- Sassolin
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Sassolin Sassolin (weiß) mit Überzug aus gediegenem Schwefel (gelb) Chemische Formel H3BO3 bzw. B(OH)3 Mineralklasse Hydroxide und oxidische Hydrate / Borate
IV/F.01-10 (nach Strunz)
24.03.01.01 (nach Dana)Kristallsystem triklin Kristallklasse triklin-pinakoidal, Farbe farblos (weiß); durch Verunreinigungen auch gelb bis braun Strichfarbe weiß Mohshärte 1 Dichte (g/cm3) 1,44 – 1,5 Glanz Glasglanz, Perlmuttglanz auf Spaltflächen Transparenz durchsichtig Bruch k. A. Spaltbarkeit vollkommen nach {001} Habitus tafelig als pseudohexagonale Plättchen, sehr selten nadelig Häufige Kristallflächen {001} Zwillingsbildung häufig, Zwillingsachse [001] Kristalloptik Brechungsindex nα = 1,340
nβ = 1,456
nγ = 1,459Doppelbrechung
(optische Orientierung)Δn = 0,1190 ; zweiachsig negativ Winkel/Dispersion
der optischen Achsen2vz ~ 16,2° (berechnet); 5° (gemessen) Pleochroismus nicht beobachtet Weitere Eigenschaften Phasenumwandlungen k. A. Schmelzpunkt Zersetzung bei 185 °C[1] Chemisches Verhalten Leicht löslich in Wasser Ähnliche Minerale Behoit, Klinobehoit, Borax, Kernit, Metaborit Besondere Kennzeichen manchmal fluoreszierend Sassolin ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Hydroxide beziehungsweise Borate und die natürlich auftretende Form der Orthoborsäure mit der chemischen Zusammensetzung H3BO3 (B(OH)3). Es ist ein sehr weiches Mineral und kristallisiert im triklinen Kristallsystem als farblose, plättchen- bis tafelförmige Kristalle mit pseudohexagonalem Habitus. Sassolin bildet sich durch Abscheidung aus der Gasphase (Resublimation) im Zusammenhang mit vulkanischer Aktivität, zum Beispiel an Fumarolen.
Inhaltsverzeichnis
Etymologie und Geschichte
Der Name Sassolin leitet sich von dem Fundort und der heutigen Typlokalität Sasso nahe Larderello (Toskana, Italien) ab, die im so genannten Tal des Teufels (ital. valle del diavolo) liegt. Diese geothermisch sehr aktive Region zeichnet sich durch zahlreiche schwefel- und borhaltige Fumarolen aus, den so genannten Soffionen. Die Erstbeschreibung des Minerals datiert auf den Beginn der 19. Jahrhunderts.
Seit der Gründung der International Mineralogical Association ist Sassolin (engl. Sassolite) der international anerkannte Mineralname für die natürlich auftrende Borsäure.
Bildung und Fundorte
Sassolin bildet sich gewöhnlich an Fumarolen in vulkanisch aktiven Gebieten durch Kristallisation aus kondensiertem, borsäurehaltigem Wasserdampf. Bei entsprechend hohen Borsäuregehalten können in diesen Gebieten lokale Bor-Lagerstätten entstehen. Begleitende Minerale (Paragenesen) von Sassolin sind häufig gediegener Schwefel, Realgar (As4S4) und verschiedene Eisenoxide. Durch Verunreinigungen kann Sassolin auch eine gelbe (durch Schwefel) oder braune Farbe (durch Eisenoxide) annehmen.
Neben der Typlokalität nahe Larderello findet sich Sassolin in Italien auch am Vesuv und auf den Liparischen Inseln. Als weitere Fundorte können die Region um Aachen/Nordrhein-Westfalen in Deutschland, Jammu und Kashmir in Indien, die Region um Kagoshima in Japan, die Halbinsel Kamtschatka in Russland, sowie Death Valley/Kalifornien, Yellowstone-Nationalpark/Wyoming und Washoe County/Nevada in den USA genannt werden. [2]
Morphologie
Sassolin kristallisiert gewöhnlich in Form von schuppenartigen Plättchen mit einer pseudohexagonalen Symmetrie. Dieser sechseckige Querschnitt der Plättchen wird einerseits durch den nahe bei 120° liegenden γ-Winkel, andererseits auch durch die starke Tendenz zur Zwillingsbildung der Kristalle verursacht, wobei mehrere Individuen makroskopisch als ein Kristall erscheinen. Die Kristalle erreichen eine Größe von bis zu 5 mm. Seltener sind nadelförmige Kristalle, die stalaktitartig, an Gesteinsoberflächen hängend, wachsen.
Kristallstruktur
Kristallographische Daten[3]
Elementarzelle von SassolinKristallsystem triklin Raumgruppe Gitterparameter
(Elementarzelle)a = 709 pm
b = 704 pm
c = 635 pmα = 92,49°
β = 101,46°
γ = 119,76°Zahl (Z) der
FormeleinheitenZ = 4 Sassolin kristallisiert im triklinen Kristallsystem in der Raumgruppe mit den Gitterparametern a = 709 pm, b = 704 pm, c = 635 pm; α = 92,49°, β = 101,46° und γ = 119,76° sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.
Die Kristallstruktur weist einen ausgeprägten schichtartigen Charakter auf. Die einzelnen, trigonal-planar (siehe auch VSEPR-Modell) aufgebauten Borsäure-Moleküle sind senkrecht zur kristallographischen c-Achse ([001]) ausgerichtet und bilden über Wasserstoffbrückenbindungen Schichten parallel der (001)-Ebene (ab-Ebene). Zwischen diesen Schichten bestehen nur sehr schwache intermolekulare Wechselwirkungen, wodurch sich auch die vollkommene Spaltbarkeit parallel der (001)-Ebene und die sehr geringe Mohshärte von 1 erklärt.
Siehe auch
Literatur und Quellen
- M. Okrusch, S. Matthes: Mineralogie. Springer, Berlin 2005, ISBN 3-540-23812-3.
Einzelnachweise
- ↑ Datenblatt Sassolin bei Merck, abgerufen am 19. Januar 2011.
- ↑ MinDat - Localities for Sassolite (engl.)
- ↑ M. Gajhede, S. Larsen, S. Rettrup: Electron density of orthoboric acid determined by X-ray diffraction at 105 K and ab initio calculations. In: Acta Crystallographica. Nr. B42, 1986, S. 545–552.
Weblinks
Commons: Sassolin (Sassolite) – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienCommons: Borsäure – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Mineralienatlas:Sassolin (Wiki)
- Webmineral – Sassolin (Sassolite) (engl.)
- MinDat – Sassolin (Sassolite) (engl.)
Kategorien:- Mineral
- Triklines Kristallsystem
- Bormineral
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