Ferruccit

Ferruccit
Ferruccit
Ferruccite, Avogadrite - Vesuvius, Italia.jpg
Ferruccit (weiß) auf Avogadrit (gelblichbraun) vom Vesuv, Italien
(Bildbreite: 5 mm)
Chemische Formel Na[BF4][1]
Mineralklasse Halogenide
3.CA.05 (8. Auflage: III/B.01-10) (nach Strunz)
11.02.03.01 (nach Dana)
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse orthorhombisch-dipyramidal 2/m\ 2/m\ 2/m [2]
Farbe Farblos, Weiß
Strichfarbe Weiß
Mohshärte 3
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,496 ; berechnet: 2,5075 [3]
Glanz
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Bruch
Spaltbarkeit gut nach {100}, {010} und {001}
Habitus dünntafelige Kristalle; krustige Überzüge
Kristalloptik
Brechungsindex nα = 1,301 ; nβ = 1,301 ; nγ = 1,307 [4]
Doppelbrechung
(optische Orientierung)
δ = 0,006 [4] ; zweiachsig positiv
Winkel/Dispersion
der optischen Achsen
2vz ~ gemessen: 11° , berechnet: 22° [4]

Ferruccit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Halogenide“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Na[BF4][1] und entwickelt nur sehr kleine, farblose bis weiße, dünntafelige Kristalle oder krustige Überzüge.

Inhaltsverzeichnis

Besondere Eigenschaften

Ferruccit ist wasserlöslich und gibt diesem einen bitteren, säureartigen Geschmack.[3]

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Ferruccit 1933 am Vesuv in Italien und beschrieben durch Guido Carobbi (1900–1983)[5][6], der das Mineral nach dem italienischen Mineralogen Ferruccio Zambonini (1890-1932)[7] benannte.

Typmaterial des Minerals befindet sich unter anderem am ENSM in Paris (Register-Nr. CT: 8969), an der MMUFi in Florenz (Register-Nr. HT: 1974/I) und am NHM in London (Register-Nr. CT: BM 1933,419).[8]

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Ferruccit zur Mineralklasse der „Halogenide“ und dort zur Abteilung der „wasserfreien Doppelhalogenide“, wo er zusammen mit Avogadrit und Barberiit eine eigenständige Gruppe bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Ferruccit ebenfalls in die Klasse der „Halogenide“ ein, dort allerdings in die Abteilung der „Komplexen Halogenide“. Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seines Aufbaus in der Unterabteilung der „Borofluoride“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 3.CA.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Ferruccit in die Klasse der „Halogenide“ und dort in die Abteilung der „Komplexe Halogenide – Aluminiumfluoride“ ein. Hier ist er einziges Mitglied der unbenannten Gruppe 11.02.03 innerhalb der Unterabteilung der „Komplexen Halogenide (und Aluminiumfluoride) mit der allgemeinen Zusammensetzung (A)mB(X)4“.

Bildung und Fundorte

Ferruccit kristallisiert direkt (Sublimation) aus den vulkanischen Gasen der aktiven Fumarole. Begleitminerale sind unter anderem Sassolin sowie verschiedene Fluorborate und Fluorsilikate.

Bisher (Stand: 2010) konnte das Mineral nur an seiner Typlokalität Vesuv sowie im Tal zwischen dem Monte Somma und dem Vesuv (Atrio del Cavallo) gefunden werden.

Kristallstruktur

Ferruccit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Amma mit den Gitterparametern a = 6,79 Å; b = 6,84 Å und c = 6,26 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 160.
  2. Webmineral - Avogadrite (englisch)
  3. a b Handbook of Mineralogy - Ferruccite (englisch, PDF 67,8 kB)
  4. a b c Mindat - Ferruccite (englisch)
  5. Mineral species of Vesuvius described for the first time (englisch)
  6. Handbook of Mineralogy - Carobbiite (benannt nach Professor Guido Carobbi (1900–1983), Italian geologist, Institute of Mineralogy and Geochemistry, University of Florence, Florence, Italy, who collected the first specimens., PDF 59,2 kB)
  7. Centro Musei delle Scienze Naturali - Ferruccio Zambonini (italienisch)
  8. Catalogue of Type Mineral Specimens, Commission on Museums (IMA) - Ferruccite (englisch, PDF 71,4 kB; S. 7)

Weblinks

 Commons: Ferruccite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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