Friedrich Ludwig von Witzleben

Friedrich Ludwig von Witzleben
Porträt von Friedrich Ludwig von Witzleben (Stahlstich um 1845).

Friedrich Ludwig von Witzleben (* 9. Mai 1755 in Wohlmirstedt; † 16. März 1830 in Kassel) war ein deutscher Forstmann, Staatsrat und Generaldirektor der Domänen, Forste und Gewässer in Hessen, Verfasser forstlicher Fachliteratur und Gründer der Forstlehranstalt zu Waldau.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Friedrich Ludwig von Witzleben entstammt dem thüringischen Uradelsgeschecht Witzleben und war der älteste Sohn aus der zweiten Ehe des Gutsbesitzers Friedrich Wilhelm von Witzleben (1714–1791) mit Christiane Amalie Gräfin von der Schulenburg aus dem Hause Wolfsburg (1732–1781). Den ersten vorschulischen Unterricht erhielt der Friedrich Ludwig im elterlichen Hause durch einen Hauslehrer, zunächst in Langensalza, dann auf einem väterlichen Gut. In seiner Selbstbiographie beschreibt er das Verhalten in diesen Jahren als unstet und dass er sich lieber mit der Kunst der Jagd sowie den Fisch- und Vogelfang beschäftigt hat, als die lateinische Sprache zu erlernen. Mit 14. wurde er auf die Stadtschule nach Naumburg geschickt um dort die "alten Sprachen" wie Latein zu erlernen. Das "strenge Schulwesen" weckte bei seinem Vater jedoch eine gewisse Skepsis woraufhin Friedrich Ludwig nach 1¼ Jahren auf das königliche Pädagogium in Halle geschickt wurde. Der Schwerpunkt dieser Schuleinrichtung lag auf den naturwissenschaftlichen Fächern. Hier konnte er sich auch Latein aneignen.

Im Jahre 1774 immatrikulierte sich Friedrich Ludwig an der Universität Jena, um dort Rechtswissenschaft zu studieren. Nach eigenen Angaben war das Studium in den ersten zwei Semestern eher von "Müßiggang" und Beschäftigung mit Schöngeisterei geprägt. Im dritten Semester allerdings fand Friedrich Ludwig den "Eifer" zum studieren und beschäftigte sich nebenbei mit der Kameralwissenschaft und Baukunde. 1776 promovierte zum Dr. jur. mit der juristischen Dissertation "De portione statutaria in legitimam computanda" und schloss 1778 sein Studium ab. Nach dem Studium ersuchte er Anstellung bei verschiedenen sächsischen Höfen, welches ihn aber nicht gelang.

Anfang 1779 begab er sich auf Empfehlung von Verwandten nach Dillenburg und bewarb er sich bei dem im Haag befindlichen Prinzen von Oranien-Nassau. Im Dezember 1779 kam der Bescheid, dass er als Forstmeister Anstellung finden und nach dienstlichen Ausscheiden des jetzigen Chefs dem Oberjägermeister v. Röder befördert wird. Grundvoraussetzung dafür war aber eine einjährige praktische forstliche Ausbildung in Karlsruhe und im Harz. Dieser Ausbildung bezeichnet er in seiner Selbstbiographie in Bezug auf forstliche Belange als "wenig lehrreich", jedoch fand er dafür Gelegenheit sich mit der Verwaltung des Berg- und Hüttenwesen vertraut zu machen. Ende 1780 kehrte er nach Dillenburg zurück, um bald darauf seine Reise an das Hoflager seiner zukünftigen Landesfürsten nach dem Haag anzutreten. Er wurde in den Bereich "Kammer- und Bergcommission" versetzt, jedoch erst auf Probe und ohne bindende Befugnisse und Gehalt.

Aufgrund seiner guten Leistungen in der Verwaltung erfolgte am 1. September 1782 die Beförderung zum Forstmeister. Kurze Zeit darauf erhielt er — neben seinen allgemeinen Dienstgeschäften — noch die Verwaltung der Forste des Fürstentums Siegen. 1785 erfolgte seine Beförderung zum Oberforstmeister, und — nach dem Tod seines Vorgängers des Oberjägermeisters v. Röder — erhielt er 1795 dessen Posten und zugleich das Präsidium der Bergcommission.

1806 wurde das Fürstentum Hessen von Napoleon erobert. Friedrich Ludwig von Witzleben wurde im Zuge der Verwaltungsreform auf seinem Posten belassen, da die Franzosen gerade für die forstlichen Dienststellen die einheimischen Beamten als am besten geeignet ansahen. Unter der französischen Verwaltung wurde er zum Staatsrath und zum Generaldirector der Domänen, Forste und Gewässer befördert. Von der Domänendirection wurde er, auf seinen Wunsch, bald darauf wieder entbunden. Die Aufsicht über die Generaldirection der Forste behielt er aber bis zum Ende der französischen Besatzung bis 1814 bei.

Nach der Besatzungszeit wurde Friedrich Ludwig in seinem früheren Posten als Oberjägermeister und Chef des Forstwesens wieder eingesetzt und er wurde zum Geheimen Staatsminister ernannt. Im Dezember 1814 wurde ihm das Großkreuzes des Kurhessischen Hausordens verliehen.

1817 verlieh im die Universität Marburg den Dr. phil. h. c. anlässlich der Feierlichkeiten zum 300jährigen Reformationsfest.

Der forstliche Schwerpunkt lag nun in der Förderung der Ausbildung von jungen Forstanwärtern. Dies manifestierte sich besonders im Jahre 1798 durch Gründung der Forstlehranstalt zu Waldau welche aber in Folge der Kriegswirren von 1815 wieder geschlossen wurde.

Er heiratete in Dillenburg am 31. Dezember 1782 Sophie Margarete Luise Freiin von Preuschen von und zu Liebenstein (1761–1863). Aus dieser Ehe gingen die folgende fünf Kinder hervor:

  • Annette (1783–1857), seit 1808 verheiratet mit Anton von Hardenberg, jüngerer Bruder von Novalis
  • Ernestine (1784–1863), seit 1804 verheiratet mit Karl Hartwig Gregor von Meusebach († 1847)
  • Caroline (1787–1860), seit 1820 verheiratet mit Hartmann von Witzleben (1766–1841)
  • Friedrich (1790–1858), Herr auf Weidelshof, hessischer Oberforstmeister, verheiratet mit Charlotte von Baumbach (1788–1847)
  • Karl (1794–1825), Kammerherr und Obergerichtsrat, verheiratet mit Sophie Freiin Schenk zu Schweinsberg (1796–1873)

Witzleben wurde auf dem alten Casseler Friedhof neben der Lutherkirche beerdigt. Im Kaufunger Wald oberhalb von der Krankenanstalt Oberkaufungen befinden sich noch heute ein Gedenkstein, der bereits 1818 zum 63.Geburtstag von Witzlebens von seinem Mitarbeiter, Johann Caspar Harnickell, dort errichtet wurde. Nicht weit davon entfernt weist eine Infotafel auf sein Wirken und seine Verdienste rund um die Forstwirtschaft hin [1].

Persönlichkeit und Mitgliedschaften

Grabstein von Friedrich Ludwig von Witzleben am alten Kassler Friedhof neben der Lutherkirche.

Die Selbstbiographie charakterisiert Witzleben als einen heiteren und lebensfrohen Mensch mit einer persönlichen Neigung zu Natur.

Er wurde im Laufe seines Lebens Mitglied zahlreicher Gelehrter Gesellschaften:

  • Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin (seit 1796). Seine Monographie über die Rothbuchen-Hochwaldung ist ihr gewidmet.
  • Seit 1778 ein aktives Mitglied im Bund der Freimaurer, seine Loge Zu den drey Löwen ist in Marburg ansässig.
  • Lateinischen Gesellschaft zu Jena
  • Sozietät der Forst- und Jagdkunde zu Waltershausen
  • Wetterauischen Gesellschaft für die gesamte Naturkunde (seit 1808)
  • Marburger Gesellschaft (seit 1817)

Werke als Schriftsteller

  • Witzlebens Hauptwerk ist das 1795 erschienene: Ueber die rechte Behandlung der Rothbuchen-Hoch- oder Saamen-Waldung, vorzüglich über die Bewirthschaftung pfleglich erzogner, gut und geschlossen stehender, vormals bereits regelmäßig behandelter Buchwaldungen,die 1805 in 2. Auflage erschien.
  • Die Direction des Forstwesens setzt staatswissenschaftliche Kenntnisse und gehörige Landeskunde voraus; aus der Siegen'schen Köhlerei-Verfassung erläutert (abgedruckt im VII. Bande, 1791, des Moser'schen Forstarchivs):
  • Ueber Baumschulen und Pflanzungen (1796);
  • Beiträge zur Holzcultur (1797; 2. Aufl. 1800);
  • Abhandlung über einige noch nicht genug erkannte und beherzigte Ursachen des Holzmangels (1800)
  • Außerdem verfasste er Aufsätze, die schwerpunktmäßig das praktische Forstwesen betreffen. Diese wurden in die Jahrgänge 1794—1806 des Taschenbuchs für Forst- und Jagdfreunde von Ludwig von Wildungen abgedruckt.

Quellen und Literatur

  • F. W. Strieder's Grundlage zu einer Hessischen Gelehrten- und Schriftsteller-Geschichte. 17. Band, 1819. Hrsg. von Justi, S. 197.
  • Allgem. Forst- und Jagd-Zeitung, 1847, S. 195 (Biographie).
  • Fraas, Geschichte der Landbau- und Forstwissenschaft, S. 557 und 566.
  • Bernhardt, Geschichte des Waldeigenthums etc., II, S. 271, Bemerkung 70, S. 292, 295, 330, 386, 397; III, S. 89, Bemerkung 112.
  • Heß, Richard, „Witzleben, Friedrich Ludwig“, in: Allgemeine Deutsche Biographie 43 (1898), S. 671-675
  • Adolf Tilmann, Statistische Beschreibung des Regierungsbezirks Wiesbaden, II. Heft, 1876, S. 18.
  • Roth, Geschichte des Forst- und Jagdwesens in Deutschland., S. 620. — Heß, Lebensbilder hervorragender Forstmänner etc., 1885, S. 417.

Einzelnachweise

  1. http://www.erinnerungen-im-netz.de/aw/Testseiten/~sw/Forstlehranstalt_Waldau/ Job von Witzleben und die Forstlehranstalt Waldau" . Website der Erinnerungen im Netz. Abgerufen am 3.März 2011

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