Fürst Bismarck (1891)

Fürst Bismarck (1891)

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Fürst Bismarck
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Schiffsdaten
Flagge Deutsches Reich
Russland
Österreich-Ungarn
Italien
andere Schiffsnamen
  • Don
  • Moskau
  • Gäa
  • San Giusto
Schiffstyp Passagierdampfer
Heimathafen Hamburg
Eigner Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft
Bauwerft AG Vulcan Stettin
Stapellauf 29. November 1890
Indienststellung 27. März 1891
Verbleib 1924 in Triest abgewrackt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
159,90 m (Lüa)
Breite 17,00 m
Vermessung 8.874 BRT
 
Besatzung 280
Maschine
Maschine 2 Dreifach-Expansions-Dampfmaschinen
Maschinen-
leistung
14.150
Geschwindigkeit max. 20,6 kn (38 km/h)
Propeller 2

Die erste Fürst Bismarck der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (HAPAG) war der vierte Schnelldampfer der Gesellschaft nach den beiden etwas kleineren Schwestern Augusta Victoria und Columbia und dem bei der Fairfield Shipbuilding & Engineering Company, Glasgow, gebauten Schwesterschiff Normannia. Bei ihrer Fertigstellung durch die AG Vulcan Stettin war sie mit 8874 BRT das größte deutsche Passagierschiff.

Inhaltsverzeichnis

Schnelldampferflotte der HAPAG

Die vier Doppelschrauben-Schnelldampfer verkehrten von Hamburg über Southampton und Cherbourg nach New York. Auf der Rückfahrt liefen sie Plymouth statt Southampton an. Wegen der Sicherheit der großen Schiffe auf der Elbe fuhren die Dampfer im Liniendienst tatsächlich nicht bis Hamburg. Die Passagiere wurden auf der Hin- und Rückreise in Cuxhaven abgefertigt, wo sie mit dem Tender Blankenese[1] an Bord gebracht beziehungsweise abgeholt wurden. Dies änderte sich erst 1897 mit der Fertigstellung des Neuen Hafens in Cuxhaven, der das Anlegen der Schnelldampfer erlaubte und durch die Fürst Bismarck erstmals genutzt wurde. Die Schiffe liefen dann weiter bis auf der Höhe von Brunshausen (heute Stadersand). Hier wurde die Ladung mit Leichtern gelöscht und neue Kohlen und Ladung aufgenommen.

Mit den Schnelldampfern bot die HAPAG einen wöchentlichen Schnelldienst zwischen den USA und Europa an, der in der Regel fünf oder sechs Tage für die Überfahrt benötigte.

Technische Beschreibung

Die Fürst Bismarck hatte fünf mit Teak belegte Stahldecks und zwei Maste ohne Segelvorrichtung und wie ihre Schwesterschiffe drei Schornsteine. Wie die Schwesterschiffe war sie im Rumpf längsgeteilt und jede Hälfte hatte Querschotten. Jede Hälfte beherbergte eine Maschine mit eigener Kesselanlage. Dies wurde in der Werbung auch als Sicherheitselement herausgestellt. Der Doppelboden war ebenfalls vielfach unterteilt und konnte zum Teil als Ballasttank genutzt werden.

Die Kabinen der I. Klasse befanden sich mittschiffs, es gab Aufenthaltsräume für Damen wie Herren und nur für diese auch einen Rauchsalon. Die kleineren und einfacher ausgestatteten Kabinen für die II. Klasse waren zum Teil auf derselben Höhe, aber vorn und hinten im Schiff und hatten eigene Aufenthaltsräume. Im darunterliegenden Zwischendeck gab es Räume für ledige Männer, Frauen und Familien.[2]

Das Schiff hatte Einrichtungen für 420 Passagiere der I. Klasse, 172 der II. Klasse und 700 Personen im Zwischendeck.

Im Dienst der HAPAG

Die am 29. November 1890 von Stapel gelaufene Fürst Bismarck[3] wurde am 25. April 1891 der HAPAG übergeben und trat am 8. Mai ihre Jungfernfahrt von Hamburg über Southampton nach New York an. Sie war schneller als ihre Schwesterschiffe und von ihr wird teilweise behauptet, sie habe das Blaue Band erobert. Tatsächlich hielt sie nur den Streckenrekord auf der von den deutschen und französischen Schiffen befahrenen Route.

Ab August 1892 hatten die HAPAG-Schiffe ein Problem wegen der Cholera-Epidemie in Hamburg und der strengen Quarantänebestimmungen in New York. Die Schnelldampfer liefen in dieser Zeit nur bis Southampton. Als im September 1893 kurzzeitig wieder vermehrt Cholera-Fälle auftraten, wurde Wilhelmshaven für eine Weile Endpunkt des Verkehrs der Schnelldampfer.

1893 wurde die Fürst Bismarck als durchschnittlich viertschnellstes Postschiff auf dem Nordatlantik erfasst, während das Schwesterschiff Normannia die schnellsten Durchschnittszeiten vor der Columbia erreichte. Die Augusta Victoria als langsamste des Quartetts lag auf Platz neun. Alle NDL-Schiffe waren wesentlich langsamer. Am 22. Mai 1894 rammte die Fürst Bismarck nachts mitten im Atlantik den französischen Schoner Louise, dessen Besatzung ihr Schiff aufgab. Freiwillige des Schnelldampfers segelten das fast unbeschädigte Schiff bis zum 11. Juni nach Falmouth (Cornwall) zurück. Das Seeamt entschied, der Unfall sei auf die fehlerhafte Beleuchtung des Seglers zurückzuführen.

Bis zum Sommer 1894 hatte das Schiff 14 Fahrten vor allem mit Auswanderern in die USA durchgeführt. Die Töchter der Amerikanischen Revolution verliehen dem Schiff am 4. Juli 1894 für seine schnellen Überfahrten eine Kopie der Freiheitsglocke, um gleichzeitig an prominente deutsche Auswanderer zu erinnern. Der Kapitän versprach, diese immer zu läuten, wenn die Navesink Highlands oder das dortige Leuchtfeuer[4] in Sicht komme.[5]

Die Fürst Bismarck und ihre Schwestern scheinen 1892 bis 1894 auf der Ausreise teilweise Queenstown, Irland (seit 1922: Cobh) angelaufen zu haben. Auf der Nordatlantikroute blieb die Fürst Bismarck bis zum Start ihrer letzten Rundfahrt am 5. November 1903 im Einsatz.[6]

Die Fürst Bismarck und ihre Schwestern versahen ihren Dienst zuverlässig und schnell. Allerdings gab es im Winter kein ausreichendes Publikumsinteresse an der Querung des Nordatlantiks. Vom 22. Januar bis zum 21. März 1891 hatte daher die Augusta Victoria eine Mittelmeerkreuzfahrt von und nach Cuxhaven durchgeführt. Diese „Vergnügungsreisen“ ins Mittelmeer, nach Norden bis Spitzbergen oder zu den Westindischen Inseln wurden zu einem festen Bestandteil des Angebotes der HAPAG neben dem Linienverkehr. Die Fürst Bismarck führte Anfang 1894 auch eine touristische Mittelmeerfahrt ab New York durch.[7]

Der Norddeutsche Lloyd (NDL) setzte seine Schnelldampfer im Winter von Mittelmeerhäfen nach New York ein. Dem schloss sich die HAPAG 1893 an und die Fürst Bismarck lief am 27. März 1894 erstmals auf der der Route GenuaNeapelGibraltar–New York. Dabei handelte es sich vermutlich um die Rückfahrt der zuvor genannten Mittelmeerkreuzfahrt. Sie wurde regelmäßig in den folgenden Jahren im Winter auf dieser Strecke eingesetzt und verließ Neapel am 26. Januar 1902 letztmalig in Richtung New York. Auf dieser Route arbeiteten HAPAG und NDL seit 1894 bis zum Winter 1900/1901 als Partner zusammen.

Russischer Hilfskreuzer Don

Der Russisch-Japanische Krieg führte erneut zu einem Bedarf an schnellen Hilfskriegsschiffen. Russland erwarb aus Deutschland vier ältere Doppelschraubenschnelldampfer: die Kaiserin Maria Theresia des NDL sowie die Auguste Victoria, die Columbia und die Fürst Bismarck der HAPAG.

Die Fürst Bismarck traf am 14. März als erster der angekauften Schnelldampfer in Libau ein und wurde in Don umbenannt. Beim Abnahmetest erreichte sie 20,09 Knoten. Es wurde sofort mit der Umrüstung begonnen. Wie auf den anderen Schiffen auch wurde der Platz für die Zwischendeckspassagiere in zusätzliche Kohlebunker verwandelt und es wurden Luken für eine Kohlenübernahme auf See geschnitten. Als Bewaffnung wurden zwei 12-cm-Geschütze, vier 7,6-cm-Armstrong-Geschütze und acht 5,7-cm-Hotchkiss-Kanonen installiert. Am 13. Juli wurde die Don zusammen mit der Ural (ex. Kaiserin Maria Theresia) in Dienst gestellt. Das russische Oberkommando plante, die vier Hilfskreuzer nacheinander in den Atlantik zu senden, um zu kontrollieren, welche Schiffe mit Kriegsmaterial nach Japan unterwegs waren.

Am 16.Juli liefen Don und Ural zu einer Kontrollfahrt in den Atlantik aus. Bis Skagen wurden sie von zwei Zerstörern begleitet, die sie für die Rückfahrt mit Kohlen versorgten. Anfangs hatte die Ural Schwierigkeiten, die geplante Geschwindigkeit zu halten und zwang die Don zu mehreren Stopps. Später hatte auch diese Probleme, da sich zeigte, dass die Heizer mit der Kesselanlage nicht vertraut waren. Zudem war ein Kessel nicht dicht. Am 25. Juli trennten sich die Schiffe auf der Höhe von Lissabon. Die Ural lief in Richtung Gibraltar, während die Don weiter nach Süden vor die afrikanische Küste ging. Sie lief bis in das Gebiet der Kanaren, hatte aber ständig Maschinenprobleme, wenn sie ein Schiff verfolgen wollte, um es zu kontrollieren. Daher lief sie nach Vigo zurück, um dort Kohlen und Ersatzteile zu beschaffen. Der Hilfskreuzer Ural hatte inzwischen bereits die Rückfahrt angetreten und auch die Don erhielt den Befehl, zurückzukehren, da der Hilfskreuzer Terek auslief. Trotz erneuter Probleme mit dem Kessel Nr. 4 erreichte die am 17. August aus Vigo ausgelaufene Don am 20. den Pas de Calais und am 24. August Libau. Sie hatte 7038 Seemeilen zurückgelegt und 3932 t Kohlen verbraucht.

Sie wurde sofort in die Reparatur gegeben,war aber nicht rechtzeitig einsatzbereit, um mit dem Zweiten Pazifischen Geschwader nach Fernost auszulaufen.

Im Januar 1905 wurde nochmals erwogen, die Don in die Nordsee zu entsenden, der Zustand ihrer Kessel verhinderte jedoch einen Einsatz. Im Oktober wurde mit der Abrüstung des Hilfskreuzers begonnen.

Die Pläne, die drei überlebenden ehemaligen HAPAG-Schnelldampfer zivil einzusetzen, wurden nur bei der ehemaligen Fürst Bismarck verwirklicht. Sie wurde wieder in ein Passagierschiff umgebaut und kam als Moskau der Russischen Freiwilligen Flotte am 30. April 1907 auf der Strecke Libau–Rotterdam–New York zum Einsatz. Nach nur vier Rundreisen wurde sie wieder stillgelegt, da ein wirtschaftlicher Erfolg sich nicht einstellte.

Dienst in der Österreichischen Marine

Im Juli 1909 übernahm die Österreichisch-Ungarische Kriegsmarine das Schiff in Stettin, um es als Mutterschiff für Zerstörer einzusetzen. Nach einem Umbau kam die ehemalige Fürst Bismarck im Mai 1910 als Gäa in den Dienst und nahm bis 1912 an den Sommermanövern aktiv teil. Danach in Reserve wurde sie am 31. Juli 1914 wieder aktiviert. Sie verlegte in die Bucht von Kotor, um die Kreuzerflotille zu unterstützen.[8] 1915 wurde sie dann Mutterschiff für U-Boote[9] in Cattaro. Beim Matrosenaufstand von Cattaro im Februar 1918 war die Gäa eines der Hauptschiffe der Aufständischen. Im November 1918 transportierte sie tschechische und österreichische Matrosen der inzwischen vom südslawischen Nationalrat übernommenen Marine nach Fiume und Pola, wo die Italiener den ehemaligen Schnelldampfer beschlagnahmten.

Letzter Einsatz

Als San Giusto führte sie im Januar 1921 für die Cosulich Line noch eine letzte Fahrt von Triest über Neapel nach New York durch. Dabei zeigte sich, dass der Rumpf des Schiffes in einem schlechten Zustand war.

Man verzichtet auf weitere Einsätze und 1923–24 wurde das Schiff bei der Firma Breda in Triest abgebrochen. Die Berichte über Fahrten nach Südamerika sind unbestätigt.

Literatur

  • Arnold Kludas: Die deutschen Schnelldampfer II. Die „Augusta-Victoria“-Klasse. In: Deutsches Schiffahrtsarchiv. Band 4 (1981), ISSN 0343-3668, S. 93-108.
  • Arnold Kludas: Deutsche Ozean-Passagierschiffe 1850 bis 1895. Transpress, Berlin 1983, S. 82-83.
  • Arnold Kludas: Die Geschichte der deutschen Passagierschiffahrt 1850 bis 1990. Ernst Kabel Verlag, 1986.
  • Arnold Kludas: Vergnügungsreisen zur See, Band 1: 1889–1939. Convent Verlag, Hamburg 2001, ISBN 3-934613-21-7, S. 21–28.
  • Herbert Kuke: Kurs Helgoland : eine Geschichte des Seebades, des Seebäderdienstes und der Seebäderschiffe seit 1829. Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg 1974, ISBN 3-7979-1839-9.

Weblinks

  1. Raddampfer mit zwei Schornsteinen, 462 BRT, 70,4 m lang, 800 PS, 12 kn, 530 Tagesgäste, 1866 in Glasgow als Albert Victor gebaut, Dienst auf der Themse, Februar 1870 Erwerb durch die HAPAG, umbenannt in Helgoland, seit 1872 Blankenese, auch Helgoland- und Unterelbe-Dienst, September 1912 zum Abbruch verkauft.
  2. Hamburg America Line, Norway Heritage website, Auszüge aus einer Werbebroschüre 1896
  3. Bild der Fürst Bismarck
  4. Artikel zum historischen Leuchtfeuer über Sandy Hook Bay im engl. wiki
  5. A LIBERTY BELL FOR THE BISMARCK
  6. Liste einiger Überfahrten und Bild
  7. Bericht über Reisen prominenter Amerikaner
  8. Bild der Gäa in Cattaro
  9. Bilder der Gäa mit U-Boot und U-Booten

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