- Frances Benjamin Johnston
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Frances "Fannie" Benjamin Johnston (* 15. Januar 1864 in Grafton, West Virginia, USA; † 16. Mai 1952 in New Orleans) war eine der ersten US-amerikanischen Fotografinnen und Fotojournalistinnen.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Johnston wurde als einziges überlebendes Kind reicher und gut vernetzter Eltern in Grafton, West Virginia geboren und wuchs in Washington D.C. auf. Sie studierte an der Académie Julian in Paris und der Washington Students League. Sie war eine unabhängige Frau mit einem starken Willen und schrieb bereits früh Artikel für Zeitschriften und Magazine, bevor sie ihr kreatives Potenzial über die Fotografie entdeckte. Ihre erste Kamera wurde ihr von George Eastman geschenkt, einem engen Freund der Familie und zugleich Erfinder der neuen, leichteren Eastman Kodak Kameras. Sie nahm Fotografie-Unterricht und lernte Dunkelkammer-Techniken bei Thomas Smillie, der zu dieser Zeit director of photography am Smithsonian war.
Künstlerisches Wirken
Zunächst fotografierte Johnston Porträts von Freunden, Familienmitgliedern und lokalen Persönlichkeiten und arbeitete später als freie Fotografin. Ihre Fototouren führten Sie in den 1890er Jahren bis nach Europa, wo sie ihre guten Beziehungen zu Smillie nutzte, um prominente Fotografen zu treffen und neue Ausstellungsgegenstände für das Smithsonian zu akquirieren. Sie gewann weitere praktische Erfahrung durch ihre Arbeit für Eastman Kodak in Washington D.C., wo sie Negative zur Belichtung weiterleitete und Kunden beriet, wenn deren Kameras eine Reparatur benötigten. Sie eröffnete 1895 ihr eigenes Fotostudio in Washington D.C. und fertigte dort Porträts von vielen zeitgenössischen bekannten Personen an, darunter Susan B. Anthony, Mark Twain und Booker T. Washington. Johnston war durch ihre Arbeit in der gesellschaftlichen Elite gut vernetzt, wurde von Zeitschriften beauftragt, Celebrity-Porträts zu erstellen und auch vielfach als Gerichtsfotografin eingesetzt. Sie fotografierte Admiral George Dewey an Deck der USS Olympia, die Kinder von Theodore Roosevelt, die mit ihrem Pony am Weißen Haus spielen, und die Gärten der berühmten Villa von Edith Wharton in der Nähe von Paris.
Ihre Mutter Frances Antoinette Johnston war Kongress-Journalistin für die Baltimore Sun gewesen, so dass sie auf die Verbindungen mit der politischen Szene in Washington aufbauen konnte. Auf diese Weise wurde sie für die Amtszeiten von Benjamin Harrison, Grover Cleveland, William McKinley, Theodore Roosevelt und William Howard Taft zur offiziellen Fotografin des Weißen Hauses.
Sie fotografierte ebenfalls die bekannte US-amerikanische Erbin und Prominente Natalie Barney in Paris. Ihr mutmaßlich bekanntestes Werk ist jedoch ihr Selbstporträt der Neuen Frau mit sichtbarem Petticoat und einem Bierkrug in der Hand. Johnston war eine fortwährende Verteidigerin der Rolle der Frau in der aufkeimenden Fotokunst. Das Ladies Home Journal veröffentlichte 1897 ihren Artikel What a Woman Can Do With a Camera. Sie war gemeinsam mit Zaida Ben-Yusuf Kuratorin einer Ausstellung von Fotografien, die von 28 Fotografinnen erstellt wurden, während der Weltausstellung 1900 in Paris. Die Ausstellung wurde im Anschluss ebenfalls in Sankt Petersburg, Moskau und Washington D.C. gezeigt.[1] Johnston reiste für ihren Beruf sehr weit und fertigte ein breites Spektrum von dokumentarischen und künstlerischen Fotos von Bergleuten, Stahlarbeitern, Frauen in den Mühlen in Neuengland und Seeleuten während ihrer Tätowierung an. Hinzu kommen die gesellschaftlichen Auftragsarbeiten.
1899 erlangte sie weitere Bekanntheit durch einen Auftrag von Hollis Burke Frissell, die Gebäude und Studenten des Hampton Normal and Agricultural Institute in Hampton, Virginia zu fotografieren, um den Erfolg des Instituts zu demonstrieren.[2] Diese Fotoserie, die das normale Schulleben dokumentiert, stellt heute das vielsagendste Werk von Johnston dar. Es wurde ebenfalls im Rahmen der Weltausstellung 1900 in Paris - im Exposé nègre - ausgestellt.[3]
Sie fotografierte Ereignisse wie Weltausstellungen und Unterzeichnungen von Friedensverträgen und fertigte das letzte Porträt von US-Präsident William McKinley während der Pan-American Exposition 1901 kurz vor dessen Ermordung an. Mit ihrer Lebensgefährtin Mattie Edwards Hewitt, die selbst eine erfolgreiche freiberufliche Fotografin war, eröffnete Johnston 1913 ein Studio in New York. Sie produzierten gemeinsam in den 1920er Jahren mehrere Fotoserien über die zeitgenössische New Yorker Architektur.
Zu dieser Zeit wuchs bei Johnston zusehends das Interesse an der Architekturfotografie, vor allem weil sie es mochte, Gebäude und Gärten zu dokumentieren, die kurz vor dem Verfall standen, baufällig waren oder abgerissen zu werden drohten. Ihre Fotografien bilden daher eine wertvolle Quelle für moderne Architekten, Historiker und Denkmalpfleger. Sie stellte 1928 eine Serie von 247 Fotografien von Fredericksburg, Virginia, aus, die von den verfallenden Villen der Reichen bis zu den Hütten der Armen reichten. Die Ausstellung trug den Titel Pictorial Survey--Old Fredericksburg, Virginia--Old Falmouth and Nearby Places, bildete eine Serie von fotografischen Studien der regionalen Architektur von der Kolonialzeit bis ca. 1830 und wurde beschrieben als „ein historischer Schatz und eine gekonnte Widerspiegelung der Atmosphäre einer Stadt im alten Virginia“.
Ihre mit dieser Ausstellung noch weiter gewachsene Bekanntheit brachte die University of Virginia dazu, Johnston die Gebäude der Universität und den Staat North Carolina fotografieren zu lassen, um die regionale Architekturgeschichte zu dokumentieren. Louisiana bezahlte sie dafür, die örtlichen riesigen Bestände sich schnell verschlechternder Plantagen zu dokumentieren. Die New Yorker Carnegie Corporation beauftragte Johnston 1933 mit der Dokumentation der frühen Architektur in Virginia, was später zu einer ganzen Serie von Aufträgen und Fotografien in acht weiteren südlichen Bundesstaaten der USA führte. Alle in diesem Zuge angefertigten Fotografien wurden von Johnston der Library of Congress zur freien und öffentlichen Verwendung zur Verfügung gestellt. Für ihre Arbeiten zum Erhalt alter und vom Abriss bedrohter Gebäude wurde sie zum Ehrenmitglied des American Institute of Architects ernannt. Ihre Sammlungen und Fotoserien wurden von Institutionen wie dem Metropolitan Museum of Art, dem Virginia Museum of Fine Arts und dem Baltimore Museum of Art gekauft und ausgestellt.
Obwohl Johnston ihre Reisen während des Zweiten Weltkriegs aufgrund der Rationierung von Kraftstoffen einschränken musste, fotografierte sie bis zu ihrem Tod im Alter von 88 Jahren weiter.
Einzelnachweise
- ↑ National Portrait Gallery: Zaida Ben-Yusuf. New York Photographer. Abgerufen am 14. September 2011 (englisch).
- ↑ Laura Wexler: Black and White and Color. American Photographs at the Turn of the Century. In: Prospects: An Annual of the American Cultural Studies. 13, 1988, S. 343.
- ↑ Anne Maxell: Montrer l'Autre. Franz Boas et les soeurs Gerhard. In: Nicolas Bancel, Pascal Blanchard, Gilles Boetsch et al. (Hrsg.): Zoos humains. aux temps des exhibitions humaines. Découverte, Paris 2004, ISBN 978-2707144010, S. 331-339, OCLC 750165237.
Weblinks
Commons: Frances Benjamin Johnston – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- RootsWeb: Frances Benjamin (Fannie) Johnston. Abgerufen am 14. September 2011 (englisch).
- Richard Bland College: Frances Benjamin Johnston. Abgerufen am 14. September 2011 (PDF, englisch, College Biografie).
- GLBTQ: American Art: Lesbian, 1900-1969. Photography as Art Form and Document. 2002, abgerufen am 14. September 2011 (englisch).
- Bettina Berch: The Woman behind the Lens. The Life and Work of Frances Benjamin Johnston, 1864-1952. University of Virginia Press, 21. September 2007, abgerufen am 14. September 2011 (englisch).
- Donna Chason: A gift from George Eastman. In: fredericksburg.com. 15. Januar 2005, abgerufen am 14. September 2011 (englisch, detaillierte Biografie mit ausgewählten Fotografien).
- Library of Congress: Johnston (Frances Benjamin) Collection. Abgerufen am 14. September 2011 (englisch, Online Katalog der Library of Congress inkl. Links zu vielen Fotos).
- Clio Visualizing History: FRANCES BENJAMIN JOHNSTON. Abgerufen am 14. September 2011 (englisch).
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