Friedrich Christian Matthiä

Friedrich Christian Matthiä
Titelseite eines Werkes von Friedrich Christian Matthiä, Frankfurt, 1817

Friedrich Christian Matthiä, (* 30. Dezember 1763 in Göttingen; † 21. März 1822 in Frankfurt am Main), war Pädagoge und Altphilologe; wissenschaftlicher Buchautor

Inhaltsverzeichnis

Leben

Friedrich Christian Matthiä wurde geboren als Sohn des Medizinprofessors und Bibliothekars Georg Matthiä in Göttingen. Er besuchte das evangelische Gymnasium zu Erfurt und seit 1777 das Gymnasium seiner Vaterstadt. Auf der Göttinger Georg-August-Universität studierte Matthiä Philologie und Linguistik bei Christian Gottlob Heyne (1729–1812), Theologie und Orientalische Sprachlehre bei Johann David Michaelis sowie diverse andere Fächer bei Johann Christoph Gatterer (1727–1799), Georg Christoph Lichtenberg (1742–1799), Christoph Meiners (1747–1810) und August Ludwig von Schlözer (1735–1809). Überdies erlernte er die englische, französische, italienische und spanische Sprache.

Nach Abschluss seiner Studien ging Matthiä 1787 als Lehrer der lateinischen und griechischen Sprache an die „Lateinische Stadt- und Landesschule der Grafschaft Wied“ zu Neuwied (heute „Werner-Heisenberg-Gymnasium“). 1789 avancierte er zum Direktor des herrschaftlichen Gymnasiums in Grünstadt, Pfalz, Residenz der Grafen zu Leiningen-Westerburg. Matthiä wirkte hier sehr sachkundig und eifrig, bis infolge des Krieges 1793 die Franzosen dort einmarschierten und er fliehen musste. Die Fronten zwischen französischen Revolutionären und deutscher Reichsarmee wechselten mehrfach, wobei auch Blücher und seine roten Husaren 1794 zeitweise als Besatzung in Grünstadt lagen. In jenem Jahr kehrte auch Friedrich Christian Matthiä in das Städtchen zurück und nahm seine Tätigkeit als Gymnasialdirektor wieder auf. 1797 kam Grünstadt im Frieden von Campo Formio als Kantonsstadt zum französischen Département du Mont-Tonnerre mit Regierungssitz in Mainz.

Nach Auflösung des Grünstadter Gymnasiums durch die Franzosen ging Matthiä als Lehrer der lateinischen und griechischen Sprache an die „Zentralschule“ des Departements zu Mainz, vormals die Universität der Metropole. Über seine Zeit als Direktor in der beschaulichen Residenz Grünstadt schrieb er 1802, aus Mainz an seinen Bruder August:

„Wie sehr bedauere ich, daß die Umstände mich von meiner Schuldirektorstelle in Grünstadt verdrängt haben. Nirgends war ich glücklicher als dort, besonders von 1789 bis 1792, ehe noch der leidige Parteigeist in die Menschen fuhr und alle gesellschaftlichen Bande zerriß.“

„August Matthiä in seinem Leben und Wirken“, Quedlinburg, 1845, Seiten 116/117 [1]

In Mainz wählte man Friedrich Christian Matthiä 1800 in den Munizipalrat der Stadt (Stadtrat), 1801 auch in das Conseil Général (Generalrat) des Département du Mont-Tonnerre. In dieser Funktion wurde er Mitglied der „Commission zur Organisation der Schule zu Grünstadt“. Durch seinen Einfluss gelang ihm die Wiedererrichtung des dortigen Gymnasiums, das er 1802 erneut als Rektor übernahm. Es ist das bis heute existierende Leininger-Gymnasium der Stadt. Die neuen französischen Gesetze und Vorschriften über den Unterricht widersprachen Matthiäs Weltanschauungen, weshalb er 1804 resignierte und Grünstadt endgültig verließ. Auch eine ihm von Minister Antoine François de Fourcroy angebotene Stelle als Leiter des Lyceums Mainz schlug er aus. Der Philologe emigrierte aus Frankreich und ging ins rechtsrheinische Frankfurt am Main wo er am dortigen Gymnasium – heute Lessing-Gymnasium (Frankfurt) - angestellt und 1806 Rektor wurde. Anlässlich dieser Beförderung ernannte ihn die Philosophische Fakultät seiner alten Universität Göttingen zum Ehrendoktor (Dr.h.c.). Fürstbischof Karl Theodor von Dalberg, Großherzog von Frankfurt, war mit den Leistungen von Friedrich Christian Matthiä sehr zufrieden und ernannte ihn 1812 zum Oberschul- und Studienrat. 1822 verstarb der Lehrer in Frankfurt an einem Darmverschluss. Sein Bruder August Matthiä (1769–1835) wirkte als bekannter Philologe in Weimar und Altenburg.[2] Der Geograph Carl Ritter war in Frankfurt ein Schüler von Friedrich Christian Matthiä und mit ihm befreundet. [3] Gemeinsam mit dem Frankfurter Arzt Johann Christian Ehrmann begründete Matthiä 1809 den satirischen Orden der verrückten Hofräthe.

Friedrich Christian Matthiä besitzt einen eigenen Lexikon-Eintrag in Pierer's Universal-Lexikon, Altenburg 1860, Band 11, Seite 10 [4], sowie im Brockhaus Universal Lexikon, Leipzig 1827, Band 7, Seite 195 [5]. In der englischen Encyclopedia Britannica von 1911 ist Friedrich Christian Matthiä separat im Artikel über seinen Bruder August Matthiä genannt. [6]

Publizistisches Werk

Friedrich Christian Matthiä veröffentlichte eine Vielzahl von Publikationen, von denen die „Bemerkungen zu drey Stellen im Herodot, Cicero und Livius“ 2009 als Taschenbuch in Neuauflage erschienen. [7] Sein bekanntestes Werk sind Senecas Briefe, publiziert in Frankfurt 1803-1808. Außerdem betätigte er sich als Übersetzer ausländischer Bücher.

Die bekanntesten seiner Publikationen sind:

  • „Einige Vorschläge zu Verbesserungen im Homerischen Hymnus auf den Apoll“ , Kranzbühler, 1792
  • „Einige Anmerkungen zum 21. Buch des Livius“ . (Einladungsschrift Gymnasium zu Grünstadt), 1793
  • „Bemerkungen zu den Livianisch-Polybischen Beschreibungen der Schlacht bey Cannae und der Belagerung von Syrakus“ , Gymnasium Frankfurt, 1807
  • „L. Annaei Senecae ad Lucilium juniorem Epistolae” , 2 Bände, 1803-1808
  • „Bemerkungen zu drei Stellen im Herodot, Cicero und Livius“ , 1810
  • „Prolegomenen zu Cicero's Gesprächen vom Redner, für meine Schüler“ , Gymnasium Frankfurt, 1812.
  • „Matthias Quad: ein Beytrag zur deutschen Literatur- und Kunstgeschichte des 16. und 17. Jahrhunderts“ , 1815
  • „Des Patriarchen Gregorius aus Cypern Selbstbiographie: ein Beytrag zur Literatur- und Schulgeschichte des dreysehnten Jahrhunderts, nebst einem der ungedruckten Briefe Gregors aus einer Handschrift“ , 1817
  • “Arati Phaenomena et Diosemea: quibus subjiciuntur Eratosthenis Catasterismi. Dionysii Orbis terrarum descriptio. Rufi Fest Avieni utriusque poetae metaphrases“ , 1817[8]
  • „Ueber zwey Stellen im Aeschylus und Horaz“ , 1818
  • „Kurze Uebersicht d. römisch. u. griechisch. Maas-: Gewicht- u. Münzwesens“ , 1818
  • „Von einigen bedeutenden Bereicherungen der Stadtbibliothek, in Frankfurt a. M.“ , 1819
  • „Der Rückzug der Zehntausend Griechen, nach John Macdonald Kinneir“ , 1819
  • „Probe einer neuen Ausgabe des Leibnitz-Ludolfischen Briefwechsels“ , 1820
  • „Über Pater Meermann's auf hiesiger Stadtbibliothek befindliche thermometrische Beobachtungen u. Berechnungen“ , Gymnasium Frankfurt, 1821
  • „Verzeichnis der Bibliothek zu Frankfurt am Main“ , 1822
  • „Ueber die Zerstörung der Roemerstädte an dem Rheine zwischen Lahn und Wied, durch die Deutschen in der Mitte des dritten Jahrhunderts, wie sie in Nachgrabungen bey Neuwied gezeigt haben“ , 1823 (posthum)
  • „Nachrichten über die römischen Alterthumsreste in der Umgegend von Neuwied“ , 1823 (posthum)

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. über seine Grünstadter Zeit, Seite 116/117 aus „August Matthiä in seinem Leben und Wirken“, Quedlinburg, 1845
  2. Richard Hoche: Matthiae, August. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 20, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 626–628.
  3. Zur Freundschaft Matthiä mit Carl Ritter
  4. Eintrag Friedrich Christian Matthäi, in Pierers Universal Lexikon 1860
  5. Eintrag Friedrich Christian Matthäi, im Brockhaus von 1827
  6. Eintrag Matthiä in der Encyclopedia Britannica
  7. Neuzeitliche Auflage eines Werkes von Friedrich Christian Matthiä
  8. Kompletter Buchscan eines philologischen Werkes von Friedrich Christian Matthiä, aus dem Jahre 1817

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