihre Ehe mit Prinz Aly Khan nach Hollywood zurückkehrte und mit Affäre in Trinidad (Affair in Trinidad, 1952) und Salome (1953) zwei finanziell sehr erfolgreiche Filme ablieferte, entschloss sich ihr Studio Columbia Pictures, ihr nächstes Projekt sowohl in Technicolor als auch in 3D zu filmen.

Fegefeuer wurde als 3D-Film am 23. Dezember 1953 in New Yorks Capitol Theatre uraufgeführt. Doch zu dieser Zeit war das Interesse an 3D-Filmen bereits gesunken, sodass nach zwei Wochen nur noch die normale zweidimensionale Version des Films in den Kinos gezeigt wurde. Der Film war jedoch auch ohne 3D sowohl bei den Kritikern als auch beim Publikum erfolgreich. Am 10. September 2006 wurde der Film bei der World 3-D Expo in Grauman’s Egyptian Theatre in Hollywood nach vielen Jahren erstmals wieder öffentlich in 3D gezeigt.

Anmerkungen

Auf Kauaʻi, Hawaii, entstanden die Außenaufnahmen des Films.
  • Die Geschichte der Sadie Thompson wurde mehrfach verfilmt, u. a. auch mit Gloria Swanson (Sadie Thompson, 1928) und Joan Crawford (Rain, 1932).
  • Wie in all ihren Filmen wurde Hayworth in Fegefeuer bei den Gesangseinlagen synchronisiert, in diesem Fall von Jo Ann Greer.
  • Während die Innenaufnahmen in den Studios von Columbia gedreht wurden, entstanden die Außenaufnahmen auf Kauaʻi, Hawaii.
  • In einer kleinen Nebenrolle trat Schauspieler Charles Bronson noch unter seinem ursprünglichen Namen Charles Buchinsky auf.
  • In den Deutschland kam der Film erstmals am 13. August 1954 in die Kinos.

Musik- und Tanznummern

Auszeichnungen

  • Eine Nominierung für den Oscar in der Kategorie Bester Song (Blue Pacific Blues)

Kritiken

Die Kritiker zeigten sich positiv überrascht von Rita Hayworths Interpretation der Sadie Thompson:

„In 3-D-Technik gedrehtes, in Farbgebung und Atmosphäre meisterhaft gestaltetes Leidenschafts-Melodram mit musikalischen Einlagen.“

Lexikon des internationalen Films[2]

„Rita Hayworth liefert zweifellos ihre auffälligste Darstellung in Fegefeuer. Viel davon ist sehr gutes Schauspiel, das mit ernsthaften Dialogen frühere Leistungen des Stars überstrahlt.“

Edwin Schallert, Los Angeles Times[3]

„Eine erstaunlich gute Darbietung von Rita Hayworth, die mit Feuer und Überzeugungskraft Sadie voll und ganz glaubwürdig macht.“

The Hollywood Reporter[4]

„Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal den Tag erleben würde, an dem Rita Hayworth José Ferrer an die Wand spielt. Aber genau das ist es, was sie tut in dieser entschärften Version von Somerset Maughams klassischer Kurzgeschichte […]. Miss Hayworth zeigt hier wahrscheinlich ihre beste darstellerische Leistung. […] Die Technicolor-Farben sind umwerfend und Miss Hayworth fesselt.“

Jesse Zunser, Cue magazine[5]

„José Ferrer scheint nicht voll und ganz bei der Sache zu sein und Aldo Ray ist einfach unglaubwürdig. So ist es der großartigen Hayworth überlassen, den Film mit ihrer Anziehungskraft, Persönlichkeit und Sinnlichkeit zu tragen. Dies kommt am besten zur Geltung bei einer Handvoll Gesangseinlagen, besonders bei dem unglaublichen The Heat Is On, einem der erotischsten Tänze der Leinwand. Geben sie Hayworth die Chance, die Leinwand in Brand zu setzen und sie wird es mit Sicherheit tun; es erhebt Fegefeuer zwar nicht zu großer Kunst, aber es macht es erinnerungswürdig.“

Craig Butler, All Movie Guide[6]

Deutsche Fassung

Am Hanalei Pier, Kauaʻi, wurden die Ankunft und Abfahrt von Sadie Thompson gedreht.

Die deutsche Synchronbearbeitung entstand 1954.[7]

Rolle Darsteller Synchronsprecher
Sadie Thompson Rita Hayworth Gisela Trowe
Alfred Davidson José Ferrer O. E. Hasse
Sgt. Phil O'Hara Aldo Ray Horst Niendorf
Pvt. Edwards Charles Bronson Harald Juhnke

DVD-Veröffentlichungen

  • Fegefeuer. Sony Pictures Home Entertainment 2003
  • Legend Diary by Rita Hayworth (8 DVDs). Sony Pictures Home Entertainment 2006

Literatur

  • W. Somerset Maugham: Regen: Und andere Meistererzählungen. Diogenes; 1. Auflage, 2007, 272 S., ISBN 3-25723-586-0
  • W. Somerset Maugham: Rain and Other South Sea Stories. Dover Publications, 2005, 176 S., ISBN 0-48644-562-3 (engl. Ausgabe)
  • W. Somerset Maugham: Rain in The Great Exotic Novels and Short Stories of Somerset Maugham. Carroll & Graf Publishers, 2001, 730 S., ISBN 0-78670-813-1 (engl. Ausgabe)

Einzelnachweise

  1. John Kobal: Rita Hayworth: The Time, The Place and the Woman. New York: W.W. Norton, 1977, ISBN 0-393-07526-5
  2. Fegefeuer (1953) im Lexikon des Internationalen Films
  3. "Rita Hayworth does her flashiest portrayal, bar none, in Miss Sadie Thompson. Some of it is very good acting, too, outshining the star's prior efforts along more serious lines.", Gene Ringgold: The Films of Rita Hayworth. Secaucus, NJ: Citadel Press, 1974, S. 196
  4. "A strikingly good performance by Rita Hayworth who plays with fire and conviction, making a thoroughly believable Sadie.", Gene Ringgold: The Films of Rita Hayworth. Secaucus, NJ: Citadel Press, 1974, S. 196
  5. "I never thought I'd live to see the day when Rita Hayworth would steal acting honors from José Ferrer. But that's eactly what she does in this sanitary version of Somerset Maugham's classic short story […]. Miss Hayworth gives what is probably her best performance. […] Its Technicolor is dazzling and Miss Hayworth sizzles.", Gene Ringgold: The Films of Rita Hayworth. Secaucus, NJ: Citadel Press, 1974, S. 197
  6. "José Ferrer doesn't seem to have his heart in his work, and Aldo Ray is simply unbelievable. That leaves Hayworth, in great form, to carry the picture with her magnetism, personality, and sensuality. These come through most effectively in the handful of musical numbers, especially the incredible The Heat Is On, one of the most blazingly erotic dance segments to be put on the screen. Give Hayworth the chance to set the screen on fire and she certainly delivers; it can't raise Miss Sadie Thompson to great art, but it does make it memorable.", All Movie Guide
  7. synchrondatenbank.de

Weblinks


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